Świeradów-Zdrój

Świeradów-Zdrój [ɕfʲɛˈraduf ˈzdruɪ̯] (deutsch Bad Flinsberg) ist eine Stadt und ein Kurort mit 4240 Einwohnern (Stand Dezember 2016) im südwestlichen Polen in der Woiwodschaft Niederschlesien. Die Stadt ist Mitglied der Euroregion Neiße.

Świeradów-Zdrój
Wappen von Świeradów-Zdrój
Świeradów-Zdrój (Polen)
Świeradów-Zdrój (Polen)
Świeradów-Zdrój
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Niederschlesien
Powiat: Lubań
Fläche: 20,77 km²
Geographische Lage: 50° 55′ N, 15° 21′ O
Höhe: 450–710 m n.p.m.
Einwohner: 3995
(31. Dez. 2020)[1]
Postleitzahl: 59-850
Telefonvorwahl: (+48) 75
Kfz-Kennzeichen: DLB
Wirtschaft und Verkehr
Nächster int. Flughafen: Breslau
Gmina
Gminatyp: Stadtgemeinde
Einwohner: 3995
(31. Dez. 2020)[1]
Gemeindenummer (GUS): 0210021
Verwaltung (Stand: 2012)
Bürgermeister: Roland Marciniak
Adresse: ul. Piłsudskiego 15
59-850 Świeradów-Zdrój
Webpräsenz: www.swieradowzdroj.pl



Blick auf Świeradów-Zdrój
Kurhaus, erbaut 1899
Wandelhalle im Kurhaus
Villa Pintsch, erbaut 1901

Geographie

Świeradów-Zdrój liegt im äußersten Südwesten von Polen im Powiat Lubański in der Woiwodschaft Niederschlesien. Das Stadtgebiet berührt im Westen direkt die Grenze nach Tschechien. Der Ort liegt mitten im Isergebirge am Fluss Queis.

Breslau als Woiwodschaftshauptstadt liegt 150 km östlich von Świeradów-Zdrój. Die Kreisstadt Lubań liegt ca. 30 km nördlich vom Kurort. Über die Bahnstrecke Mirsk–Świeradów-Zdrój ist der Ort mit Gryfów Śląski verbunden. Außerdem verlaufen die beiden überregionalen Straßen Droga wojewódzka 358 und Droga wojewódzka 361 durch den Kurort.

Auf dem südlichen Territorium der heutigen Stadt, direkt an der – von der Iser gebildeten – Landesgrenze nordöstlich von Klein Iser, liegt das heute wüste ehemalige Bauerndorf Groß Iser, das kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges devastiert wurde.[2]

Geschichte

Das Dorf am Osthang des 1.107 Meter hohen Heufuders (Stóg Izerski), des Nachbargipfels der Tafelfichte, wurde im Jahre 1337 erstmals erwähnt. Im 17. Jahrhundert stieg die Bevölkerungszahl, durch die Gegenreformation in Böhmen ausgelöst, mit den Exulanteneinwanderungen, wesentlich an. Am 15. Juli 1682 führte der Exulant und Dorfrichter von Rochlitz a. d. Iser, George Gernert der Jüngere, dem Dorfherrn von Uechtritz zweihundert Exulaten und 300 Rinder zu. Der schlesische Arzt Kaspar Schwenckfeld und der Chronist Friedrich Lucae machten auf eine Heilquelle im 17. Jahrhundert aufmerksam. Bereits 1572 erkannte der Arzt Leonhard Thurneysser die Heilwirkung des Quellwassers.

Nach der Veröffentlichung einer Denkschrift durch den Wigandsthaler Arzt Dr. Weist im Jahre 1738 begann der Kurbetrieb in dem schlesischen Ort am alten Dreiländereck mit Sachsen, Schlesien und Böhmen. 1763 wurde Flinsberg zum Kur- und Badeort.

Im Jahre 1768 entstand das Brunnenhaus am Oberbrunnen und 1795 das erste Badehaus. 1811 wurde eine zweite Heilquelle entdeckt, welche ab 1824 auch für den Badebetrieb genutzt wurde.

Es wurden neben den Sauerquellen (kohlensäurehaltige Quellen) auch sieben Stahlquellen (eisenhaltige Quellen) genutzt, von denen mit der Heinrich-Quelle und der Julius-Quelle zwei stark Radium-haltig und somit radioaktiv waren.[3] Die Wässer wurden therapeutisch für Trinkkuren und Solebäder genutzt. So wurden in den Folgejahren weitere Badehäuser errichtet, wie das Leopoldsbad (1838), das Ludwigsbad (1879) und das Marienbad (1904).

