BB R 1051+1052

Die Fahrzeuge R 1051 und R 1052 sind dampfgetriebene Schneeschleudern mit eigenem Antrieb der Berninabahn (BB), die seit 1944 zur Rhätischen Bahn gehört.

BB R/RhB Xrot d
Xrot d 9213 und Gem 4/4 801 am Berninapass
Xrot d 9213 und Gem 4/4 801 am Berninapass
Xrot d 9213 und Gem 4/4 801 am Berninapass
Nummerierung: BB 1051, 1052
RhB 9213, 9214
Anzahl: 2
Hersteller: SLM
Baujahr(e): 1910, 1912
Ausmusterung: 1967 (1052/9214)
Achsformel: C'C'
Spurweite: 1000 mm (Meterspur)
Länge: 13'865 mm
Höhe: 3'800 mm
Breite: 2'800 mm, max. 3'600 mm
Gesamtradstand: 10.655 mm (inkl. Tender)
Kleinster bef. Halbmesser: 45,0 m
Dienstmasse: 45 t
Dienstmasse mit Tender: 63,5 t
Reibungsmasse: 45 t
Höchstgeschwindigkeit: 35 km/h
Indizierte Leistung: Antrieb: 221 kW
Schneeschleuder: 368 kW
Treibraddurchmesser: 750 mm
Zylinderanzahl: 6
Zylinderdurchmesser: 1051: 300 mm
1052: 310 mm
Kolbenhub: 450 mm
Kesselüberdruck: 1051: 13 atü
1052: 14 atü
Anzahl der Heizrohre: 14
Anzahl der Rauchrohre: 158
Heizrohrlänge: 3,10 m
Rostfläche: 1,60 m²
Rohrheizfläche: 110 m²
Überhitzerfläche: 17,5 m²
Dienstmasse des Tenders: 18,5 t
Wasservorrat: 7 m³
Brennstoffvorrat: 4 t Kohle

Geschichte

Bei der in den Jahren 1908 bis 1910 eröffneten Berninabahn wurde, da die Strecke im Gegensatz zu anderen Alpentransversalen keinen Scheiteltunnel aufweist, anfänglich nur der Sommerbetrieb vorgesehen. Bereits wenige Jahre nach der Eröffnung entschloss sich die Betreiberin jedoch zu einem ganzjährigen Verkehr, was den Bau zusätzlicher Tunnel und Galerien sowie die Beschaffung von Schneeschleudern erforderte. Ab dem Winter 1910/11 wurde ab Pontresina bis Alp Grüm gefahren, ab dem Winter 1914/15 die Bahn durchgehend in Betrieb gehalten.

Die Bahn bestellte dazu bei der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik (SLM) nacheinander zwei dampfbetriebene Schneeschleudern, die in den Jahren 1910 (R 1051) und 1912 (R 1052) ausgeliefert wurden. Im Gegensatz zu den bisher gebauten Fahrzeugen, auch der zwei Dampfschleudern der RhB-Stammstrecke, handelt es sich bei den beiden Bernina-Schleudern um selbstfahrende Fahrzeuge. Die Berninabahn entschied sich hierzu, weil in den engen Kurven nicht mit genügend hoher Kraft geschoben werden kann und die Bahn selbst keine Fahrdraht-unabhängigen Triebfahrzeuge besass. Die Schleudern wurden dennoch normalerweise mit Schiebetriebfahrzeugen eingesetzt, damit die gesamte Kesselleistung für die Dampfmaschine des Schleuderrades zur Verfügung stand.

Mit der Übernahme der Berninabahn durch die Rhätische Bahn (RhB) erhielten die beiden Schleudern die neuen Bezeichnungen R 13 und R 14, 1950 dann Xrot d 9213 und 9214. Die Bezeichnung Xrot d setzt sich zusammen aus: X = Dienstfahrzeug, rot = rotierend, d = dampfgetrieben. Die beiden Fahrzeuge befanden sich bis 1967 im regelmässigen Einsatz und wurden danach durch modernere Schleudern ersetzt. 1990 gelangte 9214 zur Dampfbahn Furka-Bergstrecke (DFB), die sie 1996 im Tausch gegen die R 12 an die Museumsbahn Blonay–Chamby (BC) weitergab; die Xrot d 9213 wird dagegen im Heimatdepot in Pontresina weiterhin betriebsfähig gehalten. Sie wird heute vor allem zu touristischen Zwecken noch betrieben, und zwar im Rahmen so genannter Fotofahrten; zuweilen kommt sie aber auch noch bei der Räumung zum Einsatz.

Aufbau

SLM-Werkfoto noch ohne Verkleidung des Kessels

Die Fahrzeuge verfügen nach Bauart Meyer über je zwei dreiachsige Triebdrehgestelle. Die vier Zylinder zum Antrieb der Triebgestelle befinden sich mittig des Fahrzeugs, darüber befindet sich der Antrieb für die Schneeschleuder, die von zwei Zylindern angetrieben wird. Der Durchmesser des Schleuderrads beträgt zweieinhalb Meter; es dreht mit maximal 170 Umdrehungen pro Minute. Damit können bis zu drei Meter hohe Schneemassen beseitigt werden.

Gekuppelt sind die Schneeschleudern mit einem zweiachsigen Tender.

Besondere Einsätze

1920 ist eine Schneeschleuder von einer Lawine erfasst worden und umgekippt. Durch den aus den Überdruckventilen austretenden Dampf wurden acht Personen tödlich verletzt.[1]

Die Xrot d 9214 wurde am 26. Januar 1968 zu einem einmaligen Grosseinsatz an der Arosabahn herangezogen. Geschoben von zwei ABDe 4/4 hatte sie die tiefverschneite Strecke zwischen Langwies und Arosa zu räumen und benötigte für den nur acht Kilometer langen Abschnitt acht Stunden.

Bilder

Literatur

  • Hans Hofmann: Chur–Arosa, vom Bau und Betrieb der Bahn. 2. Auflage, Calanda Verlag H. Hofmann, Chur 1989/93, ISBN 3-905260-11-5, S. 83–89.
  • Alfred Leuenberger: Rauch, Dampf und Pulverschnee. Die Dampfschneeschleudern der Schweizer Bahnen. Orell Füssli Verlag, Zürich 1967, ohne ISBN.
  • Claude Jeanmaire: Die Gleichstromlinien der Rhätischen Bahn. Archiv Nr. 20. Verlag Eisenbahn, Villigen 1975, ISBN 3-85649-020-5.
  • Gerhard Siem: Chronik der Eisenbahn. HEEL, Augsburg 2005, ISBN 3-89880-413-5.
Commons: BB R 1051+1052 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wenn das Bernina-Ungeheuer erwacht. In: NZZ-Video. Neue Zürcher Zeitung, 27. Februar 2013, abgerufen am 29. März 2019: „[…] im Winter 1920: Beim Einsatz wird die Dampfschleuder von einer Lawine erfasst und umgekippt. „Dort sind acht Menschen ums Leben gekommen, weil der Dampf inwändig ausgetreten ist. […] Später haben sie die Überdruckventile am Dach montiert.“ (Adriano Braun)“
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