Auflichtmikroskopie
Die Auflichtmikroskopie ist ein Verfahren der Mikroskopie.
Im Gegensatz zum Durchlichtmikroskop wird die betrachtete Probe bei der Auflichtmikroskopie nicht durchstrahlt. Im Auflichtmikroskop wird die Probe aus der Richtung des Objektivs, oft durch das Objektiv selbst, beleuchtet.[1] Dieser Artikel behandelt Auflichtmikroskopie mit normalem weißen Licht. Fluoreszenzmikroskopie, bei der ebenfalls meist Auflicht verwendet wird, ist in einem eigenen Artikel beschrieben.
Bauformen
Wie bei der Durchlichtmikroskopie gibt es auch bei der Auflichtmikroskopie zwei verschiedene Konstruktionsansätze: die aufrechtstehende sowie die inverse (oder auch gestürzte) Bauweise. Beiden Bauweisen ist die Köhlersche Beleuchtung gemeinsam.[1]
Aufrechtstehende Auflichtmikroskope haben einen ähnlichen Aufbau wie typische Durchlichtmikroskope, haben jedoch für gewöhnlich massive Objekttische. In der Regel ist das Lichthaus hinten am Mikroskop befestigt. Das Licht wird durch die Leuchtfeldblende hindurch in einen Bereich geleitet, in dem Farb- und Reduktionsfilter eingesetzt werden können. Danach passiert das Licht die Aperturblende des Kondensors und trifft daraufhin durch einen halbdurchlässigen Spiegel, der den größten Anteil des Lichts in Richtung des Objektivs umlenkt. Von dort wird es durch das Objektiv auf das Objekt fokussiert. Von diesem wird das Licht reflektiert, und es durchläuft erneut das Objektiv. Das Licht durchläuft wieder den halbdurchlässigen Spiegel und wird in Richtung der Okulare umgelenkt. Nach dem Passieren der Okulare trifft das Licht auf die Netzhaut des Betrachters. Bei vielen (besseren) Auflichtmikroskopen lässt sich das Lichthaus auch so umsetzen, dass es Durchlichtbeleuchtung erlaubt. Dies erfordert dann natürlich einen passenden Objekttisch.[1][2]
Bei den inversen Auflichtmikroskopen stellt der Objekttisch üblicherweise den höchsten Punkt des Gerätes dar. Das Objekt liegt mit der zu mikroskopierenden Fläche nach unten auf dem Objektteller und wird auch von unten bestrahlt. Ansonsten sind Beleuchtungs- und Abbildungsstrahlengang prinzipiell gleich, nur eben um 180° gedreht.[2][3]
In der Handhabung der beiden Gerätetypen ergeben sich damit in der Praxis primär folgende Unterschiede:
- Die Größe der Objekte ist bei inversen Auflichtmikroskopen nur durch die Tragfähigkeit des Objekttisches begrenzt. So können größere Objekte untersucht werden, ohne sie zerkleinern (und damit eventuell zerstören) zu müssen.
- Die Objekte liegen bei inversen Auflichtmikroskopen immer plan und im rechten Winkel zum Objektiv. Ein Aufquetschen auf Knetmasse oder Ähnlichem, wie es bei den aufrechtstehenden Auflichtmikroskopen üblicherweise notwendig ist, entfällt.
- Die Objektive sind bei inversen Auflichtmikroskopen deutlich exponiert, das heißt, herunterfallende Objekte oder aus dem Objekt tropfende Flüssigkeiten können die Frontlinse beschädigen. Auch stauben die Objektive inverser Auflichtmikroskope deutlich leichter ein.
Beleuchtungsarten
Typische Beleuchtungsmodi in der Auflichtmikroskopie sind:
Anwendungsbereich
Die Auflichtmikroskopie wird besonders bei lichtundurchlässigen Objekten – zum Beispiel in der Metallographie[3] – angewendet; auch bei der Fluoreszenzmikroskopie hat sie Vorteile und wird dafür genutzt. In der Medizin wird das Verfahren bei der Dermatoskopie verwendet, bei der Dermatologen Hautveränderungen ihrer Patienten durch ein Hand-Auflichtmikroskop begutachten.[4] Ebenso wird es in der Augenheilkunde in Form einer so genannten Spaltlampe verwendet.[5] In der Mineralogie wird die Auflichtmikroskopie und das Polarisationsmikroskop zur Identifizierung von Erzmineralen (Vertikalilluminator) verwendet, wobei Eigenschaften wie Bireflexion, Innenreflexe und Reflexionsgrad bestimmt werden.[4] In der Geologie ist sie eine wichtige Methode in der Kohlenpetrographie.
Einzelnachweise
- Kurt Michel: Die Mikrophotographie. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-662-28959-4, S. 284, 380 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Jörg Haus: Optische Mikroskopie Funktionsweise und Kontrastierverfahren. John Wiley & Sons, 2014, ISBN 978-3-527-41286-0 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Heinrich Oettel, Hermann Schumann: Metallografie mit einer Einführung in die Keramografie. John Wiley & Sons, 2011, ISBN 978-3-527-32257-2, S. 78 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Faris Abuzahra: Die Entwicklung der Auflichtmikroskopie von den experimentellen Anfängen zum Werkzeug der Diagnostik. Waxmann Verlag, 1995, ISBN 3-8309-5378-X, S. 101 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Augenärztliche Operationen. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-72939-3, S. 560 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).