Bartgras

Das Bartgras (Bothriochloa ischaemum (L.) Keng) ist eine Pflanzenart aus der Familie der Süßgräser (Poaceae). Es bestehen auch die Bezeichnungen Gemeines oder Gewöhnliches Bartgras. Für die Schweiz ist auch die Bezeichnung Hühnerfuss belegt.[1] Als Synonym des wissenschaftlichen Namens besteht auch die Bezeichnung Andropogon ischaemum L. bzw. Dichanthium ischaemum (L.) Roberty.

Bartgras

Bartgras

Systematik
Commeliniden
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Süßgräser (Poaceae)
Unterfamilie: Panicoideae
Gattung: Bothriochloa
Art: Bartgras
Wissenschaftlicher Name
Bothriochloa ischaemum
(L.) Keng

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Die ausdauernde Pflanze erreicht Höhen zwischen 15 und 60 (bis 100) Zentimetern.[2] Sie ist ein Hemikryptophyt. Die Stängel sind meist gekniet-aufsteigend, sind glatt und kahl und tragen 4 bis 12 Knoten.[2] Die Blätter des Bartgrases sind graugrün, 8 bis 20 Zentimeter lang und 2 bis 4 Millimeter breit[2], die Blatthäutchen sind als Haare ausgebildet.

Habitus
Vegetative Teile des Bartgrases

Generative Merkmale

Die Blütezeit ist Juli bis Oktober. Der Blütenstand besteht aus (2-) 3 bis 6 (bis 10) ährenförmigen Blütentrauben. Sie sind hellviolett gefärbt. Die Trauben sind fast fingerförmig angeordnet, jede ist 3 bis 8 Zentimeter lang und steil aufrecht gerichtet.[2] Die Traubenachse ist zwischen den Ährchenpaaren dicht mit 2 bis 3 Millimeter langen Haaren besetzt. Diese Achse zerfällt zur Reifezeit.[2] Die Ährchen sind in Paaren angeordnet; das eine ist sitzend und begrannt, das andere gestielt und unbegrannt. Die Ährchen sind 3,5-4,5 mm lang, schmal elliptisch, aber zugespitzt. Die Granne des sitzenden Ährchens ist 8 bis 16 Millimeter lang. Die Hüllspelzen sind fast gleich und 3 bis 4 Millimeter lang.[2] Die Deckspelze des unteren, männlichen oder sterilen Blütchens ist 3 bis 3,5 Millimeter lang, durchsichtig und an den Rändern kurz behaart.[2] Die Deckspelze des oberen, zwittrigen Blütchens ist etwa 1,5 Millimeter lang, 0,5 Millimeter breit und läuft in die lange gedrehte Granne aus.[2] Auch das gestielte Ährchen ist zweiblütig. Seine Hüllspelzen sind denen des sitzenden Ährchens ähnlich. Das untere Blütchen ist männlich; seine Staubbeutel sind 1,5 bis 2 Millimeter lang oder wie das obere verkümmert und steril.[2]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 40.[3]

Ökologie

Das Bartgras entfaltet sich erst im Sommer und Herbst.

Vorkommen

Das Bartgras kommt in den gemäßigten Zonen Eurasiens und in Nordwestafrika vor. In Amerika ist es ein Neophyt.[4] Es wächst auf sommerwarmen, aber nicht zu trockenen, mageren, basenreichen, meist kalkhaltigen, neutralen bis milden, humosen, lockeren, flachgründigen Steinböden oder tiefgründigen Sand- oder Lössböden. Es gedeiht in Mitteleuropa in Gesellschaften der Klasse Festuco-Brometea, oft etwa im Xerobrometum.[3] Es steigt in den Alpen oberhalb Tartsch bis 1350 Meter im Kanton Wallis bei Törbel bis 1400 Meter Meereshöhe auf. Im Kaukasus werden Höhen von 1830 Meter, in Turkestan 2650 Meter und in Tibet sogar 4000 Meter erreicht.[2] Dagegen steigt die Art in Bayern nur bis 500 Meter auf.[2]

In Deutschland ist das Bartgras im Süden nur vereinzelt vertreten. Die Nordgrenze der Verbreitung in Deutschland verläuft vom Raum Bonn nach Sachsen-Anhalt mit den Gebieten um Halberstadt, Staßfurt und Halle (Saale). In Sachsen kommt es im Bereich von Dresden, Meißen und Bautzen vor. In gebirgigen Gebieten der Region fehlt es. Conert vermutet, dass dieses Fehlen mit lokalklimatischen Ansprüchen der Art und eventuell besonders zeitweiser Luftfeuchtigkeit zusammenhängt, was noch genauerer Untersuchung bedarf.[2]

In Österreich tritt das Bartgras im pannonischen Gebiet zerstreut, sonst nur selten in der collinen bis submontanen Höhenstufe auf. Die Vorkommen erstrecken sich auf alle Bundesländer außer Salzburg, in Vorarlberg ist es ausgestorben. Das Bartgras gilt im westlichen Alpengebiet Österreichs sowie im nördlichen Alpenvorland als gefährdet.[5]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 1+ (trocken), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[6]

Verwendung

Aus den Wurzeln (als italienische Reiswurzeln bekannt) werden Borsten für Bürsten hergestellt.[7] In der Heilkunde wurde das Bartgras als Ersatz für Kamelgras verwendet und wie dieses lateinisch als Juncus odoratus bezeichnet.[8]

Bilder

Quellen

Literatur

  • Rudolf Schubert, Klaus Werner, Hermann Meusel (Hrsg.): Exkursionsflora für die Gebiete der DDR und der BRD. Begründet von Werner Rothmaler. 14. Auflage. Band 2: Gefäßpflanzen. Volk und Wissen, Berlin (DDR) 1988, ISBN 3-06-012539-2, S. 599.
  • W.D. Clayton: Dichanthium Willemet. In: Thomas Gaskell Tutin u. a.: Flora Europaea. Band 5, Seite 266. Cambridge University Press, 1980, ISBN 0-521-20108-X.

Einzelnachweise

  1. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 27, online.
  2. Hans Joachim Conert: Familie Poaceae. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Auflage, Band I, Teil 3, Seite 15-18. Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg 1979. ISBN 3-489-52020-3.
  3. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 267.
  4. Bothriochloa ischaemum. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 18. November 2016..
  5. Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9, S. 963.
  6. Bothriochloa ischaemum (L.) Keng In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 13. März 2021.
  7. Der Grosse Brockhaus. Band 1, 1952, S. 636.
  8. Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 145.
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