Armenien beim Eurovision Song Contest

Dieser Artikel befasst sich mit der Geschichte Armeniens als Teilnehmer am Eurovision Song Contest.

Regelmäßigkeit der Teilnahme und Erfolge im Wettbewerb

Sirusho 2008 ist bis heute die erfolgreichste Interpretin des Landes beim Wettbewerb

Die nationale Rundfunkanstalt ARMTV ist Mitglied der Europäischen Rundfunkunion und startete im Jahr 2006 erstmals beim Eurovision Song Contest. Andre erreichte nach einem sechsten Platz im Halbfinale im Finale den achten Platz. Im darauf folgenden Jahr, 2007, knüpfte der Sänger Hayko mit einem achten Platz im Finale an diesen Erfolg an. 2008 belegte Siruscho im ersten der beiden Halbfinals den zweiten Platz und qualifizierte sich für die Endrunde, wo sie mit dem vierten Platz und 199 Punkten das bisher beste Ergebnis Armeniens erzielte. Inga & Anusch erreichten 2009 dann Platz 10 im Finale, nach dem sie Platz 5 im Halbfinale erreicht haben. Auch 2010 erreichte Eva Rivas mit Platz 7 eine weitere Platzierung unter den besten Zehn im Finale. 2011 hingegen erreichte Emmy nicht das Finale, nach dem sie im Halbfinale nur Platz 12 erreichte, womit Armenien zum ersten Mal im Halbfinale ausschied. Auch 2012 wollte Armenien ursprünglich teilnehmen. Am 7. März 2012 zog das Land seine Teilnahme am ESC 2012 aus politischen Gründen zurück. Aufgrund der Absage nach der Deadline für die Teilnahmebestätigung wurde eine Strafe in Höhe von 50 % der Teilnahmegebühr fällig.[1] Erst 2013 kehrte Armenien zum ESC zurück und nimmt seitdem jedes Jahr teil.

2013 war Armeniens Rückkehr allerdings wenig erfolgreich. Das Land erreichte zwar das Finale, mit Platz 18 erreichte die Band Dorians allerdings Armeniens schlechteste Platzierung in einem Finale. 2014 hingegen erreichte Aram Mp3 dann mit Platz 4 die beste Platzierung für das Land seit 2008. Er holte damit die gleiche Platzierung wie Sirusho 2008. Allerdings konnte sie 2008 mehr Punkte erreichen, womit sie bis heute immer noch Armeniens erfolgreichste Interpretin ist. 2015 wurde dann die Band Genealogy extra für den ESC zusammengestellt. Sie erreichten zwar das Finale, holten mit Platz 16 aber nur eine schwache Platzierung. 2016 erreichte Iveta Mukuchyan dann mit Platz 7 wieder ein gutes Ergebnis für das Land, nach dem sie im Halbfinale bereits Platz 2 erreichte. Mit 249 Punkten holte sie außerdem eine neue Höchstpunktzahl für das Land. 2017 erreichte Artsvik mit Platz 18 allerdings wiederum eine schlechte Platzierung. Noch schlechter schnitt das Land aber in den Folgejahren ab: 2018 schied Sewak Chanaghjan als 15. bereits im Halbfinale aus. Auch Srbuk konnte sich 2019 für Armenien nicht qualifizieren und erreichte mit Platz 16 von 18 sogar das schlechteste Ergebnis für Armenien. Nachdem sich das Land bis 2021 vom Wettbewerb zurückgezogen hatte, nahm man 2022 wieder teil, schaffte den Einzug ins Finale und belegte dort Platz 20. Auch 2023 gelang der Finaleinzug, wo man Platz 14 belegen konnte.

Für den ESC 2021 zog der armenische Sender AMPTV seine Teilnahme am 5. März 2021 jedoch zurück. Begründet wurde es mit der instabilen politischen Lage und anderen objektiven Gründen.

Insgesamt landeten sieben von den 12 Beiträge in der linken Tabellenhälfte. Das Land schied bisher auch nur dreimal (2011, 2018, 2019) im Halbfinale aus und erreichte nie den letzten Platz. Mit sieben Platzierungen unter den besten Zehn gehört Armenien zu den erfolgreichsten Ländern im Wettbewerb.

