Aulosen
Aulosen ist ein Ortsteil der Gemeinde Aland in der Verbandsgemeinde Seehausen (Altmark) im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt, (Deutschland).[2]
Aulosen Gemeinde Aland | ||
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Koordinaten: | 53° 0′ N, 11° 35′ O | |
Höhe: | 19 m ü. NHN | |
Fläche: | 18 km² | |
Einwohner: | 173 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 10 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 1. Januar 2010 | |
Postleitzahl: | 39615 | |
Vorwahl: | 039395 | |
Lage von Aulosen in Sachsen-Anhalt | ||
Blick von der Brücke der Stresower Straße auf den Schaugraben gen Osten |
Geographie
Das altmärkische Dorf Aulosen liegt elf Kilometer nordwestlich von Krüden und 17 Kilometer nordwestlich der Hansestadt Seehausen (Altmark). Zum Ortsteil gehört die Wüstung Stresow.[3] Der westliche Teil, das frühere Klein Aulosen, ein Angerdorf, und der östliche Teil, das frühere Groß Aulosen, ein Straßendorf, sind im 20. Jahrhundert zusammengewachsen.[4]
Aulosen liegt im Naturschutzgebiet Aland-Elbe-Niederung, das Teil des Biosphärenreservats Mittelelbe ist. Die großflächigen Wiesen um die Garbe stehen ebenfalls unter Naturschutz.[5]
Die Gemarkung liegt am Aland, kurz vor dessen Mündung in die Elbe bei Schnackenburg und ist die nördlichste im Bundesland Sachsen-Anhalt. Sie grenzt im Nordwesten an Niedersachsen, im Norden und Nordosten bildet die Elbe die Grenze zu Brandenburg.[3]
Die Nachbarorte sind Lütkenwisch, Mittelhorst und Jagel im Norden, Cumlosen und Klein Wanzer im Nordosten, Wanzer im Osten, Ziegelei, Kahlenberge und Pollitz im Südosten, Deutsch im Süden, Drösede im Südwesten, Bömenzien im Westen, sowie Nienwalde, Kapern, Gummern, Stresow und Schnackenburg im Nordwesten.[3]
Geschichte
Mittelalter bis Neuzeit
Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1319, als Waldemar, Markgraf der Mark Brandenburg, Besitzungen in Aulosen an das Kloster Amelungsborn schenkte. In der Urkunde wird eine Burg als curia Aulosen (ein Reichslehen) genannt, der 17 Dörfer gehörten, darunter ad villam Owelosen (Klein Aulosen) und Owelose (Groß Aulosen).[6][7][8]
Viele Jahrhunderte lang unterstand Aulosen der Herrschaft der Familie von Jagow, die im 16. Jahrhundert an Stelle des alten Schlosses ein Gutshaus und 1730 die Kirche errichteten.[9]
Deutsche Teilung
Zwischen Aulosen und Niedersachsen liegt das zu DDR-Zeiten bei den Zwangsaussiedlungen an der innerdeutschen Grenze geschleifte Dorf Stresow. Dort befindet sich heute eine Grenz-Gedenkstätte.[10]
Namensherkunft
Der Name bedeutet soviel wie Wasserwalddorf. Der Ort lag an einem alten Wasserlauf, der später zum neuen Bett des Alands ausgebaut wurde.[9]
Die Türkin in der Wische
Jodocus Temme berichtet in der Sage Die beiden Frauen zu Aulosen über einen Herrn von Jagow zu Aulosen, der an einem Türkenkrieg teilnahm, in Gefangenschaft geriet und als Gärtner bei einem vornehmen Herrn arbeitete. Dessen Tochter hatte ihr Gefallen an ihm und er an ihr. Sie entfloh glücklich mit ihm aus seiner Sklaverei und wurde durch die Dispensation des Papstes seine Hausfrau. Mit ihr zusammen kehrte er an einem Gründonnerstag in das Schloss Aulosen zurück, wo er seine Gemahlin mit den Kindern an Mittagstafel bei Erbsen und Stockfisch antraf. Beide Frauen wurden die besten, verträglichsten Freundinnen. In der Kirche von Groß Garz gab es zwei Leichensteine, auf welchem zwei weibliche Figuren ausgehauen waren, welches die beiden Frauen dieses Ritters sein sollen.[11] Heinrich Christoph Steinhart berichtet dazu im Jahre 1802: Zum Andenken… stiftete er eine Armenspende, die auch bis vor einigen Jahren von seinen Nachkommen gegeben worden ist. Ich erinnere mich noch dieses Bettlerfestes, wohin zuweilen an die fünfhundert wallfahrteten.[12] Es besteht eine auffallende Ähnlichkeit zur thüringischen Sage Der Graf von Gleichen.
