Bahnstrecke Nymburk–Děčín-Prostřední Žleb

Die Bahnstrecke Nymburk–Děčín (auch: Elbetalbahn) ist eine zweigleisige, elektrifizierte Hauptbahn („celostátní dráha“) in Tschechien, die ursprünglich durch die k.k. priv. Österreichische Nordwestbahn als Teil ihres Ergänzungsnetzes erbaut und betrieben wurde. Sie verläuft im Elbtal von Nymburk (Nimburg) über Lysá nad Labem (Lissa/Elbe), Mělník, Litoměřice (Leitmeritz) und Ústí nad Labem-Střekov (Aussig-Schreckenstein) nach Děčín (Tetschen).

Nymburk hl.n.–Děčín-Prostřední Žleb
Kursbuchstrecke (SŽDC):072, 073, 231
Streckenlänge:160,906 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:D4
Stromsystem:3 kV =
Höchstgeschwindigkeit:120 km/h
Zweigleisigkeit:Nymburk hl.n.–Děčín východ dolní n.
von (Wien–) Znojmo (Wien km 0)
322,663 Nymburk hl. n.
nach Mladá Boleslav (vorm. ÖNWB)
Verbindungskurve nach Nymburk město (vorm. StEG)
Veleliby–Nymburk město (vorm. StEG)
~325,9 Kamenné Zboží
328,850 Kostomlaty nad Labem
~332,8 Stratov
~333,8 Ostrá
von Milovice
337,602 Lysá nad Labem
nach Praha-Těšnov (vorm. ÖNWB)
~340,5 Lysá nad Labem-Dvorce
Iserbrücke
~344,5 Otradovice
348,445 Stará Boleslav früher Altbunzlau
353,967 Dřísy
~355,9 Ovčáry
Praha–Turnov
von Praha hl.n. (vorm. TKPE)
360,997 Všetaty (Inselbahnhof)
nach Turnov (vorm. TKPE)
~368,5 Malý Újezd
H von Mladá Boleslav (vorm. LB Melnik–Mscheno)
371,715 Mělník
~374,8 Mělník-Mlazice
377,949 ehem. Protektoratsgrenze (1938–1945)
379,883 Liběchov früher Liboch
385,712 Štětí früher Wegstädtl
Anschlussbahn SEPAP (Papierfabrik Štětí)
392,172 Hoštka früher Gastorf
397,986 Polepy früher Polep
~402,2 Křešice u Litoměřic früher Kreschitz
406,532 Litoměřice dolní n. früher Leitmeritz unt Bf
~407,8 Litoměřice město früher Leitmeritz Stadt
Stadttunnel Leitmeritz (350 m; aufgelassen)
Česká Lípa–Lovosice (vorm. A.T.E.)
Verbindungsgleis von Žalhostice
412,470 Velké Žernoseky früher Groß Tschernosek
~418,2 Libochovany früher Libochowan
419,842 vyh. Kamenolom
422,532 Sebuzín früher Sebusein
Sebuzín zastávka
426,498 Brná nad Labem früher Birnai
428,270 Ústí nad Labem-Střekov lázne Aussig-Schreckenstein Bad
431,113 Ústí nad Labem-Střekov früher Aussig-Schreckenstein
nach Ústí nad Labem západ (vorm. ÖNWB)
~435,4 Svádov früher Schwaden
~437,5 Valtířov früher Waltirsche
439,644 Velké Březno früher Großpriesen
nach Verneřice (vorm. L.G.W.A.)
~441,4 Malé Březno nad Labem früher Kleinpriesen
Přerov nad Labem früher Pschüra
Těchlovice (neu)
~445,8 Těchlovice früher Tichlowitz (alt)
447,477 Jakuby früher Jakuben
448,578 Jakubský (Jungfernsprungtunnel; 86 m)
449,108 Boletice nad Labem früher Politz
~452,8 Křešice u Děčína früher Krischwitz
Křešice u Děčína přívoz früher Krischwitz Centrowerk
~454,1 Děčín-Staré Město früher Altstadt (b Tetschen)
Jedlová–Děčín hl.n.
Verbindungsbahn nach Děčín východ horní n.
456,872 Děčín východ dolní n. früher Tetschen Nordwestbf.
Anschlussbahn Elbhafen Loubí (früher Schleppbahn Laube)
458,362 Děčínský (Quaderbergtunnel; 395 m)
Hafengleise (Elbhafen Loubí)
Elbbrücke
~458,9 von Děčín hl. n. (vorm. K. Sächs. Sts. E. B.)
459,206 Děčín-Prostřední Žleb früher Mittelgrund
nach Dresden-Neustadt (vorm. K. Sächs. Sts. E. B.)

