Anne Harrington

Harrington erwarb ihren PhD 1986 an der Oxford University und hatte im folgenden Forschungspositionen am Wellcome Institute for the History of Medicine in London und an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg inne. Sie ist im Board des Mind and Life Institutes und Mitherausgeberin der Zeitschrift Biosocieties.

In Reenchanted Science: Holism in German Culture from Wilhelm II to Hitler analysiert Harrington das Ganzheitsdenken in den Wissenschaften der Zwischenkriegszeit, das eine Mechanisierung und Entzauberung der Welt durch die modernen Naturwissenschaften behauptete. Nach Harrington kann der zeitgenössische Holismus im deutschsprachigen Raum nicht als homogene Bewegung verstanden werden. Neben einem nationalistischen Irrationalismus wurde das Ganzheitsdenken ebenfalls von liberalen Wissenschaftlern etwa im Rahmen der Gestaltpsychologie und der Neuropsychologie Kurt Goldsteins aufgegriffen. Der Zusammenhang von wissenschaftskritischem Ganzheitsdenken und nationalsozialistischer Ideologie bedürfe daher einer differenzierten Darstellung.

In weiteren Publikationen beschäftigt sich Harrington mit der Geschichte der Erforschung der Hemisphärenstruktur des Gehirns, des Placebo-Effekts und der Meditation.

• Medicine, Mind, and the Double Brain, Princeton University Press, 1987, ISBN 0-691-02422-7
• Reenchanted Science: Holism in German Culture from Wilhelm II to Hitler, Princeton University Press, 1999, ISBN 0-691-05050-3
  • Deutsche Übersetzung: Die Suche nach Ganzheit. Die Geschichte biologisch-psychologischer Ganzheitslehren. Vom Kaiserreich bis zur New-Age-Bewegung, rororo, Reinbek 2002, ISBN 3-499-55577-8
• The placebo effect: an interdisciplinary exploration, Cambridge, Mass. [u. a.], Harvard Univ. Press, 1997

• The Cure Within: A History of Mind-Body Medicine, W.W. Norton & Co, 2008, ISBN 0-393-06563-4

• Literatur von und über Anne Harrington im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
• Harvard-Website
• Interview des Boston Globes