Liste der Beiträge

Farblegende: – 1. Platz. – 2. Platz. – 3. Platz.  Punktgleichheit mit dem letzten Platz.  ausgeschieden im Halbfinale/in der Qualifikation/im osteuropäischen Vorentscheid.  keine Teilnahme/nicht qualifiziert.  Absage des Eurovision Song Contests.

Jahr Interpret Titel
Musik (M) und Text (T)
Sprache Übersetzung Finale Halbfinale/
Qualifikation
Nationaler
Vorentscheid
PlatzPunkte PlatzPunkte
2006 Andre
Անդրե
Without Your Love
M: Armen Martirosyan; T: Catherine Bekian
Englisch Ohne deine Liebe 8 / 24129 6 / 23150 interne Auswahl
2007 Hayko
Հայկո
Anytime You Need
M: Hayko; T: Karen Kavaleryan
Englisch, Armenisch Wie lange du auch brauchst 8 / 24138 Direkt für das Finale qualifiziert ESC 2007 – National Selection
2008 Sirusho
Սիրուշո
Qele, qele
Քելե Քելե
M: H.A. Der-Hovagimian; T: Sirusho
Englisch, Armenisch Los, los 4 / 25199 2 / 19139 Nationaler Vorentscheid
2009 Inga & Anusch
Ինգա և Անուշ
Jan jan
Նոր պար (Ջան ջան)
M: Mane Akopyan; T: Avet Barseghyan, Vardan Zadoyan
Englisch, Armenisch Mein Liebster 10 / 2592 5 / 1899 Jewratessil 2009
2010 Eva Rivas
Եվա Րիվաս
Apricot Stone
M: Armen Martirosyan; T: Karen Kavaleryan
Englisch Aprikosenkern 7 / 25141 7 / 1783 Jewratessil 2010
2011 Emmy
Էմմա Բեջանյան
Boom Boom
M: Hayk Harutyunyan, Hayk Hovhannisyan; T: Sosi Khanikyan
Englisch Bumm-Bumm Ausgeschieden 12 / 1954 Nationaler Vorentscheid
2012Auf Teilnahme verzichtet
2013 Dorians
Գոռ Սուջյան
Lonely Planet
M: Tony Iommi; T: Vardan Zadoyan
Englisch Einsamer Planet 18 / 2641 7 / 1769 Nationaler Vorentscheid
2014 Aram Mp3
Արամ Mp3
Not Alone
M: Aram Mp3; T: Garik Papojan
Englisch Nicht alleine 4 / 26174 4 / 16121 interne Auswahl
2015 Genealogy Face the Shadow
M: Armen Martirosyan; T: Inna Mkrtchyan
Englisch Stell dich dem Schatten 16 / 2734 7 / 1677 interne Auswahl
2016 Iveta Mukuchyan
Իվետա Մուկուչյան
LoveWave
M: Lilith Navasardyan, Levon Navasardyan; T: Iveta Mukuchyan, Stephanie Crutchfield
Englisch Liebes-Welle 7 / 26249 2 / 18243 interne Auswahl
2017 Artsvik
Արծվիկ
Fly with Me
M: Lilith Navasardyan, Levon Navasardyan; T: Avet Barseghyan, David Tserunyan
Englisch Flieg mit mir 18 / 2679 7 / 18152 Depi Jewratessil 2017
2018 Sewak Chanaghjan
Սեւակ Խանագյան
Qami
Քամի
M: Sewak Chanaghjan; T: Anna Danieljan, Wiktorja Malojan
Armenisch Wind Ausgeschieden 15 / 1979 Depi Jewratessil 2018
2019 Srbuk
Սրբուհի
Walking Out
M: Lost Capital, tokionine; T: Garik Papoyan
Englisch Gehe raus Ausgeschieden 16 / 1849 interne Auswahl
2020 Athena Manoukian
Աթենա Մանուկեան
Chains on You
M: Athena Manoukian, DJ Paco; T: Athena Manoukian
Englisch Ketten an dir Absage wegen der COVID-19-Pandemie
durch die EBU
Depi Jewratessil 2020
2021Auf Teilnahme verzichtet
2022 Rosa Linn
Ռոզա Լին
Snap
M/T: Allie Crystal, Courtney Harrell, Jeremy Dusoulet, Larzz Principato, Rosa Linn, Tamar Kaprelian
Englisch Schnippen 20 / 2561 5 / 17187 interne Auswahl
2023 Brunette Future Lover
M/T: Brunette
Englisch, Armenisch Zukünftiger Liebhaber 14 / 26122 6 / 1699 interne Auswahl
2024 Ladaniva Jako (Ժակո)
M/T: Jaklin Baghdasaryan, Louis Thomas, Audrey Leclercq; T: Jaklin Baghdasaryan, Louis Thomas
Armenisch interne Auswahl

