Antigua und Barbuda

Antigua und Barbuda (englisch Antigua and Barbuda) ist ein Staat, der aus den Inseln Antigua und Barbuda besteht und in der östlichen Karibik liegt. Er ist Mitglied des Commonwealth mit dem britischen König Charles III. als Staatsoberhaupt, Amtssprache ist Englisch und das Regierungssystem basiert auf dem britischen Westminster-System.

Antigua und Barbuda
Antigua and Barbuda
Flagge Wappen
Wahlspruch: Each Endeavouring, All Achieving
(eng., „Jeder strengt sich an, alle haben Erfolg“)
Amtssprache Englisch
Hauptstadt Saint John’s
Staats- und Regierungsform konstitutionell-parlamentarische Monarchie
Staatsoberhaupt König Charles III.

vertreten durch
Generalgouverneur Rodney Williams

Regierungschef Premierminister Gaston Browne
Fläche 442 km²
Antigua: 281 km²
Barbuda: 161 km²
Einwohnerzahl 98.000 (185.) (2020; Schätzung)[1]
Bevölkerungsdichte 223 Einwohner pro km²
Bevölkerungs­entwicklung + 0,8 % (Schätzung für das Jahr 2020)[2]
Bruttoinlandsprodukt
  • Total (nominal)
  • Total (KKP)
  • BIP/Einw. (nom.)
  • BIP/Einw. (KKP)
2020 (Schätzung)[3]
  • 1,4 Milliarden USD (179.)
  • 1,8 Milliarden USD (180.)
  • 13.967 USD (57.)
  • 18.238 USD (75.)
Index der menschlichen Entwicklung 0,788 (71.) (2021) [4]
Währung Ostkaribischer Dollar (XCD)
Unabhängigkeit 1. November 1981
(vom Vereinigten Königreich)
National­hymne Fair Antigua, We Salute Thee

Nationalfeiertag 1. November
Zeitzone UTC−4
Kfz-Kennzeichen AG
ISO 3166 AG, ATG, 028
Internet-TLD .ag
Telefonvorwahl +1 (268) siehe NANP
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Landesname

Die Insel Antigua wurde von den Taino (Arawak) Yarumaqui genannt, möglicherweise aus „Yaruma“, einer Pflanze, die als Baumaterial für Kanus und Flöße verwendet wurde, und „Qui“ (Insel), also Kanu-Insel. Die später dort siedelnden Kalinago (Kariben) nannten die Insel Waladli bzw. Oüaladli (Land des Fischöls), was heute noch leicht verändert (Wadadli) in Gebrauch ist. Als Christoph Kolumbus 1493 die Insel erreichte, nannte er sie Antigua („die Alte“) nach der Kirche Santa Maria de la Antigua im spanischen Sevilla.

Barbuda wurde von den Arawak Wa’omoni bzw. Oüahómoni (Land der großen Vögel) genannt. Kolumbus nannte sie Barbuda (spanisch für „bärtig“), vermutlich nach den auffälligen Flechten auf den einheimischen Feigenbäumen.[5][6][7][8]

Territorium

Der Antillenstaat Antigua und Barbuda gehört zu den sogenannten Inseln über dem Winde. Er befindet sich zwischen der Karibik und dem Atlantischen Ozean, ca. 650 km südöstlich von Puerto Rico. Das insgesamt 442,6 km² große – am Land liegende – Staatsgebiet[9] umfasst zwei Haupt- und einige kleinere Inseln. Die größte ist die 280 km² große Insel Antigua, auf der sich auch die Hauptstadt Saint John’s befindet. Barbuda umfasst 161 km² und liegt 48 km nördlich von Antigua. 56 km südwestlich von Antigua befindet sich die nur 1,6 km² große unbewohnte Felseninsel Redonda. Andere Inseln über 1 km Länge sind Long Island, Guiana Island und Green Island vor der Küste von Antigua, sowie die Nehrung 11 Mile Beach auf Barbuda.

