Friede von Basel
Der Friede von Basel von 1795 (Basler Frieden) setzte dem Krieg zwischen Frankreich und Preußen bzw. Spanien ein vorläufiges Ende. Diese Parteien, in Koalition mit England, Österreich und den Niederlanden, bekämpften sich im Laufe des Ersten Koalitionskrieges (1792–1797). Der Friede führte dazu, dass das revolutionäre Frankreich als gleichberechtigte Großmacht anerkannt wurde. Preußen selbst führte das Abkommen schleichend in die außenpolitische Isolation: Während des Zweiten und des Dritten Koalitionskriegs blieb es neutral. Im Pariser Traktat vom 15. Februar 1806 ließ sich Preußen dann aber von Frankreich das Kurfürstentum Hannover „schenken“ und stand so, als Napoleon seine „Schenkung“ zu annullieren gedachte und es darüber zum Vierten Koalitionskrieg kam, fast alleine da.
Hintergrund
Die militärische Beteiligung Preußens an der Koalition gegen Frankreich wurde 1794 von Berlin den Reichsständen als nicht mehr zu finanzieren dargestellt. Bei einer Weigerung der anderen Reichsfürsten, Finanzmittel zu stellen, drohte Preußen – entgegen den reichsrechtlichen Statuten – mit dem Abzug der Truppen. Der polnische Kościuszko-Aufstand gab Preußen die willkommene Möglichkeit, mit einer Intervention Gebietsgewinne zu erzielen, die es im Krieg gegen Frankreich bis dahin nicht realisieren konnte. Preußen stand also vor dem Staatsbankrott und war auf Finanzhilfen angewiesen, oder es musste seinen als erfolglos eingeschätzten Einsatz am Rhein beenden, um sich an der Aufteilung Polens beteiligen zu können.
Vertragsverhandlungen
Der Frieden bestand aus drei separaten Friedensschlüssen:
- Am 5. April 1795 einigte sich Frankreich mit Preußen auf einen seit 1794 diskutierten Vertrag. In der Nacht auf den 6. April unterzeichneten die Vertreter beider Länder, François Barthélemy und Karl August von Hardenberg, den Friedensvertrag. Jeder befand sich in seiner eigenen Basler Unterkunft, im Rosshof bzw. dem Markgräflerhof, und die Papiere wurden durch einen Kurier überbracht. In dem Vertrag überließ Preußen den Franzosen seine linksrheinischen Besitzungen und erhielt in einem Geheimartikel das Versprechen, dass es rechtsrheinisch entschädigt würde, falls das linke Rheinufer in einem allgemeinen Frieden endgültig an Frankreich fallen sollte. Der Basler Stadtschreiber Peter Ochs hatte als Vermittler wesentlichen Anteil an diesem Abschluss. Am 15. April 1795 wurde der zu Basel abgeschlossene Friedensvertrag in Berlin ratifiziert.[1] Einen großen Einfluss auf das Zustandekommen dieser diplomatischen Lösung wird auch dem französischen Diplomaten und Geheimdienstchef Théobald Bacher zugeschrieben.
- Am 17. Mai 1795 erklärten der Westfälische Kreis, Ober- und Niedersachsen, Franken, die Oberpfalz, Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt ihre Neutralität. Eine Demarkationslinie hierzu führte rechtsrheinisch von der Mündung der Anger am Niederrhein, entlang der oberen Wupper über Limburg an der Lahn, Höchst am Main bis Darmstadt.[2] Die Trennung verlief weiter in südöstlicher Richtung und trennte Franken von Schwaben und Bayern. Von ihrem südlichsten Punkt bei Nördlingen und Pappenheim führte sie in nordöstlichem Verlauf bis zur Elbe oberhalb von Dresden und trennte Meissen und die Lausitz von Böhmen.[3]
- Am 22. Juli 1795 kam es dann wiederum nachts zur Unterzeichnung des Friedensvertrages zwischen Frankreich und Spanien, vertreten durch Domingo de Iriarte. Diesmal im Stadtpalais von Peter Ochs, dem Holsteinerhof. Spanien musste seinen Anteil an der Insel Hispaniola an Frankreich abtreten.
Mit Preußen und Spanien schieden damit zwei Hauptgegner der Französischen Republik aus dem Ersten Koalitionskrieg aus.
- Am 28. August 1795 kam es schließlich auch noch zum Friedensschluss zwischen Frankreich und Hessen-Kassel, vertreten durch Friedrich Sigismund Waitz von Eschen.
