Arktischer Rat
Der Arktische Rat (englisch Arctic Council) ist ein zwischenstaatliches Forum mit ständigem Sitz im norwegischen Tromsø,[1] das 1996 zum Interessenausgleich zwischen den arktischen Anrainerstaaten und den in der Region lebenden indigenen Völkern gegründet wurde.
Arktischer Rat | |
---|---|
Rechtsform | Arktischer Rat |
Gründung | 18. September 1996 |
Sitz | Tromsø |
Website | https://arctic-council.org |
Ziele und Aktionen
Der Klimaschutz und die Sicherheit in der Region sollen gefördert werden. Der Rat koordiniert Forschungsprojekte und Entwicklungsvorhaben, zum Beispiel im Verkehrsbereich und beim Abbau von Bodenschätzen.
Beispielsweise veröffentlichte der Rat 2004 das Arctic Climate Impact Assessment, eine umfassende Studie über die Folgen der globalen Erwärmung in der Arktis.
Am 12. Mai 2011 wurde von den ständigen Mitgliedern des Arktischen Rates in Nuuk, Grönland, ein Abkommen über Such- und Rettungseinsätze in der Arktis (Agreement on Cooperation on Aeronautical and Maritime Search and Rescue in the Arctic) unterzeichnet, das erste international verbindliche Abkommen, das unter der Schirmherrschaft des Arktischen Rates verhandelt wurde.
Am 7. Mai 2019 gab der Rat bekannt, dass erstmals seit seiner Gründung keine Übereinkunft über eine gemeinsame Schlusserklärung bei dem Treffen in Rovaniemi (Finnland) erzielt worden sei. Als Grund wurde die Weigerung der US-amerikanischen Delegation genannt, eine Erklärung zu unterzeichnen, in der vor den Folgen des globalen Klimawandels für die Arktis gewarnt wurde. Am Vortag hatte US-Außenminister Mike Pompeo in einer Ansprache auf dem Treffen die positiven Aspekte der Abnahme des arktischen Eises betont. Eine Abnahme des Eises würde neue Handelsrouten und Routen für die Passagierschifffahrt eröffnen.[2]
Zusammensetzung
Ende der 1980er Jahre eröffneten sich durch die neue politische Weltlage Perspektiven für eine Kooperation. 1991 wurde die Arctic Environmental Protection Strategy (AEPS) ins Leben gerufen. 1996 wurde mit einer „Erklärung von Ottawa“ durch die Außenminister der Arktische Rat gegründet.
Dem Rat gehören an:
Entscheidungen im Arktischen Rat auf allen Ebenen können allein durch die acht Mitgliedsstaaten getroffen werden.
In Reaktion auf den russischen Überfall auf die Ukraine kündigten am 3. März 2022 alle Mitgliedsstaaten mit Ausnahme Russlands an, vorerst nicht mehr an Treffen des Rates teilzunehmen. Es werde geprüft, unter welchen Umständen die Arbeit des Rates wieder aufgenommen werden kann.[3] Am 8. Juni 2022 teilten die nichtrussischen Mitglieder Schweden, Dänemark, Finnland, Island, Kanada, Norwegen und die USA mit, eine begrenzte Wiederaufnahme ihrer Arbeit im Arktischen Rat in Projekten zu beabsichtigen, die keine Beteiligung der Russischen Föderation beinhalten.[4]
Vorsitz
Der Vorsitz des Gremiums wechselt alle zwei Jahre zwischen den staatlichen Mitgliedern, mit einer Rotationsperiode von etwa 17 Jahren.
- Von 1996 bis 1998 hatte zunächst Kanada den ersten Vorsitz des Gremiums inne.