Physische Geographie

Geologie und Geomorphologie

Auch wenn die Hauptinsel Antigua vor allem aus Kalkformationen aufgebaut ist, geht sie auf einen vor etwa 34 Millionen Jahren im Südwesten der Insel ausgebrochenen unterseeischen Vulkan zurück. Durch das Wachstum von Steinkorallen breiteten sich Kalkablagerungen in Richtung Nordosten aus. Der höchste Punkt der Insel und zugleich des Inselstaates ist der 402 m hohe Mount Obama, ehemals Boggy Peak. Er ist der Rest des Vulkankraters im Südwesten Antiguas.

Barbuda ist die Oberfläche eines großen Korallenriffs. Der höchste Punkt der noch weitgehend unberührten und naturbelassenen Koralleninsel ragt allerdings nur 44,5 m aus dem Meer empor. Die Küstenlinien der beiden Hauptinseln sind überaus reich gegliedert. Sie verfügen über eine Reihe von Stränden, Lagunen und zahlreichen natürlichen Häfen (Buchten). Umgeben sind die Inseln von einer Reihe von Korallenriffen und Untiefen.

Die kleine Felseninsel Redonda ist der 296 m hohe Rest eines erloschenen Vulkans.

Klima

Das Klima ist tropisch. Die Temperaturen erreichen im Monatsmittel Werte von 22 (Dezember bis Februar) bis 30 °C (Juni bis September). Mit einem mittleren Jahresniederschlag von 900 bis 1000 mm ist es für karibische Verhältnisse relativ trocken. Die meisten Niederschläge fallen zwischen September und November. Im Sommer (Juli bis Oktober) besteht die Gefahr von tropischen Wirbelstürmen. Im Weltrisikobericht 2021 liegt der Inselstaat auf Rang 5 der Länder mit dem höchsten Katastrophenrisiko weltweit.

Flora

Die dokumentierte Flora umfasst 1158 Pflanzenarten, darunter

197 dieser Pflanzen werden als vom Aussterben bedroht eingestuft.

Auf Antigua wurde die natürliche Vegetation durch die intensive Zuckerrohr-Plantagenwirtschaft (1660–1960) weitgehend vernichtet und besteht nur in kleinen Reservaten fort. Dagegen ist sie auf Barbuda flächendeckend erhalten geblieben.[10]

Fauna

Zahlreiche Amphibien- und Reptilienarten sind beschrieben worden, darunter 5 Schildkrötenarten sowie 14 Schlangen- und Reptilienarten.[11] 182 Vogelarten wurden beobachtet, darunter etwa zwei Drittel Zugvögel. Das einzige einheimische Landsäugetier ist die Fledermaus, von der 7 Spezies beschrieben wurden. Im Lauf der europäischen Kolonisation wurden einige Säugetierarten absichtlich oder unabsichtlich eingeführt: das Aguti (Dasyprocta agouti), der Damhirsch (zur Jagd), der Kleine Mungo (zur Schädlingsbekämpfung auf Zuckerrohrplantagen), die Hausratte, die Wanderratte und die Hausmaus. Von den 26 in der Karibik einheimischen Meeressäugetieren wurden sieben in den Gewässern von Antigua und Barbuda gesichtet, darunter Buckelwale, Grindwale, Zwergwale, Pottwale, Große Tümmler und Zügeldelfine.[12]

Einige Arten sind durch die eingeführten Fressfeinde ausgestorben oder vom Aussterben bedroht. Die Antigua-Schlanknatter war vom Aussterben bedroht, die Population erholte sich jedoch aufgrund von Schutzmaßnahmen.

Bevölkerung

Demografie

Im Jahr 2020 lebten auf Antigua und Barbuda 98.000 Menschen.[13] Ein Großteil der Einwohner lebt auf Antigua, Barbuda hat nur etwa 1600 Einwohner (Stand 2011),[14] Redonda ist unbewohnt. Die Bevölkerungsentwicklung verlief in den letzten 50 Jahren fast durchweg positiv. Zwischen 1961 und 1969 wuchs die Einwohnerzahl von 55.000 auf 65.000. Danach stagnierte sie bis Anfang der 1990er Jahre bei ca. 63.000. Ab 1993 war ein erneutes Anwachsen auf das heutige Niveau zu verzeichnen. Die Anzahl der Geburten pro Frau lagen 2020 statistisch bei 2,0.[15] Die Säuglingssterblichkeit ist viermal so hoch wie in Deutschland. Auch die Wanderungsbilanz ist negativ; allein 2005 verließen 420 Menschen den Inselstaat.[16] Im Jahre 2017 waren 28,1 % der Bevölkerung im Ausland geboren.[17]

