Anthaxia thalassophila

Anthaxia thalassophila ist ein Käfer aus der Familie der Prachtkäfer und der Unterfamilie der Buprestinae. Die artenreiche Gattung Anthaxia ist in Europa mit vier Untergattungen vertreten, Anthaxia thalassophila wird zur Untergattung Anthaxia s. s. gerechnet, die in Europa mit 47 Arten vertreten ist.[1][2] Die Art Anthaxia thalassophila wird in drei Unterarten aufgeteilt, die Nominatform Anthaxia thalassophila thalassophila, die östlich verbreitete Anthaxia thalassophila pseudokervilli und die auf der iberischen Halbinsel verbreitete Anthaxia thalassophila iberica. Letztere wird auch als eigenständige Art Anthaxia iberica betrachtet,[3] Anthaxia thalassophila pseudokervilli ist möglicherweise die Art Anthaxia kervilli.[4]

Anthaxia thalassophila

Zwei Männchen der Unterart Anthaxia thalassophila pseudokervillei

Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Käfer (Coleoptera)
Familie: Prachtkäfer (Puprestidae)
Unterfamilie: Buprestinae
Gattung: Anthaxia
Art: Anthaxia thalassophila
Wissenschaftlicher Name
Anthaxia thalassophila
Abeille de Perrin, 1900

Bemerkungen zur Entdeckungsgeschichte

Obwohl der Käfer weit verbreitet und nicht selten ist, wurde er erst 1900 von Abeille de Perrin beschrieben. Abeille de Perrin fand den Käfer in Küstennähe und nannte ihn deswegen thalassophila, von altgriechisch Θάλασσα thálassa, deutsch Meer und φίλος phílos, deutsch Freund abgeleitet. Abeille stellte die Art zwischen die Arten Anthaxia fulgurans (Fleckhals-Prachtkäfer) und Anthaxia grammica (heute Anthaxia podolica).[5] Der Spezialist für Prachtkäfer, Jan Obenberger stand noch 1916 dieser Abgrenzung sehr skeptisch gegenüber.[6]

Beschreibung des Käfers

Abb. 1: Aufsicht Weibchen, Nominatform
Abb. 3: Flügeldeckenende
Abb. 2: Seitenansicht ♂
Kopf und Halsschild
(A. t. pseudokervillei)
Abb. 4: Seite Halsschild

Der Käfer wird vier bis fünf Millimeter lang. Er hat eine breite, flache Form, der Halsschild ist an der breitesten Stelle nur wenig breiter als die Flügeldecken, die Außenränder der Flügeldecken verlaufen zu über zwei Dritteln nahezu parallel. Der Käfer gehört zu den Arten, bei denen die Geschlechter in der Nominatform verschieden gefärbt sind, die Männchen sind überwiegend grün, die Weibchen mit blauem Halsschild und überwiegend kupferroten oder goldroten Flügeldecken (Abb. 1), die Färbung variiert jedoch stark. Bei der Unterart iberica sind beide Geschlechter häufig gleich gefärbt mit blauem Halsschild und dunkel kupferroten Flügeldecken, um das Schildchen mit einem unscharf abgegrenzten grünen Bereich, der Skutellartriangel. Bei der Unterart pseudokervillei sind Männchen und Weibchen häufig düster bräunlich mit Violettschimmer (Taxobild).

Der Kopf ist grob maschig punktiert, die Stirn kahl. Die elfgliedrigen Fühler sind beim Männchen nicht wie bei Anthaxia podolica ab dem fünften, sondern erst ab dem sechsten Glied nicht mehr blauschwarz, sondern bräunlich (bei der Unterart iberica schon ab dem 5. Glied). Die Fühlerglieder sind beim Männchen nur nach innen erweitert, das achte bis zehnte Glied ist viel breiter als lang und scharf gezähnt. Beim Weibchen sind die mittleren Fühlerglieder verrundet gezähnt.

Der Halsschild hat bei den drei Arten vor der Basis auf beiden Seiten einen tiefen rundlichen Eindruck (in Abb. 2 besonders gut sichtbar). Der Halsschild ist maschig punktiert, an den Seiten bilden die Maschen Längsrunzeln (Abb. 4), im Zentrum (auf der Scheibe) sind die Maschen nabelförmig, die Maschenränder verwaschen (in Abb. 1 bei voller Auflösung gut sichtbar).

Die Flügeldecken sind an der Spitze breit verrundet (Abb. 3, Umriss links rot nachgezogen). Die Basis ist fein skulpturiert, nahe der Spitze finden sich außen gröbere Punkte, die aber weder kreisrund noch tief eingestochen sind, anders als bei Anthaxia fulgurans.

