Neapelgelb

Neapelgelb auch Antimongelb ist ein schwefelgelbes bis orangegelbes, gut deckendes, lichtbeständiges Pigment aus Bleiantimonoxid (Bleiantimonat). Vermutlich handelt es sich um Pb(SbO3)2 oder Pb3(SbO4)2. Die gleiche Verbindung kommt auch in der Natur als Mineral Bindheimit vor, wobei das natürliche Mineral nie als Pigment nachgewiesen wurde.

Historisches

Neapelgelb wurde als keramisches Pigment schon 2500 vor unserer Zeitrechnung auf babylonischen Ziegeln gefunden. Historische Namen wie Luteolum neapolitanum[1] bezeichnen den italienisch-neapolitanischen Ursprung.

Für die europäische Tafelmalerei wurde der Gebrauch von Neapelgelb in der älteren maltechnischen Literatur viel zu früh angesetzt. In den Übersetzungen italienischer Maltraktate deutete man die dort verwendeten Termini »giallolino« und »giallorino« fälschlich als Neapelgelb. Unvollkommene mikrochemische Untersuchungen schienen die Verwechslungen zu bestätigen. Erst 1940/41 entdeckte Richard Jacobi, der Leiter der naturwissenschaftlichen Abteilung des Doerner-Institutes in München den Fehler[2]. Nach seinen Untersuchungen wurde Neapelgelb erstmals im 17. Jahrhundert vereinzelt in der Tafelmalerei verwendet und fand erst ab dem 18. Jahrhundert weite Verbreitung. Es löste das bis dahin verwendete Bleizinngelb ab.

Porträt von Mary Phipps
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Das Gemälde von Thomas Bardwell „Porträt von Mary Phipps“, gemalt etwa in 1749, welches dem Pembroke College, University of Oxford, gehört, ist ein aussagekräftiges Beispiel für die Verwendung von Neapelgelb in der europäischen Tafelmalerei[3].

Die Herstellung von Neapelgelb erfolgte durch Erhitzen von Blei- und Antimonoxiden.

Heutige Handelsfarbe

Die heutigen Herstellerfirmen für Künstlerfarben verzichten ganz auf den Zusatz von Blei. Im Handel erhältlich sind drei Varianten:

Neapelgelb rötlich
C.I.: PBr 24 / PO 20

Farbcode: #FF8833
Neapelgelb dunkel
C.I.: PBr 24

Farbcode: #EEBB22
Neapelgelb hell
C.I.: PBr 24 / PY 53

Farbcode: #FFCC44

Ausgangspigment für alle drei ist Chrom-Antimon-Titangelb. Die rötliche Variante enthält zusätzlich Cadmium-Sulfoselenid, die helle Rutil, Nickel- und Zinnanteile.

Ähnlich wie Siena, Umbra und Ocker erweitert Neapelgelb als Tertiärfarbe die Palette der Kunstmaler in Richtung Erdfarben.

Neapelgelb hat ein gutes Deckvermögen und eine sehr gute Lichtbeständigkeit. Es ist mit den meisten Pigmenten und mit allen Bindemitteln verträglich.

Einzelnachweise

  1. So nannte Cennini das früher häufig verwendete Bleizinngelb (auch als Bleistannat bezeichnet) in Il libro dell'Arte o trattato della pittura, BiblioBazaar, Charleston 2009, ISBN 978-1-103-39026-7 (engl.).
  2. Knut Nicolaus: DuMont´s Handbuch der Gemäldekunde. DuMont Literatur und Kunstverlag, Köln 2003, ISBN 3-8321-7288-2, S. 205206.
  3. Juraj Lipscher, Stefan Muntwyler, Neapelgelb, Bleizinantimongelb in Stefan Muntwyler, Juraj Lipscher, Hanspeter Schneider (Hrsg.), Das Farbenbuch, 2. Aufl., Elsau: alataverlag 2023, 82–83.

Literatur

  • I. N. M. Wainwright, J. M. Taylor, R. D. Harley, Lead Antimonate Yellow, in: R. L. Feller (Hrsg.), Artists’ Pigments. A Handbook of Their History and Characteristics, Band 1, Oxford University Press, 1986.
  • Juraj Lipscher: Alchemie der Farben. Gelbe und rote bleihaltige Pigmente. In: Stefan Muntwyler, Juraj Lipscher, Hanspeter Schneider (Hrsg.), Das Farbenbuch, 2. Aufl., Elsau: alataverlag 2023, 360–367.
  • Claudia Pelosi, Giorgia Agresti, Ulderico Santamaria, Elisabetta Mattei, Artificial Yellow Pigments: Production and Spectroscopic Characterization, e-PS, 2010, 7, 108–115. PDF
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