Laut Census 2011 setzte sich die Bevölkerung aus 44.581 Frauen und 40.986 Männern zusammen. Die Alterspyramide ist sehr regelmäßig aufgebaut. Ein knappes Viertel der Bevölkerung ist 14 Jahre und jünger, während etwa 6,9 Prozent 65 Jahre und älter sind. Mit einem Durchschnittsalter von 32,5 Jahren ist die Bevölkerung sehr jung.[14]

Ausgewählte demografische Kennziffern

Bevölkerungsentwicklung (in Tausend) 1961–2010

Die folgenden Zahlen geben den Stand von 2017 wieder (ohne Touristen).

  • Altersstruktur
    • 0–14 Jahre: 23,09 %
    • 15–24 Jahre: 16,83 %
    • 25–54 Jahre: 42,19 %
    • 55–64 Jahre: 9,83 %
    • über 65 Jahre: 8,06 %
  • Durchschnittsalter: 31,6 Jahre
  • Geburtenrate: 15,7/1000 Einwohner
  • Sterberate: 5,7/1000 Einwohner
  • Wachstumsrate: 1,2 %
  • Fertilitätsrate: 2
  • Nettowanderungsrate: −2,2/1000 Einwohner
  • Lebenserwartung
    • Männer: 74,4 Jahre
    • Frauen: 78,8 Jahre

Ethnien

In ethnischer Hinsicht besteht die Bevölkerung Stand 2011 zu 87,3 % aus Menschen afrikanischer Abstammung, 2,7 % Hispanics, 1,6 % Weißen und zu 8,3 % gemischt, andere oder nicht spezifiziert.[16]

Sprachen

Verbreitete Sprachen sind Englisch (Amtssprache) und eine auf diesem basierende Kreolsprache.[16]

Religion

Nominelle Mitglieder von Religionsgemeinschaften:[16]

Besonderheiten

Laut dem Guinness-Buch der Rekorde von 2006 ist der Staat das heiratfreudigste Land sowie das Land mit der geringsten Selbstmordrate.

Geschichte

Etwa ab 10.000 v. Chr. besiedelten Indianer vom Stamm der Siboney („Steinmenschen“) die Inseln. Bis 1200 verdrängten die Arawak-Indianer aus dem Orinoco-Gebiet die Siboney. Danach fielen Kariben aus Südamerika ein und verbreiteten sich in dem Gebiet. Auf Antigua gibt es antike Steinmonumente. Die Koordinaten sind 17° 4′ 29,1″ N, 61° 51′ 2,7″ W.

Im Jahr 1493 landete Christoph Kolumbus in Antigua. In den folgenden Jahren wurden die auf den Inseln lebenden Indianer von Spaniern zur Sklavenarbeit nach Hispaniola und in andere spanische Kolonien verschleppt. Ein Großteil der Indianer starb innerhalb kurzer Zeit an den Folgen der Arbeit oder an Krankheiten. Nach 1500 versuchten Spanier, Franzosen und Briten abwechselnd jedoch erfolglos, die Inseln dauerhaft zu besiedeln und in ihren Besitz zu bringen.[18] Piraten nutzten zu dieser Zeit die Inseln als Rückzugsorte.

Über 100 Jahre später gelangte Barbuda (1628) in britischen Besitz. Bemühungen seitens der Regierung zur Besiedlung scheiterten allerdings. Vier Jahre danach wurde Antigua von St. Kitts und Nevis aus durch britische Siedler kolonisiert. Die Siedler bauten dort zunächst Tabak an. 1663 trafen dort die ersten Siedler aus England ein. 1666 wurde auch auf Barbuda die erste dauerhafte Siedlung errichtet.

Im Jahr 1680 gingen weite Teile von Barbuda in den Besitz der Familie Codrington über, die hier den nach ihnen benannten Ort als Verwaltungszentrum anlegte. Fünf Jahre später wurden auf den Inseln Zuckerrohrplantagen angelegt, welche zum größten Teil von afrikanischen Sklaven bewirtschaftet wurden.

