August Lemier

Ludwig Isidor August Lemier[1] (geboren vor 1876;[2] gestorben um 1908)[1] war ein deutscher Großhandels-Kaufmann für Gas-, Wasser- und Dampfleitungen,[2] Erfinder[3][4] und Verbandsfunktionär.[5]

Leben und Werk

Werbeanzeige von 1906 über verschiedene Röhren sowie Armaturen zu Gas-, Wasser- und Dampfleitungen
Annonce der Mannesmannröhrenlager G.m.b.H., Hannover, 1920er Jahre, mit dem Zweiglager am Engelbosteler Damm 140

August Lemier begründete 1876 in Hannover[2] gemeinsam mit dem Kaufmann Hugo Langenstraß als Inhaber sowie als Firmen-Assistent das Unternehmen Langenstrass & Lemier, das sich anfänglich mit der Vermittlung von Handels- und Kommissionsgeschäften befasste. Sitz der Firma waren zunächst die im Parterre untergebrachten Geschäftsräume in der Artilleriestrße 10, in dessen drittem Stockwerk Langenstraß als Haushaltsvorstand auch wohnte,[6] während Lemier seinen Wohnsitz in der Fernroderstraße 13 genommen hatte.[7]

Schon nach kurzer Zeit wirkte Lemier, der als der eigentliche Firmengründer des Unternehmens galt, „bahnbrechend für die Spezialisierung des Großhandels in sämtlichen Artikeln für Gas-, Wasser- und Dampfleitungen [... und] verschaffte sich allmählich eine führende Stellung auf diesem Gebiete.“[2] 1884 bewarb er in der Deutschen Industrie-Zeitung „Bier- und sechseckige verzinnte Messingrohre“ als Spezialität seines Hauses.[8] Ebenfalls 1884 trat „Herr August Lemier, Kaufmann, Fabrik für Gas- und Wasserartikel, Hannover, Breitestr.“ als Genosse dem Deutschen Verein für Gas- und Wasserfachmänner bei[9]

Wenig später wurde der „Fabrikant von Gas-, Dampf- und Wasserheizungen“ 1887 Mitglied des hannoverschen Bezirksvereins des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI).[10][11]

1893 verfasste August Lemier einen illustrierten Artikel in dem Periodikum Uhland's Verkehrszeitung und industrielle Rundschau über eine von ihm entwickelte Vorrichtung unter der Überschrift „Poseidon selbstschließender Wasserhahn“.[3] Für den rückschlagfreien, selbstschließenden Wasserhahn der Marke Poseidon meldete Lemier beim Deutschen Reichspatentamt zwei Erfindungen an unter den D.R.P.-Nummern 60553 und 62972.[4]

Am 9. April 1895 wurde Lemier,[12] der privat das Gebäude Alleestraße 5 bezog, Eigentümer der Immobilien am Engelbosteler Damm 83 als Hauptgeschäftsstelle seines Unternehmens mit einer Fabrik sowie einem Lager für sämtliche Artikel für Gas-, Wasser- und Kanalisationsanlagen, Dampfleitungen und Zentralheizungen. Zudem unterhielt Lemier eine Filiale in der Münzstraße 2a.[13]

Anfang des 20. Jahrhunderts gelang Lemier die Erfindung eines Absperrventils, das er am 12. Dezember 1901 in der Schweiz zum Patent anmeldete.[14]

Um 1904 leitete August Lemier laut der Kölnischen Volkszeitung sowie der Kartell-Rundschau als Vorsitzender eine sich über das ganze Deutsche Reich erstreckende Vereinigung, deren Ziel die Kartellierung der Gasröhrenhändler war.[5]

Etwa zeitgleich mit dem Tode August Lemiers um 1908 trat an seiner Statt Max Lemier als persönlicher Gesellschafter in die Firma August Lemier ein.[1]

