Badisches Rotes Kreuz
Das Badische Rote Kreuz ist ein Landesverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und ehemals eigene Nationale Rotkreuz-Gesellschaft im südlichen Teil Badens. Es ist rechtlich eigenständig als eingetragener Verein organisiert. Sitz des Landesverbands ist in der Schlettstadter Straße 31 in Freiburg im Breisgau. Präsident des Badischen Roten Kreuzes ist der ehemalige Landrat des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald Jochen Glaeser. Landesgeschäftsführer ist derzeit Leonard von Hammerstein. Die Mitgliederzahl des Badischen Roten Kreuzes beträgt rund 135.000 Fördermitglieder und 16.000 aktive Mitglieder (2019).
Gliederung
Der Landesverband gliedert sich in
- 15 Kreisverbände
- 228 Ortsvereine
Die Landesgeschäftsstelle
In der Landesgeschäftsstelle arbeiten derzeit ca. 98 Mitarbeiter[1]. Die Geschäftsstelle, gliedert sich derzeit in folgende Abteilungen:
- Hilfsgesellschaft & Rettungsdienst (Humanitäres Völkerrecht Bereitschaftsarbeit, Zivil- und Katastrophenschutz, Auslandsarbeit, Suchdienst, Breitenausbildung, Finanzierung Rettungsdienst, Funkwesen, Landesrettungsschule)[2]
- Soziale Arbeit (Gesundheitsförderung, Familienbildung, Notfallnachsorge, Projektförderung, Pflege, Migrationsdienste)
- Jugendrotkreuz/Freiwilligendienst (Jugendverband, Finanzierung und Lehrgangswesen, schulische Jugendarbeit und Freiwilligendienst)
- Verbandsentwicklung und Öffentlichkeitsarbeit (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Publikationen, Statistik, Verbandsentwicklung, Ehrenamt, Fördermitgliederwerbung, Ehrungen)
- Verwaltung/Finanzen (Recht und Satzungen, Finanzen, Innerer Dienst, Personal, EDV)
Geschichte
Bereits 1859 gründete die damalige badische Großherzogin Luise den badischen Frauenverein (siehe: Frauenverein) als Vorläufer der Rotkreuz-Schwesternschaft.[3]
Der Vorläufer des Badischen Roten Kreuzes war der Badische Hilfsverein, der im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 42 Lazarette für die Soldaten im eigenen Land sowie im Elsass dreizehn Lazarette, vier Sanitätsmagazine und zeitweise zwei Erfrischungsstationen unterhielt. Das badische Kriegsministerium erließ hierzu folgenden Aufruf: „Das deutsche Vaterland ist vom Feinde bedroht. Im Gefühl der Gerechtigkeit seiner Sache blickt es voll Vertrauen auf die patriotische Hingebung aller seiner Söhne. Unsere für Fürst und deutsche Ehre ins Feld rückenden Truppen sind noch nicht im Besitze der notwendigen Anzahl ärztlicher Kräfte. Es ergeht daher an die Ärzte Badens, welche sicherlich keinem ihrer Mitbürger an Patriotismus nachstehen werden, der dringende Aufruf, während des bevorstehenden Feldzuges ihren kämpfenden Brüdern ihren Beistand zuzuwenden“. Auch der Badische Frauenverein, der sich später dem Roten Kreuz anschloss, spielte in der damaligen Zeit eine wichtige Rolle. Zu den Arbeitsfeldern des Vereins gehörten nach der Jahrhundertwende die Fürsorge für Arme, Wöchnerinnen und Säuglinge, Kinder, schulentlassene Mädchen und Arbeiterinnen sowie Krankenpflege und Tuberkulosebekämpfung. Durch die Zugehörigkeit zum Roten Kreuz war der Verein zur Unterstützung des militärischen Sanitätsdienstes im Kriegsfall verpflichtet.[4]
Das Badische Rote Kreuz wurde als Nationale Rotkreuz-Gesellschaft im Großherzogtum Baden gegründet. Am 25. Januar 1921 kam es zur Gründung des Deutschen Roten Kreuzes durch den Zusammenschluss aller schon bestehenden deutschen Rot-Kreuz-Landesverbände und Landesfrauenvereine[5], wodurch auch das Badische Rote Kreuz zum Landesverband in der Republik Baden wurde. Der nach dem Zweiten Weltkrieg gegründete DRK-Landesverband Südbaden für das damalige Bundesland Baden blieb nach der Gründung des Bundeslands Baden-Württemberg bestehen und nahm 1987 den historischen Namen Badisches Rotes Kreuz an.[6] Im Gegensatz zum ursprünglichen Badischen Roten Kreuz deckt es heute nur Südbaden ab. Die DRK-Kreisverbände Nordbadens gehören zum DRK-Landesverband Baden-Württemberg.
