Bahnstrecke Libourne–Buisson

Die Bahnstrecke Libourne–Buisson ist eine 97 km lange eingleisige, West-Ost-gerichtete normalspurige Eisenbahnstrecke in Südfrankreich. Sie verbindet 36 km von Bordeaux-Saint-Jean entfernt die Bahnstrecke Paris–Bordeaux im Westen mit der Nord-Süd-orientieten Bahnstrecke Niversac–Agen. Nach Osten hin bildet seit 1884 die Bahnstrecke Siorac-en-Périgord–Cazoulès die Verlängerung zur Bahnstrecke Les Aubrais-Orléans–Montauban-Ville-Bourbon, die ebenfalls eine wichtige Nord-Süd-Magistrale darstellt. Die Strecke verläuft ausschließlich im Tal der Dordogne und bereitete mit einer maximalen Steigung von 5 ‰ beim Bau keine großen Schwierigkeiten. Die Kilometrierung dieser Strecke beginnt in Paris-Austerlitz und führt über Orléans und Tours.

Libourne–Buisson
Bahnhofsgebäude von Mauzac, Sommer 2017
Bahnhofsgebäude von Mauzac, Sommer 2017
Strecke der Bahnstrecke Libourne–Buisson
Streckennummer (SNCF):629 000
Kursbuchstrecke (SNCF):108, 109
Streckenlänge:97,1 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Maximale Neigung: 5[1] 
Höchstgeschwindigkeit:90 km/h
Bahnstrecke Paris–Bordeaux von Bordeaux-Saint-Jean
Bahnstrecke Saint-André-de-Cubzac–Puisseguin (1 m)
547,1 Libourne 15 m
               
Bahnstrecke Marcenais–Libourne nach Marcenais und
Bahnstrecke Paris–Bordeaux nach Paris-Austerlitz
            
Bahnstrecke Saint-André-de-Cubzac–Puisseguin (1 m)
554,7 Saint-Émilion 23 m
556,9 Saint-Laurent-des-Combes 22 m
559,7 Saint-Étienne-de-Lisse 15 m
564,5 Castillon 25 m
567,0 Lidoire (51 m), Département Gironde / Dordogne
569,6 Lamothe-Montravel 20 m
572,8 Montcaret 20 m
576,1 Vélines 24 m
580,1 Saint-Antoine-de-Breuilh 19 m
~581,9 D 936E2 (ehem. N 136, ehem. BUE)
582,0 Saint-Antoine-Port-Sainte-Foy 20 m
584,4 Dordogne (Pont de Sainte-Foy-la-Grande, 190 m),
Département Dordogne / Gironde
585,6 Sainte-Foy-la-Grande 20 m
~591,9 Département Gironde/ Dordogne
594,4 Gardonne 32 m
596,1 Gardonnette (21 m)
~598,2 D 936 (ehem. N 136)
598,4 Lamonzie-Saint-Martin 27 m
600,4 Dordogne (Pont de Prigonrieux, 196 m)
601,1 Prigonrieux-La Force 28 m
Bahnstrecke Magnac-Touvre–Marmande v. Magnac-Touvre
607,5 Bergerac
~607,6 Av. Pasteur (ehem. N 21)
Bahnstrecke Périgeux–Bergerac von Périgeux
Gleisanschluss Poudrerie de Bergerac
Bahnstrecke Magnac-Touvre–Marmande nach Marmande
~611,2 N 21
614,9 Creysse-Mouleydier 44 m
615,8 Viaduc de Mouleydier (56 m)
616,0 Tunnel de Mouleydier (178 m)
620,3 Saint-Capraise-de-Lalinde 40 m
624,8 Couze 41 m
628,0 Lalinde 47 m
631,0 Sauvebœuf 45 m
632,3 Mauzac 49 m
633,7 Dordogne (Pont de Mauzac, 255 m)
634,0 Tunnel de Traly (300 m)
635,0 Tunnel du Cayre (349 m)
635,4 Dordogne (Pont de Trémolat, 231 m)
636,1 Trémolat 53 m
Brücke (30 m)
639,3 Dordogne (Pont d’Alles, 212 m)
639,6 Alles-sur-Dordogne 59 m
641,2 Dordogne (Pont de Limeuil, 212 m)
Bahnstrecke Niversac–Agen von Périgueux
643,0 Dordogne (Viaduc de Vic, 222 m)
644,2
557,4
Le Buisson 63 m
Bahnstrecke Niversac–Agen n. Agen ü. Siorac-en-Périgord
Bahnstrecke Siorac-en-Périgord–Cazoulès
n. Cazoulès ü. Siorac-en-Périgord

Geschichte

Die Konzessionärin dieser Strecke – ursprünglich nur bis Bergerac –, die Compagnie du chemin de fer de Libourne à Bergerac, existierte nicht lange. Sie bestand nur zwischen 1863 und 1869. Eine Vorläufergesellschaft, die aus dem Einzelkonzessionär Denis de Rougemont de Löwenberg, Nachfahre einer Schweizer Bankiersfamilie, bestand, unterzeichnete am 16. Juni 1862 mit dem Ministerium für öffentliche Arbeit einen Vertrag zum Bau und Betrieb dieser Strecke.[2] Zu diesem Datum wurde die Strecke für gemeinnützig erklärt, war also auch für Personenverkehr zugelassen. Drei Wochen später, am 6. Juli 1862, wurde mit einer Laufzeit von 99 Jahren die endgültige Konzession erteilt. Mit der Konzession wurde auch festgelegt, dass es keine staatlichen Subventionen gab, und unter Androhung von Konventionalstrafen die Fertigstellung der Strecke verlangt. Am 18. Juli 1866 wurde die Gesellschaft für zahlungsunfähig erklärt, nachdem Gläubiger sie verklagt hatten. Offensichtlich hatte sie mit Staatssubventionen gerechnet und diese in ihre Kalkulationen budgetiert. Bei der Zerschlagung der Gesellschaft gingen die Rechte an die Compagnie du chemin de fer de Paris à Orléans (PO).[3]

