August Storck

Die August Storck KG ist ein Süßwarenhersteller mit Sitz in Berlin. Das Hauptwerk steht in Halle (Westf.), weitere Werke befinden sich in Ohrdruf (Thüringen)[3][4] und Berlin.[5] Gemessen am Umsatz zählte das Unternehmen im Jahr 2020 zu den zwei größten Süßwarenproduzenten Deutschlands und zu den 15 größten der Welt.[6]

August Storck KG
Logo
Rechtsform Kommanditgesellschaft
Gründung 1903
Sitz Berlin, Deutschland
Leitung Geschäftsführer:
  • Axel Oberwelland
  • Sascha Gervers
  • Jan Hendricks
  • Achim Westerhoff
  • Michael Zink
Mitarbeiterzahl > 7000 (2020)[1]
Umsatz rd. 3 Mrd. Euro (2019)[2]
Branche Genussmittel
Website www.storck.com

Geschichte

Gründung

1903 gründete August Storck genannt Oberwelland als Besitzer des Oberwellandhofs in Werther (Westfalen) die Werther’sche Zuckerwarenfabrik. Mit drei Mitarbeitern lieferte die Fabrik Zuckerwaren an Händler in der näheren Umgebung. Bis zum Jahr 1909 wuchs die Belegschaft auf zwölf Mitarbeiter, jedoch wirkte sich der Erste Weltkrieg nachteilig auf die Entwicklung aus.[7]

1921 ging die Leitung des Unternehmens an Hugo Oberwelland, den jüngsten Sohn des mittlerweile erkrankten Gründers. 1934 kamen die „1 Pfennig RIESEN“ auf den Markt, bei denen es sich nach Firmenangaben um das erste Markenbonbon Deutschlands handelte. Bis zum Jahr 1937 war die Zahl der Mitarbeiter auf 71 gestiegen, der Vertrieb der Produkte erfolgte ins gesamte Reichsgebiet, und 1938 eröffnete in Schötmar die erste Zweigstelle. Weitere Investitionen folgten erst nach dem Zweiten Weltkrieg.[7]

Von 11. September 1942 bis zum 7. September 1943 wurde von Storck in Werther ein „Frauenarbeitslager“ betrieben. Das Lager war Teil des Strafgefangenenlagers Oberems.[8]

Umzug nach Halle und Einführung von Marken

Logo von Werther’s Original

Nach dem Krieg entstand ein neues Werk im benachbarten Halle (Westf.), das bei seinem Bau als gutes Beispiel für eine „Industrieanlage im Grünen“ galt. Durch die Aufforstung in der Umgebung wurden freiwillig Ausgleichsmaßnahmen umgesetzt, wie sie heute in Planfeststellungsverfahren und Bauleitplanungen vorgeschrieben sind. Das Werk erhielt einen Gleisanschluss an die Bahnlinie des Haller Willem. Storck kaufte eigene Kesselwagen für den Rohstofftransport und geschlossene Güterwagen für den Transport der Fertigwaren.[7]

1949 kamen die „Storck 2 Pfennig RIESEN“ auf den Markt. 1950 führte Storck eine Erfolgsvergütung für Mitarbeiter ein. Im Zuge des Wirtschaftswunders stieg sowohl die Zahl der Angestellten als auch das Produktionsvolumen. 1953 begann der Export, anfangs hauptsächlich in die USA, nach Schweden und Hongkong. 1954 begann die Produktion von Schokolade. 1958 führte Storck Sozialleistungen ein. Der zweite Generationenwechsel erfolgte 1971, als Klaus Oberwelland die Unternehmensleitung übernahm. 1975 führte Storck eine unternehmenseigene Altersvorsorge ein.[7]

Von 1962 an entwickelte die Firma innerhalb von zwei Jahrzehnten viele ihrer bis heute wichtigsten Marken. In rascher Folge entstanden nimm2 (1962), Merci (1965), Campino (1966), Werther’s Original (1969, bis 1998 in Deutschland unter dem Namen Werthers Echte vertrieben) und Toffifee (1973). Später übernahm Storck die Firma Dickmann (1981) und entwickelte die Marke Knoppers (1983).[7]

Neuere Entwicklungen

1988 übernahm Storck das Traditionsunternehmen Bendicks of Mayfair aus Winchester in England. 1992 wurde die „Stork Foundation“ gegründet, die sich seither für den Schutz der Störche einsetzt.[7] 1993 entstand eine neue Produktionsstätte im thüringischen Ohrdruf.[9] Es folgten weitere Markteinführungen, darunter merci Crocant (1994), merci Pur (1995) und nimm2 Lachgummi (1996). 1998 kam es zu einer Umstrukturierung des Unternehmens, in deren Folge die Geschäftsleitung nach Berlin verlegt wurde.