Es folgten:
- von 1998 bis 2000 die USA
- von 2000 bis 2002 Finnland
- von 2002 bis 2004 Island
- von 2004 bis 2006 Russland
- von 2006 bis 2009 Norwegen
- von 2009 bis 2011 Dänemark
- von 2011 bis 2013 Schweden
- von 2013 bis 2015 Kanada
- Den Vorsitz führte als Vertreterin Kanadas eine Inuk, Leona Aglukkaq, die zuvor Ministerin für Gesundheit und die Entwicklung des Nordens war.[5]
- von 2015 bis 2017 USA
- von 2017 bis 2019 Finnland
- von 2019 bis 2021 Island
- von 2021 bis 2023 Russland
- von 2023 bis 2025 Norwegen
Ständige Teilnehmer
Sechs Dachorganisationen der Ureinwohner der Arktis besitzen als sogenannte Ständige Teilnehmer (Permanent Participants) ein garantiertes Beteiligungsrecht. Dies sind:[6]
- der Inuit Circumpolar Council als Dachverband der Eskimo aus den Polarregionen Grönlands, Kanadas, Alaskas und Russlands
- der Saami Council als Vertretung der Samen Norwegens, Schwedens, Finnlands
- RAIPON als Dachverband der indigenen Völker des russischen Nordens
- die Aleut International Association (AIA)[7] als Vertretung der Alëuten
- der Arctic Athabaskan Council[8] als Vertretung der Athabasken
- der Gwich’in Council International[9] als Vertretung der Gwich’in
Als Koordinationsstelle der Permanent Participants fungiert das Indigenous Peoples Secretariate mit Sitz in Kopenhagen.[10]
Beobachter
Den Beobachterstatus (Observer) können erwerben:
- nicht-arktische Staaten
- zwischenstaatliche und interparlamentarische Organisationen
- Nichtregierungsorganisationen
Beobachter können ihr Engagement vor allem in den Arbeitsgruppen des Arktischen Rates entwickeln und dabei bestimmte Projekte der Arktis-Staaten auch finanziell unterstützen. Einige nicht-arktische Staaten wie auch verschiedene nichtstaatliche Organisationen sind als Beobachter zugelassen. Zu den Beobachterstaaten gehören:[11]
Zu den Organisationen mit Beobachterstatus gehören unter anderem:
- Northern Forum
- Pacific Environment aus San Francisco[12]
- International Arctic Science Committee
- Umweltprogramm der Vereinten Nationen
- Nordic Environment Finance Corporation
- Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen
- World Wide Fund for Nature / Global Arctic Program
- Ständiger Ausschuss der Parlamentarier der Arktis
- International Union for Conservation of Nature and Natural Resources
- Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften
- IWGIA[13] (International Work Group for Indigenous Affairs) mit Sitz in Kopenhagen
Um den Beobachterstatus bewerben sich gegenwärtig folgende Länder und Organisationen:
- Oceana
- Greenpeace
- Europäische Union
- OSPAR-Kommission
- Association of Oil and Gas Producers
- Internationale Hydrographische Organisation
Wissenschaftliche Zusammenarbeit
Der Rat hat im Jahr 2001 auch die Universität der Arktis initiiert. Die University of the Arctic ist ein Hochschulnetzwerk zur Erforschung der Umweltgrundlagen in der Polarregion.
Quellen
Weblinks
- Arctic Council – Webseite des Arktischen Rates
- Indigenous Peoples’ Secretariate des Arctic Council
- Arctic Climate Impact Assessment – Bericht des Arktischen Rates über die Auswirkungen der Klimaveränderung (im Volltext herunterladbar)
- Erst Trump, dann Putin – „Für den Arktischen Rat war das der Anfang vom Ende“, NTV, 22. Oktober 2022
Einzelnachweise
- Christoph Seidler: Tromsø: Arktischer Rat bekommt eigenes Zuhause in Norwegen. In: spiegel.de. 22. Januar 2013, abgerufen am 9. Januar 2019.
- US climate objections sink Arctic Council accord in Finland. BBC News, 7. Mai 2019, abgerufen am 7. Mai 2019 (englisch).
- Joint Statement on Arctic Council Cooperation following Russia’s Invasion of Ukraine | News from the Ministry of Foreign Affairs of Denmark. Abgerufen am 5. März 2022 (dänisch).
- Russland im Arktischen Rat weiter isoliert. Abgerufen am 8. Juni 2022.
- Jörg Michel: Arktis: Nur mit Robbenpelz. In: fr-online.de. 6. Mai 2013, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 29. März 2016; abgerufen am 9. Januar 2019.
- Permanent Participants. In: arctic-council.org. Abgerufen am 9. Januar 2019 (englisch).
- Home – Aleut International Association. In: aleut-international.org. Abgerufen am 9. Januar 2019 (englisch).
- Arctic Athabaskan Council. In: arcticathabaskancouncil.com. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 15. Februar 2019; abgerufen am 9. Januar 2019 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Home | Gwich’in Council International. In: gwichincouncil.com. Abgerufen am 9. Januar 2019 (englisch).
- Indigenous Peoples’ Secretariat. In: arcticpeoples.com. Abgerufen am 9. Januar 2019 (englisch).
- Observers – Arctic Council. In: arctic-council.org. Abgerufen am 9. Januar 2019 (englisch).
- Pacific Environment | Protecting the Living Environment of the Pacific Rim. In: pacificenvironment.org. Abgerufen am 9. Januar 2019 (englisch).
- IWGIA. In: iwgia.org. Abgerufen am 9. Januar 2019 (englisch).