Antyllos
Antyllos, latinisiert Antyllus, im Deutschen auch Antyll genannt, war ein griechischer Arzt, der um das 2. Jahrhundert n. Chr.[1][2] lebte. Er erwarb sich große Verdienste um die Chirurgie, Therapie und mit klimatologischen und meteorologischen Schriften um die Diätetik.
Antyllos, ein Angehöriger der antiken Ärzteschule der Pneumatiker, beschrieb die Knochen- und Gelenkresektion, die Behandlung von Fisteln und Narbenkontrakturen, gab Anweisungen zur Versorgung von Gefäßverletzungen (Operation und Blutstillung[3]) und übte die nach ihm benannte Methode der Operation kleiner (traumatischer) Aneurysmen[4] durch doppelte Unterbindung (Ligatur) des verletzten Gefäßes[5] sowie Ausräumung (Exstirpation des Aneurysmasackes)[6] aus. Auch wird ihm unter anderem die Erfindung einer Extraktionsmethode des grauen Stars („Schnittentbindung zerstückelter Linsen“[7]) und die Durchführung des Luftröhrenschnitts und die chirurgische Eröffnung des Wasserbruchs zugeschrieben.[8] Er schrieb ein die ganze Heilkunde umfassendes, vor allem in den chirurgischen Textes ein hohes Niveau[9] zeigendes, Werk von welchem sich nur noch Fragmente unter anderem in den Werken des griechischen Arztes Oreibasios (4. Jahrhundert) und des byzantinischen Mediziners Aëtios von Amida finden.
Literatur
- Kurt Sprengel: Antylli, veteris chirurgi. Typ. Jo. Jac. Gebaueri, Halle 1799 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Friedrich C. Wolz: Antylli veteris chirurgi quae apud Oribasium libro XLIV, XLV et L leguntur fragmenta. Typis Schreiberi, Jena 1842 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- Antyllos. In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Band 1: A–Aufzwingen. Altenburg 1857, S. 583 (Digitalisat. zeno.org).
- Max Wellmann: Antyllos 3. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I,2, Stuttgart 1894, Sp. 2644 f.
- Antyllos. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 1: A–Astigmatismus. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1905, S. 601 (zeno.org).
- R. L. Grant: Antyllos and his Medical Works. In: Bulletin of the History of Medicine, 1960, S. 154–174.
- Wilhelm Haberling: Der Hygieniker und Sportarzt Antyllos. (Band 14, Ausgabe 45 von Sonderdruck aus Klinische Wochenschrift) J. Springer, 1935 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Gerasimos Varelis: Der griechische Arzt und Chirurg Antyllos (2. Jh. n. Chr.) und seine Bedeutung für die Entwicklung der operativen Chirurgie. Dissertation, Universität Frankfurt 2001; DNB 963769316.
- Wolfgang Wegner: Antyllos. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 74.
Einzelnachweise
- Michael Sachs, Gerasimos Varelis: Der griechische Arzt und Chirurg Antyllos (2. Jh. n. Chr.) und seine Bedeutung für die Entwicklung der operativen Chirurgie. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 20, 2001, S. 43–60.
- Gerasimos Varelis, Michael Sachs: „ˈΑντύλλου χειρουγούμενα“. Die chirurgischen Schriften des Antyllos (2. Jh. n. Chr.). In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen, Band 20, 2001, S. 61–86.
- Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 11.
- Jutta Kollesch, Diethard Nickel: Antike Heilkunst. Ausgewählte Texte aus dem medizinischen Schrifttum der Griechen und Römer. Philipp Reclam jun., Leipzig 1979 (= Reclams Universal-Bibliothek. Band 771); 6. Auflage ebenda 1989, ISBN 3-379-00411-1, S. 139–141 (Aus den Schriften des Antyll: Über Gefäßerweiterung aus Oribasius, Coll. med. rel. XLV 24: CMG VI 2,1, S. 179,25–181,3).
- Nicolai Guleke: Kriegschirurgie und Kriegschirurgen im Wandel der Zeiten. Vortrag gehalten am 19. Juni 1944 vor den Studierenden der Medizin an der Universität Jena. Gustav Fischer, Jena 1945, S. 18 und 22–23.
- Michael Sachs: Die Methoden der Blutstillung in ihrer historischen Entwicklung. In: Hämostaseologie. Band 20, Nr. 2, 2000, ISSN 0720-9355, S. 83–89 (schattauer.de [PDF; 2,2 MB]).
- Carl Hans Sasse: Geschichte der Augenheilkunde in kurzer Zusammenfassung mit mehreren Abbildungen und einer Geschichtstabelle. 1947, S. 56.
- Heidrun Egetenmeier: Objektive und subjektive Ergebnisse der Phakoemulsifikation in der Lernphase. 2002, S. 5 (uni-ulm.de [PDF; 298 kB]).
- Jutta Kollesch, Diethard Nickel: Antike Heilkunst. Ausgewählte Texte aus dem medizinischen Schrifttum der Griechen und Römer. 1989, S. 198.