Bedeutung

Schon zur Zeit der Monarchie stellte die Strecke die kürzeste Verbindung zwischen Wien und Mitteldeutschland dar. Heute nimmt die Strecke vor allem den Transitgüterverkehr zwischen Skandinavien und Südosteuropa auf. Der Reiseverkehr ist demgegenüber von untergeordneter Bedeutung.

Geschichte

Vorgeschichte und Bau

Streckennetz von ÖNWB (schwarz) und SNDVB (rot)

Verschiedene deutsche Wirtschaftskreise planten schon Ende der 1860er Jahre eine direkte Verbindung von Berlin nach Wien über Reichenberg. Österreich wünschte außerdem eine kurze Verbindung von Wien mit den Häfen der Ostsee und Nordsee, die auch Mittelböhmen (Kohlengruben und Zuckerfabriken) erschließen sollte. Dies war damals mit mehreren Frachtbriefen verschiedener Eisenbahngesellschaft möglich, wobei man auch von der StEG unabhängig sein wollte.

Schon 1865 leistete die Süd-Norddeutsche Verbindungsbahn (SNDVB) verschiedene Vorarbeiten für dieses Projekt, hatte aber mehrere Konkurrenten, besonders die StEG. 1867 vereinigte sich die SNDVB mit einigen anderen Bewerbern und erhielt am 8. September 1868 die Konzession zum Bau und Betrieb der Strecke Wien–Jungbunzlau sowie mehrerer Flügelbahnen.

Am 26. Juli 1870 wurde die k.k. priv. Oesterreichische Nordwestbahn (ÖNWB) gegründet, um eine zweite Nord-Südverbindung in Böhmen zu erschaffen. Im Jahre 1874 war mit der Strecke Wien–Mittelgrund die Hauptstrecke der Österreichischen Nordwestbahn fertiggestellt. Dazu kamen noch Zweigbahnen nach Jungbunzlau, Aussig und Prag. Am nördlichen Endpunkt der Strecke errichtete die ÖNWB 1880 einen eigenen Elbhafen, der mit einer Schleppbahn angeschlossen wurde.

Eröffnungsdaten
  • 4. Oktober 1873: NimburgLissa
  • 1. Januar 1874: Lissa–Schreckenstein
  • 5. Oktober 1874: Schreckenstein–TetschenMittelgrund
  • 1. Januar 1880: Schleppbahn Tetschen–Laube


Nach der Verstaatlichung

Nach der Verstaatlichung der ÖNWB ging die Strecke am 1. Januar 1908 an die k.k. österreichischen Staatsbahnen kkStB über. Nach dem Ersten Weltkrieg traten an deren Stelle die neu gegründeten Tschechoslowakischen Staatsbahnen ČSD.

Nach der Angliederung des Sudetenlandes an Deutschland im Herbst 1938 kam die Strecke zwischen Liboch und Mittelgrund zur Deutschen Reichsbahn, Reichsbahndirektion Dresden. Im Reichskursbuch war die Verbindung nun als KBS 162g Tetschen–Liboch–Lissa enthalten. Damit war die Strecke faktisch zu einer Nebenbahn abgestuft. Durchgehende Schnellzüge verkehrten nun nicht mehr.[1]

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kam die Strecke wieder vollständig zu den ČSD. Wegen der veränderten Verkehrsströme – die Verbindung nach Dresden spielte zunächst keine größere verkehrlich Rolle mehr – wurden nun alle Reisezüge nach Děčín hl.n. (früher Bodenbach) durchgebunden. Der alte Nordwestbahnhof wird seitdem nur noch für den Güterverkehr genutzt.

In den 1950er Jahren wurde die Strecke als Teil der tschechoslowakischen Hauptverkehrsachse KošiceChomutov zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert. Davon ausgenommen war nur der kurze Abschnitt zwischen Děčín východ und Děčín-Prostřední Žleb, dort erfolgte die Elektrifizierung erst 1987.

