BMK Chemie
Der VEB Bau- und Montagekombinat Chemie Halle wurde 1959 gegründet und war ein großer Baubetrieb der DDR mit Sitz in Halle (Saale).
VEB Bau- und Montagekombinat Chemie Halle | |
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Rechtsform | VEB Kombinat |
Gründung | 1959 |
Auflösung | 1990 |
Auflösungsgrund | Privatisierung |
Sitz | Halle (Saale), Deutsche Demokratische Republik |
Mitarbeiterzahl | 4199[1] |
Branche | Baugewerbe |
Stand: 30. Juni 1990 |
Das Kombinat war eines von acht zentral geleiteten Bau- und Montagekombinaten und beschäftigte rund 16.000 Mitarbeiter.
Neben Bauprojekten für die chemische Industrie der DDR war das Kombinat auch im Ausland tätig. So zum Beispiel beim Bau der Druschba-Trasse in der Sowjetunion und auch in der Bundesrepublik.[2] Für den Bau des Kulturzentrums „Treffpunkt Rotebühlplatz“ am Stuttgarter Rotebühlplatz übernahm das BMK Chemie beispielsweise Beton- und Schalungsarbeiten.[3]
Geschichte bis 1990
Das BMK Chemie entstand zum 1. Januar 1959 durch einen Beschluss der Chemiekonferenz des ZK der SED und der Staatlichen Plankommission vom November des Vorjahres. Das Kombinat unterstand zunächst direkt dem Ministerium für Bauwesen und ab 1961 zeitweise der VVB Industrie- und Spezialbau.[4]
Die Gründung umfasste die Zusammenlegung mehrerer Baustellen vornehmlich kreisgeleiteter Baubetriebe. Zu diesen zählten Baustellen im:[4]
- VEB Leuna-Werke: VEB Ingenieurtiefbau Brandenburg, VEB (K) Bau Merseburg und VEB Kreisbaukombinat Weißenfels
- VEB Chemische Werke Buna: VEB Montagebau Berlin/Bau Berlin, VEB (K) Bau Halle und VEB Bau-Union Halle
- VEB Gipsschwefelsäurefabrik II, VEB SuS Coswig/Anhalt, VEB Mineralölwerk Lützkendorf-Krumpa, VEB Filmfabrik Wolfen und VEB Hydrierwerk Zeitz: VEB Bau-Union Halle
- VEB Deutsches Hydrierwerk Rodleben: VEB (K) Bau Roßlau
- VEB Elektrochemisches Kombinat Bitterfeld und VEB Farbenfabrik Wolfen: VEB (K) Bau Bitterfeld und VEB Bau-Union Halle
Hallesche Mitteldeutsche Bau AG
Nach der deutschen Wiedervereinigung übernahm die Treuhandanstalt die Privatisierung des BMK Chemie. In diesem Zuge firmierte das Kombinat in Hallesche Mitteldeutsche Bau-Aktiengesellschaft (HMB) um. Im April 1991 wurde die HMB durch den Leitungsausschuss der Treuhand als sanierungsfähig eingestuft.
Da die Treuhandanstalt eine Aufspaltung der HMB ablehnte und einen Komplettverkauf anstrebte, war die Suche nach einem privatwirtschaftlichen Investor schwierig. Ab 1992 bot der türkische Baukonzern Tekfen Holding um die HMB und unterbreitete ein Angebot über 30 Millionen D-Mark mit einer Zusicherung des Erhalts von 4500 Arbeitsplätzen bis Ende 1993. Mitbieter Hochtief bot dagegen nur eine Mark und sicherte den Erhalt von 2500 Arbeitsplätzen zu. Gegen Ende Dezember 1992 bekam Tekfen den Zuschlag.
Da nach dem Zuschlag bilanzielle Fehler bei HMB aufgedeckt wurden und der tatsächliche Verlust der HMB deutlich höher war als ursprünglich angenommen, wollte Tekfen zunächst vom Kauf zurücktreten. Ein Abspringen von Tekfen konnte unter anderem durch eine Verlustübernahme des Bundes in Höhe von 75 Millionen D-Mark und eine Bürgschaft des Landes Sachsen-Anhalt in Höhe von 30 Millionen D-Mark verhindert werden.[2]
Nach der erfolgten Privatisierung sank die Anzahl der Arbeitsplätze innerhalb des Unternehmens weiter ab. Eine der größten Bauunternehmungen mit Beteiligung der HMB nach deren Privatisierung war die Errichtung des Rohbaus des Bundeskanzleramts in Berlin. In diesem Zusammenhang kam es zu Kontroversen bei der Begleichung von Rechnungen: Die Unternehmensführung von HMB monierte drohende Liquiditätsschwierigkeiten, die maßgeblich durch ausstehende Zahlungen für den Rohbau des Kanzleramts in Höhe von 81 Millionen D-Mark ausgelöst worden wären. Die Bundesbaugesellschaft wies die Forderung über den genannten Betrag nach einer erfolgten Prüfung zurück.[5]
Im Jahr 2005 hatte die HMB noch 32 Mitarbeiter.[6] 2012 hatte das Unternehmen noch 20 Mitarbeiter und diente nur noch als „logistische[r] Dienstleister“ für den türkischen Mutterkonzern. Neben den Verwaltungsgebäuden in der Magdeburger Straße gehörten der HMB zu diesem Zeitpunkt unter anderem verschiedene Wohnimmobilien und das Hotel am Steintor in Halle, welches bis 2022 durch die HMB betrieben wurde.[7]
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- „Die Wirtschaft – Unabhängige Wochenzeitung für Wirtschaft, Handel und Finanzen“ (Hrsg.): Kombinate: Was aus ihnen geworden ist. Reportagen aus den neuen Ländern., Verlag Die Wirtschaft, München 1993, ISBN 3-349-01041-5, S. 377–381. (Anhang: Zentralgeleitete Kombinate der Industrie und des Bauwesens nach Ministerien, Stand 30. Juni 1990, basierend auf Zahlen des statistischen Betriebsregisters der DDR)
- NDR Info; Lena Gürtler, Christoph Heinzle und Marc Hoffmann; Jens Brommann (Redaktion): Radiotranskript: Das Forum: Inside Treuhand. Der Fall HMB, Teil 1: Kombinat sucht Käufer, abgerufen am 15. September 2023.
- stasi-mediathek.de: Bericht über den Vertragsabschluss zum Bauvorhaben „Treffpunkt Rotebühlplatz“, abgerufen am 15. September 2023.
- Landesarchiv Sachsen-Anhalt: I 588 VEB Bau- und Montagekombinat Chemie Halle (Saale), 1954-1972 (Bestand), abgerufen am 15. September 2023.
- Manager Magazin: Offene Rechnung, abgerufen am 15. September 2023.
- Mitteldeutsche Zeitung: Hallesche Mitteldeutsche Bau AG: Deutscher Arm der Tekfen-Gruppe, abgerufen am 15. September 2023.
- Mitteldeutsche Zeitung: Halle: Kauf dir eine Straße!, abgerufen am 15. September 2023.