Bahnstrecke Lambach–Haag am Hausruck
Die Bahnstrecke Lambach–Haag am Hausruck, auch Haager Lies genannt, ist eine stillgelegte Lokalbahn in Österreich. Die 22,0 Kilometer lange normalspurige Stichbahn war eine Zweigstrecke der Westbahn und verband die Orte Neukirchen bei Lambach und Haag am Hausruck in Oberösterreich. Die meisten Züge fuhren durchgehend von und nach Lambach, wo auch die Kilometrierung ihren Ausgangspunkt hat. Einige Züge verkehrten über Lambach hinaus bis Wels.
Neukirchen bei Lambach–Haag am Hausruck | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Plandienstfahrzeug ET 25.103 in Haag am Hausruck | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenlänge: | 22,0 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Stromsystem: | 750 Volt = | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Minimaler Radius: | 142 m | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Höchstgeschwindigkeit: | 50 km/h | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Die Strecke nach Haag wurde am 23. Juli 1901 eröffnet. Sie befindet sich vollständig im Besitz der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB); die Betriebsführung wurde von Stern & Hafferl Verkehrs-GmbH durchgeführt. Die Bahn war elektrifiziert und wurde mit 750 Volt Gleichstrom betrieben. Auf der Westbahn fuhren die Züge von und nach Haag mit einer Spannung von 15.000 Volt Wechselstrom, das heißt, es waren Zweisystemfahrzeuge erforderlich.[1] Am 13. Dezember 2009 wurde der Schienenverkehr auf der Strecke eingestellt und die Zugverbindungen wurden durch Busse ersetzt.[2] Gleiskörper und Masten wurden abgetragen und ein Geh- und Radweg auf der Trasse der Haager Lies errichtet.[3]
Geschichte
Die Aktiengesellschaft der Lokalbahn Lambach – Haag wurde 1901 gegründet. Mit der Betriebsführung auf dieser Strecke wurden ursprünglich die k.k. österreichische Staatsbahnen beauftragt, betrieben wurde sie mit Dampflokomotiven. Von Anfang an war eine Verlängerung nach Ried im Innkreis geplant, diese wurde jedoch nie realisiert. Mit 1. Jänner 1930 wurde die Aktiengesellschaft liquidiert,[4] die Staatsbahnen BBÖ Eigentümer der Strecke. Da sich die Einnahmen in den 1930er Jahren weiter rapide verschlechterten, wollte diese die Bahn einstellen.[5] Die Verkehrsunternehmen Stern & Hafferl rettete die Bahn und die ÖBB übertrug dieser Firma die Betriebsführung. Daraufhin begann Stern & Hafferl im Jahre 1932 mit der Elektrifizierung der Strecke. Ein Jahr später konnte man am 8. April 1938 den ersten elektrischen Triebwagen auf der Strecke in Betrieb nehmen.
1948 führte die ÖBB auf der Westbahn Elektrifizierungsarbeiten mit Wechselstrom durch, was für den Lokalbahnbetrieb Veränderungen mit sich brachte. Die Fahrleitung der Lokalbahn musste deswegen zwischen Lambach und Neukirchen abgebaut werden. Da ein Betrieb mit Elektrotriebwagen in diesem Abschnitt nicht mehr möglich war, mussten diese Fahrten zwangsläufig mit geliehenen Dampflokomotiven und ehemaligen Wiener Stadtbahnwagen durchgeführt werden. Stern & Hafferl konnte dafür eine dauerhafte Lösung finden: Die Hauptwerkstätte Vorchdorf baute einen Wagen mit einem federnd aufgehängten Quecksilberdampf-Gasgleichrichter, der einen Betrieb mit Gleich- und Wechselstrom ermöglichte. Dieses Fahrzeug lief im Abschnitt Bachmanning–Lambach im Zugverband mit dem Triebfahrzeug, dem es den Gleichstrom über eine Kabel-Stecker-Verbindung zuführte.[6]
Im Jahre 1952 baute die Werkstatt einen zweiten solchen Gleichrichterwagen, der sich überaus gut bewährte. Die Lokalbahnfahrzeuge konnten somit das Streckennetz der ÖBB befahren; bei Sonderfahrten und diversen Überstellungsfahrten kamen die Stern & Hafferl-Fahrzeuge mit Gleichrichterwagen schon bis nach Linz und Salzburg. Der Übergang zwischen Gleich- und Wechselstrom erfolgt auf einem 800 Meter langen Streckenabschnitt bei Neukirchen.[7] Später wurden die Quecksilbergleichrichter durch Siliziumgleichrichter ersetzt.[6]
Die letzten Betriebsjahre
Wochentags verkehrten in der letzten Fahrplanperiode sieben Zugpaare, bis Wels zwei zusätzliche. An Samstagen wurden nur zwei Zugpaare angeboten, an Sonntagen nur mehr eines.[8] Im Planbetrieb kamen die beiden Triebwagen der Reihe 4855 zum Einsatz.
