Bahnstrecke Boston–Worcester

Die Bahnstrecke Boston–Worcester ist eine durchgehend zweigleisige Eisenbahnstrecke in Massachusetts (Vereinigte Staaten). Sie ist 71 Kilometer lang und verbindet unter anderem die Städte Boston, Newton, Framingham, Grafton und Worcester.

Boston MA–Worcester MA
Worcester Union Station
Worcester Union Station
Streckenlänge:71,3 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Zweigleisigkeit:gesamte Strecke
früher viergleisig: Boston–Framingham
Gesellschaft: Boston–Framingham: MBTA
Framingham–Worcester: CSXT
0,0 Boston MA South Station
Boston MA Albany Station
nach Plymouth und Islington
Interstate 90
Verbindung in Richtung Plymouth/Islington
Interstate 93
nach Providence
Boston Elevated Railway (5×)
U-Bahn Boston (Orange Line)
Back Bay Tunnel
2,1 Back Bay alte Strecke Boston–Providence
Green Line E
Ende Back Bay Tunnel
Convention Center Tunnel
nach Brookline
4,1 Yawkey (früher Keilbahnhof Brookline Junction)
Green Line D/Green Line C
Green Line B/früher Green Line A
5,0 University (früher Cottage Park)
von East Boston
Güterbahnhof Beacon Park
6,9 Allston (früher Cambridge Crossing)
8,2 Brighton
9,3 Faneuil
Interstate 90
Green Line A
11,4 Newton MA
13,0 Newtonville MA
MBS (Walnut Street)
14,8 West Newton MA (früher Davis Tavern)
MBS (Washington Street)
MBS (Commonwealth Avenue)
16,6 Auburndale MA
Interstate 90
17,5 Riverside MA
nach Newton Highlands
Charles River
nach Newton Lower Falls
Interstate 95
20,3 Wellesley Farms MA
B&W (Worcester Street)
21,7 Wellesley Hills MA (früher Needham)
23,7 Wellesley Square MA (früher Wellesley)
Lake Crossing
28,3 Natick MA
B&W (Washington Street)
MBS (North Main Street)
nach Saxonville
West Natick MA
von Mansfield
B&W (Hollis Street)
nach Lowell
34,4 Framingham MA (Keilbahnhof)
nach Milford
Verbindungen von Lowell und Milford
Nevens Yard (Güterbahnhof)
Framingham-Stausee 2
Sudbury River
38,9 Ashland MA (alter Bf., früher Hopkinton)
nach Franklin
Ashland MA (neuer Bf.)
Sudbury River
44,3 Southborough MA (früher Cordaville)
45,2 Southville MA
Interstate 90
Industrieanschluss
Interstate 495
Westboro Yard (Güterbf.)
Industrieanschluss
Straßenbahn Worcester (East Main Street)
51,3 Westborough MA (alter Bf.)
Straßenbahn Worcester (Milk Street)
Westborough MA (neuer Bf.)
Grafton MA
nach Milford
61,0 North Grafton MA (Keilbahnhof)
Verbindung von Milford
Millbury Junction MA
nach Millbury
Worcester Yard (Güterbf.)
Interstate 290
Straßenbahn Worcester (Grafton Street)
71,3 Worcester MA Union Station (Keilbf.)
von Rochester
nach Groton und Providence
nach Albany

Eigentümer der normalspurigen Strecke ist der US-Bundesstaat Massachusetts über die Massachusetts Bay Transportation Authority (MBTA), die den Personenverkehr auf der Gesamtstrecke betreibt. CSX Transportation führt auf der Gesamtstrecke den Güterverkehr. Die Amtrak hat ein Mitbenutzungsrecht für die Strecke und befährt sie mit dem Expresszug von Boston nach Chicago. Der ursprüngliche Endbahnhof der Strecke in Boston ist stillgelegt, alle Personenzüge fahren zum Südbahnhof.

