Ústí nad Labem

Ústí nad Labem ([ˌuːstiː ˌnad ˈlabɛm] Aussprache, wörtlich „Aussig an der Elbe“; deutsch Aussig, früher Außig) ist eine Stadt an der Elbe in Nordböhmen. Es ist Zentrum des nordböhmischen Industrie- und Ballungsgebietes und Verkehrsknotenpunkt in der Region.

Ústí nad Labem
Wappen von Ústí nad Labem
Ústí nad Labem (Tschechien)
Ústí nad Labem (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Historischer Landesteil: Böhmen
Region: Ústecký kraj
Bezirk: Ústí nad Labem
Fläche: 9396,9509[1] ha
Geographische Lage: 50° 40′ N, 14° 3′ O
Höhe: 218 m n.m.
Einwohner: 91.963 (1. Jan. 2023)[2]
Postleitzahl: 400 01
Kfz-Kennzeichen: U
Struktur
Status: Statutarstadt
Ortsteile: 4 Stadtbezirke
22 Ortsteile
Verwaltung
Oberbürgermeister: Petr Nedvědický (Stand: 2021)
Adresse: Velká Hradební 8
401 00 Ústí nad Labem
Gemeindenummer: 554804
Website: www.usti-nl.cz
Lage von Ústí nad Labem im Bezirk Ústí nad Labem

Geographische Lage

Die Stadt liegt etwa 48 km südsüdöstlich von Dresden auf einer Höhe von 140 m über dem Meeresspiegel. Die Altstadt von Aussig befindet sich am linken Elbufer an der Mündung des Flusses Bílina (dt. Biela) (14° 2′ 30″ östlicher Länge und 50° 39′ 33″ nördlicher Breite). Im Norden befindet sich das Vorland des Erzgebirges und nach Süden erstreckt sich das Böhmische Mittelgebirge.

Stadtgliederung

Ortsteile

Stadtbezirke, Ortsteile, Siedlungseinheiten

Stadtpanorama mit der Burg Střekov (rechts im Bild)
Blick auf die Altstadt von der Ferdinandshöhe
Blick Richtung Stadtzentrum
Blick auf den Stadtteil Strekov

Ústí nad Labem besteht aus vier Stadtbezirken,[3] 22 Ortsteilen[4] und 96 Grundsiedlungseinheiten:

  • Ústí nad Labem-město:
    • Ústí nad Labem-centrum
    • Strážky (Troschig)
    • Habrovice (Johnsdorf)
    • Všebořice (Schöbritz)
    • Božtěšice (Postitz)
    • Skorotice (Gartitz)
    • Bukov (Pokau) – seit 1. Mai 1939
    • Klíše (Kleische) – seit 1900
    • Předlice (Prödlitz) – seit 1. Mai 1939
    • Hostovice (Hottowies) – seit 1. Mai 1939
    • Vaňov (Wanow)
  • Ústí nad Labem-Neštěmice:
    • Neštěmice (Nestomitz)
    • Krásné Březno (Schönpriesen) – seit 1900
    • Mojžíř (Mosern)
  • Ústí nad Labem-Severní Terasa:
    • Severní Terasa
  • Ústí nad Labem-Střekov:
    • Střekov (Schreckenstein) – seit 1. Mai 1939
    • Svádov (Schwaden)
    • Olešnice (Waldschnitz)
    • Kojetice (Kojetitz)
    • Brná (Birnai)
    • Sebuzín (Sebusein)
    • Církvice (Zirkowitz)