Der dritte Generationenwechsel erfolgte im Jahr 2003. Seither ist Axel Oberwelland Vorsitzender der Geschäftsführung der August Storck KG, welche die Muttergesellschaft für die darunter angesiedelten Ländergesellschaften ist.[7] Weitere Markteinführung seit dem Wechsel war Chocolat Pavot (2003). 2005 erstand Storck von der Karlsruher Firma Ragolds die Namensrechte an den Marken Rachengold und Atemgold. 2005 betrug der Umsatz der August Storck KG 1,16 Mrd. Euro.

Zum 100-jährigen Jubiläum entwickelte Storck ein neues Firmenlogo und den neuen Slogan „Part of Your World“. Darüber hinaus ist seitdem erstmals auf jeder Markenverpackung der Name Storck zu sehen.

Ab 2009 wurden die bisher selbständigen Vertriebsgesellschaften Storck, Merci und Dickmann sukzessive fusioniert und ein neues Konditionssystem eingeführt. Im Zuge der Fusion verließen zahlreiche Führungskräfte das Unternehmen und wurden vorwiegend durch bei Ferrero abgeworbene Manager ersetzt.

Mit dem Generationswechsel zu dem neuen Firmenchef Axel Oberwelland veränderte sich die Markenführung bei Storck. Setzte man vorher auf eine reine Einmarkenstrategie (eine Marke mit einem Produkt), waren die letzten Jahre durch eine Politik der Markenkapitalisierung über zahlreiche Produkteinführungen unter einem Markendach gekennzeichnet. Beispiele hierfür sind die neuen Varianten bei Werthers Original mit Eclair, Karamellcreme und Soft oder bei Mamba mit den Varianten Sauer und Cola. Auch im Schokoladenbereich wurden zahlreiche neue Varianten unter merci Petits[10] oder bei der Stammmarke Merci eingeführt.

Zum 1. Januar 2014 verließ der langjährige Geschäftsführer Robert Mähler das Unternehmen.[11]

Unternehmen

Firmensitz der August Storck KG in Berlin

Marken

Produkte der August Storck KG
Österreich
  • Arosa (Zuckerl) hergestellt in Österreich von Englhofer Bonbons[13]
  • Firn (Zuckerl) hergestellt in Österreich von Englhofer Bonbons[14]
  • Heller Wiener Zuckerl (marmeladegefüllte Zuckerl, die ursprünglich von Gustav & Wilhelm Heller produziert wurden und deren Unternehmen durch Fritz Heller, dem Bruder des Multikünstlers André Heller und damaligen Geschäftsführer 1971 verkauft wurde) hergestellt in Österreich von Englhofer Bonbons[15]
  • Eiszapfen (Zuckerl) hergestellt in Österreich von Englhofer Bonbons[16]

WIHA

Ebenfalls zur Storck-Gruppe gehört das Unternehmen WIHA GmbH mit den exklusiv für Aldi hergestellten Marken[17] Choceur, Château, van Bolten Nussbeisser, Riquet Nussknacker, Scholetta Riesen Schoko Küsse und Bermont Kräuterli.

Trivia

In den 1970er Jahren warb ein lilafarbener Comicbär namens Schleck für Mamba, Bazooka, Riesen und ähnliche Produkte. Die Packungen enthielten Sammelpunkte, dafür wurde man Mitglied im sogenannten Schleck-Club und bekam einen eigenen Ausweis mit Geheimsprache. Als der Club mehr als 16.000 Mitglieder hatte, wurde er 1979 ohne Angabe von Gründen aufgelöst.