1913[15] oder 1914 – die Firma August Lemier GmbH war mittlerweile im Handelsregister unter der Nummer HR A 754 eingetragen – waren Max Lemier sowie Otto Bertling Inhaber des Unternehmens geworden mit dem Kaufmann Karl Fritzsche als Prokurist.[16] Noch im selben Jahr wurde das Unternehmen als Mannesmannröhren-Lager, G.m.b.H, Hannover[2] eine Werksfirma[17] eine Tochter der Mannesmannröhren-Werke, die das Geschäft dann unter Beibehaltung des Handels mit Fittings und Leitungsarmaturen als ansonsten reine Großröhren-Handlung auf eine breitere Basis stellte. Die neue Firma[2] mit dem zeitweiligen Zusatz „vorm. August Lemier“[18] und einem auf mehrere Etagen verteilten Lager am Engelbosteler Damm 140 in Hannover, einem Bahnlager mit Gleisanschluss und Geschäftsstellen in Magdeburg, Bremen und Kassel erhielt zudem den Alleinverkauf in Nordwestdeutschland und einen Großteil von Mitteldeutschland für sämtliche Röhrenfabrikate sowie die Produkte der Blechwalzwerke und der Schweißwerke des in Düsseldorf ansässigen Produzenten.[2]

Anfang der 1920er Jahre schuf der Maler Theo Rohrssen eine detailreich illustrierte Zeichnung als Vogelschau über die Gebäude und die Innenhöfe der Mannesmannröhrenlager GmbH am Engelbosteler Damm sowie eine Abfolge von Innenaufnahmen der Büroräume des Unternehmens, deren Klischee für den von dem Senator und Stadtbaurat Paul bearbeiteten Band Hannover 1922 in der Publikationsreihe Deutschlands Städtebau des Deutschen Architektur- und Industrie-Verlags (DARI) durch Ewald Steinmetz & Co. umgesetzt wurde.[2]

Reklame Vereinigte Theater Lichtspiele (VT), darunter das frühere Metropol-Theater an der Oberstraße 7
Erleuchteter Neubau der 1950er Jahre an der Straßenfront Engelbosteler Damm 5 vor der U-Bahn-Haltestelle Christuskirche

Inmitten des Zweiten Weltkrieges erwarb die Firma Hermann Albert Bumke das Grundstück am Engelbosteler Damm 140,[19] deren Gebäude nach Teilzerstörung durch die Luftangriffe auf Hannover in der Nachkriegszeit bis 1955 unter der Adresse Engelbosteler Damm 5 wieder aufgebaut wurden, während das Firmengelände später auf rund 9.000 m² vergrößert wurde[20] unter Einbeziehung des Gebäudekomplexes Oberstraße 7,[19] wo zuvor das Metropol-Theater seine Vorstellungen gegeben[21] und in den 1950er Jahren der Filmkaufmann Georg Hugo Will, Schwager der Filmschauspielerin Marlene Dietrich, die Leitung der Metropol-Lichtspiele übernommen hatte.[22]

Literatur

  • o. V.: Neues und Bewährtes. „Poseidon“ selbstschließender Wasserleitungshahn von August Lemier, Hannover (mit Abb., Fig. 216), in: Uhland's Verkehrszeitung und industrielle Rundschau, 7. Jhrg., Nr. 40 vom 5. Oktober 1893, S. 320; Google-Books