Sprachen

Bisher sangen Armeniens Interpreten hauptsächlich auf Englisch, 2007, 2008 und 2009 wurde jedoch mit Armenisch gemischt: Bei Anytime You Need wurde der letzte Refrain in der Landessprache gesungen. Qele qele hatte neben der armenischen Titelzeile (qele qele) eine Einleitung in der Landessprache.[2] 2009 wurde Nor par (Jan jan) überwiegend auf Armenisch, aber teils auch auf Englisch gesungen. 2018 wurde das erste Mal komplett auf Armenisch gesungen.

Nationale Vorentscheide

Beim Debüt 2006 wurde André intern vom Sender AMPTV ausgewählt, das Land zu vertreten. 2007 fand erstmals ein Vorentscheid statt, der sich über zwei Semifinals mit je zehn Beiträgen und ein Finale mit sieben Beiträgen erstreckte.[3] Zu den Teilnehmern gehörte zudem Meri Voskanian, eine Kandidatin in der dritten Staffel von Deutschland sucht den Superstar und Teilnehmerin des deutschen Vorentscheids Unser Star für Oslo.

2008 wurde Siruscho intern vom armenischen Fernsehsender ausgewählt, das Land zu vertreten. Beim Vorentscheid stellte sie alle vier Titel vor;[4] zu allen Beiträgen hatte sie zudem ganz oder teilweise die Texte verfasst. Nach zwei öffentlichen nationalen Ausscheidungen 2009 und 2010 wurden 2011 und 2013 die Künstler Emmy bzw. die Dorians intern ausgewählt und führten wie Siruscho 2008 einige Titel vor.

2014 wurde sowohl Aram Mp3 als auch sein Lied intern ausgewählt, dies gilt ebenso für Genealogy 2015, eine Formation, die extra für den ESC zusammengestellt wurde. Um politische Botschaften zu vermeiden, wurde der ursprüngliche Titel des Songs Don’t Deny, in Anlehnung an den Völkermord an den Armeniern vor einhundert Jahren, durch die Titelzeile Face the Shadow ersetzt. Auch Iveta Mukuchyan wurde 2016 wieder intern ausgewählt. Ihr Beitrag LoveWave wurde am 2. März 2016 im Rahmen der Abendnachrichten auf ARMTV präsentiert.

2017 gab es erstmals seit 2010 wieder einen Vorentscheid mit mehreren Interpreten, der unter dem Namen Depi Evratesil über Monate hinweg den ESC-Teilnehmer fand. Das Lied wurde wieder intern ausgewählt. 2018 wurden dann Interpret und Lied wieder zusammen ausgewählt. 2019 wurden Künstler und Lied wieder intern ausgewählt. 2020 wurde dann wieder eine nationale Vorentscheidung mit einem Finale unter den Namen Depi Evratesil veranstaltet.