Geschichte

Bereits am 23. Juni 1831 erhielt die Boston and Worcester Railroad die Konzession zum Bau und Betrieb einer Eisenbahn zwischen ihren namensgebenden Städten. Eine weitere Verlängerung in Richtung Westen war damals bereits geplant. Die Strecke sollte zunächst über Watertown und Waltham verlaufen. Diese Städte waren jedoch nicht interessiert, sodass die Bahngesellschaft eine Trasse über Newton festlegte. In Framingham sollte die Strecke zunächst durch das Zentrum verlaufen, nach einem Einspruch eines Mautstraßenbetreibers wurde die Trasse nach South Framingham verlegt. Im August 1832 begannen die Bauarbeiten und am 16. April 1833 wurde die Strecke von Boston bis West Newton (damals Davis Tavern) eröffnet, nachdem bereits am 4. April der Güterverkehr begonnen hatte. Die Strecke war damit die erste dampfbetriebene Eisenbahn in New England.[1] Am 3. Juli 1833 wurde die Strecke nach Wellesley Hills (damals Needham), am 20. September 1833 nach Ashland (damals Hopkinton) und im November 1834 nach Westborough verlängert.[2] Der Bahnhof von Worcester wurde am 4. Juli 1835 eröffnet und damit die Strecke fertiggestellt.

Bereits 1839 baute die Boston&Worcester die Strecke zwischen Boston und South Framingham zweigleisig aus, 1843 folgte der restliche Streckenabschnitt. Ebenfalls 1843 begann der Vorortverkehr für Berufspendler zwischen Boston und West Newton, später bis Framingham, für den anfangs keine Einzelfahrkarten, sondern nur Jahreskarten ausgegeben wurden. 1867 fusionierte die Boston&Worcester mit der Western Railroad zur Boston and Albany Railroad, die der neue Betreiber der Strecke wurde. Bis 1884 wurde die Strecke zwischen Boston und Riverside viergleisig ausgebaut, 1894 folgte der Abschnitt bis Lake Crossing, 1907 der Abschnitt bis Framingham. Am 1. Januar 1899 wurde die Boston South Station eröffnet und die Strecke an diesen neuen Bahnhof angebunden. 1900 wurde die Boston&Albany in das Eisenbahnsystem der New York Central and Hudson River Railroad (später New York Central Railroad) eingegliedert, blieb jedoch Betriebsführer der Strecke.

Die New York Central verkaufte die Trasse des dritten und vierten Gleises von Boston bis Riverside an die Turnpike Authority, die die Interstate 90 auf diesem Abschnitt baute. 1962 wurde das dritte und vierte Streckengleis auch zwischen Riverside und Framingham entfernt. 1968 erfolgte die Fusion der Boston&Albany in das Penn-Central-System. Ab 1976 war das Nachfolgeunternehmen Conrail der Betreiber. Ab 1971 wurde der Fernpersonenverkehr durch Amtrak betrieben, den Nahverkehr betrieb ab 27. Januar 1973 die MBTA, die den Abschnitt von Boston nach Framingham gleichzeitig gekauft hatte. Von 27. Oktober 1975 bis 26. September 1994 fuhren die MBTA-Vorortzüge nicht zwischen Framingham und Worcester. Den Abschnitt westlich von Framingham erwarb im Rahmen der Conrail-Übernahme 1999 die CSX Transportation, die seither den Güterverkehr auf der Gesamtstrecke betreibt. Am 4. Mai 1987 wurde der Back-Bay-Tunnel mit dem neuen Bahnhof Back Bay eröffnet und die bis dahin oberirdische Streckenführung aufgegeben.

Im Oktober 2012 übergab CSX Transportation auch den Streckenabschnitt von Framingham bis Worcester an die MBTA, nachdem der Staat Massachusetts die Infrastruktur zusammen mit zwei Abschnitten im Süden des Bundesstaats gelegener Strecken für 100 Millionen Dollar erworben hatte. CSX Transportation behielt Streckennutzungsrechte.[3][4]

Streckenbeschreibung

Einfahrt zum Back-Bay-Tunnel in Richtung Westen, Gleise nach Worcester ganz rechts, in der Mitte die U-Bahn-Gleise und links der Bahnhof Back Bay der Strecke nach Providence.
Strecke neben dem Massachusetts Turnpike bei Newton.
Bahnhof Framingham.
Bahnhof Grafton, dieser hat 2000 den alten Bahnhof North Grafton ersetzt.

