Baker Street (Lied)

Baker Street ist ein Pop-Rock-Song von Gerry Rafferty aus dem Jahr 1978. Als Single erreichte das Musikstück hohe Chartpositionen. Es wurde seither mehr als fünf Millionen Mal im Radio gespielt und vielfach von anderen Musikern gecovert. Das Stück ist für sein markantes Saxophonsolo bekannt.

Baker Street
Gerry Rafferty
Veröffentlichung 3. Februar 1978
Länge 4:10
Genre(s) Rock
Autor(en) Gerry Rafferty
Verlag(e) Belfern Music Ltd.,
Island Music Ltd.
Auszeichnung(en) Gold
Album City to City
Coverversion
1992 Undercover
Gerry Rafferty – Baker Street

Entstehung und Inhalt

Gerry Rafferty arbeitete 1978 nach dem Bruch mit seiner Band Stealers Wheel an einer Solo-LP. Wegen Rechtsstreitigkeiten pendelte er in dieser Zeit zwischen Glasgow und London, wo er sich mit befreundeten Musikern häufig in der Baker Street traf.[1] Die langen Zugfahrten und nächtlichen Sessions lieferten dann die Inspiration zu dem Song mit der eher traurigen und schwermütigen Melodie. Der Text handelt von der Entfremdung des Ich-Erzählers in einer kalten Großstadt und der Hoffnung auf ein besseres Leben in der Zukunft. Rafferty selbst sagte über den Inhalt:

“Everybody was suing each other, so I spent a lot of time on the overnight train from Glasgow to London for meetings with lawyers. I knew a guy who lived in a little flat off Baker Street. We’d sit and chat or play guitar there through the night”

„Alle haben sich gegenseitig verklagt, deshalb verbrachte ich viel Zeit im Nachtzug von Glasgow nach London, um zu Verhandlungen mit Anwälten zu fahren. Ich kannte einen Typ, der in einer kleinen Wohnung nahe der Baker Street wohnte. Wir saßen dort die ganze Nacht und redeten oder spielten Gitarre.“

Besetzung

  • Gesang: Gerry Rafferty
  • Saxofon: Raphael Ravenscroft
  • Lead-Gitarre: Hugh Burns[3]
  • Schlagzeug: Liam Genockey
  • Bass: Gary Taylor
  • Electric piano, acoustic piano and synthesizers: Tommy Eyre
  • Congas: Glen Le Fleur
  • Rhythmusgitarre: Nigel Jenkins
  • Streicherarrangement: Graham Preskett

Kommerzieller Erfolg

Der Song erschien auf Raffertys Album City to City und wurde in einer knapp zwei Minuten kürzeren und damit radiotauglicheren Version auch als Single ausgekoppelt. In einer Zeit, als die Popularität von Punk- und New-Wave-Musik ihren Höhepunkt erreichte, waren Baker Streets Arrangement und Instrumentalisierung eher anachronistisch,[4] was den kommerziellen Erfolg aber nicht beeinträchtigte. Raffertys Originalversion erreichte in den USA Platz 2 der Billboard Hot 100 sowie Platz 3 der britischen und der deutschen Singlecharts. In Australien belegte der Titel Platz eins der Hitparade. Am 18. Juli 1978 wurde Baker Street mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichnet.[5] Im Oktober 2010 wurde der Song von der BMI für mehr als fünf Millionen Aufführungen ausgezeichnet.[6]

Saxophonsolo

Um das von Raphael Ravenscroft eingespielte Saxophonsolo (eigentlich ein Riff, das mehrfach variiert wird) rankt sich eine Vielzahl von Mythen. Zweifel an Raffertys Urheberschaft gab es aufgrund folgender Aussage Ravenscrofts:

“In fact, most of what I played was an old blues riff. If you’re asking me: ‘Did Gerry hand me a piece of music to play?,’ then no, he didn’t.”

