Ba'ja

Karte: Jordanien
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Ba'ja
Ba'ja, Ausgrabungsareal B
Blick über die Areale B, E und TU 2
Hoch anstehende Mauern in Areal TU 2

Ba'ja (arabisch بعجة Baʿdscha, DMG Baʿǧa) ist ein jungsteinzeitliches Dorf etwa 14 km nördlich von Petra in Jordanien. Die Siedlung wird in das Präkeramische Neolithikum B datiert und ist damit rund 9.000 Jahre alt. Ba'ja liegt in einer Höhe von rund 1.160 Metern zwischen steilen Sandsteinformationen und ist nur mit Leitern über einen Kletterweg durch eine enge, steile Schlucht zugänglich. In der Nähe des Eingangs zum Siq von Ba'ja liegt der Fundort Ba'ja I, eine spätere islamische Ansiedlung mit 2–3 Siedlungsschichten, der ein nabatäischer Außenposten voranging.[1]

Geschichte

Wenig ist über die frühen Bewohner des Dorfes bekannt, oder zu welchen Leuten sie gehörten. Der ursprüngliche Name des Dorfes ist ebenfalls unbekannt, während der heutige Name des Ortes, der ihm von Archäologen zugewiesen wurde, seinen Namen von der nahe gelegenen Bergkette hat. Die frühesten schriftlichen Aufzeichnungen über die Bewohner der Region, in der Ba'ja liegt, stammen aus den alten hebräischen kanonischen Büchern (Genesis 36: 8-21). Dort beschreibt es ein bestimmtes Volk, bekannt als Ḥoriter, das die allgemeine Region bewohnte und zu dem später die Nachkommen von Esaus, Sohn von Iṣaak, Sohn von Abraham im 2. Jahrtausend v. Chr., der mit ihnen heiratete und sie schließlich verdrängte.[2]

Häuser

Die maximal nutzbare Siedlungsfläche der Höhensiedlung von Ba'ja, für das 600 Einwohner angenommen werden, betrug 1,2 bis 1,5 Hektar. Aus diesem Grund wurden die Häuser bis an die umgebenden steilen Abhänge (bis 45°) und dicht aneinander gebaut. Viele Häuser besaßen mehr als ein Stockwerk, wobei die Stockwerke über eine innenliegende Treppe verbunden waren. Die Mauern der Gebäude waren bis zu 4,20 Meter dick. Außerdem besaßen die Häuser meist einen Keller und wurden häufig erneuert, wobei sich auch der Siedlungsplan änderte.

Zwischen den Wänden der Häuser und unter den Fußböden wurden zahlreiche Steinäxte und steinerne Schälchen rituell bestattet. Im selben Kontext wurden auch Überreste von Menschen und Tieren gefunden.[3]

Gebeinhaus

In einem 0,6 m² großen Raum mit Resten einer Wandbemalung in Freskotechnik, die abstrakte Motive und geometrische Figuren zeigt,[4] befanden sich die Knochen von drei Erwachsenen und neun Kleinkindern, bei denen keine Krankheiten nachgewiesen werden konnten, die zu ihrem Tod führten. Bei den, nicht zeitgleichen, Bestattungen wurde der Tote jeweils in die Mitte des Raumes gelegt und die Knochen vorausgehender Bestattungen zur Seite geschoben. Obwohl das Grab bereits im Neolithikum gestört wurde, konnten hier zahlreiche künstliche Perlen, neun Pfeilspitzen, ein gebrochener Feuersteindolch, ein Perlmuttring sowie ein weiteres Schmuckstück aus Perlmutt unter dem Schädel eines Neugeborenen gefunden werden. Im gesamten Grab befand sich roter Ocker, der eine Rotfärbung der Knochen und Funde bewirkte. Die Analyse des Grabs ergab keinerlei Hinweise auf einen besonderen Status der Bestatteten. Vermutlich handelt es sich um die Verstorbenen einer großen Familie, wobei die vielen Kinderskelette auf eine hohe Kindersterblichkeit hinweisen könnten.

