Bahnhof Zwiesel (Bay)

Der Bahnhof Zwiesel (Bay) ist der bedeutendste Eisenbahnknoten im Bayerischen Wald. Betrieblich gesehen ist er der einzige Bahnhof der niederbayerischen Kleinstadt Zwiesel. Neben dem Bahnhof Zwiesel existiert im Stadtteil Lichtenthal noch der Haltepunkt Lichtenthal. Der Bahnhof Zwiesel besitzt vier Bahnsteiggleise. Er liegt an der Bahnstrecke Plattling–Bayerisch Eisenstein, die auch Bayerische Waldbahn genannt wird. Im Bahnhof Zwiesel zweigen die Bahnstrecken nach Grafenau und nach Bodenmais von der Bayerischen Waldbahn ab. Die Bahnstrecken werden von Zügen der Regentalbahn unter dem Markennamen Waldbahn bedient.

Zwiesel (Bay)
Der Bahnhof
Der Bahnhof
Daten
Betriebsstellenart Bahnhof
Lage im Netz Knotenbahnhof
Bauform Durchgangsbahnhof
Bahnsteiggleise 4
Abkürzung NZWL
Preisklasse 5
Eröffnung 15. November 1877
bahnhof.de zwiesel-bay
Lage
Stadt/Gemeinde Zwiesel
Land Bayern
Staat Deutschland
Koordinaten 49° 1′ 16″ N, 13° 13′ 35″ O
Höhe (SO) 578 m ü. NHN
Eisenbahnstrecken Bahnstrecken bei Zwiesel (Bay)
Bahnhöfe in Bayern
i16

Empfangsgebäude von der Straßenseite (2012)

Geschichte

Bahnhof Zwiesel vor dem Umbau (2006)

Der Bahnhof der Glasmacherstadt Zwiesel wurde am 15. November 1877 mit der Hauptbahn Plattling–Bayerisch Eisenstein in Betrieb genommen. Seit dem 1. September 1890 ist der Bahnhof zusätzlich Ausgangspunkt der Nebenbahn nach Grafenau, wodurch die Bedeutung des Bahnhofs weiter anstieg. Eine weitere Nebenbahn folgte mit der Bahnstrecke Zwiesel–Bodenmais, die am 3. September 1928 eröffnet wurde und ebenfalls in Zwiesel ihren Ausgangspunkt hat. Aufgrund der drei Bahnstrecken, die in alle vier Himmelsrichtungen führen, wird das von dem Bahnhof abgehende Streckennetz auch als Zwieseler Spinne bezeichnet.[1][2]

Infrastruktur

Triebwagen der Waldbahn nach Bodenmais am neuen Mittelbahnsteig in Zwiesel im Juni 2012

Zwischen September 2006 und Juli 2007 wurde ein neuer Inselbahnsteig angelegt. Der Bahnsteig verfügt über drei Bahnsteigkanten, die an den durchgehenden Gleisen 2 und 5, sowie dem Stumpfgleis 4 liegen. Die Höhe des Bahnsteiges wurde auf 55 cm angehoben, sodass ein höhengleicher Einstieg in die Züge möglich ist. Bei der Renovierung des Inselbahnsteigs wurde erstmals der nach dem Bahnhof benannte Bahnsteigüberdachungstyp „Zwiesel“ verwendet, der seitdem an mehreren anderen Haltepunkten und Bahnhöfen verbaut wurde.[3] Lediglich das Bahnsteiggleis 1 am Hausbahnsteig hatte bis 2013 noch eine Bahnsteighöhe von nur 22 cm. Dieser wurde im Sommer 2013 für 600.000 Euro auf eine Höhe von 55 Zentimeter erhöht. Der umgebaute Bahnsteig ist 90 m lang. Damit ist der Bahnhof komplett mit Bahnsteigen der Höhe 55 cm ausgestattet und somit ein ebenerdiger Zugang zu allen Zügen möglich.[4]

Nördlich des Bahnhofsgebäudes ist bis heute eine Ladestraße vorhanden. Der Güterverkehr am Bahnhof wurde jedoch eingestellt. Das Innere des Bahnhofsgebäudes wurde während der Modernisierung der Bahnsteige ebenfalls renoviert. Die Deutsche Bahn betreibt dort seit Frühjahr 2008 einen DB Service Store. In diesem befindet sich neben einem Café auch ein Fahrkartenschalter.

