Answers in Genesis
Answers in Genesis (AiG) ist eine evangelikale apologetische Organisation des christlichen Fundamentalismus, die den christlichen Glauben durch eine wörtliche Auslegung der ersten Kapitel von Genesis im Sinn von Junge-Erde-Kreationismus verteidigen will.
Zielsetzung und Wirken
Ursprünglich in Australien entstanden, hat die Organisation jetzt Büros in den USA und in England. Präsident der US-Organisation ist der Australier Kenneth Ham. Gemäß GuideStar, einem Auskunftsbüro für Non-Profit-Organisationen beschäftigte Answers in Genesis im Jahr 2007 zwischen 100 und 500 Vollzeit-Mitarbeiter, und zwischen 21 und 100 Teilzeitmitarbeiter und Freiwillige.[1]
Auf den Veranstaltungen der Organisation wird eine Generalabrechnung mit der modernen Gesellschaft betrieben. Die Evolutionstheorie wird als fehlerhaft und gleichzeitig als Ursache der Probleme der modernen Gesellschaft dargestellt. Basierend auf biblischen Grundlagen werden die komplexen Theorien der Wissenschaft dem Laien so vermittelt, dass dieser das von Kreationisten gelehrte Alter der Erde von 6.000 Jahren als Alternative zu den von der Wissenschaft genannten 4,6 Milliarden Jahren wahrnehmen soll.
Die Website von Answers in Genesis ist die weltweit bestbesuchte Kreationismus-Website.[2] Sie bietet zahlreiche Artikel und Aufsätze, Videos, Cartoons, eine Liste von Wissenschaftlern, die den Kreationismus unterstützen, ein Archiv der Zeitschriftartikel und der Radioprogramme. Answers in Genesis produziert ein täglich neues 90-Minuten-Radioprogramm, das von über 1000 Stationen gesendet wird. Daneben gibt Answers in Genesis zahlreiche Bücher und Multimedia heraus sowie die Zeitschrift Answers. Besonderer Wert wird auf Unterrichtsmaterialien gelegt: Answers in Genesis bietet Studienführer für Answers-in-Genesis-Bücher an, Lehrpläne, Scripts für Unterrichtsstunden, PowerPoint-Grafiken für den Unterricht und sechs- und zwölfwöchige Online-Kurse an.
Am 28. Mai 2007 wurde nahe Cincinnati das Creation Museum eröffnet, das die Entstehung der Erde aus Sicht des Kreationismus zeigt.[3][4][5] Ergänzt wurde diese Einrichtung am 7. Juli 2016 um den Ark Encounter-Themenpark, der sich dem Flutmythos widmet. Weitere „Bildungs“-Einrichtungen im Sinne des Kreationismus sind in Planung.[6]
Finanziert wird die Organisationen von privaten Spendern. Gemäß dem IRS 990-Formular für Non-Profit-Organisationen nahm Answers in Genesis im Jahr 2004 7,7 Millionen US-Dollar von Spenden und 2 Millionen durch Verkauf von Materialien ein.[7] Die später errichteten Einrichtungen wie Museum und Themenpark zählen als profitorientierte Bestandteile der Stiftung und sind damit steuerpflichtig, auch wenn AiG Steuervorteile ausgehandelt hat. Für 2018 gab AiG einen jährlichen Gesamtumsatz von rund 52 Mio. US-Dollar an, die Stiftung beschäftigt 2022 nach eigenen Angaben 1000 Mitarbeiter,[6] denen ein christliches Glaubensbekenntnis im Sinne der AiG-Lehren abverlangt wird.[8]
Australian Sceptics Inc. hat eine kritische Website No Answers in Genesis als spezifische Replik auf Answers in Genesis, die insbesondere für Lehrer gedacht ist.
Answers in Genesis glaubt, dass alle Sterne und himmlische Körper, mitsamt der Erde, vor etwa 6.000 Jahren entstanden.[9] Damit lehnen sie die Theorien des Urknalls ab,[10] da diese in Konflikt mit ihrer Bibelauslegung kommen.[11]
Answers in Genesis bestreitet ebenfalls den menschengemachten Klimawandel. So schreibt die Organisation in einem Aufsatz zum Thema:
„Die Behauptung, dass die globale Erwärmung, wie sie in den Medien und von ihren Befürwortern beschrieben wird, durch menschliche Aktivitäten verursacht wird, ist ein Mythos. Weder aus biblischer noch aus wissenschaftlicher Sicht gibt es einen Grund, die übertriebenen und fehlgeleiteten Behauptungen über eine Katastrophe infolge des Anstiegs des vom Menschen verursachten Kohlendioxids (CO2) zu fürchten.“[12]
Kritik
Die wissenschaftliche Gemeinschaft hält den Kreationismus für „Pseudowissenschaft, die mit der wissenschaftlichen Forschung keine Gemeinsamkeiten habe.“[13] Folgende Organisationen haben den Kreationismus und die AiG kritisiert: Die United States National Academy of Sciences, die Paleontological Society, die Geological Society of America, die Australian Academy of Science und die Royal Society of Canada.[14] Als Reaktion auf AiG wurde die Website No Answers in Genesis von den Australian Skeptics geschaffen.[15]
Das Louisville Courier-Journal berichtete, dass der Cincinnati Zoo und das Creation Museum ursprünglich eine gemeinsame Werbekampagne geplant hatten. Nach einem Proteststurm habe der Zoo diesen Vorschlag schnell wieder verworfen.[16]
Literatur
- Kenneth Ham: Fragen an den Anfang. ISBN 3-89397-279-X.
Einzelnachweise
- GuideStar: Answers in Genesis (Memento vom 30. September 2007 im Internet Archive) (Guidestar Materialien erfordern eine kostenfreie Registrierung)
- Alexa: Christianity > Perspectives > Origins and Creation > Young Earth View (Memento vom 30. Juni 2016 im Internet Archive), abgerufen am 16. Juli 2017
- Dinos in Gottes Namen, Tagesspiegel.de vom 8. April 2007
- Disneyland für Schöpfungsgläubige, Spiegel-Online vom 14. November 2006
- "Schöpfungsmuseum" in USA unter Protest eröffnet, gmx.de vom 30. Mai 2007
- Mark Wingfield: Creationism is big business in Northern Kentucky, Baptist News Global am 18. April 2022, abgerufen am 24. August 2023.
- IRS 990 für 2004 (Guidestar Materialien erfordern eine kostenfreie Registrierung; PDF; 1,1 MB)
- Gesine Dornblüth: Die Sintflut als Erlebnispark, Deutschlandfunk am 22. Januar 2020. Abgerufen am 24. August 2023.
- Jonathan Sarfati: The Sun (Memento vom 12. Februar 2009 im Internet Archive), www.answersingenesis.org, Dezember 1999 (englisch)
- The Big Bang, www.answersingenesis.org (englisch)
- www.answersingenesis.org The AiG Statement of Faith (englisch)
- This Old Earth Is Warming Up. In: Slate, 24. März 2014. Abgerufen am 26. August 2023.
- Robert Todd Carroll, Creationism and Creation Science in The Skeptic’s Dictionary
- Eugenie Scott: Statements from Scientific and Scholarly Organizations. National Center for Science Education, 2008, abgerufen am 6. September 2008.
- No Answers in Genesis. No Answers in Genesis, 2008, archiviert vom am 29. März 2008; abgerufen am 6. April 2008.
- Dan Horn: Zoo pulls Creation Museum promotion. In: courier-journal.com. 1. Dezember 2008, archiviert vom am 21. Januar 2013; abgerufen am 15. Mai 2015 (englisch).