Atomeisbrecher

Ein Atomeisbrecher ist ein Schiff mit der Eignung als Eisbrecher, das von einem Kernreaktor angetrieben wird.

Atomeisbrecher Jamal (2009)

Geschichte

Der weltweit erste Atomeisbrecher Lenin lief am 5. Dezember 1957 in der Sowjetunion vom Stapel. Er wurde vorwiegend als Verkehrsmittel zum Freihalten der Nordostpassage, zum Gütertransport, zu Forschungszwecken und zur Versorgung der Einwohner Nordsibiriens eingesetzt.

Der sowjetische Atomeisbrecher Arktika der zweiten Generation erreichte am 17. August 1977 zum ersten Mal den geografischen Nordpol der Erde, was zuvor nur mit U-Booten gelungen war. 1990 wurden erstmals auch ausländische Touristen mit dem Atomeisbrecher Rossija zum Nordpol gefahren. Die Atomeisbrecher sowjetski Sojus und Jamal fahren in neuerer Zeit regelmäßig etwa fünfmal jährlich mit Touristen zum Nordpol.

Der Atomeisbrecher Lenin wird zurzeit rekonstruiert und in ein Museum, ein Informationszentrum und Geschäftszentrum umgebaut; im Mai 2009 wurde darin der erste Teil des Museums für die Erschließung der Arktis und des nördlichen Seewegs eröffnet.

Neben den Eisbrechern der Arktika-Klasse für die See, wurden die Flusseisbrecher der Taimyr-Klasse Waigatsch und Taimyr gebaut.

Als letzter Eisbrecher der zweiten Generation wurde am 2. April 2007 das Schiff 50 Let Pobedy (50. Jahrestag des Sieges) in Dienst gestellt. Er lief aber bereits 1993 vom Stapel.

Seit 2020 befinden sich mit der Arktika ein Eisbrecher und seit 2022 die Eisbrecher Sibir, Ural der neuen LK-60Ja-Klasse (russisch ЛК-60Я) von Atomeisbrechern in Betrieb.[1] Weiterhin sind die Schiffe Jakutia[2] und Tschukotka im Bau.

Parallel zu den Schiffen des Projekts 22220 wird bereits mit der Rossija an dem noch größeren Typ 10510 gearbeitet.

Name Indienst-
stellung
Status Projekt-
nummer
Typ Klasse Länge (m) Verdrängung (brt) maximale Eisstärke (m) Reaktor Reaktor-
generation
Kommentar
Lenin1959 Museumsschiff92MEisbrecherLenin13416.0002,4[3]OK-150
ab 1970 2×OK-900
1
2
1970 Reaktortausch bei Modernisierung, 1989 stillgelegt, Umbau zum Museumsschiff
Arktika1975 Stillgelegt1052-1EisbrecherArktika147,923.460>5[4]2×OK-900A2seit 2008 nicht mehr in Betrieb
Sibir1977 Stillgelegt1052-2EisbrecherArktika148,921.120>5[4]2×OK-900A2nicht in Betrieb seit 1993, Brennstäbe verbraucht
Rossija1985 Stillgelegt10521-1EisbrecherArktika150,022.920>5[4]2×OK-900A2Außerdienststellung am 10. Juli 2013
Sewmorput1988 in Betrieb10081ContainerschiffSewmorput260,361.880KLT-403letztes Nuklearfrachtschiff der Welt, 2012 stillgelegt, seit 2015 wieder in Betrieb, besitzt verstärkte Bordwände und Eisbrecherbug
Taimyr1989 in Betrieb10580-1FlusseisbrecherTaimyr149,721.100≤21×KLT-40M3
Waigatsch1990 in Betrieb10580-2FlusseisbrecherTaimyr151,821.000≤21×KLT-40M3
Sowjetski Sojus1990 Stillgelegt10521-2EisbrecherArktika147,922.120>5[4]2×OK-900A2seit 2014 nicht mehr in Betrieb
Jamal1993 in Betrieb10521-3EisbrecherArktika150,023.455>5[4]2×OK-900A2
50 Let Pobedy2007 in Betrieb10521EisbrecherArktika159,6025.840>5[4]2×OK-900A2Baubeginn 1989 als Ural
Arktika2020 in Betrieb22220EisbrecherLK-60Ja173,3033.530>2,82×RITM-2003+
Sibir2022 in Betrieb22220EisbrecherLK-60Ja173,3033.530>2,82×RITM-2003+
Ural2022 in Betrieb22220EisbrecherLK-60Ja173,3033.530>2,82×RITM-2003+
Jakutia2024 (geplant) in Bau22220EisbrecherLK-60Ja173,3033.530>2,82×RITM-2003+
Tschukotka2026 (geplant) in Bau22220EisbrecherLK-60Ja173,3033.530>2,82×RITM-2003+
Rossija2027 (geplant) in Bau10510EisbrecherLK-120Ja

Siehe auch

Commons: Atomeisbrecher – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Malte Humpert: Russia’s Rosatomflot Launches Third New Nuclear Icebreaker. In: High North News. 28. Mai 2019, abgerufen am 3. Februar 2021 (englisch).
  2. Sandra Kathe: Neues Schiff für Putins Flotte: Atomeisbrecher mit „strategischen“ Zielen. Frankfurter Rundschau, 23. November 2022, abgerufen am 25. November 2022.
  3. Project 92M Lenin - Atomic Icebreaker. In: globalsecurity.org. Abgerufen am 3. Februar 2021 (englisch).
  4. Project 10520 Arktika - Atomic Icebreaker. In: globalsecurity.org. Abgerufen am 3. Februar 2021 (englisch).
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