Andreas Schmitten

Andreas Schmitten (* 1980 in Mönchengladbach) ist ein deutscher Bildhauer und Zeichner.

Leben

Andreas Schmitten studierte Philosophie und Kunstgeschichte an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und Bildhauerei bei Hubert Kiecol und Georg Herold an der Kunstakademie Düsseldorf.[1] Er verbrachte mehrere Jahre in den USA.[2]

Werk

Skulptur vor Museum Kurhaus Kleve

Bekannt ist Schmitten für komplexe, „raumgreifende“ Installationen „aus einer Synthese von inhaltlicher Kraft, opulenter Ästhetik und formalem Reiz“.[3]

In der Planungsphase seiner Kunstwerke beschäftigt Schmitten sich mit Fragen über die Menschen und die Orte mit ihrer jeweiligen Geschichte, den scheinbar banalen, funktionalen Objekten, die er schafft, und den kulturellen Strukturen, die sich aus seinem Handeln ergeben. Bei seinen multidisziplinären Kunstwerken handelt es sich „um frei stehende Skulpturen, um skulptural bespielte Vitrinen, die als ‚gebaute Bilder‘ beschrieben wurden, an der Wand oder im Raum, um Modelle, um Installationen sowie um Zeichnungen und Bildergeschichten.“[4] Schmitten nimmt in seinen Werken Anleihen von Objekten aus Religion, Theater und Warenwelt. Für die Realisierung setzt er schon seit der Studienzeit verschiedene, aber für jedes Werk charakteristische, unverwechselbare Materialien ein: Holz, Stoffe, Nadeln, Garne, verschiedenste Kunststoffe, Metalle, Leuchtstoffröhren oder LEDs, Acryllack, Bunt- und Pigmentstiften sowie Papier und Pappe. Allen seinen Kunstwerken gemein ist eine technisch perfekte Ausführung, oft eine auffällige, aber ansprechende Farbigkeit, eine makellos glatte, reflektierende Oberfläche sowie elegant gerundete Formen, die sich auf Art déco oder Modernismus zu beziehen scheinen und eine Wiedererkenn- oder Interpretierbarkeit suggerieren. Hierzu schrieb der Kunstverein Bremerhaven: „Doch trotz dieser Klarheit, trotz der freundlichen Farbigkeit und der makellosen Ausführung stellt sich nicht selten eine Melange aus Faszination und Befremden ein. Denn der schöne Anschein kontrastiert mit paradoxen, skurrilen Geschichten, mit Verfall und Vergänglichkeit oder einer geradezu kühlen, abweisenden formalen Konsequenz.“[4]

Für das Treppenhaus im Kunstmuseum Bonn entwarf Schmitten 2012 die Installation „Requisite in Weiß und Rot. Das Treppenhaus im Museum“. Die Bezüge zum Film und zum Körpergefühl der Betrachter in der komplexen Form des Treppenhauses wurden mit dem Kunstpreis „Start des Kunstmuseums“ gewürdigt.[5][6][7]

2013 bekam Schmitten von der Direktorin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Marion Ackermann, den Auftrag, den Vortragssaal und den Barbereich im Schmela-Haus neu zu gestalten. Um in dem Bau des Architekten Aldo van Eyck eine neue Atmosphäre zu schaffen, entstanden farbenfrohe Bereiche im Stil der 1950er-Jahre, für das Schmitten Möbel, Beleuchtung, Armaturen und Dekorelemente entwarf und teilweise eigenhändig fertigte.[8]

Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Peter und Irene Ludwig Stiftung durfte Schmitten das ehemalige Wohnhaus des Ehepaars Ludwig in Aachen (heute: Sitz der Stiftung) „rekonfigurieren“: Nachdem er sich mit der Geschichte des Hauses und seiner Bewohner auseinandergesetzt hatte, gab er der Fassade des Gebäudes einen knalligen Magenta-Anstrich und installierte bunte Baldachine und Markisen, sodass es an eine Hollywoodvilla erinnerte.[9][10]

Andreas Schmitten erhielt für sein Werk mehrere Auszeichnungen und Preise, unter anderem den Kunstpreis „Start des Kunstmuseums Bonn“ (2012), den Förderpreis der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland (2013) und den Falkenrot-Preis, Künstlerhaus Bethanien, Berlin (2017).[11][12]

Seit 2022 ist Andreas Schmitten Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste.[13]

Öffentliche Sammlungen

Einzelausstellungen (Auswahl)