Der Bahnhof stellt einen zentralen Umsteigeknoten in der Stadt dar, der von den Stadtbuslinien, den Bussen der RBO sowie den Falkensteinbussen bedient wird, die Haltestellen befinden sich im Vorfeld des Bahnhofs.

Bahnsteigdaten
GleisNutzbare Länge[5]Bahnsteighöhe[5]Aktuelle Nutzung
1090 m55 cmRegionalbahnen nach Grafenau
2120 m55 cmRegionalbahnen nach Bayerisch Eisenstein
4070 m55 cmRegionalbahnen nach Bodenmais
5120 m55 cmRegionalbahnen nach Plattling

Im Bahnhof Zwiesel errichtete die Regentalbahn bis Juni 2014 eine zweigleisige Werkstätte für die leichte Instandhaltung, um Überführungsfahrten nach Viechtach einsparen zu können.[6] Sieben Mitarbeiter halten hier die 14 Waldbahn-Triebwagen instand.[7]

Betrieb

Bis 2000 wurde Zwiesel auch von Fernzügen bedient. Bis 1987 fuhren Triebzüge der Baureihe 601 der Deutschen Bundesbahn als Alpen-See-Express nach Zwiesel und weiter in den Bayerischen Wald. Dieses Angebot diente hauptsächlich den zahlreichen Touristen. Nachdem der Zug eingestellt war, kamen noch Kurswagen des IC Arber und des IC Bayerwald nach Zwiesel. Der Waldbahn-Anschluss nach Špicák (über Bayerisch Eisenstein) wurde zum Fahrplanwechsel Ende 2014 eingestellt.

Seit 2003 wird der Zugbetrieb, von seltenen Sonderfahrten abgesehen, nur noch im Taktfahrplan mit den grün-gelben Regio-Shuttles der Regentalbahn unter dem Markennamen Waldbahn durchgeführt, wobei sich die Züge aus dem Bahnhof Plattling, dem Bahnhof Bodenmais sowie dem Grenzbahnhof Bayerisch Eisenstein sowie der Zug aus Grafenau jeweils kurz vor der vollen Stunde im Bahnhof treffen.

Linie Strecke Taktfrequenz
RB35 PlattlingDeggendorfGotteszellRegenZwieselBayerisch Eisenstein Stundentakt
RB36 ZwieselFrauenauSpiegelauGrafenau Stundentakt
RB37 ZwieselBodenmais Stundentakt
Stand: 11. Dezember 2022

Planmäßiger Güterverkehr findet seit 2000 nicht mehr statt. Heute zeugt der noch vorhandene Güterschuppen vom einstigen großen Güteraufkommen. Außerdem gab es einen Gleisanschluss zur Zwieseler Kristallglas AG.

Literatur

  • Christoph Riedel: Die Zwieseler Spinne. In: Eisenbahn-Magazin. Nr. 4, 2012, S. 30–32.
Commons: Bahnhof Zwiesel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Walther Zeitler: Die Bayerische Waldbahn. Neue Presse, Passau 1991, ISBN 3-924484-38-4.
  2. Christoph Riedel: Die Zwieseler Spinne. In: Eisenbahn-Magazin. Nr. 4, 2012, S. 30–32.
  3. Bahnsteigüberdachung Zwiesel. In: doering-stahlbau.de. Döhring Stahlbau, archiviert vom Original am 25. August 2013; abgerufen am 5. März 2013.
  4. Bahnsteig wird erneuert. In: Bayerwaldbote Zwiesel. 6. Mai 2012.
  5. Bahnsteiginformationen Bahnhof Zwiesel (Bay). DB Station&Service, abgerufen am 17. Dezember 2018.
  6. Bahnwerkstatt nimmt Formen an. In: Passauer Neue Presse, Lokalteil Zwiesel. 17. August 2019.
  7. Werkstatt der kurzen Wege. In: Bayerwald-Bote. 10. Juni 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. Juli 2022; abgerufen am 12. April 2023.
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