Die Strecke begann ursprünglich in einem Kopfbahnhof an der Beach Street, zwischen Albany Street (heute Surface Artery) und Lincoln Street. Nach Eröffnung der South Station 1899 wurde sie in diese eingeführt. Die Strecke biegt zunächst in Richtung Westen ab. Am Bahnhof Back Bay, der heute ein unterirdischer Keilbahnhof ist, führte die Strecke ursprünglich auf einer Jochbrücke über die Back Bay und kreuzte auf der Brücke niveaugleich die Bahnstrecke Boston–Providence, die mit Eröffnung der Boston South Station zwischen diesem Endbahnhof und Back Bay unmittelbar neben der Strecke nach Worcester gebaut wurde.

Die Bahntrasse verläuft westlich aus der Stadt Boston heraus und durchquert Newton. In diesem Bereich verläuft die Interstate 90 unmittelbar neben der Bahntrasse. In Auburndale biegt die Strecke in Richtung Südwesten ab und erreicht kurz darauf den Bahnhof Riverside, wo zwei stillgelegte Strecken in den Süden der Stadt Newton abbiegen. In Wellesley biegt die Bahntrasse wieder in Richtung Westen ab. Durch Natick verläuft die Strecke weiter nach South Framingham, wo sich der Bahnhof Framingham befindet. Hier zweigen in zwei Gleisdreiecken Strecken nach Süden und Norden ab, außerdem auch eine Strecke nach Mansfield. In der Umgebung des Bahnhofs kreuzten sich außerdem mehrere Überlandstraßenbahnlinien von drei verschiedenen Gesellschaften, unter anderem nach Westborough, Uxbridge, Boston, Framingham Center und Saxonville.

Die Strecke verläuft weiter durch Ashland nach Southborough, wo sich der Bahnhof im Stadtteil Cordaville befindet. Durch Westborough und Grafton läuft die Trasse weiter nach Westen, biegt jedoch am früheren Zweigbahnhof Millbury Junction nach Norden ab, um am Stadtrand von Worcester in einer großzügigen Kurve nach Südwesten zu biegen. Im Zentrum der Stadt befindet sich die Worcester Union Station. Das Bahnhofsgebäude wurde 1911 eröffnet und ersetzte den alten Bahnhof. Es wurde 1975 geschlossen und verfiel, wurde jedoch 2000 saniert und wiedereröffnet.

Personenverkehr

1869 verkehrten auf der Strecke ab Boston drei Expresszüge und ein Personenzug nach Albany, zwei Personenzüge sowie ein sonntäglicher Postzug nach Springfield, zwei Vorortzüge nach Worcester, vier Züge nach South Framingham, zwei Züge nach Natick und weiter nach Saxonville, fünf Züge nach Riverside und weiter nach Newton Lower Falls, sowie 13 tägliche Züge sowie drei weitere Züge an Sonntagen über Yawkey nach Brookline. Insgesamt verließen also werktags 32 und sonntags 36 Züge den Endbahnhof in Boston.

1901, nach der Übernahme durch die New York Central and Hudson River Railroad und nach Eröffnung der Boston South Station verließen diesen Bahnhof ein täglicher Expresszug („Boston and Chicago Special“) über Cleveland nach Chicago mit Kurswagen nach St. Louis, ein täglicher („North Shore Limited“) und ein werktäglicher („Chicago Express“) Zug über Detroit nach Chicago, zwei tägliche, zwei werktägliche und ein sonntäglicher Expresszug über Springfield nach New York, ein werktäglicher Expresszug nach Albany sowie ein täglicher Expresszug nach Cincinnati („Pacific Express“). Außerdem verkehrten an Werktagen ein Personenzug nach Albany, einer nach Chester sowie zwei nach Springfield. Daneben wurden zahlreiche Vorortzüge angeboten, und zwar nach Worcester sechs an Werktagen und vier an Sonntagen, nach South Framingham 17 an Werktagen und fünf an Sonntagen, nach Natick und weiter nach Saxonville zwei an Werktagen, nach Riverside 27 an Werktagen sowie sechs an Sonntagen und nach Yawkey und weiter nach Brookline und Riverside 28 Züge an Werktagen und sieben an Sonntagen. Dazu kam ein Zug der New York, New Haven and Hartford Railroad über Yawkey und Brookline nach Pascoag. Die Wagen dieser Strecke nach Pascoag wurden normalerweise an Ringzüge der Boston&Albany angekuppelt, mit Ausnahme dieses einen Zuges. Insgesamt fuhren somit werktags neun Express-, vier Personen- und 81 Vorortzüge, sonntags fuhren sechs Express- und 22 Vorortzüge.

