Anton von Spaun

Anton Ritter von Spaun (* 31. Mai 1790 in Linz, Oberösterreich; † 26. Juni 1849 in Kremsmünster, Oberösterreich) war ein Literaturhistoriker, Volkskundler und Musiker.

Porträt Spauns (um 1840)
Anton von Spauns Grab in Kremsmünster

Familie

Er entstammte einer ursprünglich schwäbischen Familie, deren Stammreihe mit dem Bauern und Garnsieder Bartholomäus Spaun, urkundlich erwähnt 1583–1599, in Deisenhausen (Landkreis Günzburg) beginnt und die später in Linz zu Wohlstand kam. Er war der Sohn des Franz Xaver Ritter von Spaun (1756–1804), kaiserlicher Rat und ständischer Syndikus in Oberösterreich, und der verwitweten Josepha von Heretmüller, geb. Steyrer von Riedenburg (1757–1835). Sein Bruder war der k.k. Hofrat und Lotteriegefällendirektor Joseph Freiherr von Spaun (1788–1865), der Förderer des Komponisten Franz Schubert.

Spaun heiratete am 25. November 1818 in Linz Henriette Freiin von Vogelsang (* 3. Oktober 1789 in Antwerpen, Belgien; † 31. August 1870 in Linz), die Tochter des k.k. Feldzeugmeisters Ludwig Freiherr von Vogelsang und der Freiin Victoria Sanchez de Aguilar (Aquilar). Mit ihr hatte er vier Kinder, Henriette, Josephine, Ludwig und Marie. Sein Sohn Ludwig Ritter von Spaun (eigentlich Emil Ludwig, * 2. Sep. 1823 in Linz; † 16. Feb. 1908) heiratete 1852 Angela Wagner und in 2. Ehe am 23. Mai 1865 Emilie von Kindinger. Seine Tochter Marie Edle von Spaun (* 1829 in Linz; † 18. Juni 1895) heiratete am 25. August 1851 in Traunkirchen den Enkelsohn von Johann Georg von Hagenauer, Franz de Paula II. Baron von Hagenauer, wobei Moritz von Schwind Trauzeuge war.

Leben

Anton Spaun wurde zusammen mit seinem Bruder von seinem Onkel Franz Anton von Spaun, der wegen staatsgefährdender Schriften zehn Jahre in Einzelhaft verbüßt hatte, zu Hause unterrichtet. Nach seiner Schulzeit im Stiftsgymnasium Kremsmünster studierte Anton von Spaun Rechtswissenschaft in Wien. Später war Spaun Landrat, ständischer Syndikus in Linz und Ritterstandsverordneter in Oberösterreich. Er war Forscher aus Leidenschaft und vor allem an der Geschichte des Volkes und seiner kulturellen Äußerungen interessiert, da er in Sorge war, dass vieles verloren gehen würde. So begann er mit der Sammlung von Urkunden, Geschichtsmerkmalen und naturkundlichen Objekten, um dieses Erbe zu erhalten und zu verbreiten.

Spaun legte den Grundstock für das oberösterreichische Landesmuseum Francisco-Carolinum 1833 und das Urkundenbuch des Landes Oberösterreich. Sein reichhaltiges Betätigungsfeld galt der Erforschung der Mundart, des Volksliedes, der Trachten und der Tänze. Der im Geiste der Romantik lebende und wirkende Spaun hinterließ ein reiches kulturelles Erbe und wird als der Begründer der Volkskunde in Österreich gesehen. Er gehörte zum Kreis um Adalbert Stifter, Ernst von Feuchtersleben und Moritz von Schwind. Publizistisch war er auch für die Wiener Zeitung tätig.[1]

In Folge der Revolution von 1848/1849 im Kaisertum Österreich wurden im März 1848 die Oberösterreichische Provinzialstände wieder einberufen und Spaun nahm am Landtag teil. Von diesem wurde er in den Ständischen Zentralausschuss gewählt, der die Pillersdorfsche Verfassung vorbereitete.

Im Jahr 1896 wurde in Wien-Brigittenau (20. Bezirk) die Spaungasse nach ihm benannt.

Literatur

  • Constantin von Wurzbach: Spaun, Anton Ritter von. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 36. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1878, S. 71–75 (Digitalisat).
  • Anton Schlossar: Spaun, Anton Ritter von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 35, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 68 f.
  • E. Lebensaft: Spaun Anton von. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 13, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2010, ISBN 978-3-7001-6963-5, S. 5 f. (Direktlinks auf S. 5, S. 6).
  • Georg Heilingsetzer: Anton Ritter von Spaun. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Landeskunde – Oberösterreichischer Musealverein. Jahrgang 38, Heft 3&4, Linz 2008, S. 8 (zobodat.at [PDF]).
  • Franz Martin: Hundert Salzburger Familien. Verlag der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg 1946.
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser B Band XVIII, Seite 444, Band 95 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1989, ISSN 0435-2408.
  • Wolfram Tuschner, Volker Derschmidt (Hrsg.): Anton Ritter von Spaun, die Österreichischen Volksweisen. OÖ. Volksliedwerk, Linz 1995.
  • Josef Angsüßer, Anton Ritter von Spaun. Seine Persönlichkeit und seine literarischen Werke. (Stammbaum: Seite 68) ©Oberösterreichischer Musealverein – Gesellschaft für Landeskunde
  • Dieter Cerha, Markus Lutterotti, Die Nachfahren des Franz Ritter von Kindinger (1797–1868) und der Maria Antonia (Marietta) König von Paumbshausen (1811–1896)
  • Hugelmann Karl: Der ständische Zentralausschuß in Österreich im April 1848; in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich, Band 12, 1913, S. 223, Digitalisat

Einzelnachweise

  1. Rebecca Unterberger: Vom Diarium zur Zeitung: Wiener Zeitung. In: litkult1920er.aau.at. März 2017, abgerufen am 28. Dezember 2021 (redaktionell ergänzt Februar 2019).
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