Die Strecke
Bei Neukirchen bei Lambach befand sich die Einbindung in die Westbahn; seit Inbetriebnahme der Linienverbesserung zwischen Lambach und Breitenschützing im Oktober 2012 ist die Strecke vom restlichen Bahnnetz isoliert.[9] Die Strecke war zuletzt wegen des schlechten Oberbauzustandes nur mit maximal 50 km/h befahrbar und die Achslast war auf 20 Tonnen beschränkt.
2001 wurden im Bahnhof Bachmanning alle Weichen erneuert[10]. Remisen gab es in Bachmanning und Haag am Hausruck. Da nicht alle Fahrzeuge geschützt abgestellt werden konnten, stand ein Großteil im Freien.
Das Ende
Mit dem 12. Dezember 2009 wurde der Personenverkehr auf der gesamten Strecke eingestellt.[11] Die ÖBB reichten 2008 Pläne für eine Linienverbesserung der Westbahn für höhere Geschwindigkeiten ein, die eine Einbindung der Haager Lies nicht mehr erlaubt hätten. Somit wäre die Haager Lies ein Inselbetrieb ohne Verbindung an die Westbahn geworden und für eine Weiterfahrt Richtung Wels wäre ein Umstieg nötig gewesen.[12] Im ÖBB-Regionalbahnkonzept, das im Juni 2006 dem ÖBB-Aufsichtsrat vorgelegt wurde, ist die Haager Lies als „dauerhaft einzustellen“ geführt. Im ÖBB-Regionalbahnkonzept, das im Juni 2008 vorgelegt wurde, wird die Strecke als „nicht vernetzte Eisenbahn“ geführt, deren Strecke abzutreten oder einzustellen ist.
Die ÖBB Infrastruktur Betrieb AG hatten ursprünglich vor, den Betrieb bereits 2006 einzustellen, verlängerten den Betriebsvertrag auf Drängen des Betreibers Stern & Hafferl bis 2009. Eine weitere Verlängerung bis 2010 wurde abgelehnt. Ein Nachfolgeverkehr mit Bussen wurde eingerichtet. Anfang 2017 wurde geplant, Gleiskörper und Masten abzutragen und einen Geh- und Radweg zu errichten.[13] Der Radweg über die gesamte Streckenlänge von 22 km wurde am 18. September 2021 eröffnet.[3]
Fahrzeuge
Siehe auch: Fahrzeuge der Stern & Hafferl Verkehrsgesellschaft
Übersicht über die auf der Haager Lies eingesetzten Fahrzeuge:
Nummer | Baujahr | Hersteller | Sonstiges |
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Lokomotiven | |||
E 20.001 | 1915 | Grazer Waggonfabrik | Elektrolok, 1935 von der Werksbahn Wöllersdorf gekauft |
E 20 007 | SGP | Elektrolok, Güterzugsdienst | |
Triebwagen | |||
ET 24 104 | 1950 | Waggonfabrik Graaff in Elze | Plandienstfahrzeug, 2012 verschrottet |
ET 25.101 | 1932 | Grazer Waggonfabrik | Nostalgietriebwagen, ausgemustert 1975 nach einem Unfall |
ET 25 102 | 1932 | Grazer Waggonfabrik | Nostalgiefahrzeug, 2012 verschrottet |
ET 25 103
(ET 4855 001) |
1989 | Bombardier ELIN AG | Plandienstfahrzeug, 2013 zur ÖBB zurück als ET 4855 001, 2018 verkauft an SETG |
ET 25 104
(ET 4855 002) |
1989 | Bombardier ELIN AG | Plandienstfahrzeug, 2013 zur ÖBB zurück als ET 4855 002, 2018 verkauft an SETG |