Archivalien

An Archivalien von und über August Lemier finden sich beispielsweise

  • im Archivgut des Deutschen Museums, Sammlungen, Bestände von Firmenschriften, eine Publikation von August Lemier.[23]
Commons: August Lemier – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Turbine Zeitschrift für den Bau und Betrieb aller Turbinen, Turbomaschinen und Propeller. Organ der Turbinentechnischen Gesellschaft, Band 4 (1908), S. 247; Google-Books
  2. o. V.: Mannesmannröhren-Lager, G.m.b.H., Hannover. Vertreter der Mannesmannröhren-Werke, A.-G., Düsseldorf, Großhandlung von Röhren, Blechen und Armaturen, in Paul Wolf (Bearb.): Hannover ( = Deutschlands Städtebau, hrsg. im Einvernehmen mit dem Magistrat der Stadt Hannover, Dari, Deutscher Architektur- und Industrie-Verlag, Berlin-Halensee, 1922, S. 232)
  3. August Lemier: Uhland's Verkehrszeitung und industrielle Rundschau, in Wilhelm Heinrich Uhland (Hrsg.): Uhland's Verkehrszeitung und industrielle Rundschau. In Verbindung mit dem Praktischen Maschinen-Constructeur und mit der Technischen Rundschau (Uhland's Wochenschrift für Industrie und Technik), Leipzig; Berlin; Wien: Bureau des Praktischen Maschinen-Constructeur, Jahrgangs-Band 7 (1893), S. 320; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  4. Hans Bunte (Hrsg.): Schillings Journal für Gasbeleuchtung und verwandte Beleuchtungsarten, sowie für Wasserversorgung. Organ des Deutschen Vereins von Gas- und Wasserfachmännern, 36. Jahrgang, München und Leipzig: Druck und Verlag von R. Oldenburg, 1892, S. 15; Digitalisat über Google-Bücher
  5. Handelsgewerbe. Kartellierung der Gasröhrenhändler, in: Kartell-Rundschau. Monatsschrift für Recht und Wirtschaft im Kartell- und Konzernwesen, Berlin, Wien, 1904, S. 614; Vorschau über Google-Bücher
  6. Adressbuch. Stadt- und Geschäfts-Handbuch der Königlichen Residenzstadt Hannover 1876, Erste Abteilung, Teil 3: Alphabetisches Verzeichniß der Einwohner und Handels-Firmen, S. 439; Digitalisat der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek (GWLB) über die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
  7. Adressbuch. Stadt- und Geschäfts-Handbuch der Königlichen Residenzstadt Hannover 1876, S. 441; Digitalisat der GWLB über die DFG
  8. Deutsche Industrie-Zeitung. Organ der Handelskammern zu Chemnitz, Dresden, Plauen und Zittau, 25. Jahrgang, Nr. 17 vom 23. April 1884, S. 170; Google-Books
  9. Hans Bunte (Hrsg.): Schillings Journal für Gasbeleuchtung und verwandte Beleuchtungsarten, sowie für Wasserversorgung. Organ des Deutschen Vereins von Gas- und Wasserfachmännern, 28. Jahrgang, München und Leipzig: Druck und Verlag von R. Oldenburg, 1885, S. 554; Google-Bücher
  10. Zeitschrift der Vereines Deutscher Ingenieure, Bd. 31 (1887), Ausgabe 22 vom 28. Mai 1887, S. 445; Google-Books
  11. Theodor Peters (Red.): Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 31. Jahrgang (1887), S. 445; Digitalisat über Google-Bücher
  12. ABH 1900, S. 203; Digitalisat
  13. Adressbuch Hannover von 1897, Alphabetisches Verzeichnis, S. 776; PDF-Dokument der Leibniz-Bibliothek
  14. Patentnummer CH24985A / Switzerland
  15. Heinrich Koch: 75 Jahre Mannesmann. Geschichte einer Erfindung und eines Unternehmens. 1890 - 1965 oder 1914, Düsseldorf: Mannesmann AG, 1965, S. 84; Google-Books
  16. ABH 1914, S. 306; Digitalisat
  17. ABH 1915, S. 305; Digitalisat
  18. Das Gas- und Wasserfach. GWF. Fachblatt für Gastechnik und Gaswirtschaft sowie für Wasser und Abwasser. Zeitschrift des Deutschen Vereins von Gas- und Wasserfachmännern (DVGW), des Verbandes der Deutschen Gas- und Wasserwerke (VGW), der Wirtschaftlichen Vereinigung Deutscher Gaswerke AG (WV), der Zentrale für Gasverwendung (ZfG) und der Abwassertechnischen Vereinigung (ATV), München; Berlin: R. Oldenbourg, 1921, S. 881; Vorschau über Google-Bücher
  19. o. V.: Hermann Albert Bunke / Elektro- und Sanitär-Großhandlung, in Franz B. Döpper, Ursula Döpper, Robert Höber (Red.): Hannover und seine alten Firmen. Pro Historica, Gesellschaft für Deutsche Wirtschaftsgeschichte, Hamburg 1985, ISBN 3-89146-002-3, S. 220–221
  20. Waldemar R. Röhrbein: Bumke GmbH & Co. KG, Hermann Albert, Elektro-, Sanitär-, Heizungsgroßhandlung, in: Stadtlexikon Hannover, S. 97
  21. Claudia Gröschel, Ingo Bultmann: Zarte Versuchung, Kultur vor der Haustür. Nordstadt, in Ingo Bultmann, Thomas Neumann, Jutta Schiecke (Hrsg.): Hannover zu Fuß. 18 Stadtteilrundgänge durch Geschichte und Gegenwart, Hamburg: VSA-Verlag, 1989, ISBN 978-3-87975-471-7 und ISBN 3-87975-471-3, S. 140–160; hier Abschnitt Oberstr. 7, S. 143f.
  22. Heinrich Thies: Fesche Lola, brave Liesel. Marlene Dietrich und ihre verleugnete Schwester. Hoffmann und Campe, 2017 ISBN 978-3-455-00161-7, passim; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  23. Firmenschriftensammlung, Buchstabe L im Archiv des Deutschen Museums
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