Arpa doppia
Als Arpa Doppia[1] wird die chromatische Doppelharfe des barocken Italien mit parallel[2] gespannten Saiten bezeichnet.
In Italien setzten sich im Barock parallele Saitenreihen mit zwei (Arpa doppia) und später drei Reihen durch (Arpa tripla oder Arpa tre registri). Die diatonische und die pentatonische Reihe waren leicht zueinander verschoben, sodass der Finger in den Zwischenraum zwischen zwei diatonische Saiten hindurchgreifen und die pentatonische Saite (Halbton) anzupfen konnte.
Bei der Arpa Doppia liefen zwei Saitenreihen parallel zueinander: Im Diskant (für die rechte Hand) waren die rechte Reihe diatonisch und die linke Reihe pentatonisch. Ab der Mitte des Tonumfanges hinunter zum Bass (für die linke Hand) wechselte die Diatonik in die linke Reihe und die Pentatonik in die rechte Reihe.
Bei der Tripelharfe oder Arpa a tre Registri[3] oder befanden sich außen links und rechts jeweils zwei diatonische Saitenreihen[4] und in der Mitte die zur chromatischen Reihe ergänzenden Töne. Die Harfe war mit etwa 75–95 Saiten bespannt und mindestens die zwei mittleren Oktaven wurden dreireihig ausgeführt. Der Umfang beträgt etwa fünf Oktaven, zum Beispiel: 37 Saiten in der Hauptreihe, die auf der Seite der linken Hand liegt (auch Bassreihe genannt). Die mittlere Reihe, welche die tonartfremden Halbtöne enthält, besteht aus 34 Saiten; und die Diskantreihe (linke Hand) hat 27 Saiten. Die äußeren Reihen sind gleich gestimmt und immer in der diatonischen Tonleiter (CDEFGAHC). Um ein Stück in einer anderen Tonart zu spielen, zum Beispiel in G-Dur/e-moll, werden alle F-Seiten in den beiden äußeren Reihen nach Fis umgestimmt, indem sie um einen halben Ton angehoben werden. Um von C nach F zu wechseln, wird jede H-Seite in den äußeren Reihen zu B gemacht, indem sie um einen Halbton verringert wird. Für einen leiterfremden Ton wird einfach mit dem Finger zwischen zwei äußere Saiten in die mittlere Reihe gegriffen. Da in C-Dur zwischen E und F kein Halbton liegt werden hier alle drei Saiten auf F gestimmt, so dass beim Umstimmen nach G-Dur in der mittleren Reihe F (= E#) bleibt (gilt analog für H/C). Die Basstöne erreichten das sogenannte Monteverdi-G (für das Harfensolo der Oper L’Orfeo von 1607). Die Harfe war bis zu 2,20 m groß. Als Saitenmaterial wurde fast ausschließlich Naturdarm verarbeitet, sehr selten auch Seide oder Metall.
Das Verbreitungsgebiet beider chromatischer Harfen reichte im 16. Jahrhundert von Sizilien bis Flandern und Wales, wo sich die walisische Tripelharfe entwickelte. Die Blüte erreicht die Tripelharfe im Neapel des 16. und 17. Jahrhunderts und später in Rom. Erste Werke, die ausdrücklich für Harfe komponiert sind, publizierten die neapolitanischen Komponisten Ascanio Mayone und Giovanni Maria Trabaci. Die Arpa Tripla war fester Bestandteil des Continuo der Barockorchester im Italien des 17. Jahrhunderts.
Im 18. Jahrhundert vergrößerte sich der Resonanzkörper zu fast unförmigen Ausmaßen und kam dann gänzlich aus der Mode.
Die heutigen Nachbauten beziehen sich auf erhaltene Exemplare aus den Instrumentenmuseen in Bologna und Modena, und auf die berühmte „Barberini-Harfe“ im Instrumentenmuseum Rom, die auch auf Lanfrancos Gemälde „Venus spielt Harfe“ (1630–1634) zu sehen ist.
Einzelnachweise
- Dinko Fabris: Seite 46 The....arpa doppia examined by Elio Durante and Anna Martelotti...1580 Historische Harfen : Beiträge zur Theorie und Praxis historischer Harfen Heidrun Rosenzweig (Ed.) Im Eigenverlag der Musik-Akademie der Stadt Basel, c1991
- Harfenspiel im Barockzeitalter Seite 22:Modelle mit 2 oder 3 parallelen Saitenreihen Harfenspiel im Barockzeitalter Band 77 von Kölner Beiträge zur Musikforschung von Hans Joachim Zingel Verlag G. Bosse, 1974 ISBN 3-7649-2578-7
- Mara Galassi: Seite 60 in the Inventory of musical Instruments belonging alfonso of Aragon Historische Harfen : Beiträge zur Theorie und Praxis historischer Harfen Heidrun Rosenzweig (Ed.) Im Eigenverlag der Musik-Akademie der Stadt Basel, c1991
- Harfenspiel im Barockzeitalter Seite 22: Modelle mit 2 oder 3 parallelen Saitenreihen Harfenspiel im Barockzeitalter Band 77 von Kölner Beiträge zur Musikforschung von Hans Joachim Zingel Verlag G. Bosse, 1974 ISBN 3-7649-2578-7