Annakolibri

Der Annakolibri (Calypte anna) gehört zur Familie der Kolibris (Trochilidae). Die Art ist im Westen des nordamerikanischen Kontinents von British Columbia in Kanada bis Baja California in Mexiko verbreitet. Sie wird von der IUCN als „nicht gefährdet“ (least concern) eingestuft.

Annakolibri

Annakolibri (Calypte anna)

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Seglervögel (Apodiformes)
Familie: Kolibris (Trochilidae)
Gattung: Calypte-Kolibris
Art: Annakolibri
Wissenschaftlicher Name
Calypte anna
(Lesson, RP, 1829)

Aussehen

Der Annakolibri wird rund 10 Zentimeter lang und hat eine Flügelspannweite von 11,4 bis 12,1 Zentimetern. Die Kolibriart erreicht ein Gewicht von 4 bis 4,5 Gramm.[1] Die Geschlechter weisen in der Färbung des Gefieders einen deutlichen Dimorphismus auf. Das Gefieder schimmert bei den Männchen und Weibchen metallisch grün. Jungvögel und Weibchen erkennt man an der grauen Kehle und dem grünen Oberkopf. Die Kehle des Weibchens ist rot markiert. Beim Männchen sind Oberkopf und Kehle rot.

Verbreitung

Verbreitung des Annakolibris

Der Annakolibri lebt im westlichen Nordamerika von British Columbia in Kanada über die US-Staaten Washington, Oregon und Kalifornien über den Süden Arizonas und New Mexicos bis in die mexikanischen Staaten Sonora und das nördliche Baja California.[2] Er bevorzugt dichte Vegetation wie Hecken und Büsche. Die Vögel besiedeln aber auch Parks, Gärten und offene Wälder.

Nahrung

Die Nahrung des Annakolibris besteht hauptsächlich aus Blütennektar und Pollen. Die gegabelte Zunge eignet sich speziell für die Aufnahme von flüssigem Nektar, den der kleine Vogel im Flug aus den Blütenkelchen aufnimmt.[3] Ergänzend werden Insekten gefressen, was eine ausreichende Versorgung mit Eiweiß sicherstellt.

Fortpflanzung

Nest
Jungvogel

Bei der Balz machen die Männchen Sturzflüge aus bis zu dreißig Metern Höhe.[4] Dabei erzeugt das Männchen eine Reihe von Geräuschen, deren lautestes und markantestes an der tiefsten Stelle des Fluges erklingt, bevor es wieder an Höhe gewinnt. Der Ursprung dieses Klangs war unter Biologen lange Zeit umstritten. Forscher haben herausgefunden, dass die Innenseiten der äußersten Schwanzfedern zu vibrieren beginnen, wenn das Männchen beim Sturzflug die Geschwindigkeit von 23 Metern pro Sekunde überschreitet.[5] Die Schwanzfedern schwingen dabei ähnlich wie das Rohrblatt im Mundstück einer Klarinette. Der Ton klingt dann wie ein Zirpen.

Das Männchen begattet häufig mehrere Weibchen, trennt sich danach aber jeweils sofort von ihnen. Nach der Begattung wird in niedriger Höhe ein kleines Nest aus Spinnweben, Pflanzenwolle, Flechten oder Moos gebaut. Das Nest wird versteckt in einem Strauch oder einem Baum angelegt. Das Weibchen legt zwei Eier, die Jungvögel schlüpfen nach einer Brutzeit von 14 bis 19 Tagen. Die Küken sind beim Schlupf blind und ungefiedert. Nach 18 bis 23 Tagen sind die Jungen flügge.

Feinde

Neben dem Menschen, der den Lebensraum des Annakolibris zerstört und Teile dieses Vogels zu Schmuck verarbeitet, haben die Kolibris auch natürliche Feinde wie Schlangen, Katzen und Greifvögel.

Gefährdung

Der Gesamtbestand dieser Art wird derzeit nicht als bedroht angesehen. In der Roten Liste der Weltnaturschutzunion wird der Annakolibri daher in der Kategorie „nicht gefährdet“ (least concern) geführt.

Rekorde

Annakolibri (Weibchen)

Bezogen auf ihre Körpergröße sind Annakolibris die wohl schnellsten Wirbeltiere der Welt.[6] So erreichen die Tiere bei ihren Balzflügen (s. o.) Geschwindigkeiten von 385 Körperlängen pro Sekunde (entspricht 27,3 m/s oder 98,28 km/h) bei Beschleunigungswerten von etwa dem Zehnfachen der Erdbeschleunigung. Zum Vergleich: Wanderfalken kommen im Sturzflug auf Geschwindigkeiten von bis zu 200 Körperlängen pro Sekunde, Kampfjets, wie zum Beispiel die MiG-25 (ein Mach 3 schneller Abfangjäger), erreichen dagegen maximal nur das rund 40-fache ihrer Gesamtlänge.