Zeichnung des Entdeckers William Clark von einer Mühle auf Antigua (1823)

Admiral Horatio Nelson baute 1784 auf Antigua einen britischen Flottenstützpunkt auf. Aufgrund des sturmsicheren Hafens wurde English Harbour zum Hauptquartier der auf den Antillen stationierten Flotte ausgebaut. Die Flottenpräsenz vertrieb die letzten Piraten. Die Sklaverei wurde 1834 abgeschafft, wodurch den Plantagen die wirtschaftliche Basis verloren ging. Das leitete eine schwierige Phase des ökonomischen Abschwungs und der Umstrukturierung ein. 1860 kam es zur Vereinigung von Antigua und Barbuda; der Name der Kolonie lautete nur Antigua.

Unter der Führung des späteren Premierministers Vere Cornwall Bird formierte sich ab dem Jahr 1940 eine Unabhängigkeitsbewegung. Schon sechs Jahre später erhielten die Inseln ein eigenes Parlament. Das Frauenwahlrecht wurde 1951 eingeführt.[19] Antigua und Barbuda erhielten 1956 den Status einer eigenständigen Kolonie. Von 1958 bis 1962 gehörten die Inseln zur Provinz der Westindischen Föderation.

Die Inseln traten 1967 der Gruppe der West Indies Associated States bei. Sie erlangten hierdurch die vollständige innenpolitische Autonomie; außenpolitische Belange wurden von Großbritannien wahrgenommen. Im Mai 1968 wurde der Staat Mitglied der Caribbean Free Trade Association (CARIFTA). Die seit Jahrhunderten dominierende Zuckerrohrwirtschaft wurde 1972 eingestellt. Am 1. November 1981 erlangten die Inseln die Unabhängigkeit von Großbritannien unter dem neuen Namen Antigua und Barbuda.

Bei einem Besuch von Edward, Earl of Wessex und dessen Frau Sophie am 26. April 2022 erklärte Premierminister Gaston Browne dem Besucherpaar, dass Königin Elisabeth II. zwar Staatsoberhaupt sei, aber dass es der Wunsch der Bevölkerung sei, dass das Land eines Tages eine Republik werde. Außerdem forderte er „ausgleichende Gerechtigkeit“ (reparatory justice) für die „Grausamkeiten, die [sich] während des Kolonialismus und der Sklaverei“ in der Vergangenheit ereignet hätten.[20]

Politik

Politisches System

Der Staat ist seit 1981 eine zum Commonwealth of Nations gehörende Konstitutionelle Monarchie. Das politische System orientiert sich in seinem Aufbau am britischen Vorbild.[21]

Exekutive

Staatsoberhaupt ist der Monarch des Vereinigten Königreiches, derzeit König Charles III. Er wird vertreten von einem Generalgouverneur; seit dem 14. August 2014 wird dieses Amt von Rodney Williams ausgeübt. Die eigentliche Regierungsmacht liegt beim Premierminister, der sich auf die Mehrheit der Abgeordneten im Repräsentantenhaus stützt. Das Amt des Premiers hatte zwischen 1967 und 1971 sowie 1976 und 1994 Vere Cornwall Bird und zwischen 1994 und 2004 dessen Sohn Lester Bird inne. Ihm folgte Baldwin Spencer, der von 2004 bis 2014 amtierte. Seit 2014 ist Gaston Browne amtierender Premierminister. Aus den Reihen des Parlamentes ernennt der Premierminister die Mitglieder seiner Regierung. Mit Stand von 2018 umfasst das Kabinett 13 Minister.[22] Im Gegensatz zum Vereinigten Königreich besitzt Antigua und Barbuda eine geschriebene Verfassung.[23] 2022 hat der Premierminister die Absicht erklärt eine Republik werden und innerhalb von drei Jahren dazu ein Referendum abhalten zu wollen.[24]