„Eigentlich habe ich nicht viel mehr gespielt als ein altes Blues-Riff. Wenn Sie mich fragen ‚Hat Gerry mir Noten zum Spielen vorgelegt?‘, dann [lautet die Antwort:] Nein, hat er nicht.“

Raphael Ravenscroft: zitiert bei The Telegraph[2]

Um kursierende Gerüchte zu widerlegen, wurde dann auf einer Wiederveröffentlichung des Albums City to City ein Bonustrack mit einer frühen Demoversion des Songs beigelegt, bei der das Riff noch auf der Gitarre interpretiert wird. Nach Aussage des Sessiongitarristen Hugh Burns sei Rafferty der alleinige Urheber der Melodielinien des Songs, und Rafferty habe das Gitarren-Riff auf der Demoversion auch persönlich eingespielt.[7]

Auf dem Album Tomorrow Never Knows von Steve Marcus aus dem Jahr 1968 wird bei dem Song Half a Heart ein sehr ähnliches Saxophonintro verwendet.[7] Einen Zusammenhang zum Baker Street-Riff kann der The Atlantic-Autor Adam Chandler jedoch nicht finden.[7]

Gerüchte darüber, das Saxophonsolo sei von dem britischen Fernsehmoderator Bob Holness eingespielt worden, gehen auf eine scherzhafte Meldung im New Musical Express aus den 1980er Jahren zurück.[7]

Als Bezahlung für die Session soll Ravenscroft lediglich einen Scheck über 27 £ erhalten haben; der später geplatzt sein soll.[8] Rafferty selbst erhielt im Jahr 2008 noch jährlich rund 80.000 £ an Tantiemen.[9]

Coverversionen

Die kommerziell erfolgreichste Coverversion von der britischen Popband Undercover erschien 1992 und erreichte Platz 2 in den britischen Singlecharts. Rafferty bezeichnete diese Version als „ein fürchterliches und banales, trauriges Spiegelbild der Zeit“.[10] In der Zeichentrickserie Die Simpsons spielt Lisa Simpson in der Folge Die Saxophon-Geschichte eine Coverversion.

Das Stück wurde als Titelsong der Pilotfolge der TV-Soap Stella und der The Dave Ramsey Show (US-Radio) sowie im Soundtrack von Good Will Hunting und in den Filmen Kung Fu Hustle sowie Zodiac – Die Spur des Killers verwendet. Die Foo Fighters nahmen eine Hard-Rock-Version[11] von Baker Street als B-Seite ihrer Single My Hero auf, die 1998 in den Billboard Modern Rock Tracks Platz 34 erreichte. Country-Sänger Waylon Jennings, Rick Springfield und Jars of Clay spielten das Stück ebenfalls.

Dance-Versionen existieren unter anderem von DJ Octopus, von Deejay Goldfinger feat. Felisha und vom Jazz-Trompeter Maynard Ferguson. Auch das deutsche DJ-Duo Michael Mind coverte den Song.[12] Eine Fassung von Shawn Colvin zusammen mit David Crosby findet sich auf dem Album Uncovered aus dem Jahr 2015.

Einzelnachweise

  1. Martin Chilton: Gerry Rafferty and his songs of alienation. In: telegraph. 5. Januar 2011 (englisch, telegraph.co.uk).
  2. Martin Chilton: 'I was paid £27 for Baker Street sax solo'. The Telegraph, 21. Oktober 2014, abgerufen am 24. November 2016 (englisch).
  3. Interview mit Hugh Burns im Januar 2002 bei andrewbrel.com (Memento vom 7. Juli 2011 im Internet Archive)
  4. Paul Lester: Gerry Rafferty’s Baker Street: Booze, promiscuity and punk spirit. The Guardian, 5. Januar 2011, abgerufen am 24. November 2016 (englisch).
  5. Joseph Murrells, Million Selling Records, 1985, S. 464
  6. BMI: 2010 BMI London Award Winners
  7. Adam Chandler: ‘Baker Street’: The Mystery of Rock's Greatest Sax Riff. The Atlantic, 17. Dezember 2015, abgerufen am 24. November 2016 (englisch).
  8. Udo Reineke: Baker Street, Verkündigungssendung, kirche-im-wdr.de, 22. Juli 2021
  9. Stuck in a battle with booze. The Scotsman, 2. August 2008, archiviert vom Original am 5. Dezember 2018; abgerufen am 4. September 2022.
  10. Jane Fryer: Haunted by his greatest hit: Baker Street made him rich beyond his dreams, but it plunged Gerry Rafferty into drunken self-destruction. Daily Mail, 6. Januar 2011, abgerufen am 24. November 2016 (englisch).
  11. „Foo Fighters“ Variationen von „Baker Street“ (englisch)
  12. coverinfo.de: Abfrage „Baker Street“ (Memento vom 10. Juni 2015 im Internet Archive)
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