Die Angebote im Badischen Roten Kreuz
Bevölkerungsschutz
Moderne Zeiten, moderne Risiken erfordern gut organisierte und vorbereitete Katastrophenabwehr-Einheiten. Das Badische Rote Kreuz stellt für 24 Einsatzeinheiten des Bevölkerungsschutzes des Landes Baden-Württemberg, 32 Schnelleinsatzgruppen und 6.189 aktive Mitglieder in 255 Bereitschaften zur Verfügung. Außerdem ist das Badische Rote Kreuz am Zivil- und Katastrophenschutz-Konzept des Bundes mit der Beteiligung an zwei medizinischen Task Forces vertreten.
Rettungsdienst
Der Rettungsdienst ist eine staatliche/öffentliche Aufgabe der Daseinsvorsorge. In Baden-Württemberg hat das Land diese Aufgabe an die Rettungsdienstorganisationen übertragen. Der Rettungsdienst gliedert sich in Notfallrettung und Krankentransport. In der Notfallrettung geht es um Kranke oder Verletzte, die sich in Lebensgefahr befinden oder bei denen schwere gesundheitliche Störungen zu erwarten sind, wenn sie nicht umgehend medizinische Hilfe erhalten. Hingegen bedeutet Krankentransport die fachgerechte Beförderung von Kranken, Verletzten oder sonstigen Hilfebedürftigen.
Soziale Arbeit
Die Angebote im Bereich der Sozialen Arbeit im Badischen Roten Kreuz reichen von Angeboten für Senioren mit Gesundheitsprogrammen und Besuchsdienst bis hin zur Kinder- und Jugendhilfe inklusive der Prävention von Grenzverletzungen.
Freiwilligendienste
Seit mehr als 20 Jahren vermittelt das Badische Rote Kreuz jungen Menschen Einsatzstellen für das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) oder den Bundesfreiwilligendienst (BFD). 2019 fanden rund 1300 Bewerberinnen und Bewerbern ihren Platz im Freiwilligendienst über den DRK-Landesverband Badisches Rotes Kreuz, der damit der größte Anbieter für das FSJ in Baden ist. Neben FSJ und BFD bietet das Badische Rote Kreuz das weltwärts-Programm an, in dem junge Menschen aus Deutschland in Freiwilligendienst nach Chile, Mexiko und Peru und junge Chilenen und Mexikaner in südbadische Einsatzstellen vermittelt werden.
Erste Hilfe
Es gibt viele Situationen, in denen wir helfen könnten, zumeist sind es nur wenige Handgriffe, die wir auch einmal bei der Führerscheinprüfung gelernt haben. Aber oft liegt die Führerscheinprüfung schon lange zurück, wir sind unsicher geworden und haben Angst, etwas falsch zu machen. Deshalb bieten die Kreisverbände des Badischen Roten Kreuzes verschiedene Kurse in Erster Hilfe an.
Jugendrotkreuz
Das Jugendrotkreuz (JRK) ist der eigenständige Jugendverband des Deutschen Roten Kreuzes. Rund 140.000 junge Mitglieder im Alter von 6 bis 27 Jahren engagieren sich gemeinsam für Gesundheit, Umwelt, Frieden und internationale Verständigung.
