Armagh

Armagh ([ɑɹˈmɑː]; irisch Ard Mhacha [ard ˈwaˑxə], „Höhe der (Göttin) Macha“)[2] ist eine Stadt in Nordirland mit dem Status einer City und Sitz der historischen Grafschaft Armagh. Sie war der Verwaltungssitz des ehemaligen Districts Armagh, der 2015 im District Armagh, Banbridge and Craigavon aufging. Armagh liegt etwa 65 km (40 Meilen) südwestlich von Belfast.

Armagh
schottisch-gälisch Airmagh
irisch Ard Mhacha
Koordinaten 54° 21′ N,  39′ W
Armagh (Nordirland)
Armagh (Nordirland)
Armagh
Traditionelle Grafschaft County Armagh
Einwohner 14.749 (2011)[1]
Verwaltung
Post town ARMAGH
Postleitzahlen­abschnitt BT60, BT61
Vorwahl 02837
Landesteil Nordirland
District Armagh, Banbridge and Craigavon
Website: https://www.armaghbanbridgecraigavon.gov.uk/
St Patrick's Cathedral (Church of Ireland)
Katholische St.-Patricks-Kathedrale

Geschichte und Bedeutung

Armagh war die erste kirchliche Hauptstadt Irlands im 5. Jahrhundert, als das Christentum Einzug in Irland hielt. Der heilige Patrick soll Ard Mhacha im Jahr 445 gegründet haben, als er in der Gegend eine Steinkirche errichtete und diese Kirche als Hauptkirche Irlands bestimmte.[3] Aus historischer Sicht greifbarer ist der Umstand, dass Armagh aufgrund von Hinweisen in Patricks Schriften sehr früh mit ihm fest assoziiert wurde. Das wohl um Patricks Zeit (möglicherweise wirklich von ihm selbst) gegründete Kloster von Armagh nutzte diese Assoziation in den folgenden Jahrhunderten machtpolitisch geschickt aus, wobei den Abtbischöfen dabei wohl der Umstand behilflich war, dass sich mit dem Navan Fort (Emain Macha) ein altes Machtzentrum des nördlichen Irlands in unmittelbarer geographischer Nähe befand. Durch Ansammlung von Reliquien und Begründung von Weihestätten für Patrick entstand eine unauflöslich scheinende Verbindung zwischen dem Verkünder des Christentums und dem Bischofssitz. Trotz anfänglichen ernsthaften Rivalitäten mit anderen irischen Klöstern war Armagh bereits im Frühmittelalter die unbestrittene kirchenpolitische Macht mit bedeutendem weltlichen Einfluss.

Bis heute ist Armagh daher ein religiöses und spirituelles Zentrum Irlands: Es ist sowohl der Sitz des anglikanischen als auch des römisch-katholischen Erzbischofs. Beide führen den Titel Archbishop of Armagh (Erzbischof von Armagh) und Primate of All Ireland (Primas von ganz Irland).

Im Kloster von Armagh entstand wahrscheinlich auch um 807 die Sammelhandschrift Book of Armagh, die neben lateinischen Texten auch einige der ältesten Texte in irischer Sprache enthält. Zu den lateinischen Texten gehören u. a. zwei Viten Patricks sowie weitere Schriften über ihn. Im ebenfalls im Book of Armagh enthaltenen Liber Angueli werden Patrick (und damit, nach allgemeiner Auslegung, Armagh) von einem Engel die Primasrechte über ganz Irland erteilt. Die irischsprachigen Stellen bilden die ersten erhaltenen zusammenhängenden Texte in irischer Sprache. Es handelt sich vorwiegend um Kommentare zu ausgewählten Teilen der Bibel.

Im 9. Jahrhundert hatte die katholische Kathedrale in Armagh große Reichtümer angehäuft. Für einen Heiden, der keine moralischen Bedenken hatte, eine heilige Stätte ihres Reichtums und ihrer Menschen zu berauben, bedeutete die spirituelle Bedeutung von Armagh nichts. Die Tatsache, dass die Wikinger Armagh wie eine antike Spardose behandelten (sie plünderten es innerhalb eines Monats gleich dreimal), ist ein Beweis für den großen Reichtum, den Armagh besaß. Zwischen 831 und 1013 wurde Armagh zehnmal von den Wikingern geplündert, zwei weitere Male mit Hilfe irischer Truppen. Vier Jahre lang besetzten die Wikinger die Stadt und vertrieben den Abt aus der Kirche.[4]

Im Jahr 1004 reiste der größte irische Hochkönig, Brian Boru, in die Kirche, um am Altar ein Goldopfer darzubringen und die Kirche damit als Zentrum des irischen Christentums anzuerkennen. Zehn Jahre später wurde er, nachdem er den Wikingern die endgültige Niederlage beigebracht hatte, in der Schlacht von Clontarf getötet und auf dem Friedhof der Saint Patrick's Cathedral (heute im Besitz der anglikanischen Church of Ireland) wurde Brian Boru begraben.[5]

Am 12. Juni 1889 ereignete sich nahe Armagh das so genannte Armagh rail disaster, ein Eisenbahnunglück, bei dem über 80 Menschen, meist Schulkinder, getötet wurden.

Religion

Die Konfessionen sind in Armagh so verteilt: 71,2 % der Bevölkerung gehören der römisch-katholischen Kirche an, 25,5 % sind Protestanten, überwiegend Mitglieder der anglikanischen Church of Ireland. 3,3 % gehören einer anderen oder keiner Glaubensgemeinschaft an.[6]

Das römisch-katholische Erzbistum Armagh umfasst auch Gebiete, die zur Republik Irland gehören, die anglikanische Diözese Armagh beschränkt sich auf das Gebiet von Nordirland. Die Oberhäupter beider Bistümer/Diözesen sind Erzbischof von Armagh und Primate of All Ireland (Primas von ganz Irland). Auch die jeweiligen Kathedralen sind beide dem irischen Nationalheiligen St. Patrick geweiht.

Sehenswürdigkeiten

Sonstiges

In Armagh befindet sich eine Außenstelle der Queen’s University of Belfast sowie eine Sternwarte (Armagh Observatory) mit Planetenweg.

Das Frauengefängnis Armagh spielte im Nordirlandkonflikt eine besondere Rolle. Es ist seit 1986 geschlossen, die ab 1780 errichteten Gebäude stehen seit 1975 unter Denkmalschutz.

Söhne und Töchter der Stadt

Commons: Armagh – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Armagh – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Nachweise

  1. Northern Ireland Assembly: Dr Raymond Russell, Key Statistics for Settlements, Census 2011, abgerufen am 4. Juli 2020
  2. Ard Mhacha/Armagh. Abgerufen am 25. Mai 2023 (englisch).
  3. Visit Armagh - The Story Of St Patrick's COI Cathedral. In: Visit Armagh. Abgerufen am 25. Mai 2023 (britisches Englisch).
  4. The Armagh Project. Abgerufen am 25. Mai 2023.
  5. Visit Armagh - The Story Of St Patrick's COI Cathedral. In: Visit Armagh. Abgerufen am 25. Mai 2023 (britisches Englisch).
  6. https://www.ninis2.nisra.gov.uk/public/SearchResults.aspx?sk=Religion; [NISRA: Religion or Religion Brought Up In: CT0424NI DEA2014 2011]; Census 2011, die Zahlen beziehen sich auf die Altersgruppe von 16 bis 64 Jahre.
  7. Hans Lajta: Irland. Polyglott-Verlag, München, 7. Aufl. 1978/1979, ISBN 3-493-60788-1, S. 57.
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