Otavibahn

Die Otavibahn wurde in dem Schutzgebiet Deutsch-Südwestafrika (heute: Namibia) durch die Otavi Minen- und Eisenbahn-Gesellschaft (OMEG) errichtet, um Kupferminen bei Tsumeb zu erschließen. Sie ist heute in die Bahnstrecke Kranzberg–Walvis Bay, Kranzberg–Otavi sowie Otavi–Tsumeb gegliedert.

Walvis Bay–Tsumeb
Strecke der Otavibahn
Spurweite:ursprünglich 600 mm
umgespurt auf 1067 mm
Maximale Neigung:Adhäsion 15 
Zahnstange  
Minimaler Radius:150 m
Streckenverlauf
Walvis Bay
Kuiseb
Swakop (Foto)
Swakopmund-Landungsbrücke 2 m
Swakopmund-Mole
Wendeschleife Swakopmund
0 Swakopmund
23 Namib
43 Rössing
60 Arandis
Trekkopje (Foto)
78 Karup
94
110 Ebony
120 Stingbank
Stingbank-Brücke
134 Aukas
151 Usakos Betriebsleitung/Hauptwerkstatt
Khan-Rivier
Wendeschleife Kranzberg
167 Kranzberg (Foto)
nach Windhoek
Etiro
Etiro-Brücke
198 Erongo
211 Kanona
236 Omaruru
Esibtal-Brücke
Scheitelpunkt 1589 m
260 Epako
285 Otuë
307 Kalkfeld Okowakuatjivi
Avand
343 Erundu
von Outjo
379 Otjiwarongo
403 Okawe
428 Okaputa
462 Komukanti
497 Otavi
nach Grootfontein
523 Korab
546 Bobos
nach Oshikango
567 Tsumeb
Tsumeb-Kupfermine

Bau

Bau bei Okaputa, 1905

Um das in Tsumeb anstehende Kupfererz nach Europa abtransportieren zu können, musste es zu einem Hafen gebracht werden. In Deutsch-Südwestafrika stand dafür nur Swakopmund zur Verfügung. Der behelfsmäßige Ausbauzustand der Staatsbahnstrecke Swakopmund–Windhoek reichte für den Bedarf des Unternehmens nicht aus, sodass die OMEG sich gegen deren teilweise Mitnutzung und für eine komplett eigene Strecke mit stärkerem Oberbau entschied, die Bahn aber gleichwohl in 600-mm–Spur errichtete. Die Bauausführung wurde der Firma Arthur Koppel übertragen, die Arbeiten begannen im Oktober 1903 in Swakopmund. Der Aufstand der Herero und Nama verzögerte sie. Nur unter großen Schwierigkeiten konnte eine 177 Kilometern lange Teilstrecke bis Onguati und ein 14 Kilometer langer Anschluss nach Karibib am 8. Mai 1905 in Betrieb gehen. Damit bestand zwischen Swakopmund und Karibib nach der Staatsbahn eine zweite Bahnverbindung, die die mit starkem Nachschubverkehr belastete erste Strecke wirksam entlastete.

Tsumeb wurde von der Bahn im März 1906 nach 567 Kilometern und 110 Brücken erreicht und die Strecke insgesamt am 12. November 1906 eröffnet. Die South West Africa Company errichtete 1907/1908 in nur neun Monaten Bauzeit zwischen Otavi und Grootfontein eine 91,3 Kilometer lange Zweigbahn. Deren Betrieb wurde ebenfalls von der OMEG geführt.

Betrieb

Juristisch

Die als Privatbahn errichtete Otavibahn wurde vom Fiskus des Schutzgebietes 1910 aufgekauft. Die OMEG war nun nur noch Betriebspächterin. Sie führte den Betrieb unter der Bezeichnung Deutsch-Südwestafrikanische-Eisenbahn/Otavi-Eisenbahn (DSWAE/OE).

Im Ersten Weltkrieg wurde Deutsch-Südwestafrika von südafrikanischen Truppen besetzt, die zunächst auch die Regie der dort gelegenen Eisenbahnstrecken übernahmen. Mit der Übernahme des Mandats für das ehemalige Deutsch-Südwestafrika durch die Südafrikanische Union wurde auch die Otavibahn in das Netz der South African Railways eingegliedert.

Anfangsjahre

Bahnbau Anfang des 20. Jahrhunderts

Die Strecke war zwischen Swakopmund und Usakos wasserlos. Das für die Dampflokomotiven und sonst erforderliche Wasser musste in Kesselwagen von Swakopmund mitgeführt werden.