Der Gesundheitsfonds für Menschen ohne Aufenthaltserlaubnis
Leitsatz der Hilfen durch das Rote Kreuz ist, dass das Maß der Not ausschlaggebend ist, ohne Ansehen der Gründe für diese Notlage. In der Charta der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften, die 2002 in Berlin verabschiedet wurde, heißt es:
„Wir verpflichten uns, uns unverzüglich und dauerhaft der menschlichen Not zuzuwenden, die durch alle Formen von Bevölkerungsbewegungen entstehen, ohne Rücksicht auf die rechtliche und gesellschaftliche Stellung der betroffenen Menschen und den Zugang zu entsprechender Gesundheitsversorgung für alle Menschen unter allen Umständen sicherzustellen.“
Als einer der ersten Landesverbände des DRK hat das Badische Rote Kreuz 2008 einen Gesundheitsfonds für Flüchtlinge ohne legalen Aufenthalt ins Leben gerufen.[7][8] Für medizinische Versorgungsleistungen können Ärzte, Sozialarbeiter und Beratungsstellen beim Badischen Roten Kreuz einen Antrag stellen.
Das medico-soziale Zentrum
Seit 1996 finanziert das Badische Rote Kreuz die Arbeit der Beratungsstelle, in der ursprünglich Opfer des Nationalsozialismus und des Stalinismus Hilfe und Unterstützung erhielten. Mittlerweile steht das Zentrum allen bedürftigen alten Menschen der Freiburger Partnerstadt offen.
Erste Kontakte zum Ukrainischen Roten Kreuz entstanden im Jahr 1990, als nach der Öffnung der Grenzen zu Osteuropa Hilfsgüter nach Lviv geschickt wurden. Mit der Zeit entstand die Idee, ein Beratungszentrum einzurichten, das im August 1996 seine Arbeit aufnahm. Seit einigen Jahren nimmt das MSZ eine weitere Aufgabe wahr und versorgt mittellose, alte Menschen mit kostenlosen Medikamenten.
Entscheidenden Anteil daran, dass das Badische Rote Kreuz das Zentrum unterstützen kann, hat der Journalist und Fotograf Till Mayer. Mit seinen Reportagen und Dokumentationen, die das Schicksal dieser alten Menschen zeigen, ruft er regelmäßig zu Spenden für das MSZ auf, die das Badische Rote Kreuz in die Ukraine weiterleitet.[9]
Covid-19 Teststelle in Neuenburg
Das Badische Rote Kreuz übernahm die Testungen im Auftrag des Sozialministeriums für Reiserückkehrer. Bis zum Abend des 30. September 2020 wurden – seit Beginn der Testungen am 14. August – 69.983 Personen abgestrichen.[10]
Einzelnachweise
- Der Landesverband Baden: Wir über uns (Memento vom 15. Februar 2015 im Internet Archive) (abgerufen am 14. Februar 2015)
- Der Landesverband Baden / Wir über uns (abgerufen am 14. Februar 2015)
- Badische Zeitung, 18. November 2012, S. 30, Regio-Medien, ko: Großherzogin Luise von Baden - Die Mutter des Roten Kreuzes; Hinweis auf: Kurt Bickel: Luise von Baden - Die vergessene Mutter des Roten Kreuzes. DRK-Kreisverband Karlsruhe (Hrsg.). Karlsruhe 2011
- http://ka.stadtwiki.net/Badischer_Frauenverein
- http://www.drk.de/ueber-uns/geschichte/zeitleiste.html
- https://roter-kreis.de/Landesverband_Badisches_Rotes_Kreuz
- Nicolas Scherger: Behandeln, aber nicht abschieben. In: badische-zeitung.de. 26. November 2008, abgerufen am 26. Februar 2024.
- https://www.drk-baden.de/angebote/migration-und-vielfalt/migration-und-vielfalt.html
- Till Mayer: Welche NGOs von der Corona-Krise profitieren - und welche massive Einbrüche erleiden. In: Spiegel Online. 7. Dezember 2020, abgerufen am 27. Januar 2024.
- https://www.drk-baden.de/aktuell/neuigkeiten/meldung/teststelle-fuer-reiserueckkehrer-bei-neuenburg-betrieb-der-teststelle-endet-am-30-september.html