Chess Records

Chess Records war ein US-amerikanisches Independent-Label in Chicago, Illinois, das trendsetzend für die Entwicklung des Rhythm and Blues, des Blues und des Rock ’n’ Roll war.

Chess Records
Aktive Jahre 1950–1975
Gründer Phil Chess, Leonard Chess
Sitz Chicago, Illinois, USA
Labelcode LC 00156
Sublabel(s) Checker Records
Genre(s) Blues, Rhythm and Blues, Rock ’n’ Roll

Geschichte

Die jüdischen Brüder Leonard Chess und Phil Chess kauften sich 1947 bei Aristocrat Records ein und wurden 1950 die alleinigen Eigentümer.[1][2] Sie benannten die Firma in Chess Records um. Das Label war gemeinsam mit anderen unabhängigen Plattenfirmen wie zum Beispiel Atlantic Records, Aladdin Records und Specialty Records sehr erfolgreich, da sie dem Publikum die Platten anboten, die die Major-Labels nicht aufnehmen konnten oder wollten. 1952 wurde das Sublabel Checker Records gegründet, auf dem hauptsächlich Gospel- und Blues-Musik veröffentlicht wurde. 1955 kam mit Argo Records ein Jazz-Label dazu, das 1965 in Cadet Records umbenannt wurde, da ein Label gleichen Namens in Großbritannien existierte. Chess Records gilt als eines der bedeutendsten Labels für Blues-Aufnahmen. Die meisten Aufnahmen entstanden in Bill Putnams Tonstudios der Universal Recording Corporation in Chicago, bis im Mai 1957 die firmeneigenen Tonstudios gegründet wurden, in denen 1965 auch die Band The Rolling Stones[3] aufnahm.

Chess-Studio in Chicago

Viele große Namen des Blues wie Muddy Waters, Willie Dixon und Howlin’ Wolf sind untrennbar mit Chess verbunden. Willie Dixon spielte bei vielen Chess-Aufnahmen Bass und schrieb sowie produzierte unzählige Hits für das Label, darunter My Babe für Little Walter, Seventh Son für Willie Mabon und (I’m your) Hoochie Coochie Man für Muddy Waters. Auch Chuck Berry veröffentlichte einen Großteil seines Werks auf Chess. Ein Kritiker meinte, dass ohne Chess Records die heutige Musik einen anderen Sound hätte.[4][5][6]

Im Jahr 1969 verkauften die Chess-Brüder ihre Firma für 6,5 Millionen Dollar an General Recorded Tape. Leonard Chess starb im gleichen Jahr. Im August 1975 wurden die noch bestehenden Überreste von Chess ebenfalls an General Recorded Tape verkauft. MCA Records erwarb die Chess Master Tapes. Mittlerweile liegen die Rechte an den Aufnahmen bei Universal Music, das die Aufnahmen über das Label Geffen Records publiziert. 1997 veröffentlichte MCA Records zur Feier des 50-jährigen Jubiläums eine Serie von CDs unter dem Titel Chess – The Legendary Masters Series, die Neuauflagen von Titeln aus dem Katalog von Chess Records enthalten. Dafür wurde Andy McKaie als „Producer/Compiler of the Year (Historical Recordings)“ mit dem Living Blues Award ausgezeichnet.[7]

Chess Records ist vor allem bekannt für seine Blues-, Rock-’n’-Roll- und R&B-Aufnahmen. Zu den Künstlern, die für Chess Records arbeiteten, gehörten unter anderem Willie Dixon, Muddy Waters, Howlin’ Wolf, Sonny Boy Williamson II., Gene Ammons, Jimmy Rogers, Chuck Berry, Bo Diddley, Little Walter, The Moonglows, Etta James, Minnie Riperton, Bobby Charles und viele mehr. In der Promotion-Abteilung arbeitete in den 1960er-Jahren Dick LaPalm.

Angeblich verdanken die Rolling Stones ihr Entstehen einer Schallplatte von Chess Records. Keith Richards soll Mick Jagger am Bahnhof in Dartford getroffen haben. Er sah, dass Jagger die Chess-LP The Best of Muddy Waters bei sich hatte und wollte wissen, wo er sie gekauft hatte[8]. Als gesichert gilt, dass der Name Rolling Stones von einem auf Chess veröffentlichten Stück von Muddy Waters abgeleitet ist.[9]

Künstler auf der Label-Familie von Chess Records

Chess Records

Argo

Cadet

Checker

Literatur

  • Rich Cohen: Machers and Rockers. Chess Records and the Business of Rock ’n’ Roll. W. W. Norton, New York 2004.

Einzelnachweise

  1. Douglas Martin: Phil Chess, Whose Record Label Elevated Unknown Blues Musicians, Dies at 95. In: The New York Times. 20. Oktober 2016, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 15. März 2024]).
  2. Elijah Wald: How the blues brothers behind Chess Records made all the right moves. In: The Guardian. 6. November 2010, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 15. März 2024]).
  3. Vgl. Marc Spitz: Jagger. Rebel, Rock Star, Ramble, Rogue. 2011 (Gewidmet Brendan Mullen); deutsch: Mick Jagger. Rebell und Rockstar. Aus dem Amerikanischen von Sonja Kerkhoffs. Edel Germany, Hamburg 2012, ISBN 978-3-8419-0122-4, S. 61–62.
  4. Album Review: ‘The Best of Chess Records’ by David Gonzales (Memento vom 14. September 2012 im Webarchiv archive.today)
  5. Martin Chilton: Best Chess Blues Records: An Essential Top 10. In: uDiscover Music. 17. August 2023, abgerufen am 15. März 2024 (amerikanisches Englisch).
  6. Chess Records and the ten 7"s that helped shape modern music. In: The Vinyl Factory. 4. August 2015, abgerufen am 15. März 2024 (amerikanisches Englisch).
  7. ANDY McKAIE, 1946-2022. In: Hits Daily Double. Abgerufen am 15. März 2024 (englisch).
  8. Tyler Golsen: The two albums that formed The Rolling Stones. Far Out Magazine, 15. April 2023, abgerufen am 15. März 2024 (amerikanisches Englisch).
  9. Sam Kemp: The strange way Muddy Waters and Keith Richards first met. In: Far Out Magazine. 1. April 2022, abgerufen am 15. März 2024 (amerikanisches Englisch).
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