Anorthoklas

Anorthoklas gilt heutzutage nicht mehr als eigenständiges Mineral, sondern ist ein Alkalifeldspat, eine Mischung aus Albit und Orthoklas. Er wird – wenn er klassifiziert wird – in die Mineralklasse der Silikate und Germanate eingeordnet. Er kristallisiert im triklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung (Na, K)AlSi3O8.[3] Die Zusammensetzung aus Albit und Orthoklas wird zwischen Or20Ab80 und Or30Ab70 angegeben.[5]

Anorthoklas
Anorthoklas aus Kinki, Japan
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Ano[1]

Chemische Formel (Na, K)AlSi3O8
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/F.03a
VIII/J.07-010

9.FA.30
76.01.01.06
Kristallographische Daten
Kristallsystem triklin
Kristallklasse; Symbol triklin-pinakoidal; 1
Raumgruppe C1 (Nr. 2, Stellung 3)[2]Vorlage:Raumgruppe/2.3
Gitterparameter a = 8,287 Å; b = 12,972 Å; c = 7,156 Å
α = 91,05°; β = 116,26°; γ = 90,15°[3]
Formeleinheiten Z = 4[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 6[3]
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,57 bis 2,60; berechnet: 2,57[3]
Spaltbarkeit vollkommen nach {001}, unvollkommen nach {010}, Absonderungen nach {100}, {110}, {110} und {201}[3]
Bruch; Tenazität uneben; spröde[3]
Farbe farblos, teilweise weiß, leichtes cremegelb, rot, grün[3]
Strichfarbe weiß[3]
Transparenz durchsichtig
Glanz Glasglanz, Perlglanz auf Spaltflächen[3]
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,519 bis 1,529[4]
nβ = 1,524 bis 1,534[4]
nγ = 1,527 bis 1,536[4]
Doppelbrechung δ = 0,008[4]
Optischer Charakter zweiachsig negativ[4]
Achsenwinkel 2V = 34° bis 60° (gemessen), 64° bis 74° (berechnet)[4]

Anorthoklas bildet kurze, prismatische Kristalle, teilweise auch taflig, rhombisch oder flach an [010]. Die Kristalle werden bis zu 5 cm groß.[3]

Etymologie und Geschichte

Anorthoklas wurde 1885 von Karl Harry Ferdinand Rosenbusch nach dem griechischen für „schief“ und „Bruch“ bezeichnet,[3] bezugnehmend darauf, dass Anorthoklas keine Spaltbarkeit besitzt.[4]

Klassifikation

Anorthoklas wird als nicht eigenständiges Mineral meist nicht eigenständig klassifiziert, sondern entsprechend seiner Bestandteile Albit und Orthoklas.

Kristallstruktur

Anorthoklas kristallisiert triklin in der Raumgruppe C1 (Raumgruppen-Nr. 2, Stellung 3)[2]Vorlage:Raumgruppe/2.3 mit den Gitterparametern a = 8,287 Å, b = 12,972 Å, c = 7,156 Å, α = 91,05°, β = 116,26° und γ = 90,15° sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.

Bei hohen Temperaturen verändert sich die Kristallstruktur von Anorthoklas. Die Grenztemperatur liegt zwischen 388 und 400 °C. Anorthoklas kristallisiert nun im monoklinen Kristallsystem in der Raumgruppe C2/m (Raumgruppen-Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12. Die Gitterparameter werden mit steigender Temperatur leicht größer, bei 750 °C sind sie a = 8,321 Å, b = 12,969 Å, c = 7,148 Å und β = 116,05°. Aufgrund der Symmetrie im monoklinen Kristallsystem sind die Winkel α und γ 90°.[6]

Eigenschaften

Anorthoklas ist sehr gut löslich in Flusssäure (HF), allerdings weniger löslich in Salzsäure (HCl).[7]

Bildung und Fundorte

Anorthoklas entsteht vor allem bei hohen Temperaturen in vulkanischen und subvulkanischen Gesteinen.[3]