Eingemeindungen
Am 17. Oktober 1928 entstand die Landgemeinde Aulosen durch den Zusammenschluss der Landgemeinde Groß Aulosen, Teilen des Gutsbezirks Groß Aulosen und der Landgemeinde Klein Aulosen, die alle im Landkreis Osterburg lagen. Die Bezirke Hackenheide und Groß Kapermoor des Gutsbezirkes Groß Aulosen wurden mit der Landgemeinde Gollensdorf vereinigt.[13]
Am 20. Juli 1950 wurde die Gemeinde Stresow nach Aulosen eingemeindet.[14]
Am 25. Juli 1952 wurde die Gemeinde Aulosen dem neugebildeten Kreis Seehausen zugeordnet. Am 2. Juli 1965 wurde der Kreis Seehausen bereits wieder aufgelöst und die kreisangehörigen Gemeinden in den Kreis Osterburg umgegliedert. Am 1. Juli 1994 kam sie schließlich zum Landkreis Stendal.[15]
Durch einen Gebietsänderungsvertrag haben die Gemeinderäte der Gemeinden Aulosen (am 23. Juni 2009), Krüden (am 17. Juni 2009), Pollitz (am 19. Juni 2009) und Wanzer (am 9. Juni 2009) beschlossen, dass ihre Gemeinden aufgelöst und zu einer neuen Gemeinde mit dem Namen Aland vereinigt werden. Dieser Vertrag wurde vom Landkreis als unterer Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt und trat am 1. Januar 2010 in Kraft.[16]
Religion
Die evangelischen Christen aus Groß Aulosen und Klein Aulosen gehörten früher zur Kirchengemeinde Klein Aulosen (später Aulosen genannt) und damit zur Pfarrei Bömenzien.[20] Seit dem Jahre 2005 gehören die Evangelischen aus Aulosen zum Kirchspiel Groß Garz und Umgebung und zum Pfarrbereich Beuster[21] im Kirchenkreis Stendal im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.
Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Anna in Stendal im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[22]
Politik
Die letzte Bürgermeisterin der Gemeinde war Renate Schawe.[16]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Verkehr
- Durch den Ort führt die Verbindungsstraße von Seehausen (Altmark) zur B 493 bei Schnackenburg.
- Es verkehren Linienbusse und Rufbusse von stendalbus.[24]
Persönlichkeiten
- Matthias von Jagow (1480–1544), Bischof von Brandenburg und Reformator Brandenburgs
- Eugen von Jagow (1849–1905), Schriftsteller
Literatur
- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil XII) – Band 1 – A–K. In: Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs. BWV Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 84 f.
- Johann Ernst Fabri: Von der Stadt Seehausen (= Beyträge zur Geographie, Geschichte und Staatenkunde. Band 2). Schneider und Weigel, 1796, S. 453 (Digitalisat).
- Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 177 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
Weblinks
- Literatur von und über Aulosen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Aulosen auf seehausen-altmark.de
- Aulosen im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
- Eintrag zu Schloss Aulosen in der privaten Datenbank Alle Burgen. Abgerufen am 9. Oktober 2018.
Einzelnachweise
- Karina Hoppe: Seehausen lässt weiter Federn. In: Osterburger Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 26. Januar 2024, DNB 1047269554, S. 17.
- Hauptsatzung der Gemeinde Aland. 18. September 2019 (seehausen-altmark.de [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 21. Mai 2022]).
- Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 84–88, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
- Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
- Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 2. Band 1. Berlin 1843, S. 434, 433 (Digitalisat).
- Johann Christoph Becmann, Bernhard Ludwig Beckmann: Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg. Band 2, 5. Teil, 1. Buch. Berlin 1753, V. Kapitel, Spalten 52, 53 (Digitalisat).
- Berent Schwineköper: Handbuch der historischen Stätten. Provinz Sachsen-Anhalt. Hrsg.: Berent Schwineköper (= Kröners Taschenausgabe. Band 314). 2., überarbeitete und ergänzte Auflage. Band 11. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1987, ISBN 3-520-31402-9, S. 27, Aulosen (Kr. Osterburg).
- Verbandsgemeinde Seehausen (Altmark): Seehausen: Aulosen. Abgerufen am 30. Mai 2019.
- Gedenkstätte Stresow auf seehausen-altmark.de, abgerufen am 10. Februar 2024.
- Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die beiden Frauen zu Aulosen. In: Die Volkssagen der Altmark. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1839 (Wikisource)
- Heinrich Christoph Steinhart: Ueber die Altmark. Ein Beitrag zur Kunde der Mark Brandenburg. Band 2. Franzen und Grosse, Stendal 1802, S. 133 (Digitalisat).
- Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 232.
- Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 277 (PDF).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 341, 346.
- Landkreis Stendal: Gebietsänderungsvertrag zwischen den Gemeinden Aulosen, Krüden, Pollitz und Wanzer. In: Landkreis Stendal (Hrsg.): Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 19. Jahrgang, Nr. 17, 12. August 2009, ZDB-ID 2665593-7, S. 204–207 (landkreis-stendal.de [PDF; 7,0 MB; abgerufen am 20. Dezember 2020]).
- Andreas Puls: Orte verlieren 122 Einwohner in 12 Monaten. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Osterburg. 21. Februar 2013 (volksstimme.de [abgerufen am 10. Juni 2019]).
- Landkreis Stendal – Der Landrat: Kreisentwicklungskonzept Landkreis Stendal 2025. 30. Oktober 2015, S. 296, abgerufen am 3. August 2019.
- Ralf Franke: Seehausen hat mehr Zuzügler. In: Osterburger Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 14. Januar 2022, DNB 1047269554, S. 17.
- Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 105 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- Pfarrbereich Beuster. In: ekmd.de. Abgerufen am 15. Januar 2024.
- Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 28. Dezember 2020.
- Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 26.
- Fahrplan der Linie 952. In: Stendalbus. Abgerufen am 18. April 2021.