ET 25.105 | 1921 | Grazer Waggonfabrik | 1962 von der Linzer Lokalbahn übernommen |
Güterwagen | |||
B 38.208 | 1950 | Sankt Pölten | ÖBB Spantenwagen, seit 1974/1975 auf der Strecke eingesetzt |
B 38.210 | 1950 | Sankt Pölten | ÖBB Spantenwagen, seit 1974/1975 auf der Strecke eingesetzt |
DPost 84 202 | 1915 | Grazer Waggonfabrik | ÖBB Postwaggon, seit 1968 im Besitz der Haager Lies |
G 119 481 | 1913 | Ringhoffer | gedeckter Stückgutwaggon, abgestellt in Eferding |
G 20.811032 852 | 1928 | Niederzwehren | gedeckter Stückgutwaggon |
N 24.424 | 1904 | Kolin | Niederbordwaggon |
N 20.520 | 1941 | Breda | Kesselwagen |
N 24.601 | 1941 | Breda | Kesselwaggon |
Bahndienstfahrzeuge | |||
X 25.601 | ? | Eigenbau | Bahnwagen |
X 25.621 | ? | Eigenbau | Turmwagen |
Sonstige Fahrzeuge | |||
EGL 25.051 | 1950 | Werkstätte Vorchdorf | Gleichrichterwagen, Eigenbau der Hauptwerkstätte, abgestellt in Eferding. |
EGL 25.052 | 1952 | Werkstätte Vorchdorf | Gleichrichterwagen, Eigenbau der Hauptwerkstätte, von 2015 bis 2021 verliehen ans Eisenbahnmuseum Schwechat, 2021 verkauft an Privat |
Literatur
- Stern & Hafferl – Visionen mit Tradition. GEG Werbung GmbH, Herausgeber: Stern und Hafferl GmbH, Gmunden 2003, ISBN 3-9501763-0-6
- Die Unternehmung Stern & Hafferl II. Helmut Weis, Herausgeber: Bahn im Bild, Band 26, 1982
- 100 Jahre Haager Lies. Stern & Hafferl
Weblinks
Einzelnachweise
- Stern & Hafferl
- Landeskorrespondenz Nr. 262 vom 13. November 2009 (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Oktober 2022. Suche in Webarchiven)
- Oberösterreichische Nachrichten: Haager-Lies-Radweg wird eröffnet. (nachrichten.at [abgerufen am 3. Oktober 2021]).
- Dieter Geerkens: Wertpapiere Österreichischer Eisenbahnen, Bd. 1, bahnmedien.at, Wien 2009, S. 130
- Oberösterreichische Nachrichten: Haager Lies sollte schon während der ersten großen Wirtschaftskrise eingestellt werden. (nachrichten.at [abgerufen am 22. August 2017]).
- Robert Schrempf: Ende eines Kuriosums. In: Straßenbahn Magazin. Nr. 3, 2010, S. 58 ff.
- Buch: Die Unternehmung Stern & Hafferl I. Peter Pospischil Herausgeber: Bahn im Bild, Band 12, 1980, Seite 51
- Regionale Schiene, Ausgabe 3/2008, Seite 45
- Projektseite der ÖBB (Memento vom 2. Januar 2015 im Webarchiv archive.today), abgerufen am 2. Jänner 2015
- Zeunert: Die Kleinbahn – Privatbahnen & Werksbahnen. Band 12, 2000, Seite 93
- OÖNachrichten: Haager Lies ab 13. Dezember eingestellt
- Oberösterreichische Nachrichten: Hochleistungsstrecke schneidet Haager Lies ab. (nachrichten.at [abgerufen am 22. August 2017]).
- Oberösterreichische Nachrichten: Geh- und Radweg auf der Trasse der Haager Lies. (nachrichten.at [abgerufen am 22. August 2017]).