at-Tayyib Salih

at-Tayyib Salih, auch Tayeb Salih, Tajjib Salich, Tajjeb Salech (arabisch الطيب صالح, DMG aṭ-Ṭayyib Ṣāliḥ; * 12. Juli 1928 in Karmakol, ad-Dabba, Merowe-Distrikt, Sudan; † 18. Februar 2009 in London) war ein sudanesischer Schriftsteller, Journalist und Angestellter verschiedener Kulturorganisationen.

at-Tayyib Salih

Leben

Aufgewachsen in einem religiös geprägten Umfeld von Kleinbauern in dem am Nil gelegenen Dorf Karmakol im nördlichen Sudan während der anglo-ägyptischen Kolonialzeit, studierte er am Gordon Memorial College, das nach der Unabhängigkeit des Sudan 1956 zur Universität Khartum erweitert wurde, und arbeitete zunächst als Lehrer. Später studierte er als einer der ersten sudanesischen Studenten in London internationale Beziehungen. Zeitweise war er in der arabischen Abteilung der BBC London angestellt. Danach wirkte er auch als Generaldirektor des Informationsministeriums in Katar. Nach 1999 war er in verschiedenen Positionen bei der UNESCO-Zentrale in Paris tätig, zuletzt als ihr Repräsentant in den Staaten am Persischen Golf.[1]

At-Tayyib Salih ist der bedeutendste moderne arabische Autor aus dem Sudan. Ein zentrales Thema seines Werkes ist die Überschreitung kultureller Grenzen zwischen traditioneller sudanesischer und westlicher Kultur. In seinem berühmtesten Werk, Mawsim al-Hiğra ilā aš-Šimāl (1966, deutsch: Zeit der Nordwanderung), wird ein solcher Grenzgang am Beispiel des Schicksals eines sudanesischen Studenten in Großbritannien erzählt. Das im Titel einfach mit „Nordwanderung“ übersetzte Hiğra hat im Arabischen die tiefere Bedeutung von „ins Exil gehen“, denn es bezeichnet die Auswanderung des Propheten von Mekka nach Medina. Auch im Roman Bandarschâh und der Kurzgeschichte Eine Handvoll Datteln wird das traditionelle Dorfleben mit seinen Veränderungen der westlichen Moderne gegenübergestellt.

In seinem Essay zu Salihs literarischem Stil schrieb sein Übersetzer Denys Johnson-Davies, dass Salih den Reichtum der literarischen Sprache in seinen Erzählungen voll ausschöpfte und den lebensnahen sudanesischen Dialekt für seinen Dialog verwendet. Dies zeuge von Salihs weitreichender Kenntnis der Facetten der arabischen Literatur, einschließlich der Poesie, was dazu beigetragen habe, einen lebendigen und flüssigen Stil zu entwickeln. Dieser Stil stehe laut einem arabischen Kritiker dem dramatischen Schreiben näher als dem literarischen Stil anderer arabischer Romane.[2]

Neben seinen literarischen Werken veröffentlichte Salih auf Arabisch auch Literaturkritik, Reiseberichte und politische Kommentare, wie z. B. den Artikel "Where do these people come from?" (1990, deutsch: Wo kommen diese Leute her?), in dem er kurz nach dem Militärputsch durch Umar al-Bashir dessen islamistische Kulturpolitik kritisierte.[3]

Literaturpreise zu Ehren seines Werks

Logo des Al-Tayeb Salih Award for Creative Writing

In seinem Heimatland werden jährlich zwei nach ihm benannte Literaturpreise vergeben: Mit dem al-Tayeb Salih Prize for Literary Creativity (deutsch: Al-Tayeb Salih Preis für literarische Kreativität) werden seit 2002 sudanesische Nachwuchsautoren durch eine private Kulturorganisation, das Abdel Karim Mirghani Cultural Center in Omdurman, ausgezeichnet.

Der al-Tayeb Salih Award for Creative Writing (deutsch: Al-Tayeb Salih Preis für kreatives Schreiben) hingegen wird seit 2010 an Prosaschriftsteller und Literaturwissenschaftler aus der arabischen Welt durch das sudanesische Kulturministerium vergeben.[4] 2015 wurde dieser Preis von sudanesischen Schriftstellern als politische und kommerzielle Einflussnahme kritisiert.[5]

Werke (auf Deutsch)

  • Die Hochzeit des Zain. Roman. Unionsverlag, Zürich 1992; Originalausgabe ʿUrs al-Zain. 1966
    • Neuauflage als: Sains Hochzeit. Lenos, Basel 2004, ISBN 3-85787-350-7
  • Zeit der Nordwanderung. Roman. Lenos, Basel 1998, ISBN 3-85787-267-5 (gebunden); ISBN 3-85787-662-X (Taschenbuch)
  • Eine Handvoll Datteln. Erzählungen. Lenos, Basel 2000, ISBN 3-85787-295-0
    • Taschenbuchausgabe, zusammen mit Sains Hochzeit, als: So, meine Herren. Sämtliche Erzählungen. Lenos, Basel 2009, ISBN 978-3-85787-725-4
  • Bandarschâh. Roman. Lenos, Basel 2001, ISBN 3-85787-322-1

Einzelnachweise

  1. al-Ṭayyib Ṣāliḥ | Sudanese writer | Britannica. Abgerufen am 17. Februar 2022 (englisch).
  2. Marcia Lynx Qualey: Denys Johnson-Davies on How Tayeb Salih Got His Start. 14. Juli 2014, abgerufen am 24. Mai 2022 (amerikanisches Englisch).
  3. Jamal Mahjoub: Obituary: Tayeb Salih. 20. Februar 2009, abgerufen am 17. Februar 2022 (englisch).
  4. Winners Of Al-Tayeb Salih Creative Writing Award Announced. Sudanow Magazine, abgerufen am 17. Februar 2022.
  5. Marica Lynx Qualey: On the Heels of the Sudanese Writers Union Shutdown, Glittering Literary Awards. arablit.org, 24. Februar 2015, abgerufen am 17. Februar 2022 (amerikanisches Englisch).

Literatur

  • Ami Elad-Bouskila: Voices of Exiles: A Study of Al-Tayyib Salih and His Work. Journal of Semitic Studies Supplement, Oxford University Press, Oxford 2007, ISBN 019921512X
  • Thomas Schmidinger: Keine Rückkehr in den Süden. Nachruf auf den Schriftsteller Tajjib Salich. Iz3w 312, Mai/Juni 2009, S. 44
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