Grundsiedlungseinheiten sind Božtěšice, Brná, Brná-Čertova jizba (Teufelsstube), Budov (Budowe), Bukov-střed, Církvice, Dobětice (Doppitz), Dukelských hrdinů, Habrovice, Hlavní nádraží, Hornická-Stará, Hostovice, Kalová pole, Kamenice-Dělouš (Kamitz-Tillisch), Ke Skřivánku, Klíše, Klíše-průmyslový obvod, Klíše-sportovní areál, Klíše-školský areál, Klíše-Vilová, Klíšská-Solvayova, Kočkov (Gatschken), Kojetice, Kramoly (Krammel), Krásné Březno, Krásné Březno-Nový Svět, Krásné Březno-Pod vyhlídkou, Krásné Březno-průmyslový obvod, Krásné Březno-Přístavní, Krásné Březno-západ, Malátova, Mariánský vrch-Hůrka (Marienberg), Masarykova nemocnice, Městské stadiony, Mojžíř, Na dolech, Na Nivách I, Na Nivách II, Nad Brnu, Nad Březnem, Nad zoologickou zahradou, Neštěmice, Neštěmice-halda, Neštěmice-východ, Neštěmická, Nová Ves (Neudörfl), Novosedlice (Obersedlitz), Obchodní zóna Všebořice, Olešnice, Olšinky (Wolfschlinge), Ovčárna, Ovčí vrch, Pod Střížovickým vrchem, Podhoří (Deutsch Neudörfel), Pražská ulice, Předlice, Předlice-průmyslový obvod, Sady Bedřicha Smetany, Sebuzín, Severní Terasa, Severní Terasa-střed, Sídliště Dobětice, Sídliště Dobětice-západ, Sídliště Kamenný vrch, Sídliště Pod Holoměří, Sídliště Skalka, Sídliště Stříbrníky, Skorotice, Skřivánek (Lerchenfeld), Strážky, Střekov-Kamenný vrch, Střekov-Karla IV, Střekov-lázně, Střekov-nábřeží, Střekov-nad hradem, Střekov-průmyslový obvod, Střížovický vrch I, Střížovický vrch II, Střížovický vrch III, Svádov, Tuchomyšl (Schönfeld), U Bíliny, U polikliniky, U stadionů, Univerzitní kampus, Ústí nad Labem-průmyslový obvod, Ústí nad Labem-střed, Ústí nad Labem-u západního nádraží, V Oblouku-Vojanova, Vaňov (Wanow), Vaňov-Skály, Veselí (Wesseln), Větruše (Ferdinandshöhe), Všebořice (Schöbritz), Všebořice-u vozovny, Západní nádraží und Žižkova.[5] Zu Ústí nad Labem gehören außerdem die Ortslagen Kolibov (Kolleben), Průčelí (Prutschl), Roudné (Raudney), Sedlo (Sedl), Stříbrníky (Ziebernik), Studánka (Borngrund) und Úžín (Auschina).

Kataster

Das Stadtgebiet gliedert sich in die 26 Katastralbezirke Božtěšice, Brná nad Labem, Budov u Svádova, Bukov, Církvice, Dělouš, Dobětice, Habrovice, Hostovice u Ústí nad Labem, Klíše, Kojetice u Malečova, Krásné Březno, Mojžíř, Neštěmice, Nová Ves, Olešnice u Svádova, Předlice, Sebuzín, Skorotice u Ústí nad Labem, Strážky u Habrovic, Střekov, Svádov, Tuchomyšl, Ústí nad Labem, Vaňov und Všebořice.[6]

Geschichte

Namensherkunft

Der Name der Stadt wurde vermutlich vom alttschechischen Wort ustie (ústí) abgeleitet, das Mündung bedeutet, wobei die Mündung der Biela in die Elbe gemeint sein dürfte. Der lateinische Name der Stadt lautete Usk super Albium.

Mittelalter

Im Jahre 993 wurde die Ansiedlung als Handelsplatz an der Elbe erwähnt. Přemysl Otakar II. erhob in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts den Ort zur Königsstadt. Die Rechte bestätigten und erweiterten die Könige Johann von Luxemburg und Karl IV.[7] Die Stadt wurde nach dem Magdeburger Recht verwaltet.

Während der Hussitenkriege gehörte die Stadt den Markgrafen von Meißen und wurde von den Hussiten belagert. Die Kämpfe erreichten 1426 am Hügel Na Běhání ihren Höhepunkt. Die Deutschen verloren den Kampf. Nach der Eroberung der Stadt am 16. Juni in der Schlacht bei Aussig verübten die siegreichen Hussiten unter Andreas Prokop ein Massaker an den deutschen Bewohnern der Stadt und zerstörten Aussig.[8] Danach herrschte Jakoubek von Vřesovice. Die Chroniken beschreiben, dass die Sieger in Folge friedlich mit der deutschen Bevölkerung weiter lebten.

Einen großen Aufschwung brachten das 16. und das 17. Jahrhundert. Die Stadt beteiligte sich nicht am Aufstand gegen Ferdinand I. 1547 und konnte sich dadurch wirtschaftlich entwickeln. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zogen verstärkt Deutsche zu, die bald mehr als die Hälfte der Bevölkerung ausmachten.

