Apollonia-Kapelle (Fraulautern)

Die Apollonia-Kapelle ist eine spätgotische Friedhofskapelle auf dem Alten Friedhof im Stadtteil Fraulautern der Kreisstadt Saarlouis.

Apollonia-Kapelle

Geschichte

Gedenkstätte der Apollonia-Kapelle in Richtung des Alten Friedhof
Apollonia-Kapelle vom Alten Friedhof aus
Fraulautern, Apollonia-Kapelle, Inneres, Vorkriegszustand

Die 1540 als Pfarrkirche von Fraulautern erbaute Apollonia-Kapelle (damals zunächst Pfarrkirche St. Trinitatis) zählt zu den ältesten Gebäuden des Ortes. Mit dem Anwachsen der Bevölkerung benötigte man mehr Platz, um alle Kirchenbesucher in der Kirche unterzubringen. So wurde 1739 beim ehemaligen Frauenkonvent, der Abtei Fraulautern (heutige Grundschule Im Alten Kloster) ein größeres Gotteshaus gebaut, welches ab 1814 dann Pfarrkirche von Fraulautern war.

Die Kapelle St. Trinitatis diente seither nicht mehr als Pfarrkirche und wurde zu Ehren Apollonia von Greßlich, deren Familie den Kirchbau 1540 großzügig mit finanzierte, auf St. Apollonia umbenannt. Die neue Klosterkirche benannte man dann nach dem Namen der vorherigen Pfarrkirche St. Trinitatis und widmete letztere um zur Friedhofskapelle des Alten Friedhof. Um den Einzugsbereich des Abtei Fraulautern und den der damaligen St. Trinitatis-Kirche klar voneinander abzugrenzen, begründete man mit letzterer die Pfarrei Kirchhofen.

Diese war damals ein Ortsteil von Fraulautern und Mutterkirche mehrerer Pfarrgemeinden bis zum Jahre 1808.

1884 beschloss man den Bau einer neuen Pfarrkirche, die Grundsteinlegung fand 1893, die Konsekration 1895 statt. Die Klosterkirche wurde aufgrund von Baufälligkeit abgerissen.

Am 1. Dezember 1944 zerstörten Luftangriffe große Teile Fraulauterns, darunter auch die Pfarrkirche und Apollonia-Kapelle, wobei der bis heute stehende Turm erhalten blieb. Die heutige Pfarrkirche des Ortes, die Kirche Hl. Dreifaltigkeit, deren Grundstein 1949 gelegt wurde, trägt ihre Widmung. Am 8. November 1953 folgte die Grundsteinlegung zum Wiederaufbau der Apollonia-Kapelle, die am 11. April 1954 feierlich eingeweiht wurde.

Lage und Umgebung

Die Apollonia-Kapelle befindet sich am Eingang des Alten Friedhof, Richtung Lebacher Straße, im Zentrum von Fraulautern. Sie liegt nur etwa 100 Meter entfernt von der Fraulauterner Pfarrkirche Hl. Dreifaltigkeit.

Gebäude

Hauptunterschied zwischen der im Zweiten Weltkrieg zum großen Teil zerstörten und der heutigen Kapelle besteht darin, dass der Innenraum der wiederaufgebauten Kapelle über keinerlei Pfeiler verfügt. Zudem findet sich eine gerade, von dunklem Holz getragene Decke anstatt des deutlich niedrigeren Gewölbes der Vorkriegszeit. Die Fenster sind kleiner und jeweils drei Stück pro Seitenwand im Kirchenschiff an der Zahl. Weitere fünf Fenster finden sich im Altarraum. Sie alle entwarf der Mainzer Künstler Alois Plum, der später, in den Jahren 1979/1980, auch die Fenster der Pfarrkirche gestaltete. Im Bereich des Kruzifixes und der Gräber vor dem Turm fand sich vor dem Krieg eine Überdachung, auf welche man beim Wiederaufbau jedoch verzichtete.

Der ursprüngliche Grundriss der Kapelle blieb beim Wiederaufbau erhalten.

Denkmal mit ehemaliger Glocke der Kapelle von 1918 bis 1944

Turm und Glocke

Die Kapelle verfügt, besonders im original erhaltenen Bereich des Turms, über außerordentlich dickes Mauerwerk. Der Turm misst etwa 10 Meter Höhe, steht seit 1540 und blieb im Krieg nahezu vollständig erhalten. Für diesen Turm goss die Glockengießerei Otto aus Hemelingen/Bremen im Jahr 1930 eine Glocke mit dem Schlagton a′′ und einem Gewicht von 80 kg.[1][2] Diese Glocke hängt heute im Denkmal der Bergleute von 1990. Vor dem Turm befinden sich Gräber ehemaliger Pastoren von Fraulautern sowie weitere Gedenktafeln und ein großes Kruzifix.

Oben im Turm befindet sich heute eine Glocke, die durch ein Seil von Hand geläutet wird. Sie wurde nach dem Wiederaufbau der Kapelle im Jahr 1954 durch die Saarlouiser Glockengießerei in Saarlouis-Fraulautern, die von Karl (III) Otto von der Glockengießerei Otto in Bremen-Hemelingen und dem Saarländer Alois Riewer im Jahr 1953 gegründet worden war, gegossen. Die Glocke ertönt auf es′′; sie wiegt 24 kg und hat einen Durchmesser von 240 mm.[3]

Durch die Zerstörung der Kapelle beim Bombenangriff 1944 krachte die vorherige Glocke durch den Turm, der ansonsten allerdings nahezu unversehrt blieb. Diese Glocke stammte aus dem Jahr 1930. Nach dem Wiederaufbau wurde sie zunächst nicht mehr gefunden, später stellte man fest, dass sie durch einen Riss derart beschädigt wurde, dass sie nicht mehr zum Läuten geeignet war.