Folgende Tabelle zeigt die Eröffnungsdaten des elektrischen Zugbetriebes:

Eröffnung Strecke
29. September 1958Kolín–Nymburk hl. n.
29. Dezember 1958Nymburk hl. n.–Ústí nad Labem-Střekov
30. November 1962Ústí nad Labem-Střekov–Velké Březno
4. Februar 1963Velké Březno–Děčín východ
30. Dezember 1987Děčín východ–Děčín-Prostřední Žleb

In einer bis 2030 reichenden Konzeption der tschechischen Regierung zum Schienengüterverkehr ist in den Jahren 2018 bis 2025 eine grundsätzliche Modernisierung und Erneuerung der Strecke vorgesehen. In dem Zusammenhang soll auch die Fahrleitungsspannung auf Wechselstrom 25 kV 50 Hz umgestellt werden.[2] Im zweiten Halbjahr 2020 ist der Neubau der 1961 aufgebauten Fahrleitungsanlage zwischen Ústí nad Labem-Střekov und Velké Březno mit einem Kostenrahmen von 130 Millionen Kronen vorgesehen. Neben insgesamt 16 Kilometer Fahrdraht werden 276 Fahrleitungsmasten und 950 Isolatoren ersetzt.[3]

Während einer Vollsperrung zwischen Děčín východ und Děčín-Prostřední Žleb von März 2022 bis Februar 2023 wurden die Überbauten der Elbbrücke erneuert und der Quaderbergtunnel in Děčín instand gesetzt werden. Die Kosten des Gesamtprojektes lagen bei 1,3 Milliarden Kronen.[4]

Zugverkehr

Bahnhof Ústí n.L.-Střekov
Elbbrücke in Děčín

(Stand: 01/2008) In den ersten Jahrzehnten gab es zwei durchgehende Schnellzugpaare zwischen Wien und Tetschen, welche auch noch nach Gründung der Tschechoslowakei 1918 weiter verkehrten. Der Fahrplan 1918 wies zudem noch drei Personenzugpaare aus.[5] Durchgehende Reisezüge in Richtung Dresden gab es vor dem Zweiten Weltkrieg nicht. In Tetschen musste stets in die Züge Tetschen–Dresden der Kgl. Sächsischen Staatseisenbahnen (bzw. später der Deutschen Reichsbahn) umgestiegen werden.

Bis Anfang der 1990er Jahre verkehrten über die Strecke noch internationale Fernverkehrszüge, so etwa der Nachtzug „Saxonia“ zwischen Dresden und Balatonfüred. Das letzte hochwertigere Zugpaar war ein Schnellzug zwischen Děčín und Jihlava, der 2007 eingestellt wurde.

Heute ist die Verbindung in drei verschiedenen Kursbuchtabellen zu finden:

  • KBS 231: Praha–Lysá nad Labem–Kolín
  • KBS 072: Lysá nad Labem–Ústí nad Labem západ
  • KBS 073: Ústí nad Labem-Střekov–Děčín

Die Relation Kolín–Ústí nad Labem západ wird von einer im Zweistundentakt verkehrenden Schnellzugverbindung bedient. Zwischen Ústí nad Labem-Střekov und Děčín gibt es keinen Fernverkehr mehr.

Personenzüge verkehren heute in den Relationen Kolín–Lysá nad Labem–Praha, Lysá nad Labem–Ústí nad Labem západ und Ústí nad Labem-Střekov–Děčín. Auch hier besteht ein zweistündlicher Taktfahrplan, der werktags abschnittsweise zu einem Stundentakt verdichtet ist.

Siehe auch

Literatur

  • Zdeněk Hudec u. a.: Atlas drah České republiky 2006–2007. 2. Auflage. Verlag Pavel Malkus, Praha 2006, ISBN 80-87047-00-1.
  • Peter Wegenstein: Die Nordwestbahnstrecke. Verlag Peter Pospischil, Wien 1995 (Bahn im Bild 91).
  • Alfred Horn: Die österreichische Nordwestbahn. Bohmann Verlag, Wien 1967.
Commons: Bahnstrecke Nymburk–Děčín-Prostřední Žleb – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Deutsches Kursbuch – Jahresfahrplan 1944/45
  2. http://www.mdcr.cz/getattachment/Media/Media-a-tiskove-zpravy/Koncepce-nakladni-dopravy-pro-obdobi-2017-%E2%80%93-2023-r/Koncepce-nakladni-dopravy.pdf.aspx
  3. „Trať z Ústí nad Labem-Střekova do Velkého Března dostane nové troleje“ auf zdopravy.cz
  4. Pressemitteilung SŽDC vom 22. Februar 2023
  5. Fahrplan 1918 der CSD (Memento vom 21. Januar 2013 im Webarchiv archive.today)
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