17. und 18. Jahrhundert

Katastrophal wirkte sich der Dreißigjährige Krieg aus. Die Stadt wurde siebenmal Opfer von Plünderungen und Strafzahlungen. Die Folgen dauerten beinahe zweihundert Jahre an. In dieser Zeit war die Stadt bedeutungslos und hatte weniger als 2000 Einwohner.

19. Jahrhundert

Im Jahr 1813 fand nordwestlich der Stadt die Schlacht bei Kulm statt. Nach 1830 bewirkte die Industrialisierung einen neuen Bevölkerungszuwachs.

Das starke Industriewachstum und die Ausweitung des Flussverkehrs führten zu zahlreichen Veränderungen. Nach Jahrhunderten der Stagnation wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts wieder Häuser gebaut. Die mittelalterlichen und Renaissancehäuser sowie die Stadtmauer wurden abgetragen. Neben Landwirtschaft und Weinanbau siedelten sich Webereien, Farbenhersteller und Papierfabriken an. In der Umgebung wurden knapp sechzig Bergwerke eröffnet. Aussig wurde dank der 1827 entdeckten Kohlevorkommen, der 1850 eröffneten Eisenbahnverbindung nach Prag und deren Weiterführung nach Dresden (1851) zur Industriestadt. Für Lastkähne war die Elbe früher erst ab Aussig flussabwärts schiffbar; damit wurde Aussig zum wichtigen Umladehafen zwischen dem Schifftransport und dem Landweg in Böhmen. 1860 lebten hier 7950 Einwohner, viermal so viel wie 1840. Trotz Cholera, Typhus und anderen Epidemien verdoppelte sich die Bevölkerung in den nächsten zwanzig Jahren. 1867 wurde das Bürgerliche Bräuhaus Aussig erbaut, die heutige Bierbrauerei Zlatopramen. 1872 entstand die erste Brücke über die Elbe. 1880 übersiedelte die Seifenfabrik Georg Schicht nach Aussig.

20. Jahrhundert

Aussig auf einer Ansichtskarte, Verlag Brück & Sohn (1912)

Anfang des 20. Jahrhunderts lebten über 37.000 Einwohner in Aussig, das sich zu einem der bedeutendsten Industriestandorte Böhmens entwickelt hatte; allein in der großen Chemikalien-Fabrik waren um 1900 etwa 2600 Arbeiter beschäftigt.[9] Die Stadt war Sitz eines Bezirksgerichts (Gerichtsbezirk Außig) und einer Bezirkshauptmannschaft (Bezirk Außig). Außerdem amtierte hier von 1900 bis 1918 der Superintendent von Westböhmen, der allen deutschen Lutheranern Böhmens vorstand. Infolge des Zerfalls Österreich-Ungarns gehörte Aussig ab 1918 zur Tschechoslowakei. Der seit 1857 bestehende Aussiger Anzeiger stellte 1919 sein Erscheinen ein.

Bis 1935 zogen viele Bewohner des Umlandes in die Stadt um, insbesondere Deutsche. Konrad Henlein hielt hier eine Rede und erreichte bei den Parlamentswahlen die absolute Mehrheit.

Begrüßung einmarschierender deutscher Truppen (hier gepanzerter Funkwagen Sd.Kfz. 232) mit Hitlergruß, Hakenkreuz-Fahnen und einem Transparent mit dem Text „Wir danken unserem Führer“ (Bundesarchiv)

Durch das Münchner Abkommen wurde die Stadt am 9. Oktober 1938 zusammen mit dem Sudetenland dem Deutschen Reich zugesprochen.

Die Aussiger Synagoge wurde am 31. Dezember 1938 niedergebrannt. Von der etwa 1200 Mitglieder zählenden jüdischen Bevölkerung der Stadt fielen etwa 80 % dem nationalsozialistischen Völkermord zum Opfer.[10]

Am 1. Mai 1939 wurden die Gemeinden Hottowies, Pokau, Prödlitz, Schreckenstein, Türmitz und Ziebernik in die Stadt eingegliedert; Aussig verließ gleichzeitig den gleichnamigen Landkreis und bildete fortan einen eigenen Stadtkreis. In Aussig hatte ferner einer der drei Regierungspräsidenten im Reichsgau Sudetenland, Hans Krebs, seinen Sitz (Regierungsbezirk Aussig).

