Audi 100 C4

Der Audi 100 C4 (intern Typ 4A) ist ein Fahrzeug der oberen Mittelklasse, das von Ende 1990 bis Mitte 1994 bei Audi hergestellt wurde und die vierte und letzte Baureihe des Audi 100 darstellt. Im Gegensatz zum progressiven Designs des Vorgängers setzte man eher auf eine evolutionäre Designsprache. Erstmalig waren neben den bekannten Fünfzylindern nun V6-Aggregate verfügbar, im S4 auch ein V8 mit 4,2 Liter Hubraum.

Audi
Audi 100 Limousine (1990–1994)
Audi 100 Limousine (1990–1994)
Audi 100 Limousine (1990–1994)
100 C4
Produktionszeitraum: 1990–1994
Klasse: Obere Mittelklasse
Karosserieversionen: Limousine, Kombi
Motoren: Ottomotoren:
2,0–4,2 Liter
(74–206 kW)
Dieselmotoren:
2,4–2,5 Liter
(60–85 kW)
Länge: 4792 mm
Breite: 1778 mm
Höhe: 1430–1438 mm
Radstand: 2687–2692 mm
Leergewicht: 1080–1730 kg
Vorgängermodell Audi 100 C3
Nachfolgemodell Audi A6 C4

Modellgeschichte

Allgemeines

Als Nachfolger des Audi 100 C3 stellte der im Jahre 1990 vorgestellte C4 nahezu eine komplette Neukonstruktion gegenüber dem Vorgängermodell dar. Lediglich die Bodenpartie mit Auspuffführung, Kraftstofftank und Achsaufhängungen entsprach weitestgehend dem Typ 44. Im Innenraum sind Schalter, Lenkrad, das Design der Tachoeinheit mit Bordcomputer sowie der Sitze mit Kopfstützen ebenfalls dem Vorgängermodell entnommen.

Erstmals wurde ein neu entwickelter V6-Ottomotor mit 2,8 Litern Hubraum, Luftmassenmesser, Schaltsaugrohren und 90-Grad-Anordnung der Zylinderbänke mit 128 kW (174 PS) angeboten. Die Verarbeitung geriet deutlich hochwertiger als die der Vorgängermodelle. Durch Maßnahmen wie Reduzierung der Karosserie-Spaltmaße, konsequente Verwendung höherwertiger Materialien im Innenraum und Einstieg in die Sechszylinder-Klasse, in der die Konkurrenz seit Jahren sicheres Terrain für sich beansprucht hatte, gelang Audi mit dem C4 ein weiterer großer Schritt Richtung Premiumsegment.

Die im Oktober 1991 eingeführte Kombivariante „Avant“ verfügte gegenüber dem Vorgänger über ein völlig anders konzipiertes Heck, das neben mehr Ladevolumen über weniger stark geneigte Seitenscheiben verfügte. Im Audi 100 C3 hatte diese Neigung bei Sonneneinstrahlung eine auffällig starke Aufheizung des Innenraums verursacht, was zu viel Kritik führte. Der Laderaum des Avant umfasst in seiner ebenen Fläche 185 × 112 cm bei umgeklappten Rücksitzen. Diese lassen sich zu 1/3 bzw. 2/3 umklappen. Unter einen klappbaren Zwischenboden befindet sich ein ca. 10 cm hohes Zwischenfach, welches zusätzliche 60 l Fassungsvermögen besitzt. Darunter, unter einen zusätzlichen Boden, befindet sich das Reserverad. Der Avant fasst damit 1255 l, die Limousine 510 l Ladevolumen.

Bildübersicht

Ausstattung

Zur Serienausstattung gehört unter anderem das Sicherheitssystem Procon-ten, Servolenkung sowie ab größeren Motorisierungen ABS, eine Zentralverriegelung und elektrische Fensterheber vorn.