Eröffnung der Teilabschnitte[4]
DatumAbschnittLänge [km]
28. Januar 1869Libourne–Castillon17,4
29. November 1873Castillon–Port-Sainte-Foy17,5
20. Dezember 1875Port-Sainte-Foy–Bergerac25,5
28. Juni 1879Bergerac–Le Buisson36,7

1869 erhielt nun auch die PO als Rechtsnachfolgerin die endgültige Konzession, die in der Konkursabwicklung vom Staat übernommen worden war. Die Eröffnung der Strecke erfolgte in mehreren Etappen, wie die nachfolgende Tabelle darstellt. Schon im gleichen Jahr konnte der erste, 17,4 km lange Streckenabschnitt eröffnet werden. Der Volksmund nannte die Strecke Turlutchoutchou.[5]

Bahnhof Libourne, Sommer 2014
Tunnel de Mouleydier, März 2017

Bereits am 26. Juli 1868 wurde zwischen der PO und dem Minister für öffentliche Arbeiten ein Vertrag zur möglichen Verlängerung der Strecke bis Le Buisson unterschrieben, wo Anschluss an die Bahnstrecke Niversac–Agen bestand, die 1863 eröffnet worden war. 1874 wurde auch dieser Abschnitt als gemeinnützig anerkannt.[6]

Die Strecke wurde bis zum Ende des 20. Jahrhunderts auch im Fernverkehr benutzt. Züge aus Bordeaux fuhren beispielsweise über die Bahnstrecke Souillac–Viescamp-sous-Jallès bis Aurillac. Nachdem dort 1980 der Abschnitt SouillacSaint-Denis-près-Martel geschlossen worden war, machten die Züge den Umweg über Brive-la-Gaillarde, das der SNCF einige Jahre später zu defizitär wurde. Die zwei Zugpaare (im Winter eines) wurden daraufhin eingestellt.

Am 8. September 1997 ereignete sich in der Gemeinde Port-Sainte-Foy-et-Ponchapt der schwerste Unfall an einem Bahnübergang in Frankreich: Ein Zug des Transport express régional auf dem Weg zwischen Bordeaux und Sarlat prallte auf einen mit Kohlenwasserstoff beladenen Tanklastwagen, wobei der Tankkessel explodierte und ein Feuer entzündete. Es kamen 13 Menschen ums Leben, 43 wurden verletzt, davon zehn schwer. Vier Jahre später wurde dieser Bahnübergang durch eine Brücke ersetzt. Eine Gedenkstele an der Avenue de Bordeaux erinnert an das Unglück.[7]

2019 wurde die Strecke zuletzt generalüberholt. Die Kosten von 84 Mio. Euro teilten sich die Region Nouvelle-Aquitaine mit 35,18, der französische Staat mit 27,27, SNCF Réseaux mit 14,66 und lokale Gebietskörperschaften mit 6,75 Mio. Euro. Dabei wurden auf 62 km die Schienen ausgetauscht, fünf Bahnhöfe und drei Brücken saniert sowie 72 Bahnübergänge.[8]

Commons: Bahnstrecke Libourne–Buisson – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. SNCF, Région du sud-ouest. Carnet de profils et schémas, 1958, Blatt 108, 109
  2. Décret impérial portant concession des Chemins de fer de Clermont-Ferrand à Lempdes, de Montauban à la rivière du Lot, et de Coutras ie Périgueux. In: Bulletin des lois de la République française. Paris, 1. Dezember 1852, S. 690–691.
  3. Décret impérial qui approuvé ta Convention passée, les 2 février et 6 avril 1855, entre le Ministre de l’Agriculture, du Commerce et des Travaux publics, et la Compagnie du Chemin de fer Grand-Central de France. In: Bulletin des lois de la République française. Paris, 1. Juli 1855, S. 58–59.
  4. Edouard Féret: Statistique générale, topographique, scientifique, administrative, … Féret et fils, Paris 1878, S. 945.
  5. Au long de la ligne Bordeaux Sarlat. Private Homepage, 2005.
  6. No 3112: Loi relative à la déclaration d’utilité publique et à la concession définitive de plusieurs chemins de fer concédés à titre éventuel, et à l’adjudication de plusieurs chemins classés et non concédés, 23. März 1874, Ausgabe XII, Band 8, Nr. 205, Paris 1874, S. 801–823.
  7. Jean-Claude Faure: Port-Sainte-Foy : il y a 25 ans l’accident ferroviaire faisait 13 morts. Sud Ouest online, 29. August 2022.
  8. Grégoire Morizet: Le casse-tête des passages à niveau. Sud Ouest, Ausgabe Dordogne, 14. Dezember 2018, S. 14–15.
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