Antonie Wlosok
Antonie Marianne Elisabeth Wlosok (* 17. November 1930 in Rokietnica, Provinz Posen; † 7. Februar 2013 in Mainz) war eine deutsche Klassische Philologin. Sie war eine der ersten Frauen auf einem Lehrstuhl dieses Faches in Deutschland.
Leben und Werk
Antonie Wlosok wurde als zweites von vier Kindern eines Pastors geboren. Durch die Flucht 1945 kam sie nach Bayern und dann in das westfälische Lübbecke. Anschließend studierte sie evangelische Theologie an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal und danach in Freiburg unter anderem die Fächer Theologie und Germanistik. In Freiburg weckte Karl Büchner ihr Interesse für die Latinistik. An der Universität Heidelberg studierte sie Klassische Philologie. Im Jahr 1957 schloss sie mit dem Staatsexamen in Latein und evangelischer Religion das Studium ab. In Heidelberg wurde sie am 25. Juni 1958 mit der Dissertation Laktanz und die philosophische Gnosis promoviert.
Anschließend arbeitete sie als Wissenschaftliche Assistentin in Heidelberg und habilitierte sich 1964 mit einer Arbeit über die Göttin Venus in Vergils Aeneis. Einen Ruf an die Universität Mannheim zum Wintersemester 1967/1968 lehnte sie ab. Zum Sommersemester 1968 lehrte sie in der Nachfolge von Manfred Fuhrmann als ordentliche Professorin für Klassische Philologie an der Universität Kiel. Von 1972 bis 1973 war sie als Member am Institute for Advanced Study in Princeton. Von 1974 bis zu ihrer Emeritierung 1998 lehrte sie als Nachfolgerin von Willy Schetter als ordentliche Professorin für Latinistik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Sie war neben Ilona Opelt (Düsseldorf) eine der ersten deutschen Frauen, die einen Lehrstuhl für Klassische Philologie bekleideten.[1] Anlässlich ihrer Emeritierung gründete sie 1998 die Antonie-Wlosok-Stiftung zur Förderung der Erforschung der Spätantike und der Rezeptionsgeschichte.
Wlosoks Forschung konzentrierte sich auf die römische Literatur der augusteischen Zeit und auf das Verhältnis von Heidentum und Christentum in der Spätantike. Zu ihren bekanntesten Schriften zählen neben ihrer Dissertation, die in erweiterter Form 1960 in den Abhandlungen der Heidelberger Akademie der Wissenschaften erschien, unter anderem Die Göttin Venus in Vergils Aeneis (1967), Rom und die Christen und Römischer Kaiserkult (1976). Sie erstellte außerdem Editionen zu Laktanz, Catull und Vergil. Ihre Kleinen Schriften erschienen 1990 unter dem Titel Res humanae – res divinae, herausgegeben von Eberhard Heck und Ernst A. Schmidt. Seit 1985 war sie korrespondierendes Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Von 1982 bis 2010 war sie Mitglied der Patristischen Kommission.
Schriften
- Die Göttin Venus in Vergils Aeneis (= Bibliothek der klassischen Altertumswissenschaften. N.F., 21). Winter, Heidelberg 1970 (Zugleich: Heidelberg, Universität, Habilitations-Schrift, vom 15. Juli 1964).
- Rom und die Christen. Zur Auseinandersetzung zwischen Christentum und römischem Staat (= Der altsprachliche Unterricht. Bd. 13, Beiheft 1). Klett, Stuttgart 1970.
- Laktanz und die philosophische Gnosis. Untersuchungen zu Geschichte und Terminologie der gnostischen Erlösungsvorstellung (= Abhandlungen der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse. Jahrgang 1960, Abhandlung 2). Winter, Heidelberg 1960 (Teilweise zugleich: Heidelberg, Universität, Dissertation, 1957).
- Res humanae – res divinae. Kleine Schriften, hg. von Eberhard Heck und Ernst A. Schmidt, Winter, Heidelberg 1990. ISBN 978-3-533-04302-7
Literatur
- Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender. 19. Ausgabe. Band 3, 2003, S. 3739 f.
- Wilfried Stroh: Antonie Wlosok †. In: Gnomon. Bd. 85 (2013), H. 8, S. 761–767, doi:10.17104/0017-1417_2013_8_746.
- Ernst A. Schmid: Antonie Wlosok (17. 11. 1930 – 7. 2. 2013). In: Jahrbuch der Heidelberger Akademie der Wissenschaften für 2013. Heidelberg 2014, S. 191–195 (online)
Weblinks
Anmerkungen
- Wilfried Stroh: Antonie Wlosok †. In: Gnomon Bd. 85 (2013), S. 761–767, nennt sie S. 761 die erste Frau. Ilona Opelt war jedoch schon im Frühjahr 1968 auf den neu gegründeten Lehrstuhl an der Universität Düsseldorf berufen worden, siehe Kratylos. Band 13 (1968), S. 222.