Aussig war Stammsitz des Aussiger Vereins, eines bedeutenden Chemie-, Metallurgie- und Bergbaukonzerns, dessen Werke in Aussig und Falkenau zur Zeit des Nationalsozialismus im Zuge der „Arisierung“ von der I.G. Farben und der Chemischen Fabrik v. Heyden gemeinsam erworben wurden.

Bombenschäden

Im Jahr 1945 gehörte die Stadt Aussig zum Regierungsbezirk Aussig im Reichsgau Sudetenland des Deutschen Reichs.

Neben Alteingesessenen, knapp 60.000 Deutschen und etwa 3.000 Tschechen, gab es bei Kriegsende zahlreiche Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter aus Polen, der Sowjetunion und dem Protektorat Böhmen und Mähren, Ausgebombte aus westdeutschen Städten sowie mehrere Tausend Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten in Schlesien. Den Wohnparteien in Aussig wurden zwei bis drei Familien zur Einquartierung zugewiesen. Bei Luftangriffen der USAAF wurde am 17. und 19. April 1945 ein Fünftel der Altstadt zerstört, die Vorstadt Oster (Ostrov) dagegen komplett. Die Zahl der Opfer wurde meist mit 1000 bis 2500 angegeben, doch sind nur die Überreste von 513 Menschen gefunden worden. 409 Tote wurden identifiziert, davon 324 Einheimische und 46 Schlesier, der Rest aus dem Ausland.[11]

Sozialdemokraten im Umfeld des am 1. September 1944 verstorbenen Vorkriegsbürgermeisters Leopold Pölzl verhinderten am 7. Mai die Sprengung der zwei Elbbrücken und der Elbstaustufe in Schreckenstein. In Konkurrenz zu den Sozialdemokraten gründeten Tschechen und einige Deutsche in Aussig am 7. Mai 1945 einen Nationalausschuss, dem sich am 8. Mai um 3 Uhr morgens die deutsche Polizei der Stadt zur Verfügung stellte. Kurz darauf übergab Oberbürgermeister Franz Czermak dem Nationalausschuss die Verwaltung der Stadt samt Mittelwellensender. Diesem Beispiel folgten auch der Stadtkommandant und der Leiter der Eisenbahnverwaltung. Der NSDAP-Kreisleiter Rudolf Schittenhelm erschoss auf dem Berg Horka bei Kulm seine Familie und sich selbst. Erste sowjetische Panzer durchfuhren die Stadt am 8. Mai, doch richtete sich die sowjetische Armee erst am 9. Mai in der Stadt ein. Noch am 9. Mai gab es Todesopfer bei Feuergefechten zwischen fliehenden SS-Einheiten und sowjetischen Truppen.[11]

Nachkriegszeit

Am 31. Juli 1945 kam es nach einer Explosion in einem im Stadtteil Schönpriesen gelegenen Munitionsdepot zu einem geplanten Pogrom gegen die deutsche Zivilbevölkerung. Dem Massaker von Aussig fielen nach deutschen Angaben zwischen 1000 und 2700, nach neueren Quellen maximal 220,[12] nach tschechischen Angaben zwischen 40 und 100 Menschen zum Opfer. Symbol dieses Massakers ist die Elbbrücke zwischen der Altstadt und dem Stadtteil Schreckenstein.[13]

Marktplatz

Mit dem Ziel einer „ethnischen Entflechtung“ wurden zwischen 1945 und 1946 etwa 53.000 Deutsche aus der Stadt vertrieben. Dies geschah in zwei Phasen, vom Kriegsende bis Ende Juli 1945 durch wilde Vertreibung (odsun) und Flucht sowie von Januar bis Dezember 1946 durch eine organisierte Zwangsaussiedlung. An die Stelle der Deutschen traten Tschechen, die sowohl aus dem Landesinneren als auch als Repatrianten aus dem Ausland zuzogen, sowie Slowaken und Roma, die teilweise aus Rumänien und der Sowjetunion kamen. In der Region brach eine kulturelle und historische Tradition ab. In den 1970er und 1980er Jahren wurde das Stadtbild durch den Bau von Verkehrswegen, Großbetrieben und Plattenbauten nachhaltig verändert.

