Bahnstrecke Dolní Lipka–Štíty

Die Bahnstrecke Dolní Lipka–Štíty ist eine regionale Eisenbahnverbindung in Tschechien, die ursprünglich durch den österreichischen Staat als Lokalbahn Mährisch Schildberg–Grulich erbaut und betrieben wurde. Sie zweigt in Dolní Lipka (Nieder Lipka) von der Bahnstrecke Šternberk–Lichkov ab und führt im Tal der Březná über Králíky (Grulich) nach Štíty (Mährisch Schildberg).

Dolní Lipka–Štíty[1]
Kursbuchstrecke (SŽDC):024
Streckenlänge:16,418 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:C4
Höchstgeschwindigkeit:50 km/h
von Lichkov (vorm. MGB)
0,000 Dolní Lipka früher Grulich
nach Šternberk (vorm. MGB)
2,082 Králíky zastávka
3,080 Králíky früher Grulich Stadt
4,943 Dolní Orlice früher Niedererlitz
7,279 Červená Voda Mährisch Rothwasser
9,844 Moravský Karlov früher Karlsdorf
10,935 Bílá Voda früher Mährisch Weißwasser
12,483 Mlýnický Dvůr früher Hoflenz
14,109 Heroltice früher Herautz
16,418 Štíty früher Mährisch Schildberg

Nach einem Erlass der tschechischen Regierung ist die Strecke seit dem 20. Dezember 1995 als regionale Bahn („regionální dráha“) klassifiziert.[2]

Geschichte

Eröffnet wurde die Strecke am 30. Dezember 1899. Den Betrieb führten die k.k. Staatsbahnen (kkStB).

Im Jahr 1912 wies der Fahrplan der Lokalbahn insgesamt fünf gemischte Zugpaare aus. Sie benötigten für die 19 Kilometer lange Gesamtstrecke zwischen 57 Minuten und einer Stunde 17 Minuten. Weitere Züge verkehrten nur zwischen Grulich und Grulich Stadt.[3]

Bahnhof Dolní Lipka (2010)
Haltestelle Dolní Orlice (2014)

Nach dem für Österreich-Ungarn verlorenen Ersten Weltkrieg gelangte die Strecke ins Eigentum der neu begründeten Tschechoslowakischen Staatsbahnen (ČSD). Ende der 1920er Jahre kam es zu einer signifikanten Verdichtung des Fahrplanes. Der Einsatz moderner Motorzüge führte zu einer Verkürzung der Fahrzeiten auf etwa 40 Minuten. Der Winterfahrplan von 1937/38 verzeichnete insgesamt sechs Zugpaare über die Gesamtstrecke, vier weitere bedienten Teilstrecken.[4]

Nach der Angliederung des Sudetenlandes an Deutschland im Herbst 1938 kam die Strecke zur Deutschen Reichsbahn, Reichsbahndirektion Breslau. Im Reichskursbuch war die Verbindung als Kursbuchstrecke 154 m Nieder Lipka–Mährisch Schildberg enthalten.[5] Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kam die Strecke wieder vollständig zu den ČSD.

Am 1. Januar 1993 ging die Strecke im Zuge der Auflösung der Tschechoslowakei an die neu gegründeten České dráhy (ČD) über. Seit 2003 gehört sie zum Netz des staatlichen Infrastrukturbetreibers Správa železniční dopravní cesty (SŽDC).

Anfang des Jahres 2011 plante die Gesellschaft OREDO im Auftrag des zuständigen Aufgabenträgers Pardubický kraj die Abbestellung des Reiseverkehrs zwischen Lichkov und Štíty und den Ersatz durch eine Buslinie. Eventuell sollten werktags auch weiterhin Züge zwischen Lichkov und Moravský Karlov verkehren. Bei einer Realisierung dieses Planes wäre Králíky eine der größten tschechischen Städte ohne Bahnanbindung gewesen. Gegen dieses Vorhaben protestierte die örtliche Bevölkerung mit einer Petition, die über 2000 Bürger unterschrieben.[6]

Nach weiteren Verhandlungen mit den Anliegergemeinden änderte der Pardubický kraj im Mai 2011 seine Pläne. Zwischen Lichkov und Moravský Karlov sollte nun das bisherige tägliche Verkehrsangebot erhalten bleiben, während an der Einstellung des Verkehrs im Abschnitt Moravský Karlov–Štíty festgehalten wurde.[7] Zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2011 bestellte OREDO schließlich die Verkehrsleistungen im Abschnitt Moravský Karlov–Bezirksgrenze zum Olomoucký kraj ab. Als Reaktion darauf bestellte auch der Olomoucký kraj keine Verkehrsleistungen auf der restlichen Strecke bis Štíty mehr.[8][9] Am Abend des 11. Dezember 2011 verließ der letzte planmäßige Reisezug den Bahnhof Štíty.[9]

Im Jahresfahrplan 2012 wurde der Streckenabschnitt Dolní Lipka–Moravský Karlov von insgesamt acht täglichen Personenzugpaaren bedient, die sämtlich von und nach Lichkov bzw. Letohrad durchgebunden wurden. Ein weiteres verkehrte werktags von und nach Králíky.[10] Ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2013 verkehrten an den Wochenenden wieder drei Personenzugpaare bis Mlýnický Dvůr.[11] Bis 9. Juni 2018 verkehrten sowohl am Wochenende als auch werktags einige wenige Züge bis zum Endpunkt der Strecke in Štíty, so dass wieder die gesamte Strecke befahren wurde[12], seit dem 10. Juni 2018 wird nur noch der Streckenabschnitt bis Mlýnický Dvůr bedient.[13]

Die Elektrifizierung der Teilstrecke Dolní Lipka–Králíky ist im Rahmen der Dekarbonisierung des Eisenbahnbetriebs bis 2032 vorgesehen.[14]

Commons: Railway line 024 (Czech Republic) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Zdeněk Hudec u. a.: Atlas drah České republiky 2006–2007, 2. Auflage; Verlag Pavel Malkus, Praha 2006, ISBN 80-87047-00-1
  2. Erlass der tschechischen Regierung vom 20. Dezember 1995
  3. Fahrplan 1912 der kkStB – gültig ab 1. Mai 1912
  4. Winterfahrplan 1937/38 der ČSD – gültig ab 3. Oktober 1937
  5. Deutsches Kursbuch Jahresfahrplan 1944/45 – gültig vom 3. Juli 1944 bis auf weiteres
  6. Proti rušení lokálek bojuje petice, podepsaly ji dva tisíce lidí idnes.cz, 30. April 2011.
  7. Další vlaky z malých tratí zmizí. I přes protesty starostů idnes.cz, 21. Mai 2011.
  8. Novinky ve vlakovém jízdním řádu od 11. prosince v Pardubickém kraji (Memento des Originals vom 20. Juni 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ceskedrahy.cz, České dráhy, tiskové zprávy, 7. Dezember 2011
  9. Jiří K. Růžička: Lidé spílali drahám, kapela hrála. Zrušenou tratí projel poslední vlak, iDnes.cz, 12. Dezember 2011
  10. Jahresfahrplan 2012 der ČD – gültig vom 11. Dezember 2011
  11. Jahresfahrplan 2014 der ČD – gültig vom 15. Dezember 2013
  12. Jahresfahrplan 2017 der ČD – gültig vom 11. Dezember 2016
  13. Petr Krňávek: V Mlýnickém Dvoře bude opět konečná. Orlický deník, 8. Juni 2018.
  14. „Koncepce rozvoje elektrické Trakce v České republice“ auf zdopravy.cz (PDF; 2,7 MB)
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