August Lederer

August Lederer (* 3. Mai 1857 in Böhmisch Leipa; † 30. April 1936 in Wien) war ein österreichischer Industrieller, Sammler und Kunstmäzen, der in besonderem Maße die Künstler der Wiener Sezession, und speziell Gustav Klimt förderte.

August Lederer (Egon Schiele, 1918)

Leben

August Lederer war das jüngste von sechs Kindern einer ursprünglich aus Westböhmen stammenden jüdischen Industriellenfamilie, er besuchte die Schule in seiner Geburtsstadt. Sein Vater hatte 1847 die Jungbunzlauer Spiritusfabrik gegründet und zur Blüte gebracht. Nachdem sein Vater die Leitung der Fabrik in die Hände seiner Söhne gelegt hatte, unterstützte August seinen älteren Bruder Richard bei der Firmenleitung.[1][2][3]

Bereits wohlhabend, gründete er 1889 gemeinsam mit dem Ingenieur Phillip Porges die Brünn-Königsfelder Maschinenfabrik in Königsfeld bei Brünn.

1892 heiratete August Lederer in Budapest die aus einer wohlhabenden ungarischen jüdischen Familie stammenden Serena Pulitzer (1867–1943). Das Paar residierte in Wien Bartensteingasse Nr. 8, wo es auch die meisten seiner Kunstschätze aufbewahrte, weitere Wohnsitze befanden sich in Raab, sowie als „Sommerresidenz“ in Wien Weidlingau das Ledererschlössel. Die Mitgift der Braut ermöglichte ihm den Erwerb einer defizitären, ehemals staatlichen Spiritusfabrik in Raab, die er rasch in ein gewinnträchtiges Unternehmen verwandelte. 1896 gründete er ebenfalls dort die noch heute existierende Waggon- und Fahrzeugfabrik Rába.[4][2]

Nach dem frühen Tod seines Bruders Richard übernahm August Lederer im Jahr 1900 die Gesamtleitung der Familienunternehmen. Im Folgejahr verlegte er den Firmensitz von Prag nach Wien und erhöhte das Aktienkapital auf 2.969.000 Kronen. Dies ermöglichte es, eine weitere große Brennerei in Pernhofen bei Laa an der Thaya zu erwerben.[2]

Lederer leitete die Familienunternehmen bis zu seinem Tod infolge eines langjährigen Nierenleidens, er hinterließ seine Frau Serena sowie die Tochter Elisabeth (1894–1944) und die Söhne Erich (1896–1985) und Friedrich („Fritz“; 1899–1972). Nachfolger an der Konzernspitze wurde sein Neffe Hans Lederer. Die Unternehmen wurden 1938 von den Nationalsozialisten enteignet und zerschlagen.[2][5]

Kunstmäzen

Das Bildnis Serena Lederers (wahrscheinlich aus dem Jahr 1899) gehört zu den bekanntesten Porträts Gustav Klimts.

Mit enormem Geldaufwand erwarb das Ehepaar Lederer die bedeutendste Klimt-Sammlung seiner Zeit. Unter anderem besaß es die „Fakultätsbilder“ Jurisprudenz und Philosophie, sowie (seit 1915) den so genannten Beethovenfries. Der Kontakt mit Klimt war überaus freundschaftlich und so familiär, dass die 1894 geborene Tochter Elisabeth Franziska während der NS-Zeit ihre außereheliche Herkunft von Gustav Klimt behaupten konnte und 1940 einen entsprechenden „Abstammungsbescheid“ erhielt, nach dem sie nur als „Halbjüdin“ gelten sollte, während ihre beiden Brüder Erich und Fritz als „Volljuden“ angesehen wurden.

Die Sammlung Lederer wurde 1938 zwangsenteignet, großteils im Schloss Immendorf in Niederösterreich gelagert und soll dort Anfang 1945 unter nicht näher geklärten Umständen zum größten Teil verbrannt sein. Dagegen spricht jedoch, dass einzelne Gemälde nach dem Krieg auftauchten und restituiert wurden.

Literatur

  • Christian M. Nebehay: Gustav Klimt, Egon Schiele und die Familie Lederer, Wien 1979
  • Tobias G. Natter und Gerbert Frodl (Hrsg.): Klimt und die Frauen, (Katalogbuch) Köln-Wien 2000, ISBN 978-3-7701-5370-1

Einzelnachweise

  1. Dorothee Baer-Bogenschütz: Fast geschenkt. 18. November 2013, abgerufen am 24. Januar 2022.
  2. Die Lederers – Erfolg und Mäzene: Gustav Klimt und Egon Schiele |. Abgerufen am 12. September 2023.
  3. August Lederer im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  4. Falter (Wochenzeitung), im Feuilleton, der Ausgabe Nr. 9/2015; Betreff: Der Beethovenfries, von Gustav Klimt; Titel:„Seid umschlungen Millionen!“
  5. ANNO, Der Tag, 1936-05-01, Seite 6. Abgerufen am 12. September 2023.
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