Seit Gründung der Jan-Evangelista-Purkyně-Universität im Jahre 1991 ist Ústí nad Labem eine Universitätsstadt mit rund 7500 Studenten. 1998 geriet Ústí in die internationalen Schlagzeilen, als von städtischer Seite der Bau einer Mauer um ein hauptsächlich von Roma bewohntes Stadtviertel begonnen wurde. Infolgedessen wurde die Eignung Tschechiens als Mitglied der Europäischen Union vorübergehend in Zweifel gezogen.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung bis 1945

Jahr Einwohner Anmerkungen
183001.759in 321 Häusern[14]
18380 2.081in 341 Häusern[15]
1852ca. 2.600[16]
190037.265meist deutsche Einwohner[9]
193071.256nach anderen Angaben 43.793 Einwohner, davon 8.735 Tschechen[17]
193966.975davon 7.557 Protestanten, 53.158 Katholiken, 221 sonstige Christen und 137 Juden[17]

Bevölkerungsentwicklung nach Ende des Zweiten Weltkriegs[18]

(Stand: 31.12. des jeweiligen Jahres)

JahrEinwohner
194756.420
195057.572
196068.362
197072.282
198087.163
JahrEinwohner
1990106.538
2000095.491
2010095.464
2020091.982
2022091.963

Wappen

Beschreibung: In Rot ein geharnischter silberner goldbewehrter doppelschwänziger Löwe mit einem Stechhelm („verkappt“) und aufsitzendem goldenem Flug.

Städtepartnerschaften

Ústí nad Labem unterhält mit folgenden Städten Partnerschaften:[19]

Sehenswürdigkeiten und Kultur

Bauwerke

St.-Adalbert-Kirche
(Adrian Ludwig Richter 1837) Überfahrt am Schreckenstein
Drei Elbbrücken
Theater der Stadt
Aussiger Madonna von Ismael Mengs
  • Dekanatskirche Mariä Himmelfahrt
Die ursprüngliche Kirche der Himmelfahrt der Jungfrau Maria wurde bereits 1318 erbaut, fiel aber den Hussitenkriegen zum Opfer. Der Nachfolgebau entstand nach 1452 und wurde in den 1880er Jahren spätgotisch umgebaut. Die heutige Schräglage des Turmes verursachte ein Luftangriff im April 1945, bei dem der Turm um 1,92 m aus seiner vertikalen Achse geriet, wodurch er laut Beschilderung zum „schiefsten Turm nördlich der Alpen“ wurde; allerdings steht der Schiefe Turm von Gau-Weinheim noch schräger. In der Kirche befindet sich die Aussiger Madonna von Ismael Mengs, eine Kopie der Mater dolorosa (Madonna Addolorata) von Carlo Dolci, von der sich Richard Wagner laut einem Brief aus dem Jahre 1842 zur Gestaltung der Heiligen Elisabeth im Tannhäuser anregen ließ.[21]
  • St.-Adalbert-Kirche
Die von Octavio Broggio zwischen 1715 und 1730 errichtete barocke Dominikaner-Klosterkirche ersetzte ein aus dem 11. Jahrhundert stammendes Gotteshaus. In der Adalbertkirche befindet sich die zweitgrößte Orgel Tschechiens.
Von Julius Zeißig errichtete neoromanische Backsteinkirche der evangelischen Kirchengemeinde.
  • Stadttheater
Das neubarocke Theater wurde 1908/09 nach Entwürfen des Wiener Architekten Alexander Graf erbaut und mit Gemälden von Eduard Veith ausgestattet.
Das 1876 gegründete Museum zählt zu den ältesten seiner Art in Nordböhmen. Die Sammlung war von 1919 bis 1994 in Schloss Trmice untergebracht. Seit 1995 hat sie ihren Platz in einem ehemaligen Schulgebäude neben dem Stadttheater gefunden. Die Ausstellung widmet sich vor allem der Stadt- und Militärgeschichte sowie den Naturräumen von Osterzgebirge und Böhmischen Mittelgebirge.
  • Burgruine Střekov (Schreckenstein)
Die Burgruine Střekov der eingangs des 14. Jahrhunderts erbauten Burg erhebt sich hoch über dem rechten Ufer der Elbe. Seit 1564 befindet sie sich im Besitz der Familie Lobkowitz. Aufgrund von Beschädigungen im Dreißigjährigen Krieg und im Siebenjährigen Krieg verfiel die Anlage allerdings. Der anliegende Hof mit Brauerei blieb erhalten und wird noch genutzt. Richard Wagner ließ sich auf Střekov für seine Oper Tannhäuser inspirieren.
Das sich auf einem Bergrücken steil über die Elbe erhebende Schloss in Velké Březno (Großpriesen) wurde im Auftrag des Grafen Karel Chotek in den Jahren 1842 bis 1845 erbaut. In diesem Gebäude befindet sich derzeit eine Ausstellung über die Familie Chotek.
  • Větruše (Ferdinandshöhe)
Auf einem Felsen über der Elbe steht das dominierende Gebäude Větruše. Es wurde 1847 als Restaurant erbaut und nach dem österreichischen Kaiser Ferdinand I. (1793–1875) benannt. Das herrschaftliche Bauwerk ist wieder ein Ausflugslokal. Eine Seilbahn fährt seit dem 7. Dezember 2010 von einem innerstädtischen Einkaufszentrum direkt hinauf zur Gaststätte.
  • Brücken in Ústí
Im unmittelbaren Aussiger Stadtgebiet existieren vier Brücken, drei davon über die Elbe, die andere über die Bílina. Diese ist die älteste der Stadt. Die 1934 erbaute Beneš-Brücke wurde noch vor dem Krieg nach dem 1935-1938, dann als Präsident der Exil-Regierung in London und 1945–1948 wieder amtierenden Präsidenten Edvard Beneš benannt. Die ursprüngliche Bahnbrücke wurde von 1872 bis 1874 erbaut. Nach schweren Zerstörungen wurde sie 1945 neu errichtet. Im Jahr 1998 wurde die neueste Brücke erstellt, die Mariánský most (Marienbrücke). Sie wird von Seilen getragen, die an Pfeilern auf dem rechten Elbufer angebracht sind.