Legislative

Das seit 1946 bestehende Parlament besteht aus zwei Kammern: einem Repräsentantenhaus und einem Senat mit je 17 Sitzen. Während die Mitglieder des Senates vom Generalgouverneur ernannt werden, erfolgt die Bestimmung der Mitglieder des Repräsentantenhauses in Wahlen, die alle fünf Jahre stattfinden. Die letzten Parlamentswahlen fanden als vorgezogene Neuwahlen am 21. März 2018 statt. Mit 59,39 % der Stimmen gewann die Arbeitspartei (Antigua and Barbuda Labour Party, ABLP) die Wahl. Sie erhielt 15 Sitze und stellt weiterhin den Premierminister. Ein Sitz entfiel auf die Vereinigte Fortschrittspartei (United Progressive Party, UPP) und ein Sitz auf die Volksbewegung von Barbuda (Barbuda People’s Movement).[25] Das aktive und passive Frauenwahlrecht besteht seit 1951.[26][27]

Judikative

Die höchste juristische Instanz für Antigua und Barbuda ist der Privy Council in London. In der regionalen Gerichtsbarkeit teilen sich das Land mit acht benachbarten Inselstaaten seit 1967 einen gemeinsamen Gerichtshof, den Eastern Caribbean Supreme Court mit Sitz in Castries in St. Lucia. Er besteht aus dem Obersten Gerichtshof (High Court of Justice), das u. a. Verfassungs- und Menschenrechtsfragen behandelt, sowie dem Berufungsgericht (Court of Appeal). Gebildet wird er aus einem vorsitzenden Richter (chief justice) und vier Berufungsrichtern (justices of appeal) am Hauptsitz sowie 19 Obersten Richtern (High Court judges), die in den neun Mitgliedstaaten residieren.[28] Auf örtlicher Ebene bestehen die untersten Gerichte (magistrates’ courts), die einfache Fälle verhandeln.[29]

Verwaltungsgliederung

Der Staat gliedert sich in sechs Verwaltungsbezirke (Parishes) und die zwei Nebengebiete (Dependencies) Barbuda und Redonda.

Parishes in Antigua
Nr. Verwaltungs­einheit Fläche in km² Einwohner insgesamt Einwohner je km²
1Saint George24,17.976331
2Saint John73,851.129693
3Saint Mary57,07.331129
4Saint Paul47,98.116169
5Saint Peter32,95.317162
6Saint Phillip44,03.32276
Barbuda160,61.62510
Redonda1,300
Antigua und Barbuda441,684.816192[30]

Politische Indizes

Von Nichtregierungsorganisationen herausgegebene politische Indizes
Name des IndexIndexwertWeltweiter RangInterpretationshilfeJahr
Fragile States Index53,8 von 120126 von 179Stabilität des Landes: stabil
0 = sehr nachhaltig / 120 = sehr alarmierend
2023[31]
Freedom in the World Index85 von 100Freiheitsstatus: frei
0 = unfrei / 100 = frei
2023[32]

Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste im Jahr 2000 Ausgaben von umgerechnet 145,9 Millionen US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 123,7 Millionen US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 3,6 % des BIP.[16] Die Staatsverschuldung betrug 2009 etwa eine Milliarde US-Dollar oder ca. 90 % des BIP.[16]

Der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche betrug:[16]

Außenpolitik

Der Staat ist seit 1981 Mitglied der Vereinten Nationen, seit 1995 Mitglied der WTO, Mitglied in der AOSIS, Gruppe der 77, CELAC und ist Vertragsstaat des ICC.[33] Antigua und Barbuda ist zwar Mitglied in der Bolivarianischen Allianz für Amerika, unterhält aber auch gute Beziehungen zu den Vereinigten Staaten.[34] Antigua und Barbuda ist Mitglied der CARICOM, der OECS und der OAS und gehört zu den Trägern der Universität der Westindischen Inseln.