Zwischen Swakopmund und Karibib überflügelte die Otavibahn wegen ihrer technisch überlegenen Ausführung schon bald die Staatsbahn. Die Reisegeschwindigkeit der schnellsten Züge war mehr als doppelt so hoch (14,4 : 30,6 km/h). Trotz der Berührungspunkte der Netze von Otavi- und Staatsbahn in Swakopmund und Karibib und der gleichen Spurweite war ein Übergang von Wagen wegen unterschiedlichen Achsdrucks, Kupplungen und Pufferhöhe nur bedingt möglich. Die OMEG hielt dafür spezielle Kupplungswagen bereit.

Die Otavibahn benutzte für den Erztransport Zehn-Tonnen-Selbstentladewagen mit Seitenklappen. Schon im ersten Betriebsjahr wurden 100.000 t Güter befördert – das mehr als Dreifache der ursprünglich veranschlagten Menge.

Ab 1910

Dieseltriebwagen von 1914, der eine Höchstgeschwindigkeit von 137 km/h erreichte

Mit dem Aufkauf der Otavibahn durch den Staat 1910 wurde ab dem 1. April 1910 fast der gesamte Verkehr zwischen Karibib und Swakopmund über die Trasse der Otavibahn geleitet. Auf der ursprünglichen Staatsbahnstrecke über Jakalswater verkehrten nur noch zweimal monatlich Personenzüge.

Im letzten Friedensjahr vor dem Ersten Weltkrieg besaß die Gesellschaft

  • 31 Lokomotiven
  • 2 Dampftriebwagen
  • 20 Wasserwagen
  • 9 Personenwagen
  • 370 Güterwagen

Sie wurde von 1040 Bediensteten betrieben, darunter 190 Europäer.

Kapspur ab 1958

Linienführung 13 km südwestlich von Usakos aus der Vogelperspektive (2018)

Ab 1958 wurde die Otavibahn nördlich von Usakos schrittweise auf 1067 mm umgespurt, wobei die Trasse überwiegend neu angelegt wurde, damit der Verkehr während der Bauarbeiten auf der bestehenden nicht unterbrochen werden musste. Alle Empfangsgebäude – außer denen von Usakos und Kalkfeld – wurden durch neue ersetzt. Die neue Strecke wurde offiziell am 29. Januar 1961 eingeweiht, die Gleisanlagen der alten Strecke waren bis zum Februar 1962 abgerissen.

Weiterer Ausbau ab 2016

Der namibische Entwicklungsplan (Harambee Prosperity Plan) für die Jahre 2016 bis 2020 sieht den Abschluss des Ausbaus der Strecken Walvis Bay–Tsumeb bis 2020 vor.[1] Ende 2017 hat die Afrikanische Entwicklungsbank für den Ausbau des 210 Kilometer langen, für den Außenhandel wichtigen Abschnitts Walvis Bay–Kranzberg auf 80 km/h im Güter- und auf 100 km/h im Personenverkehr ein Darlehen von 153 Millionen US-Dollar bewilligt.[2]

Zwischen 2013 und 2018 wurden vom namibischen Unternehmen D&M Rail Construction knapp 170 Kilometer Bahnstrecke zwischen Otavi und Kalkfeld saniert.[3]

Sonstiges

Ein Zug der 600-mm-Spur ist im Namibischen Nationalmuseum in Windhoek ausgestellt. Darunter befindet sich auch ein Schlafwagen, eine ungewöhnliche Wagengattung bei dieser Spurweite.

Bildergalerie

Siehe auch

Literatur

  • Franz Baltzer: Die Kolonialbahnen mit besonderer Berücksichtigung Afrikas. Berlin / Leipzig 1916, S. 84 ff. Reprint, Leipzig 2008, ISBN 3-8262-0233-3. Textarchiv – Internet Archive
  • Brenda Bravenboer, Walter Rusch: The First 100 Years of State Railways in Namibia. Windhoek 1997, ISBN 0-86976-401-2.
  • Helmut Schroeter: Die Eisenbahnen der ehemaligen deutschen Schutzgebiete Afrikas und ihre Fahrzeuge (= Die Fahrzeuge der deutschen Eisenbahnen, Band 7). Frankfurt 1961.

Einzelnachweise

  1. Harambee Prosperity Plan 2016/17–2019/20, Namibian Government’s Action Plan towards Prosperity for All. (PDF) Republic of Namibia, April 2016, S. 53, abgerufen am 21. Januar 2018 (englisch).
  2. AfDB grants US$153mn loan for railway project in Namibia. In: African Review. Alain Charles Publishing, 14. Dezember 2017, abgerufen am 21. Januar 2018 (englisch).
  3. Jobseekers demand work from D&M Rail Construction at Otjiwarongo. Namibia Press Agency, 14. Januar 2019.
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