Zoo

Der Zoologische Garten beherbergt etwa 1500 Tiere, die sich auf mehr als 250 verschiedene Arten verteilen.

Theater und Museen

In der Stadt gibt es drei professionelle Theaterensembles (Ballett, Oper, Theater), sieben Chöre, ein Kammerorchester und weitere kulturelle Vereine. Daneben arbeiten hier einige Tanzgruppen. Jährlich werden mehrere nationale und internationale Veranstaltungen durchgeführt (Theaterfestival der privaten Mittleren Schulen, Wettbewerb der jungen Pianisten „Virtuosi Per Musica Di Pianoforte“, „Internationales Festival des Chorgesangs“, Country- und Western-Festival „Trampská Porta“ und vor allem das „Internationale Tanzfestival“).

Zum Museum der Stadt Ústí nad Labem gehören vor allem die naturwissenschaftlichen Sammlungen über die Natur in Nordwestböhmen, des Böhmischen Mittelgebirges und des Erzgebirges.[22]

In Ústí gibt es seit etwa 2011 das vom Collegium Bohemicum betriebene Museum zur Geschichte und Kultur der deutschsprachigen Bewohner der böhmischen Länder, das sich die Pflege der kulturellen Hinterlassenschaft der deutschsprachigen Bevölkerung in Böhmen, die nach 1945 vertrieben wurden, als Ziel setzt.

Regelmäßige Veranstaltungen

Seit 2011 findet im September der Ústí-Halbmarathon statt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Industrie

1841 wurde die Manufaktur Johann Maresch gegründet (zuerst als Bähr & Maresch, später Johann Maresch Thon- und Stein- gutwaren fabric in Aussig). Neben Haushaltswaren wurden Figuren aus Ton hergestellt. Am bekanntesten sind wohl die Gartenzwerge und Gartenfiguren von Maresch. Nach 1945 wurde die Firma geschlossen.[23][24]

Die Georg Schicht AG gehörte vor dem Ersten Weltkrieg zu den großen Unternehmen im österreichischen Seifen-, Fette- und Kerzenbereich. Wesentlich war ferner die als Aussiger Verein bezeichnete Aktiengesellschaft für chemische und metallurgische Produktion.