Sicherheitspolitik

Wirtschaft

Allgemeines

Seit dem 17. Jahrhundert war die Zuckerrohr-Plantagenwirtschaft der dominante Wirtschaftszweig Antiguas, die im 20. Jahrhundert abnahm und 1960 endgültig eingestellt wurde. Im darauf folgenden Strukturwandel nahm die Rolle des Agrarsektors rapide ab und die des Dienstleistungsbereichs stark zu. Heute ist der Tourismus die wichtigste Branche, sie trägt zu über 50 % zum Bruttosozialprodukt bei und beschäftigt direkt wie indirekt 46 % der Erwerbstätigen. Wichtig ist auch die vom Tourismus angetriebene Baubranche.[35]

Wirtschaftsdaten Antigua und Barbuda
Parameter Primärer Sektor
(Urproduktion)
Sekundärer Sektor
(Verarbeitendes Gewerbe)
Tertiärer Sektor
(Dienstleistungen)
Gesamt Bezugsjahr Quelle
Anteil am BIP 1,8 % 20,8 % 70,3 % 2.122.000.000 (USD) (2019) 2017 [36]
Anteil an Erwerbstätigen 7 % 11 % 82 % 30.000 (2000) 1983

Verkehrswesen

Jolly Harbour auf Antigua

Auf Antigua und Barbuda existiert kein reguläres Eisenbahnnetz. Allerdings gibt es ein 77 km langes Schmalspurnetz, das dem Transport von Zuckerrohr dient. Es umfasst Linien in der Spurweite von 760 mm (64 km) und 610 mm (13 km).

Die Hauptlast des Transportwesens liegt auf dem Straßenverkehr. Das Straßennetz hatte 2011 eine Länge von 1.170 km. Davon waren aber nur 386 km befestigt. Autobahnen fehlen ganz.[16] Der Überlandverkehr wird von einigen Buslinien abgewickelt. 2013 waren im Inselstaat fast 30.000 Kraftfahrzeuge zugelassen.[37]

Der internationale Flughafen VC Bird International (IATA-Flughafencode: ANU) befindet sich im Nordosten der Insel Antigua, etwa acht Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Saint John’s. Er wurde im Zweiten Weltkrieg als amerikanischer Militärstützpunkt angelegt und verfügt heute über eine 2744 m lange Start- und Landebahn. Von ihm aus werden Flüge nach Nordamerika und Europa angeboten. Angeflogen werden unter anderem Puerto Rico (eine Stunde), Miami (drei Stunden), New York (vier Stunden), Baltimore (vier Stunden), Toronto (vier Stunden), London (acht Stunden), Paris (acht Stunden) und Frankfurt am Main (neun Stunden). Der Flughafen ist Heimatbasis der Caribbean Airlines, die von Antigua aus Ziele auf den Kleinen Antillen und in Südamerika anfliegt. Des Weiteren fliegen folgende Fluggesellschaften täglich bis wöchentlich nach St. John’s auf Antigua: Air Canada, American Airlines, Continental Airlines, Delta Airlines und US Airways. Nach Europa bieten weitere Airlines ihre Flugdienste an: British Airways, Virgin Atlantic, Sunsail Airways und Condor Flugdienst. LIAT, Air St.Kitts/Nevis, Carib Aviation, Caribbean Airlines, Montserrat Airways und Caribbean Star Airlines Ltd verbinden St. John’s mit den meisten Inseln der Karibik.

In Saint John’s befindet sich auch der Überseehafen, welcher unter anderem von Kreuzfahrtschiffen angelaufen wird. Unter der Flagge des Inselstaates waren 2005 insgesamt 981 Schiffe mit einer Größe von über sieben Millionen Bruttoregistertonnen registriert. Darunter nutzten aber 953 Schiffe die Flagge von Antigua und Barbuda als Billigflagge. Von den ausgeflaggten Schiffen stammten 1094 aus Deutschland.[16]

Kultur

Feiertage

Sport

Cricket ist der beliebteste Sport Antiguas und Barbudas und gilt als Nationalsport des Inselstaates.[38] Antigua und Barbuda ist eines der Länder, das mit anderen Karibikstaaten das West Indies Cricket Team bildet, eine der „Nationalmannschaften“ im internationalen Cricket mit Teststatus, der angesehensten Form dieses Sports. Das West Indies Cricket Team nahm an beinahe jedem Cricket World Cup teil, gewann die ersten beiden Austragungen 1975 und 1979 und verpasste lediglich das Turnier 2023. Zusammen mit Barbados, Grenada, Guyana, Jamaika, St. Kitts und Nevis, St. Lucia und Trinidad und Tobago war man Gastgeber des Cricket World Cup 2007. In der nationalen Meisterschaft wird das Land von den Leeward Islands vertreten. Aus Antigua und Barbuda stammen bekannte Cricketspieler wie Viv Richards und Curtley Ambrose.

