Antonio Rosmini
Antonio Rosmini Serbati (* 25. März 1797 in Rovereto; † 1. Juli 1855 in Stresa) war Priester, Ordensgründer, Theologe, Philosoph und gilt als einer der letzten Universalgelehrten[1]. Seit 2007 ist er ein Seliger der katholischen Kirche.
Leben
Antonio Rosmini wurde in eine Familie von Gelehrten und Sammlern geboren. Seine Sammelleidenschaft galt den Büchern, etwa 15000 Bände umfasste am Lebensende die von ihm gegründete Bibliothek.[2] Gegen den Willen seines Vaters strebte er das Priestertum an, studierte in Pavia und Padua und empfing am 21. April 1821 in Chioggia die Priesterweihe (Gedenktafel an der Chiesa della SS. Trinità). 1813 wurde er in die Accademia degli Agiati in seiner Heimatstadt aufgenommen. Er konzipierte ein neues Statut, das 1825 in Kraft gesetzt wurde, und wurde mehrfach zum Präsidenten gewählt.[3] 1828 gründete er auf dem „Calvario“ in Domodossola das Istituto della Carità, eine Ordensgemeinschaft, welche auch unter dem Namen Rosminianer bekannt ist und die 1839 ihre päpstliche Approbation erhielt.
In den Streitigkeiten zwischen dem Papst und dem Königreich Italien fungierte er 1848 als Vermittler und folgte Papst Pius IX., als dieser nach einem Aufstand nach Gaeta im Königreich Neapel fliehen musste, in sein Exil. Hier wurde er jedoch schon bald durch Kardinal Antonelli vom päpstlichen Hof verdrängt. Als 1849 seine Werke über die kirchliche Reform (Delle cinque piaghe della santa Chiesa – Die fünf Wundmale der heiligen Kirche) und eine Verfassung für den Kirchenstaat (La Costituzione secondo la giustizia sociale. Con un’Appendice sull’Unità d’Italia ed una Lettera sull’Elezione dei Vescovi a Clero e Popolo) auf den Index gelangten,[4] fand nicht nur seine politische Tätigkeit ein Ende, sondern auch die Überlegung einer Erhebung seiner Person zum Kardinal.
Eine erbitterte Feindschaft hatte er sich auch bei verschiedenen Jesuiten eingehandelt. Papst Pius IX. setzte eine Untersuchungskommission ein, die Rosminis Schriften 1854 als keiner Zensur bedürftig erklärte.
Seine letzten Lebensjahre verbrachte Rosmini im Ordenshaus zu Stresa am Lago Maggiore. Von kontemplativem Wesen, widmete er sich nun vor allem der Leitung seines wachsenden Ordens und dem Ausbau eines philosophischen Systems. Da er stets versuchte, Religion und Vernunft miteinander zu vereinen, nennt man ihn bis heute den italienischen Kant,[5] obwohl er sich vor allem mit Hegel konsequent auseinandersetzte. Tragisch ist hierbei die Verurteilung von 40 Sätzen seines theologisch-philosophischen Schrifttums durch das Dekret Post obitum im Jahre 1887, also 32 Jahre nach seinem Tode – ein Werk seiner jesuitischen Gegner, welche sich auch nach seinem Tode nicht mit ihm versöhnen konnten und unter Papst Leo XIII. zu Einfluss kamen. 1889 und 1890 wanderten mit der Enciclopedia di scienze e lettere und dem Periodico scientifico-letterario erneut zwei seiner Werke auf den Index.[4] Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil unter Johannes XXIII. setzte eine positive Neubewertung Rosminis ein. 1994 wurde schließlich der Seligsprechungsprozess Rosminis eingeleitet. Nachdem Papst Benedikt XVI. am 26. Juni 2006 die heroischen Tugenden Rosminis festgestellt hatte, fand am 18. November 2007 in Novara die Seligsprechung statt.[6]
Literatur
- Carlo Caviglione: Rosmini Servati, Antonio. In Enciclopedia Italiana, Roma 1936 (Onlinefassung bei treccani.it).
- Dizionario di filosofia, Artikel Rosmini Serbati, Antonio. Filosofo (Rovereto 1797 – Stresa 1855) Roma 2009 ( Onlinefassung bei treccani.it).
- Klaus Kienzler: Antonio Rosmini. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 8, Bautz, Herzberg 1994, ISBN 3-88309-053-0, Sp. 707–714.
- Christiane Liermann: Rosminis politische Philosophie der zivilen Gesellschaft. Paderborn: Ferdinand Schöningh, 2004 (Rechts- und staatswissenschaftliche Veröffentlichungen der Görres-Gesellschaft. Neue Folge. Bd. 108).
- Luciano Malusa: Antonio Rosmini-Serbati, in: Il Contributo italiano alla storia del Pensiero – Filosofia, Roma 2012 (online bei treccani.it)
- Giancarlo Roggero: Antonio Rosmini, Biographie und Einführung in sein Werk. Schaffhausen 2000 [deutsch].
- Constantin von Wurzbach: Rosmini-Serbati, Anton von. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 27. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1874, S. 46–53 (Digitalisat).
Weblinks
- Enciclopedie on line Treccani (italienisch)
- Eintrag in der Catholic Encyclopedia (englisch)
- Literatur von und über Antonio Rosmini im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Antonio Rosmini in der Deutschen Digitalen Bibliothek
Einzelnachweise
- Vernunft und Offenbarung nach Antonio Rosmini. Der apologetische Plan einer christlichen Enzyklopädie. (Innsbrucker theologische Studien ; Bd. 5) von Menke, Karl-Heinz:: Innsbruck, Tyrolia-Verlag, 9783702213534 24 cm, kartoniert, 1. Aufl.. - Antiquariat Rump. Abgerufen am 23. Oktober 2017.
- Süddeutsche Zeitung: Stadt der Löwen. Abgerufen am 5. Januar 2021.
- Geschichte der Akademie (Memento vom 20. März 2014 im Internet Archive), italienisch
- Jesús Martínez de Bujanda, Marcella Richter: Index librorum prohibitorum 1600–1966. In: Index des livres interdits. Band XI. Médiaspaul, Montréal 2002, ISBN 2-89420-522-8, S. 785 (französisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Carlo Maria Fenu: Rosmini e l’idealismo tedesco. Edizioni rosminiane Sodalitas, 2016 (google.it [abgerufen am 23. Oktober 2017]).
- Seligsprechung 2007