Während der Friedensverhandlungen in Basel wurde zudem die Herzogin von Angoulême Marie Thérèse Charlotte de Bourbon, die Tochter des 1793 geköpften französischen Königs Ludwig XVI., gegen fünf Kommissare des Konvents (darunter der ehemalige Kriegsminister Beurnonville) ausgetauscht, die von General Dumouriez den Österreichern in Belgien als Geiseln gestellt worden waren.[4]
Anmerkungen
Der Separatfrieden Preußens mit Frankreich war faktisch ein Austritt aus dem Reichsverbund. Das seit den Kriegen Friedrichs des Großen gegen Kaiserin Maria Theresia ohnehin gespannte Verhältnis zum Koalitionär Österreich erreichte einen Tiefpunkt und förderte bei Österreich eine noch größere Bereitschaft zur Weiterführung des Krieges.
- „Seinerseits richtete Österreich sehr bittere Bemerkungen an den Reichstag; es erklärte, es wünsche den Frieden so sehr, wie nur irgend Jemand, halte ihn aber für unmöglich und wolle den günstigen Augenblick erst abwarten, um deßhalb zu unterhandeln; auch für die Staaten des Reiches würde es weit vortheilhafter sein, sich der altbewahrten österreichischen Treue anzuvertrauen, als wortbrüchigen Mächten, die bisher ihren Verpflichtungen noch nicht nachgekommen waren. Um sich den Anschein zu geben, als rüste er sich zum Kriege, obwohl er nur Frieden begehrte, verordnete der Reichstag für diesen Feldzug das fünffache Contingent und setzte fest, daß die Staaten, welche keine Soldaten zu stellen vermöchten, sich mit 240 fl. für den Mann von dieser Verpflichtung loskaufen könnten.“ (Adolphe Thiers)[5]
Der Basler Frieden war vor allem für das Heilige Römische Reich und dessen Reichsverfassung eine Niederlage. Preußen stimmte ohne unmittelbare französische Gegenleistungen zu, allerdings erhielt es die Zusage auf Entschädigungen rechts des Rheins für Verluste links des Rheins. Aus preußischer Sicht bestand ein weiterer Vorteil des Basler Friedens darin, sich nach der Befriedung im Westen besser in der Dritten Teilung Polens engagieren zu können. Das Reich teilte sich in der Folge in einen von Preußen dominierten Norden und den von Österreich angeführten Süden (→ deutscher Dualismus). Zwischen diesen Blöcken versuchten einige Souveräne, ihre Staaten durch geschicktes Manövrieren zu erhalten und zu stärken (→ Drittes Deutschland). Eine temporäre Lösung für das deutsche Reichsgebiet kam erst zwanzig Jahre später im Zuge des Wiener Kongresses zustande. Ein Historiker kommentierte das Resultat des Basler Friedens so: „Damit war ein Wendepunkt erreicht, von dem aus ein gerader und unumkehrbarer Weg zur Auflösung des Alten Reiches führte.“[6]
Literatur
- Basler Friede. In: Meyers Konversations-Lexikon. Band 2, Leipzig 1874.
- Max Plassmann: Die preußische Reichspolitik und der Frieden von Basel 1795. In: Jahrbuch Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Band 4, 2001/2002 (Online).
- Adolphe Thiers: Geschichte der Französischen Revolution. Band 4, übersetzt von A. Walthner, Mannheim 1844, S. 398 ff.
- Christian Simon: 1795: Der Basler Frieden. In: Basler Stadtbuch 1995, S. 36–39.
- Ferdinand Schwarz: Der Basler Friede von 1795. In: Basler Jahrbuch 1924, S. 32–50.
Einzelnachweise
- E. von Cosel: Geschichte des Preußischen Staates und Volkes unter den Hohenzollern'schen Fürsten, Dritter Band, Leipzig 1870, S. 385 (Google Books)
- Meyers-Konv.-Lexikon, Basler Frieden, Bd. 2
- Die Orts- und Länderbezeichnungen sind entnommen der Darstellung der Neutralitaetslinie vom 17 May 1795 zu Basel. SPSG, Atlanten und Karten 14
- A. Thiers, Gesch. d. Franz. Rev., Bd. 5, S. 62ff.
- A. Thiers: Geschichte der Französischen Revolution. Band 4, übersetzt von A. Walthner, Mannheim 1844, S. 399
- M. Plassmann: Die preußische Reichspolitik und der Frieden von Basel 1795, S. 147