Anna de Noailles
Anna Élisabeth Bibesco de Brancovan, verh. Comtesse de Noailles (* 15. November 1876 in Paris; † 30. April 1933 ebenda) war eine französische Schriftstellerin rumänischer Abstammung, die sich vor allem als Lyrikerin betätigte.
Leben
Anna Élisabeth Bibesco de Brancovan war Tochter des Bojaren Grégoire Bibesco-Bassaraba de Brancovan (Sohn des Fürsten Gheorghe Bibescu) und der griechischstämmigen Helena Ralouka Musuruş-Paşa.[1]
Ihr Urgroßvater, Stefan Vogorides (rumänisch: Ştefan Vogoride), auch Stephaniki, Bei von Samos genannt, war im Jahr 1821 stellvertretender Machthaber (Kaymakam) des damals unter türkischer Oberhoheit stehenden Fürstentums Moldau, das sich 1859 mit dem Fürstentum Walachei zum Fürstentum und späteren Königreich Rumänien zusammenschloss.
Anna wuchs auf im Schoss ihrer traditionell frankophilen Familie in Paris und wurde ausschließlich von Gouvernanten und Hauslehrern mit Hilfe der väterlichen Bibliothek unterrichtet. Sie war oft zugegen in dem Salon, den ihre Mutter im Stadtpalais der Brancovans führte. Schon mit 13 Jahren schrieb sie leidenschaftliche Gedichte.
Im Jahre 1897 heiratete sie in Paris den aus altadeliger französischer Familie stammenden Mathieu Fernand Frédéric Pascal, Comte [Graf] de Noailles (1873–1942). Aus der Ehe, die allen Berichten zufolge glücklich verlief, ging ein Sohn hervor, Anne Jules (1900–1979).
25-jährig veröffentlichte Anna de Noailles 1901 den ersten einer langen Reihe von Gedichtbänden. Die Dichterkollegen, allen voran Marcel Proust, aber auch der Komponist Reynaldo Hahn und die Schauspielerin Sarah Bernhardt waren hingerissen von der Bildersprache und der Ausdruckskraft der Gedichte, die für heutige Leser allerdings vielleicht zu sehr dem blumigen Stil der Zeit entsprechen.
In dem Literarischen Salon der schönen Comtesse verkehrte bald die geistige Elite ihrer Zeit, unter anderem Francis Jammes, Paul Claudel, Colette, André Gide, Frédéric Mistral, Robert de Montesquiou, Paul Valéry, Jean Cocteau, Alphonse Daudet, Pierre Loti und Max Jacob.
Ab Anfang der 1920er Jahre war sie durch eine tückische Krankheit zunehmend ans Bett gefesselt und musste ihre gesellschaftlichen Aktivitäten radikal reduzieren. Ihre Schaffenskraft blieb jedoch bis zu ihrem Tod im April 1933 ungebrochen. Anna Élisabeth, Comtesse de Noailles wurde auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise bestattet. Ihr Herz wurde auf dem kleinen Friedhof von Amphion-les-Bains beigesetzt.
Auszeichnungen
- 1910 Literaturpreis der Académie Française
- 1921 Aufnahme in die Académie Royale Belge de Langue et de Littérature Françaises
- 1921 Mitglied in der kleinen Académie des Jeux Floraux de Toulouse
- 1931 Commandeur de la Légion d'Honneur
Werke (Auswahl)
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Literatur
- Edmée de la Rochefoucauld: Anna De Noailles. French & European Publications, New York 1965; wieder 2004, ISBN 0-320-05590-6
- Fondation Singer-Polignac: Anna de Noailles. Méridiens Klincksieck, Paris 1986
- François Broche: Anna de Noailles. Robert Laffont, Paris 1989, ISBN 2-221-05682-5
- Angela Bargenda: La Poésie d'Anna de Noailles. L'Harmattan, Paris 1990, 2000 ISBN 273843682X
- Catherine Perry: Persephone Unbound: Dionysian Aesthetics in the Works of Anna de Noailles. Associated University Presses, New Jersey 2004, ISBN 0-8387-5499-6
- Maria Elena Galidescu: Exiltranslation, "Scenes & Frames" – Sprachwandel im Exil. Reflexion des Rumänischen in der internationalen Literatur am Beispiel von Noailles, Tzara, Eliade, Celan, in Das Rumänische und seine Nachbarn. Reihe: Forum Rumänien. Hg. Thede Kahl. Frank & Timme, 2009, S. 245–278
Weblinks
- Anna de Noailles. In: FemBio. Frauen-Biographieforschung (mit Literaturangaben und Zitaten).
- Anna de Noailles: Petite introduction.
- Das dritte Wunder Frankreichs (Memento vom 5. Januar 2009 im Internet Archive) (PDF-Datei; 118 kB)
- De Noailles: Die Königin von Paris, 2. Januar 2004 (abgerufen am 18. November 2013)
- Anna-Elisabeth de Brancovan, comtesse Mathieu de Noailles (französisch)
Einzelnachweise
- Ionescu, Ștefan; Panait, Panait I. (1969), Constantin Vodă Brîncoveanu: Viața. Domnia. Epoca, Bucharest: Wissenschaftlicher Verlag, S. 160–161