Während des kommunistischen Regimes wurde Schwerindustrie aufgebaut. Direkt im Zentrum der Stadt befinden sich chemische und Nahrungsmittelfabriken sowie Glasereien. Der bedeutendste Arbeitgeber in Ústí ist die „Spolchemie“, welche neben der Schwerchemie auch feinste Spezialrohstoffe produziert. Im Westen, in Trmice, befindet sich ein Elektrizitätswerk mit Wärmeerzeugung. Die hohe Luft- und Wasserverschmutzung geht mehr und mehr zurück. Die Umweltauflagen des tschechischen Staates sind in der Zwischenzeit höher als vergleichbare in der Bundesrepublik Deutschland. Es werden weiterhin große Anstrengungen zum Abbau der Umweltbelastungen betrieben, welche von der EU prämiert worden sind. Bedeutend für die Binnenschifffahrt ist der Elbhafen.

Verkehr

Nahverkehr-Innenstadt

Stadtverkehr Der städtische Verkehrsbetrieb (DPmÚL) unterhält im Jahr 2016 tagsüber 11 O-Buslinien, 16 Autobuslinien und eine Seilbahn. Nachts verkehren jeweils zwei O-Bus- und Buslinien. Von 1899 bis 1970 gab es ein Straßenbahnnetz von acht Linien mit einer Gesamtlänge von 34 km, davon 10,4 km zweigleisig, das nach Prag und Brünn das drittlängste in der Tschechoslowakei war.

Eisenbahn Ústí ist ein wichtiger Eisenbahnknoten. Die Bahnstrecke Praha–Děčín ist Teil der internationalen Verbindung von Berlin nach Wien. Nach Westen führt die zweigleisige Bahnstrecke Ústí nad Labem–Chomutov und weiter über Cheb nach Nürnberg. Rechtselbisch verläuft die Bahnstrecke Kolín–Děčín, die als Gütermagistrale durch Tschechien dient. ČD Cargo betreibt einen wichtigen Stützpunkt (SOKV) für die Wartung von Lokomotiven und Wagen.

Fernstraßen Die Stadt ist an die internationale Straße E 442 (Liberec, Děčín, Teplice, Karlovy Vary) und die Straßen erster Klasse (I/8, I/30, I/13) angeschlossen. Weiter ist sie direkt mit der Autobahn D8 (Dresden – Prag, E 55, A 17) verbunden, die durch den Westen der Stadt führt; die restlichen Abschnitte wurden 2006 dem Verkehr freigegeben.

Ústí nad Labem befindet sich am Paneuropäischen Verkehrskorridor IV (Berlin – Prag – Wien/Bratislava – Budapest – Constanta/Thessaloniki).

Wasserwege Der Elbe-Wasserweg (Labská) ist Verbindungsstrecke zum Netz der westeuropäischen Wasserstraßen mit Zugang zu Deutschland, Frankreich, Benelux und bedeutenden Seehäfen. Der Lastverkehr wie auch Personenverkehr besteht auf der Strecke PardubiceChvaletice – Ústí nad Labem – Hamburg. Um das Jahr 1910 hatte der Aussiger Elbehafen mit jährlich 1,5 Millionen Tonnen nach dem Adriahafen Triest die zweithöchste Umschlagsleistung in der K.u.k.-Monarchie.

Sport

In der Saison 2007/08 spielte der HC Slovan Ústečtí Lvi in der höchsten tschechischen Spielklasse im Eishockey, der Extraliga. Die Heimspiele werden in der 1965 erbauten und 2004 renovierten Zlatopramen Arena ausgetragen.