Wahlweise konnte je nach Motorisierung aus einer umfangreichen Ausstattungspalette gewählt werden: (Auswahl)

  • Xenon-Scheinwerfer (nur S4 V8)
  • Scheinwerferreinigungsanlage
  • Intensivreinigungsanlage
  • Sportsitze (Erhältlich auch in Vollleder mit farblich passend belederten Türverkleidungen)
  • Elektrische Sitzverstellung
  • Memoryfunktion der Sitze und Rückspiegel
  • Sitzheizung zwei- oder vierfach
  • Dreispeichen-Sportlenkrad ohne Airbag
  • Fahrerairbag oder Fahrer- und Beifahrerairbag
  • Automatische Klimaanlage (Klimatronic) oder manuelle Klimaanlage
  • verstellbare Lenksäule
  • Bordcomputer
  • Skisack
  • Zwei- oder vierfach-elektrische Fensterheber
  • Stahl- oder Glasschiebedach, auch mit Vorwählautomatik
  • Sonnenschutzrollos in den Türen des Fond und Kofferraum
  • 3. Sitzbank für die Beförderung zweier Kinder bis 12 Jahren im Kofferraum des Avant
  • Zusatzinstrumente, auf denen sich Uhrzeit, Öltemperatur und Öldruck ablesen lassen
  • Zebrano-Dekor-Leisten, Carbon oder Wurzelholz im S4
  • Radio alpha, beta cc oder gamma cc
  • BOSE-Soundsystem mit Radio gamma cc inkl. CD-Wechsler
  • Autotelefonanlage
  • Diebstahlwarnanlage
  • Servotronic, welche den Lenkwiderstand im Stand spürbar reduziert und bei höheren Tempo verstärkt

Motorisierung

Die Motorisierung mit dem Fünfzylinder-Ottomotor und 98 kW (133 PS) aus dem Vorgängermodell blieb weiter im Angebot. Im März 1992 kam eine zwischen dem 2,3- und 2,8-Liter-Motor liegende Version mit sechs Zylindern, 2,6 Litern Hubraum und einer Leistung von 110 kW (150 PS) hinzu, welcher weitestgehend auf dem 2,8 Liter V6 basierte, dieser jedoch entgegen ohne Schaltsaugrohr und Luftmassenmesser konzipiert wurde. Es standen drei verschiedene Vierzylinder zur Auswahl. Dieselversionen gab es zwei unterschiedliche in Fünfzylindertechnik, einen 2,4-Liter-Wirbelkammerdieselmotor mit 60 kW (82 PS) sowie einen 85 kW (115 PS) starken 2,5-Liter-Turbodiesel mit einer elektronisch geregelten Einspritzanlage, Direkteinspritzung (TDI-Verfahren), Verteilereinspritzpumpe mit elektronisch gesteuertem Mengenstellwerk sowie erstmals einem elektronischen Luftmengenmesser. Beide Motoren verfügen über Oxidationskatalysatoren, der TDI ist zur NOx-Reduktion zusätzlich über eine Abgasrückführung, die vom elektronischen Motormanagement gesteuert wird, ausgestattet.

Audi S4

Das sportliche Modell des C4 erschien ab Oktober 1991 als S4. Es gab ihn wahlweise mit dem aus dem Audi 200 bekannten 2,2-Liter-Fünfzylinder, einem Turbomotor mit 20 Ventilen, der nach Übergang zur ruhenden Zündung nun 169 kW (230 PS) leistete oder mit dem vom Audi V8 übernommenen 4,2-Liter-V8-Motor mit 206 kW (280 PS). Neu war beim V8-Modell (beim 20V-Turbo erst ab 1993) die Einführung der High-Performance-Bremsanlage der zweiten Generation mit 314 Millimeter großen Bremsscheiben vorn.

Audi 500S, 500SE, 500SEL

Für den Südafrikanischen Markt wurde der Audi 100 C4 als Audi 500 vermarktet. Die Rechtslenkerversion gab es als 500S bzw. 500SE 2.3 Liter Fünfzylinder sowie als 500SEL 2.8 Liter V6. Das Modell ist zum Beispiel erkennbar durch eine markante Warnleuchte in der Schalterleiste der Mittelkonsole.[1]

Technische Daten

ModellHubraum (cm³)Motorkennung MotorsteuerungZylinder, BauartLeistung bei 1/minDrehmoment bei 1/min0–100 km/hVmaxBauzeit
Ottomotoren
2.01984AAE Mono-Motronic4, Reihe74 kW (101 PS) bei 5500157 Nm bei 275012,6 s191 km/h 12.1990–07.1994
2.0 E[M 1]AAD

