BBÖ 1170
Die BBÖ Reihe 1170 war eine elektrisch angetriebene Lokomotivreihe der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) (Abkürzung bis 1938 und von 1945 bis 1951: BBÖ). Ab 1953 lautete die Reihenbezeichnung dann 1045.
BBÖ 1170 / DRB E 45 BBÖ E45 / ÖBB 1045 / MBS 1045 | |
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ÖBB 1045.12 in Attnang-Puchheim | |
Nummerierung: | BBÖ 1170.01 – 14 DRB E 45 01 - 14 BBÖ E 45 01 - 14 (mit Lücken) 1045.01 – 14 (mit Lücken) MBS 1045.01, 03, 06 |
Anzahl: | 14 |
Hersteller: | ELIN/Wien, Wr. Neustadt & Floridsdorf |
Baujahr(e): | 1927–29 |
Ausmusterung: | ÖBB: bis 1994 |
Achsformel: | Bo’Bo’ |
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) |
Länge über Puffer: | 10.400 mm |
Gesamtradstand: | 7.100 mm |
Dienstmasse: | 61 t |
Reibungsmasse: | 61 t |
Radsatzfahrmasse: | 15.3 t |
Höchstgeschwindigkeit: | 60 km/h |
Stundenleistung: | 1140 kW bei 40 km/h |
Dauerleistung: | 960 kW bei 48 km/h |
Anfahrzugkraft: | 153 kN |
Treibraddurchmesser: | 1.300 mm |
Motorbauart: | 1~Rs |
Stromsystem: | 15 kV 16 2⁄3 Hz |
Anzahl der Fahrmotoren: | 4 |
Antrieb: | Sécheron-Federantrieb |
Bauart Fahrstufenschalter: | Elektropneumatische Gleichstrom-Schützensteuerung |
Lokbremse: | elektrische Bremse mit Bremswiderständen am Dach, später ausgebaut |
Zugbremse: | Vakuumbremse (1170.01–10), Druckluftbremse (1170.11–14), später alle Druckluftbremse |
Geschichte
Mitte der 1920er Jahre benötigten die Österreichischen Bundesbahnen für die traktionstechnisch schwierige Mittenwaldbahn mit ihren Höchststeigungen von mehr als 36 Promille und die im Jahre 1925 elektrifizierte Salzkammergutbahn Attnang-Puchheim–Stainach-Irdning möglichst universell einsetzbare Lokomotiven. Auf der Mittenwaldbahn besorgte die Reihe 1060 den gesamten Verkehr, wofür ihre Leistung nicht mehr ausreichte. Auf der Salzkammergutbahn war die Reihe 1029 im Einsatz, die wegen ihrer starren 1’C1’-Bauweise für die kurvenreiche Strecke nicht geeignet war. Die 1170 bewährten sich gut, so dass bald schon eine weiterentwickelte Reihe 1170.1 in Auftrag gegeben wurde.
Die Deutsche Reichsbahn integrierte die 1170 nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im Jahre 1938 als E 45.0 Nach dem Zweiten Weltkrieg konnten noch 12 Loks im Bestand der wiedererstandenen BBÖ gezählt werden. Die Bezeichnung E 45 blieb bis 1953 bestehen, bis das Nummernschema wieder umgestellt wurde. Die meisten Elloks behielten jedoch die "deutsche Baureihenbezeichnung" als 3. und 4. Stelle ihrer Reihenbezeichnung, so auch die 1045.
Die 1045.11, welche einen Unfall erlitten hatte, wurde mit vorhandenen Ersatzteilen neu aufgebaut und als 1145.16 in den Bestand eingegliedert. 1045.03, 09 und 14 wurden in den 1970er Jahren blutorange lackiert.
Technik
Die Entscheidung fiel auf eine vierachsige Drehgestelllokomotive mit Einzelachsantrieb. Die bis dahin üblichen Stangenantriebe wurden hier ebenso aufgegeben wie die Bauart mit großen, im Maschinenraum untergebrachten Motoren. Wie gut und richtig diese Entscheidung war, zeigte sich darin, dass bis heute der größte Teil der Streckenlokomotiven dieser Bauart angehört.
Weitere Zwangspunkte bei der Konstruktion der neuen Lokomotiven war der schwache Oberbau im vorgesehenen Einsatzgebiet, der lediglich eine Achslast (heute: Radsatzlast) von 15 t (bei abgenützten Radreifen), somit eine Gesamtmasse von 60 t zuließ. Bei einer Masse von rund 28 Tonnen des elektrischen Teiles durfte der mechanische Teil also nicht mehr als 32 Tonnen Masse aufweisen, wobei schon allein auf den Hohlwellen-Antrieb rund 5 Tonnen entfielen. Das Fahrzeug musste daher so kurz wie möglich gebaut werden, obwohl klar war, dass ein derart kurzes Drehgestellfahrzeug zu unruhigem Lauf neigen würde. So entstand eine sehr gedrungene Lokomotivreihe mit der Achsfolge Bo’Bo’.
