Apollonia Radermecher
Apollonia Radermecher (* 9. September 1571 in Aachen; † 31. Dezember 1626 ebenda) war eine deutsche Ordensfrau und Gründerin des Elisabethinnenordens.
Leben und Wirken
Radermecher war die Tochter des städtischen Beamten Peter Radermecher und dessen Gattin Christine Esch. Sie wuchs in der Hochphase der Aachener Religionsunruhen in einer streng katholischen Familie auf; zwei Brüder wurden Priester und ein Onkel war Prediger am Wiener Kaiserhof. Als zu Beginn des 17. Jahrhunderts die evangelischen Ratsherren im Aachener Stadtrat vorübergehend die Mehrheit hatten, verlor der Vater seine Stellung im Rathaus und Apollonia Radermecher zog für die nächsten elf Jahre in die niederländische Stadt ’s-Hertogenbosch. Mit dem bedeutenden Vermögen aus dem Nachlass ihres Vaters, der zudem ein wohlhabender Kaufmann gewesen war, kaufte sie dort ein Haus, in dem sie gemeinsam mit anderen Frauen ihre karitative Tätigkeit begann.
Nachdem in den folgenden Jahren die Katholiken wieder die Ratsmehrheit in Aachen erhalten hatten, folgte Radermecher îm Jahr 1622 unter Vermittlung der Jesuiten-Kommunität Aachen einem Ruf der Stadt Aachen, das Amt der „Gasthausmeisterin“ am städtischen Armenspital „Gasthaus“, dem 1336 gegründeten ersten „Elisabeth-Hospital“ Aachens, zu übernehmen. Dieses befand sich einst am Münsterplatz direkt neben dem Aachener Dom, wo heute der Altbau der Zentrale der Sparkasse Aachen steht, und wo seinerzeit erhebliche Missstände vorherrschten. Radermecher trat am 13. August 1622 dieses Amt an und gründete zu diesem Zweck die Ordensgemeinschaft der „Hospitalschwestern der heiligen Elisabeth vom Dritten Orden des heiligen Franziskus“, kurz die „Elisabethinnen“. Ihre erste große Aufgabe war es, mit ihrem Vermögen schnellstens die vorhandenen Missstände zu beseitigen und den Ansturm der im gleichen Jahr stattfindenden Aachener Heiligtumsfahrt zu bewältigen, bei der es immer wieder zu ernsten Erkrankungen unter den Pilgern kam.
Zu ihrem Hauptproblem wurde jedoch die von den Pilgern eingeschleppte Pest, an der auch große Teile der Bevölkerung sowie mehrere Schwestern und Radermecher selbst ernsthaft erkrankten. Bereits von der Krankheit schwer gezeichnet legte sie am 5. Mai 1626 ihr Ordensgelübde ab und starb am 31. Dezember 1626 an den Folgen der Pest. Ihre Gebeine sind seit dem 13. August 1953 in der Krypta der Klosterkirche des 1937 neu erbauten Mutterhauses der Elisabethinnen am Preusweg in Aachen beigesetzt. In den 1950er-Jahren wurde eine Seligsprechung angestrebt, die bisher jedoch ohne Erfolg verlief.
Der von Radermecher gegründete Elisabethinenorden breitete sich rasch aus und ist mittlerweile mit fast 1000 Schwestern in zahlreichen Ländern in der Kranken- und Altenpflege und in der Kinderbetreuung sowie in Afrika in der Mission tätig. Das von ihr geleitete „Gasthaus“ / „Elisabeth-Hospital“ wurde Anfang der 1850er-Jahre als „Maria-Hilf-Hospital“ zunächst an den Rand des Aachener Stadtgartens verlegt und wechselte bereits 1904 als „Städtisches Elisabeth-Krankenhaus Aachen“ stufenweise in die neu erbauten Anlagen an der Goethestraße, wo es in den 1960er-Jahren in das neu eingerichtete Universitätsklinikum Aachen im Westen der Stadt integriert wurde. In dem Gebäudetrakt des ursprünglichen „Gasthauses“ am Münsterplatz wurde von den 1850er-Jahren bis zur Jahrhundertwende das „Vinzenzspital“ eingerichtet, in dem die Elisabethinnen die Pflege unheilbar Kranker übernahmen.
Literatur
- Josef Brosch: Mutter Apollonia Radermecher. Die Meisterin der Karitas. Bischöfliches Diözesanarchiv, Aachen 1953.
- Günter Krieger: Allzeit aus Liebe – Leben und Werk der Apollonia Radermecher. Grenz-Echo Verlag, Eupen 2022, ISBN 978-3-86712-172-9
- Erich Linhardt, Ralf A. Höfer: Die Elisabethinen in Graz. Eine Geschichte des Klosters und Spitals der Elisabethinen in der steirischen Landeshauptstadt, sowie Notizen zu diesem Orden und seiner Namensgeberin. Styria, Graz 1995.
- Angela Reinders: Aus Liebe geschehen – Wie mit Apollonia Radermecher die Geschichte der Schwestern der heiligen Elisabeth begann ... Einhard Verlag, Aachen 2018, ISBN 978-3-943748-50-5
- Ekkart Sauser: Apollonia Radermecher. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 17, Bautz, Herzberg 2000, ISBN 3-88309-080-8, Sp. 1093–1095.
Weblinks
- Mutter Apollonia, Porträt auf den Seiten des Elisabethinenordens
- Joachim Schäfer: Apollonia Radermecher, Eintrag im Ökumenischen Heiligenlexikon
- Geschichte der Elisabethinen, auf der Homepage des Ordens