Azadirachtin

Azadirachtin ist eine chemische Verbindung, die zu den Limonoiden gehört. Es ist ein sekundärer Metabolit und insektizider Wirkstoff des Samens des Neembaums. Azadirachtin ist ein oxidiertes Tetranortriterpenoid mit Enolether-, Acetal-, Halbacetal- und Epoxid-Funktionen.

Samen des Niembaumes; Vorkommen von Azadirachtin
Strukturformel
Strukturformel von Azadirachtin
Allgemeines
Name Azadirachtin
Andere Namen

Azadirachtin A

Summenformel C35H44O16
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 11141-17-6
EG-Nummer (Listennummer) 601-089-4
ECHA-InfoCard 100.115.924
PubChem 5281303
ChemSpider 4444685
Wikidata Q793471
Eigenschaften
Molare Masse 720,71 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

155–158 °C[1]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[2]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Achtung

H- und P-Sätze H: 317361d400
P: 261273280321405501[2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Azadirachtin ist der Hauptbestandteil des Neemöls, das aus den gepressten Samen des Niembaumes (Azadirachta indica) gewonnen wird. Der Stoff hemmt die Larvenentwicklung zahlreicher Insekten (ecdysonartige Wirkung), soll für Säugetiere dagegen relativ unschädlich sein.[1]

Die Wirkung des Neembaumextraktes ist schon seit Langem bekannt. Der für die Wirkung wohl hauptverantwortliche Wirkstoff Azadirachtin wurde erstmals 1968 aus den Samen des Baumes isoliert. 1985 wurde die Struktur des Moleküls von Wolfgang Kraus et al. an der Universität Hohenheim endgültig aufgeklärt und publiziert.[3] Es besitzt 16 Stereozentren, ein kompliziertes Muster von sauerstoffhaltigen funktionellen Gruppen sowie eine stark von intramolekularen Wasserstoffbrückenbindungen beeinflusste Konformation und Reaktivität. Es ist zudem bei UV-Lichteinwirkung sehr instabil, mit Verlusthalbwertszeiten von 13 bis 94 Std.[4][5]

Die synthetische Herstellung von Azadirachtin gelang nach 22 Jahren Forschung erstmals 2007 durch ein britisches Team um Steven Ley an der Universität Cambridge.[6][7][8]

Zulassungsstatus

Azadirachtin ist als Wirkstoff in Pflanzenschutzmitteln in den Staaten der EU und in der Schweiz zugelassen.[9]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Eintrag zu Azadirachtin. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 13. Juni 2014.
  2. Safety data sheet according to 1907/2006/EC, Article 31. (PDF) In: LGC Standards GmbH. 3. Februar 2020, archiviert vom Original am 17. Juli 2020; abgerufen am 17. Juli 2020 (englisch).
  3. Wolfgang Kraus et al.: Endgültige Struktur des Azadirachtin. In: Tetrahedron Letters. 1985. doi:10.1016/S0040-4039(00)99020-8.
  4. K.M.S. Sundaram, J. Curry: Effect of some UV light absorbers on the photostabilization of azadirachtin, a neem-based biopesticide. In: Chemosphere. 32, 1996, S. 649–659, doi:10.1016/0045-6535(95)00370-3.
  5. Wei-hong TAN, Zhan-qian SONG: Research on Effect of Four Natural Ultraviolet Light Absorbers on Photostabilization of Azadirachtin-A. In: Agricultural Sciences in China. 5, 2006, S. 855–858, doi:10.1016/S1671-2927(06)60135-1.
  6. Steven V. Ley: Synthesis and chemistry of the insect antifeedant azadirachtin In: Pure and Applied Chemistry. Band 66, Nr. 10/11, S. 2099–2102, IUPAC 1994.
  7. organische-chemie.ch: Synthese von Azadirachtin.
  8. Gemma E. Veitch, Edith Beckmann, Brenda J. Burke, Alistair Boyer, Carles Ayats, Steven V. Ley: A Relay Route for the Synthesis of Azadirachtin. In: Angewandte Chemie. 119, 2007, S. 7777–7779, doi:10.1002/ange.200703028.
  9. Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit der Europäischen Kommission: Eintrag zu Azadirachtin (Margosa extract) in der EU-Pestiziddatenbank; Eintrag in den nationalen Pflanzenschutzmittelverzeichnissen der Schweiz, Österreichs (Eingabe von „Azadirachtin“ im Feld „Wirkstoff“) und Deutschlands, abgerufen am 17. April 2023.
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