Ornithologie

Die Ornithologie (altgriechisch ὄρνῑθ- órnῑth-, Stamm von ὄρνις órnis ‚Vogel‘, und λόγος lógos ‚Lehre‘) oder Vogelkunde ist jener Zweig der Zoologie, der sich mit den Vögeln (Aves) befasst, die mit rund zehntausend Arten eine der artenreichsten Klassen der Wirbeltiere bilden. Zur Ornithologie gehören unter anderem die Physiologie, die Taxonomie, die Ökologie und die Erforschung des Verhaltens (inklusive der Rufe und des Wanderverhaltens) der Vögel. Ein besonderes Arbeitsgebiet ist die Untersuchung des Vogelzuges, zum Beispiel mithilfe der Beringung. Die Geschichte der wissenschaftlichen Ornithologie ist zumindest im 20. Jahrhundert in Deutschland eng mit dem Vogelschutz beziehungsweise Naturschutz verbunden.

Sammlung verschiedener ausländischer und seltener Vögel, Lehrbuch Ornithologie, Nürnberg 1749

Ornithologe ist in Deutschland keine geschützte Berufsbezeichnung. In der Ornithologie sind neben hauptamtlichen Wissenschaftlern auch zahlreiche Amateurornithologen tätig, die zum Teil wesentliche Beiträge zum Verständnis der Biologie einzelner Arten, Artgruppen oder zu Regionalfaunen geleistet haben und immer noch leisten.

Arbeitsgebiete der Ornithologie

Beringung von Vögeln
Zugvögel in Mitteleuropa

In der Ornithologie gibt es eine Vielzahl an Arbeits- und Forschungsgebieten. Auf dem Gebiet der Systematik und Taxonomie der Vögel beschäftigt man sich mit der Aufstellung und Revision der ornithologischen Systematik, Taxonomie und Kladistik. Dabei sollen systematische Reihenfolgen, Gruppierungen und Artenlisten die gegenwärtigen Kenntnisse von der natürlichen Entwicklung (Phylogenese) und der Verwandtschaft widerspiegeln. Die Systematik der Vögel war lange unsicher und ist auch heute noch immer wieder umstritten, insbesondere auch was die Beziehungen zur verwandten Klasse der Reptilien betrifft. Die Methoden entwickelten sich von Morphologie über Molekularbiologie und DNA-Hybridisierung bis zur heute angewandten DNA-Sequenzierung. In dieses Forschungsgebiet zählt auch die museologische Organisation ornithologischer Museen, wo die theoretischen Grundlagen und praktischen Verfahren, Methoden, Techniken und Hilfsmittel in der Regel zur Verfügung stehen.

Das Forschungsgebiet der Paläornithologie befasst sich unter anderem mit Fossilien und der Evolution und Entwicklung der Vögel sowie mit der Entstehung des Vogelflugs und der Brutpflege.

Weitere Arbeits- bzw. Forschungsgebiete beschäftigen sich mit Anatomie und Physiologie der Vögel und deren Verhalten sowie mit den verschiedenen Vogelflugtechniken.

In der angewandten Vogelkunde befasst man sich mit der Nutzung von Vögeln, wie unter anderem Vogelfarmen in der Lebensmittelindustrie, Vögel in der Wirtschaft, was zum Beispiel den Handel mit Vögeln, Einfuhr und Ausfuhr oder auch den Einsatz als Brieftauben betrifft. Ein weiteres Teilgebiet stellt die Veterinärmedizin dar, wo Vogelkrankheiten und deren Vorbeugung und Heilung erforscht werden.

Weitere wichtige Arbeitsgebiete stellen die Avifaunistik und Ökologie sowie der Naturschutz und Vogelschutz dar. Vogelbestände und deren Dynamik werden hier erforscht, deren Ergebnisse in die theoretische und praktische Anwendung des Vogelschutzes einfließen. Hierbei geht es um Maßnahmen, die zur Erhaltung, Förderung oder Ansiedlung von Vögeln geeignet sind.

Geschichte und Organisation der Vogelkunde

Christian Ludwig Brehm, Vogelpastor
Johann Friedrich Naumann, Begründer der Ornithologie in Europa

Im 13. Jahrhundert verfasste Kaiser Friedrich II. mit De arte venandi cum avibus („Über die Kunst, mit Vögeln zu jagen“) ein Lehrbuch über die Beizjagd und Vogelkunde.

Eines der größeren Druckwerke zur Vogelkunde entstand Ende des 16. Jahrhunderts durch Conrad Gessner.[1] Als Begründer der Ornithologie in Europa gilt Johann Friedrich Naumann (1780–1857) aus Köthen (Anhalt) mit seinem 12-bändigen Hauptwerk „Naturgeschichte der Vögel Deutschlands“ (1820–1844). Diese Grundlage der modernen Vogelkunde beschreibt und ordnet alle Feld-, Wald- und Wasservögel des damaligen Herzogtums Anhalt und darüber hinaus.

Auch Christian Ludwig Brehm (1787–1864), der so genannte „Vogelpastor“ und Vater von Alfred Brehm, trug in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit seiner Sammlung von 9.000 Exemplaren viel zur Taxonomie der Vögel bei. Diese Erfahrungen sowie Expeditions-Ergebnisse des Sohnes gingen auch in die 10-bändige zoologische Standard-Enzyklopädie von Brehms Tierleben ein.

Bernard Altum (1824–1900) formulierte als erster eine Theorie zur Revierbildung bei Vögeln und deren Territorialverhalten, wobei er auch die Funktion des Vogelgesangs berücksichtigte.

Hans Freiherr von Berlepsch (1857–1933) begründete den wissenschaftlichen Vogelschutz. Er optimierte systematisch künstliche Nistkästen in Bezug auf Mikroklima bzw. die Minderung von Verschmutzungen und Schäden durch Wasser und schlug die Anlage von Vogelschutzgehölzen vor.

Organisationen für Vogelkunde

Ornithologische Museen und Sammlungen

Bedeutende Ornithologen

Literatur

  • Roger Lederer, Carol Burr: Latein für Vogelbeobachter: über 3000 ornithologische Begriffe erklärt und erforscht. Aus dem Englischen übersetzt von Susanne Kuhlmann-Krieg. Verlag DuMont, Köln 2014, ISBN 978-3-8321-9491-8.

Zeitschriften (Auswahl)

Siehe auch

Commons: Ornithologie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Ornithologie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikisource: Ornithologie – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Conrad Gessner: Historia animalium lib[er] III, qui est de avium natura. Christoph Froschauer, Zürich 1555; deutsche Übersetzungen: Vollkommenes Vogel-Buch, darstellend eine wahrhafftige und nach dem Leben vorgerissene Abbildung aller […] zahmer und wilder Voegel und Feder-Viehes […], uebersetzet […] durch Georgium Horstium […]. Wilhelm Serlin, Frankfurt am Main 1669; Neudruck Hannover 1994; Vogelbuch […]. Übersetzt von Haußlein. Frankfurt am Main 1600.
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