Punktevergabe

Folgende Länder erhielten die meisten Punkte von oder vergaben die meisten Punkte an Armenien (Stand: 2023):[5]

Die meisten im Finale vergebenen Punkte
Platz Land Punkte
1 Russland Russland 126
2 Frankreich Frankreich 097
3 Ukraine Ukraine 090
4 Schweden Schweden 083
5 Griechenland Griechenland 080
Die meisten im Finale erhaltenen Punkte
Platz Land Punkte
1 Georgien Georgien 125
2 Frankreich Frankreich 117
3 Russland Russland 91
4 Bulgarien Bulgarien 80
5 Griechenland Griechenland 72
Die meisten insgesamt vergebenen Punkte
Platz Land Punkte
1 Russland Russland 217
2 Griechenland Griechenland 171
3 Georgien Georgien 153
4 Zypern Republik Zypern 144
5 Ukraine Ukraine 141
Die meisten insgesamt erhaltenen Punkte
Platz Land Punkte
1 Frankreich Frankreich 192
2 Georgien Georgien 190
3 Russland Russland 187
4 Griechenland Griechenland 176
5 Niederlande Niederlande 153

Vergaben der Höchstwertung

Seit 2006 vergab Armenien im Finale die Höchstpunktzahl an elf verschiedene Länder, davon siebenmal an Russland. Im Halbfinale vergab Armenien die Höchstpunktzahl an zehn verschiedene Länder, davon fünfmal an Russland.

Höchstwertung (Finale)
Jahr Land Platz
(Finale)
2006Russland Russland2
2007Russland Russland3
2008Russland Russland1
2009Russland Russland11
2010Georgien Georgien9
2011Ukraine Ukraine4
2012Auf Teilnahme verzichtet
2013Ukraine Ukraine3
2014Montenegro Montenegro19
2015Russland Russland2
2016 Frankreich Frankreich (J)6
Russland Russland (T)3
2017 Portugal Portugal (J)1
Zypern Republik Zypern (T)21
2018 Schweden Schweden (J)7
Zypern Republik Zypern (T)2
2019 Schweden Schweden (J)5
Russland Russland (T)3
2020Wettbewerb abgesagt
2021Auf Teilnahme verzichtet
2022 Spanien Spanien (J)3
Estland Estland (T)13
2023Israel Israel (J & T)3
Höchstwertung (Halbfinale)
Jahr Land Platz
(Halbfinale)
2006Russland Russland3
2007Belarus Belarus4
2008Russland Russland3
2009Island Island1
2010Georgien Georgien3
2011Russland Russland9
2012Auf Teilnahme verzichtet
2013Georgien Georgien10
2014Ukraine Ukraine5
2015Georgien Georgien4
2016 Malta Malta (J)3
Russland Russland (T)1
2017Zypern Republik Zypern (J & T)5
2018 Israel Israel (J)1
Zypern Republik Zypern (T)2
2019 Schweden Schweden (J)3
Russland Russland (T)6
2020Wettbewerb abgesagt
2021Auf Teilnahme verzichtet
2022 Niederlande Niederlande (J)2
Ukraine Ukraine (T)1
2023Georgien Georgien12

Verschiedenes

  • Karen Kavaleryan, Texter des Beitrages von 2007, schrieb im selben Jahr auch den Text für den weißrussischen Beitrag Work Your Magic. Zuvor hatte er bereits die russischen Beiträge von 2002 und 2006 getextet, 2008 sollte er dies für die Ukraine und Georgien tun. Er ist damit der einzige Autor, der zweimal für mehr als ein Land im selben Jahr an einem Beitrag mitgewirkt hat, sowie jener Autor, der für die meisten verschiedenen Länder Beiträge geschrieben hat.[6]
  • 2006 eröffnete André das Halbfinale und trat als Letzter im Finale auf.
  • Für den im Nachbarland Aserbaidschan stattfindenden ESC 2012 hatte man sich ursprünglich angemeldet, aufgrund des großen Drucks armenischer Künstler und der allgemein angespannten Lage im Grenzgebiet sagt man schließlich ein paar Tage nach Einsendeschluss doch noch ab, was eine Geldstrafe mit sich zog, die 50 % der Teilnahmegebühr entsprach.

Impressionen

Einzelnachweise

  1. Armenien beim ESC
  2. Diggiloo
  3. geocities.com (Memento vom 7. Februar 2008 im Internet Archive) abgerufen am 24. November 2009,
  4. geocities.com (Memento vom 22. August 2008 im Internet Archive) abgerufen am 24. November 2009.
  5. Eurovision Song Contest Databate. Abgerufen am 20. Mai 2023 (englisch).
  6. Diggoloo
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.