1895 brannten große Teile der Kur- und Badeeinrichtungen ab. Ein neues repräsentatives Kurhaus wurde 1899 eingeweiht,[4] 1934 entstand ein Radiumbad. Bei rund 3.000 Einwohnern wurden 1938 25.000 Kur- und Erholungsgäste gezählt.

1909 wurde durch die Isergebirgsbahn AG eine Eisenbahnverbindung zwischen Friedeberg und Flinsberg aufgenommen. Nach zwischenzeitlicher Einstellung ist die Strecke ab Dezember 2023 wieder in Betrieb.

Will-Erich Peuckert, der zwischen 1914 und 1921 in Groß Iser als Volksschullehrer tätig war, befasste sich intensiv mit der Sagenwelt des Ortes.[5]

Vom 8. bis 9. Mai 1945 wurde Bad Flinsberg, das zum schlesischen Landkreis Löwenberg gehört hatte, von der Roten Armee besetzt und dann an die polnische Verwaltung übertragen. Der Ort erhielt den Namen Świeradów-Zdrój und im gleichen Jahr das Stadtrecht. Die Einwohner wurden nach Deutschland vertrieben.[6]

Seit 2008 führt die Heufudergondelbahn auf eine Höhe von 1.060 m in unmittelbarer Nähe zur Heufuderbaude.[7]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Die im neugotischen Stil 1898 erbaute katholische St. Josef- und Marienkirche wurde nach Plänen von Karl Grosser (1850–1918) errichtet. 1899 bekam die Kirche eine neue pneumatische Orgel von Schlag & Söhne. 1970 erhielt die Kirche einen neuen Anbau nach den Entwürfen von Waldemar Wawrzyniak und Tadeusz Zipser. 2011 erfolgte eine Generalsanierung der Orgel. Das Gehäuse wurde von Daniel Nowacki aus Osieczna restauriert und das Instrument von Adam Wolański aus Lubań.[8]

Oberhalb der Stadtmitte wurde auf dem Gipfel der Victoriahöhe (Świeradowiec) (1037 m ü. NHN) 2021 der größte Aussichtsturm in Schlesien eröffnet.[9]

Einwohnerentwicklung

1786: 1.294 Einwohner
1825: 1.542
1905: 1.910
1939: 2.803
1961: 3.085
1970: 2.982
2004: 4.577
2005: 4.556
2008: 4.308

Partnerstädte

Söhne und Töchter der Stadt

Gemeinde

Die Bergbaude Chatka Górzystów auf der Großen Iserwiese

Die Stadtgemeinde (gmina miejska) Świeradów-Zdrój umfasst ein Gebiet von 20 km² mit 5.157 Einwohnern. Świeradów-Zdrój ist die zweitreichste Stadtgemeinde in Polen (2019). Hierzu gehören die Stadt Świeradów-Zdrój und das Dorf Czerniawa-Zdrój (Bad Schwarzbach). Nach Süden dehnt sich die Gemeinde bis zur tschechischen Grenze aus, dort befindet sich auch die einsame Bergbaude Chatka Górzystów, die frühere Schule des Dorfes Groß Iser, die als einziges Gebäude dieses aufgelassenen Dorfes erhalten blieb.

Commons: Świeradów-Zdrój – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
  2. Karina Blüthgen: Vertreibung: Recht- und machtlos in Jahren der Angst. Mitteldeutsche Zeitung, 10. Februar 2004, abgerufen am 17. Februar 2020.
  3. E. Krause: Die Heilquellen des Isergebirges. Bote aus dem Queistale, März 1961, S. 1–2.
  4. Świeradów Zdrój. In: zvon.de. Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien GmbH, D-02625 Bautzen, abgerufen am 16. Januar 2024.
  5. Sagen. Geburt und Antwort der mythischen Welt. Einführungsband zur Reihe Europäische Sagen. E. Schmidt, Berlin 1965, S. 26 ff.
  6. Dolny Śląsk – przewodnik. Sport i Turystyka. Janusz Czerwiński, Ryszard Chanas, Warschau 1977, S. 311–312.
  7. Arkadiusz Lipin: Heufudergondelbahn. In: Website Bad Flinsberg. 30. Oktober 2009, abgerufen am 3. April 2023.
  8. (Bad Flinsberg), Kościół św. Józefa Oblubieńca Najświętszej Maryi Panny , auf organindex.de
  9. Höchster Aussichtsturm Polens eröffnet, auf schlesien-heute.de
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