Schauspieler Götz George warb Mitte der 1980er als Testimonial mit seinem Image des Tatort-Kommissars Horst Schimanski für Paroli.[18]

Seit 2021 ist Thomas Müller als Markenbotschafter für die Storck-Marke Knoppers aktiv, 2022 stieß Mats Hummels dazu.[19]

Die August Storck KG beschäftigt eine 1954 gegründete Betriebsfeuerwehr, welche aus 28 Personen besteht.[20][21]

Kritik und Kontroversen

Seit 2011 gab es eine gerichtliche Auseinandersetzung zwischen der Firma August Storck KG und der Geschäftsführerin von vier Cafés und Patisserien; diese betreibt im Raum Frankfurt am Main/Taunus vier Geschäfte unter dem Namen „Café Merci“. Storck zielt darauf, die Verwendung des Namens Merci wegen der eigenen Süßware zu untersagen, und klagte in diesem Sinne durch mehrere Instanzen nach dem Markengesetz 14 II, NR. 3) wegen Rufausbeutung und Verwechslungsgefahr. Der Fall erregte öffentliches Interesse, nachdem der 6. Zivilsenat des OLG Frankfurt am 23. Mai 2012 zwar im Kern zugunsten der Geschäftsführerin entschieden hatte, sie aber dennoch unter erheblichen Kosten die Cafés mit allen Hinweisen auf eigenen Verpackungen, Produkten, Anzeigen, Logos und so weiter umbenennen muss.[22][23] Im Februar 2015 wurde von beiden Seiten vereinbart, dass das Café Merci künftig mit Zustimmung von Storck seinen Namen führen dürfe.[24]

Im Februar 2020 wurde ein Teil des Firmengeländes in Halle (Westf.) besetzt. Auslöser war die geplante Rodung eines Waldstücks am Steinhausener Weg am Fabrikgelände. Waldbesetzer errichteten Plattformen und Hochseilstrukturen auf den Bäumen des von ihnen Steini getauften Waldes. Die Barrikadenräumung scheiterte am Ungehorsam der Besetzer gegenüber den Forstarbeitern und geringer Räumungsbereitschaft seitens der Polizei.[25] Eine neuerliche Besetzung erfolgte zum Beginn der Rodungssaison im Oktober 2021. Aktivisten besetzten neuerlich Bäume im Waldstück und errichteten Baumhäuser. Der Protest richtet sich unter anderem gegen den Klimawandel und die mangelnde Bereitschaft August Storcks, seine Lieferketten offenzulegen.[26] Am 6. Januar 2022 wurde eines der Baumhäuser geräumt und ein Teilstück des Wäldchens gerodet.[27] Aufgrund der mit der Erweiterung des Firmengeländes verbundenen Vernichtung von Natur- und Waldflächen plant Storck, Teile des Flusses Warmenau sowie 5,5 Hektar anliegendes Gelände naturnah auszubauen.[28] Zudem hatte Storck 2022 den am Betriebsgelände durch ein Rohr laufenden Laibach freigelegt.[29]

In der Chocolate Scorecard, einer vergleichenden Übersicht zu den ökologischen und sozialen Umständen der Produktion von Schokoladenunternehmen unter Leitung australischer Universitäten, erhielt das Unternehmen den Rotten Egg Award und belegte den letzten Platz unter 38 Unternehmen, ebenso wie im Vorjahr. Ausschlaggebend waren „Intransparenz und Unvernunft“ aufgrund der fortgesetzten Weigerung des Unternehmens, Auskunft über die Produktionsumstände zu geben.[30]

Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine befindet sich die August Storck KG 2022 entsprechend der Art ihres Engagements in Russland in der Gruppe F der Yale-Liste von Wirtschaftsunternehmen, Liste für Deutschland: Gruppe F: Defying Demands for Exit or Reduction of Activities. Companies that are just continuing business-as-usual in Russia. (Widerstand gegen Forderungen nach einem Ausstieg oder der Reduzierung von Aktivitäten. „Die Geschäfte in Russland gehen ihren normalen Gang“.)[31]

