Bahnradsport
Der Bahnradsport umfasst die Radrennen, die auf einer Radrennbahn ausgeübt werden. Er gehört seit seiner Entstehung zum Programm der Olympischen Sommerspiele. Die Bahn wird gegen den Uhrzeigersinn befahren.
Seit 1893 werden Bahnradsport-Weltmeisterschaften ausgetragen und seit 1899 Sechstagerennen in der heutigen Form. Der Bahn-Weltcup wurde im Jahre 2003 eingeführt und bestand bis 2020. Er wurde abgelöst durch den UCI Track Cycling Nations’ Cup, der zusammen mit den Weltmeisterschaften und der UCI Track Champions League zu den Hauptereignissen auf der Bahn zählt.[1][2] Alle fünf Kontinentalverbände der UCI halten eigene Meisterschaften ab, so in Europa, in Afrika, in Amerika, in Asien und in Ozeanien.
Technische Besonderheiten von Bahnrädern
Die technische Beschaffenheit von Bahnrädern ist durch die UCI genau festgelegt und auf das technische Notwendige begrenzt. Bahnräder müssen vor allem auf die besonders hohen Kräfte (u. a. Beschleunigung, Richtungsänderungen und Fliehkräfte in Kurven) ausgelegt sein, daher kommt es weniger auf das Gewicht, sondern die Stabilität an. Um bei der hohen Geschwindigkeit und den engen Verhältnissen auf der Bahn die Gefahr von Stürzen zu verringern, besitzen Bahnräder weder Bremsen noch einen Freilauf, sondern verwenden einen starren Gang.
Um nicht auf Gegner aufzufahren, nimmt der Fahrer etwas Druck vom Pedal (ohne zu kontern[3]) und weicht – vor allem nach rechts/oben – aus. Durch die Bahnüberhöhung und den entstehenden weiteren Weg vergrößert sich sofort der Abstand zum Vordermann. Im Notfall kann die Geschwindigkeit auch durch Kontern, d. h. Gegenhalten mit Muskelkraft gegen das sich drehende Pedal, verringert werden. Ein weiterer Grund für das Fehlen des Freilaufs ist die Stabilisierung des Rades und die Sicherheit.[4] Tritt ein Fahrer unablässig weiter, kann er Lenkmanöver kontrollierter ausführen.
Um bei bestimmten Lenkmanövern ein Aufschlagen mit den Pedalen auf die Bahn zu verhindern, ist das Tretlager der Bahnräder im Vergleich zu Straßenrennrädern um etwa zwei bis vier Zentimeter nach oben verlagert.
Der Reifendruck bei Bahrädern ist relativ hoch. Auch ist der Rahmen besonders starr. Beides ist im Vergleich zu Straßenrädern auch deshalb möglich, weil die Bahn kaum Unebenheiten aufweist, die die Haftung reduzieren würden.
Disziplinen
Man unterscheidet beim Bahnradsport im Wesentlichen zwischen Kurzzeit- und Ausdauerdisziplinen.
Kurzzeitdisziplinen
- Sprint (auch „Fliegerrennen“, früher „Malfahren“)
- Tandemrennen
- Teamsprint
- Keirin
- Zeitfahren
- Longest lap
Ausdauerdisziplinen
- Einerverfolgung
- Mannschaftsverfolgung
- Scratch
- Punktefahren
- Ausscheidungsfahren
- Zweier-Mannschaftsfahren (auch Madison bzw. Américaine)
- Derny- und Steherrennen
- Temporennen
Sechstagerennen
Die Sechstagerennen wurden zunächst als Einzelwettbewerbe ausgetragen und später als Zweier-Mannschaftsfahren. Die modernen Sechstagerennen beinhalten darüber hinaus eine Vielzahl von Einzel- und Mannschaftswettbewerben sowohl aus dem Kurzzeit- als auch aus dem Ausdauerbereich.
Omnium
Das Omnium ist ein Vielseitigkeitswettbewerb, der sich ursprünglich aus Kurzzeit- und Ausdauerdisziplinen zusammensetzte und seit Ende 2016 ein Ausdauermehrkampf ist.
Stundenweltrekord
Die Rekordversuche für den Stundenweltrekord werden ebenfalls auf der Bahn durchgeführt. Es handelt sich um den Versuch, eine möglichst große Strecke alleine innerhalb von einer Stunde ohne Windschattengeber zu fahren. Nachdem viel mit aerodynamischen Rädern und Sitzpositionen experimentiert wurde, hat die UCI die Rekorde seit der Rekordfahrt von Eddy Merckx annulliert und Räder vorgeschrieben, die weitestgehend identisch mit dem damals verwendeten sind.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- UCI and Discovery partner up to organise and promote the UCI Track Cycling World League. In: uci.org. 1. März 2020, abgerufen am 2. März 2020 (englisch).
- Felix Mattis: UCI und Discovery präsentieren die neue Weltliga. In: radsport-news.com. 2. März 2020, abgerufen am 2. März 2020.
- Scharch, Werner: Bahnradrennsport, Freiburg 1977, S. 48f.
- Michael Gressmann: Fahrradphysik und Biomechanik, Moby Dick Verlag, 7. Auflage 2002, ISBN 3-89595-023-8