Der mechanische Teil der ersten zehn Maschinen kam von der Wiener Neustädter Lokomotivfabrik, der der letzten vier von der Lokomotivfabrik Floridsdorf, weil die Wiener Neustädter Lokomotivfabrik inzwischen geschlossen worden war. Der elektrische Teil wurde 1927 von ELIN in Wien geliefert.
Man verzichtete erstmals auf den Tatzlagerantrieb und wählte den voll abgefederten Sécheron-Hohlwellenfederantrieb mit Schraubenfedern. Die 1170.01–10 hatten Vakuumbremse, die 1170.11–14 schon Druckluftbremse, da die Mittenwaldbahn bereits neueres Wagenmaterial besaß. Später wurden auch die ersten zehn Lokomotiven auf Druckluftbremse umgerüstet.
Einsatz
Die ersten zehn Lokomotiven waren für die Salzkammergutbahn gedacht, die restlichen vier für die Mittenwaldbahn. Die Leistung der kleinen Maschinen war beachtlich, so zogen sie Güterzüge mit bis zu einem Kilometer Länge.
Die Deutsche Reichsbahn veränderte Stationierung und Einsatzgebiet der nun als E 45 bezeichneten Maschinen praktisch nicht. Zwei Fahrzeuge wurden während des Zweiten Weltkrieges so stark beschädigt, dass sie ausgemustert werden mussten.
Bei den Österreichischen Bundesbahnen nach 1945 (ab 1953 als Reihe 1045) bleib der Einsatz auch kaum verändert. Einzelne Lokomotiven, die bei Kriegsende in Deutschland verblieben waren, wurden in der Folgezeit durch Loktausch wieder zurückgeführt. Hier waren sie nun auch noch viele Jahre unverzichtbar und erhielten auch eine eingehende Modernisierung. Ab 1978 erfolgte bei Fälligkeit größerer Instandhaltungsmaßnahmen die Ausmusterung dieser Lokomotiven. Die letzte Maschine wurde bei den ÖBB 1994 ausgemustert. Die letzten drei Loks 09; 12 und 14 sind erhalten geblieben; 09 und 14 früher betriebsfähige Nostalgieloks, 12 als Denkmal in Attnang-Puchheim.
1980 wurden 1045.01 und 03 (später auch die leicht beschädigte 1045.06 als Ersatzteilspender) an die Montafonerbahn (MBS) verkauft, wo die ersten beiden bis 2009 im Betrieb standen.
Verbleib
Von 14 Loks blieben fünf Maschinen bis heute erhalten. 1045.01 und 1045.03 gelangten nach Ende des Einsatzes bei der MBS zur ÖGEG (Österreichische Gesellschaft für Eisenbahngeschichte) und sind heute im Lokpark Ampflwang beheimatet. Der Ersatzteilspender 1045.06 wurde verschrottet, jedoch wurden einige Teile an die ÖGEG abgegeben.
1045.09 befindet sich beim Verein "1. öSEK" im Eisenbahnmuseum Strasshof, während 1045.12 als Denkmallok in Attnang-Puchheim und 1045.14 im Depot des Eisenbahnmuseums Schwechat zu finden sind.
Literatur
- Richard Rotter, Helmut Petrovitsch: Triebfahrzeuge österreichischer Eisenbahnen – Elektrische Lokomotiven und Triebwagen. Eisenbahn Fahrzeug Archiv EFA A.2. alba Verlag, Düsseldorf 1990, ISBN 3-87094-132-4.
- Klaus Eckert, Torsten Berndt: Lexikon der Lokomotiven. Komet Verlag, Köln 2005, ISBN 3-89836-505-0.
- Günter Kettler u. a.: Alte österreichische Elektrolokomotiven, Verlag Peter Pospischil, Wien 1988.
- Markus Inderst: Bildatlas der ÖBB-Lokomotiven. Alle Triebfahrzeuge der Österreichischen Bundesbahnen. GeraMond, München 2010, ISBN 978-3-7654-7084-4.
- Klaus Brochmann: E 44 und E 45 : Altbau-Elektrolokomotiven für d. Personen- u. leichten Güterzugdienst. Verlag Klaus Brochmann Heidelberg 1978. Monographische Reihe Lokomotiv-Portrait. DNB 810750651