Commons: August Storck KG – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. https://www.storck.com/de/unternehmen Storck – Unternehmen; abgerufen am 18. August 2020
  2. Marc Uthmann: Pralinen versüßen Storcks Bilanz. In: nw.de. 15. Februar 2020, abgerufen am 17. Februar 2024.
  3. Harry Wallop: Bendicks chocolate factory in Winchester to move to Germany. 4. März 2011, ISSN 0307-1235 (Online [abgerufen am 11. März 2018]).
  4. Patrick Krug: Wahlkampf: Lieberknecht im Storck-Werk Ohrdruf. In: Thüringische Landeszeitung. 15. August 2013, archiviert vom Original am 19. Juni 2014; abgerufen am 1. März 2024.
  5. Unsere Standorte in Deutschland. storck.com, abgerufen am 6. April 2023.
  6. Umsatz der führenden Süßwarenhersteller weltweit im Jahr 2020, Statista, abgerufen am 30. August 2021.
  7. BÖRSE ONLINE Redaktion: Axel Oberwelland: Der Herr der Bonbons – der unbekannte Milliardär. Abgerufen am 20. Oktober 2022 (deutsch).
  8. Karina Isernhinke: Das Strafgefangenenlager Oberems. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2015, ISBN 978-3-89534-893-8, S. 140.
  9. Thüringer Bogen: Wir haben den Bogen raus. In: Wirtschaftsspiegel Thüringen. 1. Oktober 2022, abgerufen am 20. Oktober 2022 (deutsch).
  10. merci, bis Petits runterscrollen. storck.com, abgerufen am 6. April 2023.
  11. Werben & Verkaufen: Michael Phiesel wird Geschäftsführer der Haribo-Holding | W&V. (Online [abgerufen am 11. März 2018]).
  12. Bunte Welt – Bonbonvielfalt von Storck. Abgerufen am 7. Oktober 2022.
  13. Englhofer Bonbons Österreich – Je Englhofer je lieber! Arosa. Englhofer, abgerufen am 12. März 2019.
  14. Englhofer Bonbons Österreich – Je Englhofer je lieber! Firn. Englhofer, abgerufen am 12. März 2019.
  15. Englhofer Bonbons Österreich – Je Englhofer je lieber! Wiener Zuckerl. Englhofer, abgerufen am 12. März 2019.
  16. Englhofer Bonbons Österreich – Je Englhofer je lieber! Eiszapfen. Englhofer, abgerufen am 12. März 2019.
  17. Wirtschaftswoche über die Beziehung zwischen Storck und Aldi, abgerufen am 5. Juni 2012.
  18. altetvclips: Paroli Halsbonbons Werbung Götz George 1985. 17. Dezember 2013, abgerufen am 11. März 2018.
  19. Storck setzt auf ein eingespieltes Team. In: westfalen-blatt.de. Abgerufen am 16. Februar 2023.
  20. Betriebsfeuerwehr Storck. In: Kreisfeuerwehrverband Gütersloh. Abgerufen am 16. Februar 2023 (deutsch).
  21. Malte Krammenschneider: Storck-Betriebsfeuerwehr wird aufgerüstet. In: westfalen-blatt.de. Abgerufen am 16. Februar 2023.
  22. Beschluss OLG Frankfurt 6. Zivilsenat (AZ: 6 W 36/12). In: Hessenrecht Landesrechtsprechungsdatenbank. Abgerufen am 3. Juni 2020.
  23. Süßwarenhersteller Storck unter Feuer: „Au revoir Merci!“ (Online [abgerufen am 11. März 2018]).
  24. ust: Storck sei Dank. Bad Sodener Café darf weiter Merci heißen. In: Frankfurter Rundschau vom 14./15. Februar 2015, S. 16.
  25. Heiko Kaiser, Jonas Damme: Aktivisten aus dem Altkreis und Bielefeld: 30 junge Menschen besetzen „Steini“. Haller Kreisblatt, 23. Februar 2021, abgerufen am 10. Januar 2022.
  26. „Schoko-Check“: Diese Schokolade ist nicht nachhaltig. In: Utopia.de. 4. Januar 2022, abgerufen am 13. Januar 2022 (deutsch).
  27. Nicht lustig. Westfalen-Blatt, 7. Januar 2022, abgerufen am 13. Januar 2022 (deutsch).
  28. Anja Hanneforth: Nach Abholzung im Storck-Wald: Hier schafft der Süßwarenriese Ausgleich. In: haller-kreisblatt.de. Abgerufen am 16. Februar 2023.
  29. Der Laibach in seinem neuen Bett. Abgerufen am 16. Februar 2023.
  30. The Chocolate Collective: Chocolate Scorecard 2022, April 2022, Online, Zugriff am 24. Oktober 2022
  31. Over 600 Companies Have Withdrawn from Russia—But Some Remain. Yale School of Management, 6. April 2022, abgerufen am 6. April 2022 (englisch).

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