ABK

K-Motronik

Digifant

85 kW (115 PS) bei 5400168 Nm bei 320011,0 s
2.0 E 16V[M 1][M 2]ACE KE-Motronic103 kW (140 PS) bei 5900185 Nm bei 450010,1 s204 km/h01.1992–07.1994
2.2 Turbo (S4)[M 3]2226AAN Motronic5, Reihe169 kW (230 PS) bei 5900350 Nm bei 19506,8 s244 km/h07.1991–07.1994
2.3 E[M 1]2309AAR KE III-Jetronic98 kW (133 PS) bei 5500186 Nm bei 400010,2 s202 km/h12.1990–07.1994
2.6 E[M 1]2598ABC Multipoint-Injektion6, V110 kW (150 PS) bei 5750225 Nm bei 35009,5 s210 km/h03.1992–07.1994
2.8 E[M 1]2771AAH128 kW (174 PS) bei 5500245 / 250 Nm[M 4] bei 30008,0 s218 km/h12.1990–07.1994
4.2 (S4)[M 3]4172ABH Motronic8, V206 kW (280 PS) bei 5800400 Nm bei 40006,2 s249 km/h10.1992–06.1994
Dieselmotoren
2.4 D2370AAS Verteilereinspritzpumpe5, Reihe60 kW (82 PS) bei 4400164 Nm bei 240016,8 s167 km/h05.1991–07.1994
2.5 TDI2460AAT85 kW (115 PS) bei 4250265 Nm bei 225011,1 s195 km/h04.1991–07.1994
  1. Dieses Modell war auch mit quattro erhältlich.
  2. Nur für einige Exportländer.
  3. Diese Motorvariante war nur mit quattro erhältlich.
  4. Bei Verwendung von Super Plus (98 ROZ)

Sondermodell und Facelift

Audi A6

Sondermodell

Zum Modelljahr 1994 wurde das Sondermodell Sport Edition vorgestellt. Es unterscheidet sich zur Serie durch die aus dem Audi S4 und TDI bekannten Elipsoid-Scheinwerfern sowie in Wagenfarbe lackierten Rückspiegeln und ein Rückleuchtenband. Ebenso waren Sportsitze und Zusatzinstrumente Serie.[2]

Facelift

Die Umbenennung der Baureihe in A6 bzw. S6 beendete im Juli 1994 die erfolgreiche Audi-100-Ära zugunsten der neuen Nomenklatur „Audi Ax“. Der ursprüngliche Gedanke, die Audi-Modelle nach ihrer Leistung in PS zu benennen (Audi F103) war beim Audi 100 C1 schon nicht mehr eingehalten worden.

Der erste Audi A6 mit neuer Benennung ist ein technisch in vielen Details modifizierter und facegelifteter Audi 100 C4, der als A6 noch bis Herbst 1997 gebaut wurde. Erste Modifikationen gab es bereits 1994 am Audi 100, wie die Einführung unterschiedlich großer Rückspiegel die im A6 Serie blieben.

Dessen Nachfolger lief ab April 1997 mit dem Code C5 vom Band, das darauf folgende Modell ab 2004 (Kombi: 2005), mit dem Kürzel C6.

Heutige Situation

Der Audi 100 C4 gilt aufgrund seiner Vollverzinkten Karosserie in Verbindung mit einer soliden Motorenpalette als äußerst langlebig und zuverlässig. Laufleistungen von über 300.000 km sind keine Seltenheit.

Als Schwachstellen zeichnen sich oft nur kleinere Sachen wie ein hängender Dachhimmel oder lösender Klarlack ab. Probleme mit der Elektrik sind dagegen selten.

Durch die nun über 30 Jahre alte Technik und die oft mangelnde Digitalisierung von Stromlaufplänen und Reparaturleitfäden vor 1995, stellt sich eine Wartung auch für Audi-Betriebe als zunehmend schwierig heraus, da analoge Bestände inzwischen oft ausgesondert wurden. Auch elektronische Prüf- und Testgeräte oder andere Spezialwerkzeuge, welche seit 25 Jahren für neuere Modelle keine Verwendung mehr haben, werden oft für Reparaturen benötigt. Ausgesonderte, original Reparaturleitfäden aus Audi-Betrieben finden sich daher häufig im Internet zu kaufen.

Commons: Audi 100 C4 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Audi 100 2.3e / 500se | Interior and Exterior Transformation. Abgerufen am 13. August 2023 (deutsch).
  2. Audi 100 C4 Sport Edition — Audi 100 Avant, 2.0 л., 1992 года на DRIVE2. 22. Oktober 2018, abgerufen am 19. Februar 2023 (russisch).
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