Special Olympics Antigua und Barbuda wurde mit Sitz in St. John’s gegründet. Der Verband hat seine Teilnahme an den Special Olympics World Summer Games 2023 in Berlin angekündigt. Die Delegation wird vor den Spielen im Rahmen des Host Town Programs von Langen betreut.[39]

Literatur

  • Christian Cwik, Verena Muth: Antigua und Barbuda. In: Wolfgang Gieler, Markus Porsche-Ludwig (Hrsg.): Staatenlexikon Amerika: Geographie, Geschichte, Kultur, Politik und Wirtschaft. Peter Lang, Berlin 2018, ISBN 978-3-631-77017-7, S. 15–26.
  • Natasha Lightfoot: Troubling Freedom: Antigua and the Aftermath of British Emancipation. Duke University, Durham 2015, ISBN 978-0-8223-5975-3
  • Riva Berleant-Schiller, Susan Lowes & Milton Benjamin: Antigua and Barbuda (World bibliographical series, Volume 182). ABC-CLIO, Oxford 1995, ISBN 978-1-85109-228-4
  • Malhotra, Anita/ Thorpe, Roger S.: Reptiles & Amphibians of the Eastern Caribbean. Macmillan Education Ltd., 1999, ISBN 0-333-69141-5, S. 68–73.
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Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Population, total. In: World Economic Outlook Database. Weltbank, 2021, abgerufen am 12. April 2022 (englisch).
  2. Population growth (annual %). In: World Economic Outlook Database. World Bank, 2021, abgerufen am 12. April 2022 (englisch).
  3. World Economic Outlook Database October 2021. In: World Economic Outlook Database. Internationaler Währungsfonds, 2021, abgerufen am 12. April 2022 (englisch).
  4. Table: Human Development Index and its components. In: Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (Hrsg.): Human Development Report 2021/2022. United Nations Development Programme, New York 2022, ISBN 978-92-1001640-7, S. 273 (englisch, undp.org [PDF]).
  5. Society for Caribbean Linguistics: SCL Frequently Asked Questions. Auburn University: Center for Diversity and Race Relations, archiviert vom Original am 22. März 2008; abgerufen am 22. März 2008 (englisch).
  6. Taíno name for the Islands. Taino Cyber Culture Center, archiviert vom Original am 30. Oktober 2010; abgerufen am 20. November 2013.
  7. Lennox Honychurch: The Kalinago Fight for Oüaladli and Oüahómoni: A Clash of Cultures over Possession of Antigua and Barbuda. (Web-Artikel/ Conference Paper) The University of the West Indies, 14. Juni 2004, archiviert vom Original; abgerufen am 8. Februar 2024 (englisch).
  8. Susan Lowes: Prehistory. (Web-Artikel) Archiviert vom Original am 8. Februar 2024; abgerufen am 8. Februar 2024 (englisch).
  9. Die Grenzen des maritimen Staatsgebietes, also die Hoheitsgewässer, sind im Maritime Areas Act festgesetzt, und umfassen eine Zone 12 nautische Meilen vor der Küste, sofern sie nicht das entsprechende Territorium eines Nachbarstaats berühren (was um Antigua gegenüber dem Vereinigten Königreich bei Montserrat in kleinem Ausmaß und um Redonda bei Montserrat und gegenüberSaint Kitts and Nevis in großem Ausmaß der Fall ist: dort liegt die Hoheitsgrenze zu den Nachbarinseln um die 5 Seemeilen ab); außerdem berühren sich die Hoheitsgebiete um Antigua und um Barbuda in geringem Ausmaß. Maritime Areas Act, 1982 (No. 18 of 1982); (Kurzbeschreibung mit Link auf Text i.d.F Cap. 260, pdf, faolex.fao.org). Weitere Regelungen auch im Territorial Waters Act, 1982, 1982 (Act No. 18). (faolex.fao.org)
  10. Office of the Prime Minister St. John’s Antigua and Barbuda: Antigua and Barbuda’s First National Report to the Convention on Biological Diversity. (pdf-Datei) Prepared under UNDP Project ANT/97/G31/1G Biodiversity Enabling Activity Project. 2001, S. 18–19, archiviert vom Original am 8. Februar 2024; abgerufen am 8. Februar 2024 (englisch).
