Anton Tucher
Anton Tucher, auch Anton II. Tucher genannt,[1] (* 1458 in Nürnberg; † 27. April 1524 ebenda) war ein deutscher Großkaufmann und Mäzen sowie Erster Losunger (Verwalter der städtischen Steuern)[2] der Reichsstadt Nürnberg.



Biografie
Tucher war der Sohn von Anton I. Tucher (1412–1476) und seiner Frau Barbara Stromer von Reichenbach. Während mehrerer Jahre, die er in Venedig verbrachte, führte er die Niederlassung der Firma Tucher mit seinen Vettern Hans und Martin und er war Mitglied der dortigen Bruderschaft der deutschen Kaufleute.
Bürgermeister und Kaufmann
Nach dem Tod seines Vaters wurde er 1477, während eines Messeaufenthalts in Frankfurt, in den Rat der Stadt Nürnberg berufen (Junger Bürgermeister 1477 bis 1490, Alter Bürgermeister ab 1491).
Als Gesandter der Stadt war er ab 1488 in verschiedenen diplomatischen Missionen unterwegs. Er schloss zusammen mit Martin Geuder und Hans Harsdörffer 1502 den Vertrag von Erfurt mit Markgraf Friedrich dem Ältern von Brandenburg im Streit um den Kirchweihschutz für den Weiler Affalterbach, der die kriegerische Auseinandersetzungen beendete. Die Sicherung des im Landshuter Erbfolgekrieg 1504/05 erworbenen Nürnberger Landgebiets war ein wichtiges Anliegen für ihn. Bei Kurfürst Friedrich dem Weisen von Sachsen stand Tucher in hohem Ansehen. 1507 wurde er Pfleger zu St. Sebald, des Katharinen- und des Augustinerklosters. 1507–24 war er Vorderster Losunger. Er war Förderer der neuen Lehre Luthers in Nürnberg. Sein Haushaltsbuch[3] gibt für die Zeit von 1507 und 1523 einen guten Einblick in die Lebenshaltung der Nürnberger Oberschicht.
Mäzen
Als Mäzen gab er unter anderem 1517 Veit Stoß den Auftrag für den Englischen Gruß, einer Figurengruppe für die St.-Lorenz-Kirche. 1522 stiftete er für die Regimentsstube (Tagungsort der Septemvirn) im Nürnberger Rathaus den Drachenleuchter, der nach Entwürfen von Albrecht Dürer von Veit Stoß ausgeführt wurde.
Er ist im neuen Familiengrab auf dem Johannisfriedhof bestattet. Erben seines Besitzes waren sein Sohn Leonhard und die Kinder seines verstorbenen Sohnes Anton.
Ehrungen
- Die Anton-Tucher-Straße in Bremen - Hemelingen wurde 1999 nach ihm benannt.
Werke
Wilhelm Loose (Hrsg.): Anton Tuchers Haushaltsbuch (1507 bis 1517). Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart, Tübingen 1877 (Digitalisat).
Literatur
- Michael Diefenbacher: Tucher, Anton. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 26, Duncker & Humblot, Berlin 2016, ISBN 978-3-428-11207-4, S. 488 (Digitalisat).
- Ernst Mummenhoff: Tucher, Anton. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 38, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 756–764.
Weblinks
- Die Korrespondenz zwischen Kurfürst Friedrich dem Weisen von Sachsen und der Reichsstadt Nürnberg (Dissertation über Anton Tucher)
Einzelnachweise
- Vera Ostermayer: Stoß, Veit: Englischer Gruß. Historisches Lexikon Bayerns, 14. Juni 2017, abgerufen am 16. September 2023.
- Glossar Deutsch-Neuhochdeutsch (Memento vom 31. Dezember 2013 im Internet Archive), uni-hamburg.de. Abgerufen am 30. Dezember 2013.
- W. Loos: Anton Tuchers Haushaltsbuch. Stuttgart 1877.