Sozialstruktur und Wirtschaft

Für Ba'ja wird eine flache Hierarchie angenommen, bei welcher Entscheidungen durch den Konsens der Familienoberhäupter getroffen wurden. Die Existenz eines Dorfoberhauptes kann nicht ausgeschlossen werden.

Innerhalb der Siedlungsfläche wurden viele Sandsteinringe aus der lokalen Produktion gefunden, die in ganz Zentraljordanien in dieser Zeit erscheinen und eventuell einen Tauschgegenstand darstellten, was auf einen gewissen Reichtum des Ortes hinweisen dürfte. Da solche Steinringe und ihre Vorläuferprodukte in allen Haushalten gefunden wurden, kann angenommen werden, dass ihre Produktion innerhalb der Familien organisiert wurde.[5]

Die Nahrungsproduktion geschah überwiegend durch Viehhaltung und Jagd, wobei auch Pelze von Leoparden, Füchsen und Schliefern anfielen.

Literatur

  • Hans Georg K. Gebel, J. M. Starck: Investigations into the stone age of the Petra area (Early Holocene research). A preliminary report on the 1984 campaigns. Annual of the Department of Antiquities of Jordan 29, 1985, S. 89–114.
  • Hans Georg K. Gebel: Die Jungsteinzeit im Petra-Gebiet. In: M. Lindner (Hrsg.): Petra. Neue Ausgrabungen und Entdeckungen. Delp, München/Bad Windsheim 1986, S. 273–308.
  • Hans Georg K. Gebel, Hans-Dieter Bienert: The 1997 Season at Ba'ja, Southern Jordan. Neo-Lithics 3/97, ex oriente, Berlin 1997, S. 14–18.
  • Hans Georg K. Gebel, Hans-Dieter Bienert: Ba'ja hidden in the Petra Mountains. Preliminary results of the 1997 investigations. In: H. G. K. Gebel, Z. Kafafi, G. O. Rollefson (Hrsg.): The Prehistory of Jordan, II. Perspectives from 1997. Studies in Early Near Eastern Production, Subsistence, and Environment 4, ex oriente, Berlin 1997, S. 221–262.
  • Hans Georg K. Gebel, Bo Dahl Hermansen: Ba'ja hidden in the Petra Mountains, II. Preliminary results of the 1999–2000 investigations. In: H.-D. Bienert, H. G. K. Gebel, R. Neef (Hrsg.): Central Settlements in Neolithic Jordan. Studies in Early Near Eastern Production, Subsistence, and Environment 5. ex oriente, Berlin 2004.
  • Hans-Dieter Bienert, Roland Lamprichs, Dieter Vieweger: Ba'ja. Archäologie einer Landschaft in Jordanien. Bericht über archäologische Feldforschungen. In: R. Eichmann (Hrsg.): Ausgrabungen und Surveys im Vorderen Orient. I Orient-Archäologie 5, M. Leideck, Rahden 2002, S. 159–214.
Commons: Ba'ja – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ba'ja I Grabungsergebnisse, BAI Wuppertal
  2. Yosef Yuval Tobi: Jewish Biblical Exegesis from Islamic Lands. The Bible as History: Sa‘adia Gaon, Yefet ben ‘Eli, Samuel ben Ḥofni, and Maimonides on the Genealogy of Esau and the Kingdom of Edom (Genesis 36). Hrsg.: Meira Polliack, Athalya Brenner-Idan. Society of Biblical Literature (SBL Press), 2019, S. 101120 (englisch, Online [PDF; 1,4 MB; abgerufen am 23. Oktober 2022] nur die Abschnitte Content und Acknowledgments werden in der Quelle angezeigt).
  3. Hans Georg K. Gebel: Subsistenzformen... (PDF; 4,6 MB) Universität Freiburg, 2002, S. 26.
  4. Hans Georg K. Gebel: Subsistenzformen... (PDF; 4,6 MB) Universität Freiburg, 2002, S. 75 (Abb.)
  5. Hans Georg K. Gebel: Subsistenzformen... (PDF; 4,6 MB) Universität Freiburg, 2002, S. 21–22.
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