Dem Fußballverein FK Ústí nad Labem gelang in der Saison 2010 der Aufstieg in die 1. Liga. Die Heimspiele mussten mangels eines geeigneten Stadions in Teplice ausgetragen werden. Nach dem Abstieg 2011 erreichte die Mannschaft 2012 sportlich den erneuten Wiederaufstieg, erhielt aber wegen der Stadionproblematik keine Lizenz für die oberste Spielklasse.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Martin Zeiller: Aussig. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae (= Topographia Germaniae. Band 11). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1650, S. 9–10 (Volltext [Wikisource]).
  • Friedrich Sonnewend: Geschichte der Königlichen Freistadt Aussig. C. W. Medau, Prag, Leitmeritz und Teplitz 1844 (books.google.it).
  • Franz Josef Umlauft: Geschichte der deutschen Stadt Aussig, Ellwanger, Bayreuth 1960 (Nachdruck: München 1983)
  • Eduard Wagner: Aussig. Ein Heimatbuch. Band 1: Bilder aus der geschichtlichen Entwicklung der Stadt. Ad. Beckers Buchhandlung, Aussig 1923 (Reprint. Aufstieg-Verlag, München 1973, ISBN 3-7612-0109-5).
Commons: Ústí nad Labem – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. uir.cz
  2. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
  3. uir.cz
  4. uir.cz
  5. uir.cz
  6. uir.cz
  7. Heinrich Gottfried Gengler: Codex Juris Municipalis Germaniae Medii Aevi. Regesten und Urkunden zur Verfassungs- und Rechtsgeschichte der deutschen Städte im Mittelalter. Band 1. Enke, Erlangen 1863, S. 93 (books.google.de).
  8. Alexander Querengässer: Triumph for the heretics: The Battle of Aussig. In: Medieval Warfare. Jg. 5, Nr. 2, 2015, S. 44–48, hier S. 48.
  9. Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 2, Leipzig und Wien 1905, S. 153.
  10. Martina Schneibergová: Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Usti nad Labem/Aussig, bei Radio Prag, 22. Oktober 2005
  11. Vladimír Kaiser: Das Ende des Krieges und die Vertreibung der Deutschen aus dem Aussiger Gebiet. In: Detlef Brandes, Edita Ivaničková, Jiří Pešek (Hrsg.): Erzwungene Trennung. Vertreibungen und Aussiedlungen in und aus der Tschechoslowakei 1938–1947 im Vergleich mit Polen, Ungarn und Jugoslawien (= Veröffentlichungen der Deutsch-Tschechischen und Deutsch-Slowakischen Historikerkommission. Band 8. = Veröffentlichungen des Instituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im Östlichen Europa. Band 15). Klartext, Essen 1999, ISBN 3-88474-803-3, S. 197–214.
  12. Peter Steinkamp: Aussig 1945. In: Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): Orte des Grauens. Verbrechen im Zweiten Weltkrieg. Darmstadt 2003. Darmstadt 2003, S. Hier S. 16.
  13. Thomas Schmid: Der Vergessene. Ein mutiger Sozialdemokrat im Sudetenland. welt.de, 3. August 2015, abgerufen am 4. April 2016.
  14. Jahrbücher des böhmischen Museums für Natur- und Länderkunde, Geschichte, Kunst und Literatur. Band 2, Prag 1831, S. 197, Ziffer 2).
  15. Friedrich Sonnewend: Geschichte der Königlichen Freistadt Aussig. C. W. Medau, Prag, Leitmeritz und Teplitz 1844, S. 224.
  16. Topographisches Lexikon von Böhmen. Prag 1852, S. 10.
  17. Michael Rademacher: Sud_aussig. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  18. Database of Demographic Indicators for Selected Towns of the Czech Republic. Tab. 213. In: www.czso.cz. Abgerufen am 22. Oktober 2023.
  19. Partnerstädte – Magistrát města Ústí nad Labem. Abgerufen am 7. Mai 2023.
  20. Stadt Chemnitz: Partnerstädte. Abgerufen am 7. Mai 2023.
  21. Brief an Ernst Benedikt Kietz vom 6.–10. September 1842: Richard Wagner: Sämtliche Briefe. Band 2: Briefe der Jahre 1842–1849. Herausgegeben im Auftrag des Richard-Wagner-Familien-Archivs Bayreuth von Gertrud Strobel und Werner Wolf. Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1970, S. 153; vgl. Dieter Borchmeyer: Richard Wagner. Ahasvers Wandlungen. Insel-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 2002, ISBN 3-458-17135-5, S. 156.
  22. Friedrich Seemann: Die naturwissenschaftlichen Sammlungen Deutschböhmens, IV Das Aussiger Stadtmuseum. In: Lotos – Zeitschrift für Naturwissenschaften, Jg. 60 (1912), S. 180–187. (zobodat.at [PDF; abgerufen am 3. Februar 2024]).
  23. The World of Johann Maresch, online auf; home.earthlink.net/...
  24. Die Familie Maresch aus der Stadt Aussig an der Elbe, online auf: www.heimatfreunde-aussig.de/
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