Unterarten

Im Moment sind keine Unterarten des Annakolibris bekannt. Er gilt als monotypisch.[7] Trochilus icterocephalus Nuttall, 1840 ist ein Synonym für den Annakolibri. Thomas Nuttall hielt irrtümlich ein Exemplar mit von Blütenpollen gelb gefärbtem Kopf für eine eigene Art.[8]

Etymologie und Forschungsgeschichte

Annakolibri (Männchen)

René Primevère Lesson beschrieb den Annakolibri unter dem Namen Ornismya Anna. Als Fundort nannte er Kalifornien. Das Typusexemplar wurde von Paul-Émile Botta gesammelt und kam 1829 ins Naturalienkabinett von François Victor Masséna, dem zweiten Herzog von Rivoli und dritten Fürsten von Essling (1799–1863).[9] Später wurde die Art der 1856 von John Gould neu eingeführten Gattung Calypte zugeordnet.[10] Der Ursprung des Namens Calypte ist nicht ganz eindeutig. Eventuell ist das Wort vom griechischen καλύπτρη, καλύπτω kalýptē, kalýptō für „Schleier, bedecken“ abgeleitet.[11] Laut Elliott Coues (1842–1899) könnte Calypte ein Name sein, der durch Kalypso aus der griechischen Mythologie hervorging.[12] Das Artepitheton anna widmete Lesson Anna Debelle Masséna, Prinzessin von Essling und Herzogin von Rivoli (1802–1887).[13]

Quellen

Literatur

  • Dieter Poley: Kolibris – Trochilidae. Die Neue Brehm-Bücherei, Band 484, 3. Auflage, ISBN 3-89432-409-0.
  • H. Folger: Kolibris – Ihre Lebensweise und Haltung. Eugen Ulmer, Stuttgart, 1982, ISBN 3-8001-7073-6.
  • S. Weidensaul: Kolibris – Fliegende Diamanten. Karl Müller, Erlangen, 1990
  • Bernhard Grzimek: Grzimeks Tierleben. Band 7–9 Vögel, Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 1993, ISBN 3-423-05970-2.
  • James A. Jobling: Helm Dictionary of Scientific Bird Names. Christopher Helm, London 2010, ISBN 978-1-4081-2501-4.
  • René Primevère Lesson: Histoire naturelle des oiseaux-mouches, ouvrage orné de planches desinées et gravée par les meilleurs artistes et dédié A S. A. R. Mademoiselle 81 Tafeln (Prêtre, Antoine Germain Bevalet, Marie Clémence Lesson nach Louis Pierre Vieillot, Antoine Charles Vauthier nach William Swainson, Pancrace Bessa, Elisa Zoé Dumont de Sainte Croix). Arthus-Bertrand, Paris 1829 (online [abgerufen am 22. Juni 2014]).
  • Elliott Coues: The Coues Check List of North American Birds. Revised to Date, and entirely Rewritten, under the Direction of the Author, with a dictionary of the Etymology, Orthographie, and Orthoepy of the scientific names, the concordance of previous lists, and a catalogue of his ornithological publications. 2. Auflage. Estes ans Lauriat, Boston 1882 (online [abgerufen am 22. Juni 2014]).
  • John Gould: A monograph of the Trochilidæ, or family of humming-birds. Band 3, Lieferung 11. Taylor and Francis, London 1856 (online [abgerufen am 22. Juni 2014]).

Einzelnachweise

  1. Anna's Hummingbird (Calypte anna) (Memento des Originals vom 18. April 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.oceanoasis.org
  2. University of Michigan Museum of Zoology
  3. Evolution. Wie die Zunge das Leben formte Süddeutsche Zeitung, abgerufen am 31. Dezember 2023
  4. Annakolibri, Welt.de, Wissenschaft
  5. Wenn die Stimme nicht reicht. Auf: wissenschaft.de vom 30. Januar 2008.
  6. C. J. Clark: Courtship dives of Anna's hummingbird offer insights into flight performance limits. In: Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences. 276, 2009, S. 3047, doi:10.1098/rspb.2009.0508.
  7. IOC World Bird List Hummingbirds
  8. Christopher J. Clark, Stephen M. Russell: Anna's Hummingbird – Calypte anna – Subspecies. In: birdsoftheworld.org. Birds of the World, 2020, abgerufen am 15. November 2022 (englisch).
  9. René Primevère Lesson, S. XXXI, 205–206, Tafel 74
  10. John Gould, Tafel 134, 135, 136 plus dazugehöriger Text
  11. James A. Jobling, S. 86.
  12. Elliott Coues, S. 74.
  13. René Primevère Lesson, S. 205.
Commons: Annakolibri – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Commons: Tonaufnahme Annakolibri, 1,14 Min. 1,02 MB

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