Nach dem Ersten Weltkrieg brach der Personenverkehr auf der Schiene immer mehr ein, da sich das Verkehrsaufkommen auf die Straße verlagerte. 1945 fuhren täglich fünf Expresszüge nach Chicago, nämlich über Cleveland der „New England States“ mit Kurswagen nach Pittsburgh, der „Paul Revere“, der „Fast Mail“ mit Kurswagen nach Detroit, der „South Shore Express“ mit Kurswagen nach Detroit sowie über Kanada und Detroit der „New England Wolverine“. Weiterhin fuhr täglich der „Southwestern Limited“ nach St. Louis mit Kurswagen nach Cincinnati, Cleveland und Toronto, der „Niagara“ über Kanada nach Detroit, der „Advance Knickerbocker“ nach St. Louis mit Kurswagen nach Buffalo und Cincinnati, der „New York-Berkshire Express“ nach Albany mit Kurswagen nach New York, drei Expresszüge über Springfield nach New York und ein täglicher sowie ein samstäglicher Expresszug nach Springfield. Daneben verkehrte ein werktäglicher Personenzug nach Albany, zwei Personenzüge montags bis freitags und einer an Samstagen nach Springfield. In Worcester endeten montags bis freitags vier, samstags fünf und sonntags vier Vorortzüge. Nach Framingham fuhren montags bis freitags zwölf, samstags elf und sonntags drei Züge, nach Riverside zehn werktägliche Züge sowie nach Yawkey und weiter über Brookline nach Riverside montags bis freitags 16, samstags 14 und sonntags fünf Züge. Somit fuhren insgesamt 13 Expresszüge (samstags 14) und 45 Personenzüge montags bis freitags, 42 an Samstagen und zwölf an Sonntagen.[5]

2012 verkehrten neben dem „Lake Shore Limited“ der Amtrak nach Chicago an Wochentagen zwölf Züge der MBTA nach Worcester sowie acht nach Framingham. Samstags fuhren fünf Züge nach Worcester und vier nach Framingham, sonntags fünf nach Worcester und drei nach Framingham.[6] Nach der Übernahme der gesamten Strecke durch den Staat Massachusetts wurde der Fahrplan erweitert. Ende 2022 umfasst er an Wochentagen neben dem Amtrak-Zug 20 auf der Gesamtstrecke verkehrende MBTA-Züge je Richtung, ergänzt um einzelne Zusatzfahrten zwischen Boston und Framingham. Am Wochenende werden zehn Fahrtenpaare angeboten.[7]

Quellen und weiterführende Literatur

Einzelnachweise
  1. Karr, Seite 279.
  2. Poor’s Manual of the Railroads 1860, s.v. Boston & Worcester Railroad.
  3. Brian Schmidt; Scott A. Hartley: CSX slims Northeast Routes. In: Trains. Band 72, Nr. 12, Dezember 2012, S. 14 (englisch).
  4. Jenifer Nunez: Massachusetts accepts “keys” to Framingham/Worcester line from CSX. In: rtands.com. Railway Track & Structures Magazine, 5. Oktober 2012, abgerufen am 20. November 2022 (englisch).
  5. siehe Fahrpläne der Strecke aus den genannten Jahren.
  6. MBTA-Fahrplan der Strecke für 2012
  7. Framingham/Worcester Line | Fall/Winter Schedule | effective October 17, 2022. (PDF; 2,92 MB) In: mbta.com. Massachusetts Bay Transportation Authority, 2022, abgerufen am 20. November 2022 (englisch).
Literatur
  • Ronald D. Karr: The Rail Lines of Southern New England. A Handbook of Railroad History. Branch Line Press, Pepperell, MA 1995. ISBN 0-942147-02-2
  • Mike Walker: Comprehensive Railroad Atlas of North America. New England&Maritime Canada. (2. Auflage) SPV-Verlag, Dunkirk (GB), 2010. ISBN 1-874745-12-9
Weblinks
Commons: MBTA Framingham/Worcester Line – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Worcester Union Station – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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