Heute hängt diese Glocke an einem Denkmal der Bergleute von 1990, welches zunächst vor St. Josef, seit 2017 vor Hl. Dreifaltigkeit steht.

Sonstiges

Innenraum der heutigen Apollonia-Kapelle mit ca. 70 Sitzplätzen

Im Jahr 2004 wurde in der bis dahin tagsüber durchgehend geöffneten Kapelle Feuer gelegt und somit ein Großteil des Innenraums und der Ausstattung zerstört. Am Altar ist ein kleines Knochenstück der Heiligen Apollonia als Reliquie im Gemäuer mit eingebracht. Im Innenraum findet sich ein großes Gemälde, auf dem die Kreuzigung Jesu dargestellt ist. Links vom Altar findet sich eine Heiligenstatue der Gottesmutter Maria mit Jesuskind auf dem Arm, rechts eine Statue der Hl. Apollonia mit Zange und Zahn, direkt über der Reliquie. Eine weitere vorhandene Statue ist die des Pater Pio, versehen mit Geburts- und Sterbedatum. Verlässt man die Kapelle, findet man im Kirchenschiff gegenüberliegend des Altars eine Statue Johannes Nepomuk, hoch an der Wand angebracht. Am Äußeren der Kapelle befindet sich ein eingemauerter Stein mit den Daten der beiden Weltkriege zum Gedenken an deren Opfer, sowie den Jahreszahlen von Bau, Zerstörung und Wiederaufbau der Kapelle. Des Weiteren ist in Richtung des Friedhofes eine steinerne Gedenkstätte mit Maria und dem gekreuzigten Jesus vorhanden.

Die Kapelle dient im Sommer hauptsächlich als Friedhofskapelle für Sterbeämter und wird der Pater-Pio-Gemeinschaft zur Verfügung gestellt.

Traditionell wird am 23. Dezember um 17:00 Uhr jährlich eine christliche Bergmette, mit Bergmannsverein und Bergpredigt, gehalten vom saarländischen Ministerpräsident, in dem Gotteshaus gefeiert.

Am Namenstag der heiligen Apollonia, dem 9. Februar, findet ebenfalls jährlich ein feierliches Hochamt in der Kapelle statt.

Orgel

Anstelle einer großen Pfeifenorgel dient ein Harmonium der musikalischen Umrahmung der Gottesdienste. Das Instrument entstammt der Emil Müller Harmonium Fabrik und wurde vermutlich zwischen 1900 und 1930 hergestellt. Neben fünf Registern (die Register 2, 4 und 5 sind Abschwächungen durch Klappensysteme) stehen dem Spieler zwei Koppeln sowie weitere Spielhilfen zur Verfügung. Das Instrument verfügt außerdem über zwei sogenannte Knieregister, womit der Spieler ein Tutti (linkes Knie) sowie ein Forte (rechtes Knie) auswählen kann. Wie üblich für ein Harmonium ist die Tastatur in zwei Hälften eingeteilt: links der Bass, rechts der Diskant. Diese zwei Hälften verfügen teilweise (3+6 sind durchgehend) über separate Register, vergleichbar mit den gesondert verfügbaren Registern an einer zweimanualigen Orgel.

Die Disposition lautet wie folgt:

Bass
1.Viola4′
2.Dolce4′
3.Diapason8′
4.Echo8′
Forte
Diskant
5.Dolce8′
6.Melodia8′
7.Vox celeste8′
8.Seraphon8′
Forte
  • Koppeln: Bass-Koppel, Diskant-Koppel
  • Spielhilfen: Forte (im Bass), Forte (im Diskant), Tutti (Knieregister), Forte (Knieregister)

Bei Auswahl der Diskant-Koppel wird der Diskant jeweils eine Oktave nach oben, bei Auswahl der Bass-Koppel der Bass eine Oktave nach unten gekoppelt.

Literatur

  • Saarforschungsgemeinschaft (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler der Kreise Ottweiler und Saarlouis, bearbeitet von Walter Zimmermann, 2., unveränderte Auflage von 1934, Saarbrücken 1976, S. 188–191.
Commons: Apollonia-Kapelle (Fraulautern) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gerhard Reinhold: Otto-Glocken – Familien- und Firmengeschichte der Glockengießerdynastie Otto. Selbstverlag, Essen 2019, ISBN 978-3-00-063109-2, S. 588, hier insbes. 536.
  2. Gerhard Reinhold: Kirchenglocken – christliches Weltkulturerbe, dargestellt am Beispiel der Glockengießer Otto, Hemelingen/Bremen. Nijmegen/NL 2019, S. 556, hier insbes. S. 496, urn:nbn:nl:ui:22-2066/204770 (Dissertation an der Radboud Universiteit Nijmegen).
  3. Gerhard Reinhold: Otto-Glocken. 2019, S. 567.
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