Die Schienen des mittleren Beinpaars verlaufen innen mehr oder weniger gerade und sind am Ende nicht plötzlich stark erweitert und dort nur mit unscheinbaren Zähnchen besetzt.[7][8]

Biologie

In Griechenland liegen die Funde des Käfers zwischen Anfang April und Ende Juli. Sie sind nicht auf Küstennähe beschränkt. Man kann die Tiere bei warmem Wetter auf verschiedenen Blüten in der Sonne finden.

Die Larven entwickeln sich in morschen Ästen verschiedener Laubbäume. In Italien sind Flaumeiche und Kastanie als Wirtspflanzen nachgewiesen, vermutlich ist das Spektrum der Wirtspflanzen viel größer.[9][10][11]

Verbreitung

Die Verbreitung der Unterarten in Europa ist klar aufgeteilt. Die Unterart A. thalassophila iberica kommt nur im Westen, in Spanien und Portugal vor.[12]

Die Unterart A. thalassophila pseudokervillei findet man östlich in Teilen des ehemaligen Jugoslawiens, in Bulgarien, auf dem griechischen Festland und den Nordägäischen Inseln, den Inselgruppen der Kykladen und Ju der Dodekanes, Kreta und der Türkei.[13]

Die Nominatform A. thalassophila thalassophila ist in den dazwischen liegenden Gebieten zu finden (Frankreich mit Korsika, Italien mit Sardinien und Sizilien, Malta, Schweiz, Slowenien, Kroatien und Albanien).[14]

Einzelnachweise

  1. Anthaxia (Untergattung) bei Fauna Europaea. Abgerufen am 25. Februar 2016
  2. Anthaxia bei Fauna Europaea. Abgerufen am 25. Februar 2016
  3. Antonio Verdugo Páez: Anthaxia iberica bona species (Coleoptera: Buprestidae) In: Revista gaditana de Entomología. April 2020 (researchgate.net PDF).
  4. Vladimir Sakalian, et al.: New data on the distribution and host plants of subfamily Buprestinae (Coleoptera: Buprestidae) in Bulgaria. In: Silva Balcanica. Band 22, Nr. 3, 2021, ISSN 2815-2549, S. 5–12, doi:10.3897/silvabalcanica.22.e77434.
  5. Abeille de Perrin: Diagnoses de colèoptères présumés nouveaux. In: Bulletin de l’Académie de Marseille. 27. Marseille 1900.
  6. Jan Obenberger: Holarktische Anthaxien - Beitrag zu einer Monographie der Gattung. In: Archiv für Naturgeschichte. 22. Jahrgang, Berlin 1916, S. 136 Nr. 103 (biodiversitylibrary.org).
  7. Manfred Niehuis: Taxonomisch-zoogeographische Studien zum Anthaxia-dimidiata-Komplex (Coleóptera: Buprestidae) In: Mitteilungen des internationalen entomologischen Vereins. 15, Nr. 1/2, Frankfurt/M. 1990 Schlüssel für den Artenkomplex (PDF; 2,1 MB).
  8. Bestimmungstabellen bei coleonet Gattung Anthaxia, abgerufen am 24. Juni 2022.
  9. H. Mühle, P. Brandl, M. Niehuis: Catalogus Faunae Graeciae; Coleoptera:Buprestidae. Georg Rößle, Augsburg 2000, S. 134.
  10. Ettore Contarini, Alfio Mingazzini: Profilo faunistico e bio-ecologico dei coleotteri buprestidi (insetti) nel comprensorio Monte Mauro-Monte della Volpe (Parco regionale della Vena del Gesso Romagnola). In: I Gessi di Monte Mauro, Memorie dell’Istituto Italiano di Speleologia. Serie II, Band 34, 2019, S. 420 (venadelgesso.it PDF).
  11. EttorE contarini: La coleotterofauna legata prevalentemente al legno (xilofitofaga e saproxilica). In: I Gessi di Brisighella e Rontana. Serie II, Band 28, 2015, S. 387–406, hier S. 392 (venadelgesso.it PDF).
  12. Verbreitung von A. thalassophilus iberica laut F. E, abgerufen am 24. Juni 2022
  13. Verbreitung von A. thalassophilus pseudokervillei laut F. E, abgerufen am 24. Juni 2022
  14. Verbreitung von A. thalassophilus thalassophilus laut F. E, abgerufen am 24. Juni 2022
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