Von Anorthoklas sind bisher rund 300 Fundorte dokumentiert (Stand 2021).[8]

Die Typlokalität des Minerals liegt auf der Insel Pantelleria im Freien Gemeindekonsortium Trapani in Italien.[9]

In Deutschland wurden neun Fundstellen ausgemacht. In Nordrhein-Westfalen gibt es eine Fundstelle im Siebengebirge bei Königswinter. In Rheinland-Pfalz sind die meisten Fundstellen, alle liegen sie in der Eifel. Dort gibt es eine Fundstelle bei Gerolstein und sechs Fundstellen am Laacher See (bei Kruft, Mendig und Niederzissen). Schlussendlich gibt es eine Fundstelle in Schleswig-Holstein in Lübeck, Ortsteil Travemünde.[10]

In Österreich sind drei Fundstellen bekannt. Die erste liegt im Burgenland bei Oberpullendorf in Kobersdorf am Vulkan Pauliberg. Eine weitere Fundstelle liegt im Bundesland Kärnten im Gebirgszug Koralpe im Dorfteil Waldenstein von Wolfsberg. Die dritte österreichische Fundstelle liegt im steirischen Anteil der Koralpe in Schwanberg.[10]

Weitere Fundstellen liegen in Algerien, Angola, der Antarktis, Argentinien, Äthiopien, Australien, Brasilien, China, Eritrea, Frankreich, Griechenland, Honduras, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, Libyen, Mexiko, Neuseeland, Nordkorea, Norwegen, Peru, Portugal, Russland, Ruanda, Schweden, der Slowakei, Spanien, Südafrika, Südkorea, Tansania, Tschechien, der Türkei, Ungarn, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten von Amerika.[10]

Siehe auch

Literatur

  • E. D. Mountain: Potash-oligoclase from Mt. Erebus, Antarctica and anorthoclase from Mt. Kenya, East Africa. In: Mineralogical Magazine. Band 20, Nr. 109, 1925, S. 331–345 (englisch, rruff.info [PDF; 610 kB; abgerufen am 5. Juli 2021]).
  • Eugene L. Bonduette, Arthur B. Ford: Physical properties of anorthoclase from antarctica. In: American Mineralogist. Band 51, Nr. 9–10, 1966, S. 1374–1387 (englisch, minsocam.org [PDF; 872 kB; abgerufen am 5. Juli 2021]).
  • R. de Pieri, S. Quareni: The crystal structure of an anorthoclase: an intermadiate feldspare. In: Acta Crystallographica. B29, Nr. 7, Juli 1973, S. 1483–1487, doi:10.1107/S0567740873004772 (englisch).
Commons: Anorthoclase – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. Die Nummerierung dieser Achsenstellung entspricht nicht der Reihenfolge der International Tables for Crystallography, da diese dort nicht aufgeführt wird.
  3. Anorthoclase. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 77 kB; abgerufen am 5. Juli 2021]).
  4. Anorthoclase. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 5. Juli 2021 (englisch).
  5. I. S. E. Carmichael, W. S. MacKenzie: The lattice parameters of high-temperature triclinic sodic feldspars. In: Mineralogical Magazine. Band 33, Nr. 266, September 1964, S. 949–962 (englisch, rruff.info [PDF; 577 kB; abgerufen am 5. Juli 2021]).
  6. George E. Harlow: The anorthoclase structure: the effects of temperature and composition. In: American Mineralogist. Band 67, 1982, S. 975–996 (englisch, minsocam.org [PDF; 2,4 MB; abgerufen am 5. Juli 2021]).
  7. Anorthoklas. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung, abgerufen am 5. Juli 2021.
  8. Localities for Anorthoclase. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 5. Juli 2021 (englisch).
  9. Typlokalität Pantelleria, Trapani, Sizilien, Italien beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 5. Juli 2021.
  10. Fundortliste für Anorthoklas/Anorthoclase beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 5. Juli 2021.
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