  11. Malhotra, Anita/ Thorpe, Roger S.: Reptiles & Amphibians of the Eastern Caribbean. Macmillan Education Ltd. 1999 ISBN 0-333-69141-5, S. 68–73.
  12. Office of the Prime Minister St. John’s Antigua and Barbuda: Antigua and Barbuda’s First National Report to the Convention on Biological Diversity. (pdf-Datei) Prepared under UNDP Project ANT/97/G31/1G Biodiversity Enabling Activity Project. 2001, S. 21, archiviert vom Original am 8. Februar 2024; abgerufen am 8. Februar 2024 (englisch).
  13. Population, total. In: World Economic Outlook Database. Weltbank, 2021, abgerufen am 12. April 2022 (englisch).
  14. Census 2011 Population and Housing Census – Book of Statistical Tables I (Memento vom 9. September 2017 im Internet Archive), Antigua Observer Newspaper, PDF 6,4 MB, Abruf 9. September 2017
  15. Fertility rate, total (births per woman). In: World Bank Open Data. Weltbank, 2022, abgerufen am 12. April 2022 (englisch).
  16. Antigua and Barbuda. In: The World Factbook. Central Intelligence Agency, archiviert vom Original am 20. September 2017; abgerufen am 7. September 2017 (englisch).
  17. Migration Report 2017. UN, abgerufen am 30. September 2018 (englisch).
  18. Walter Adolphe Roberts: The French in the West Indies. Bobbs-Merrill, Indianapolis 1942, S. 35–36.
  19. Jad Adams: Women and the Vote. A World History. Oxford University Press, Oxford 2014, ISBN 978-0-19-870684-7, Seite 438
  20. Andre Rhoden-Paul: Royal couple told of Antigua and Barbuda's wish to be republic. In: BBC News. 26. April 2022, abgerufen am 26. April 2022 (englisch).
  21. Antigua und Barbuda – The Governmental System. In: countrystudies.us. Abgerufen am 16. Oktober 2019 (englisch).
  22. Antigua – New 13-member cabinet sworn in. In: caribbeannewsservice.com. 23. März 2018, abgerufen am 20. November 2018 (englisch).
  23. Our Constitution. In: ab.gov.ag. Abgerufen am 28. August 2019 (englisch).
  24. Antigua und Barbuda soll nach Tod der Queen eine Republik werden. Abgerufen am 18. November 2023 (österreichisches Deutsch).
  25. Antigua and Barbuda Election Center. Archiviert vom Original am 2. April 2018; abgerufen am 27. Juli 2018 (englisch).
  26. Berndt Hillebrands: Antigua und Barbuda. In: Dieter Nohlen (Hrsg.): Handbuch der Wahldaten Lateinamerikas und der Karibik (= Politische Organisation und Repräsentation in Amerika. Band 1). Leske + Budrich, Opladen 1993, ISBN 3-8100-1028-6, S. 21–27, S. 22.
  27. Mart Martin: The Almanac of Women and Minorities in World Politics. Westview Press Boulder, Colorado, 2000, S. 9.
  28. https://www.eccourts.org/
  29. commonwealthgovernance.org
  30. Die Einwohnerzahlen beziehen sich auf die Volkszählung vom 27. Mai 2011 (Quelle: https://statistics.gov.ag/wp-content/uploads/2017/10/Census-2011-Book-of-Statistical-Tables-I.pdf)
  31. Fragile States Index: Global Data. Fund for Peace, 2021, abgerufen am 12. April 2022 (englisch).
  32. Countries and Territories. Freedom House, 2022, abgerufen am 12. April 2022 (englisch).
  33. Der Fischer Weltalmanach 2008. Fischer Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 2007, ISBN 978-3-596-72008-8.
  34. U.S. Relations With Antigua and Barbuda. In: state.gov. Außenministerium der Vereinigten Staaten, 20. März 2019, abgerufen am 10. April 2019 (englisch).
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