Publikationen

  • Bodies. Künstlerhaus Bethanien (Berlin), Andreas Schmitten (Neuss), König Galerie (Berlin), Schönewald (Düsseldorf) and Koenig Books (London), 2017.
  • Chimera Electrified. König Galerie (Berlin), Schönewald und Beuse (Düsseldorf), Koenig Books (London), 2017.
  • Nothing New. Kunstpalais Erlangen, Koenig Books (London), 2019.
  • Stehend im Raum/ Standing in Space. Kunstverein Bremerhaven, Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König (Köln), 2023.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Verleihung des Stipendiums 2012 der Gesellschaft von Freunden und Förderern der Kunstakademie Düsseldorf an Andreas Schmitten aus der Klasse Prof. Herold. Abgerufen am 9. Dezember 2022.
  2. Andreas Schmitten – Künstler im Weltkunstzimmer. In: weltkunstzimmer.de. Das Kunstzentrum der Hans Peter Zimmer Stiftung, Düsseldorf, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 10. März 2024.
  3. Ausstellungen – Archiv – Andreas Schmitten 13.05.2018–26.08.2018. In: mkk.art. Museum Kurhaus Kleve, abgerufen am 9. Februar 2024.
  4. Andreas Schmitten – Stehend im Raum. Kunstverein Bremerhaven, abgerufen am 10. Dezember 2022.
  5. Thomas Kliemann: Ein Hauch von „Shining“. Kunstpreis Start. In: General-Anzeiger (Bonn). 27. November 2012 (ga.de [abgerufen am 9. Februar 2024]).
  6. Kunstpreis Start an Andreas Schmitten. In: kunstmarkt.com. Abgerufen am 9. Dezember 2022.
  7. Andreas Schmitten – Kunstpreis Start 12/13. In: art-in.de. 1. Dezember 2012, abgerufen am 12. Dezember 2022.
  8. Helga Meister: Künstler Andreas Schmitten: Raumverwandler und Senkrechtstarter. In: Westdeutsche Zeitung. 4. September 2014 (wz.de [abgerufen am 11. Dezember 2022]).
  9. Andreas Schmitten In Conversation with Carla Cugini and Benjamin Dodenhoff. König Galerie, archiviert vom Original am 11. Dezember 2022; abgerufen am 10. März 2024 (englisch).
  10. Oliver Jungen: Die Schoko-Villa wird zur Barbie-Bude. Haus des Sammlerpaars Ludwig. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 25. Juni 2022 (faz.net [abgerufen am 11. Dezember 2022]).
  11. Blog Andreas Schmitten. Abgerufen am 9. Dezember 2022.
  12. Falkenrot Preis 2017 – Andreas Schmitten. Abgerufen am 26. Februar 2024.
  13. Neue Mitglieder 2022: Andreas Schmitten (Klasse der Künste). In: awk.nrw. Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste, abgerufen am 9. Februar 2024.
  14. Ausstellung „Die Bildhauer“ in der Kunstsammlung NRW. In: wa.de. Westfälischer Anzeiger, 6. März 2013, abgerufen am 9. Dezember 2022.
  15. Galerielegende – THE LINK to #urbanana: Schmela Haus F3 von Aldo van Eyck. In: thelink.berlin. Stadt. Land. Architektur. Digitalmagazin über Baukultur., abgerufen am 11. Dezember 2022.
  16. Andreas Schmitten. Graf-Adolf-Strasse, Düsseldorf. In: linnluehn.com. Galerie Linn Lühn, abgerufen am 9. Dezember 2022.
  17. Andreas Schmitten: Chimera Electrified. Koenig Books, London 2017, ISBN 978-3-96098-083-4, S. 112 (deutsch, englisch).
  18. Andreas Schmitten. König Galerie, abgerufen am 11. Dezember 2022.
  19. Andreas Schmitten: Bodies. Hrsg.: Künstlerhaus Bethanien GmbH (= Falkenrot Preis). Koenig Books, London 2017, ISBN 978-3-96098-240-1, S. 166 (deutsch, englisch).
  20. Andreas Schmitten – Museum Kurhaus Kleve. In: Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. (Hrsg.): Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung. Band 78, 2018, ISBN 978-3-934935-87-7, S. 60.
  21. Andreas Schmitten – König London – 5 September – 29 September 2018. In: koeniggalerie.com. König Galerie, abgerufen am 10. März 2024 (englisch).
  22. Radek Krolczyk: Die reine Leere des Andreas Schmitten. In: Die Tageszeitung. 3. August 2019 (taz.de [abgerufen am 12. Dezember 2022]).
  23. Leonie Pfennig: Art-Cologne-Woche – Die beste Kunst im Rheinland. In: monopol. 5. April 2019, abgerufen am 9. Dezember 2022.
  24. Andreas Schmitten. Nothing New. In: kunstpalais.de. Kunstpalais Erlangen, abgerufen am 9. Dezember 2022.
  25. Andreas Schmitten: Nothing new. 46 stories of hope and recovery. Koenig Books, London 2019, ISBN 978-3-96098-579-2, S. 159 (englisch).
  26. Andreas Schmitten Sesshaft. König Galerie, abgerufen am 7. Dezember 2022.
  27. Andreas Schmitten. In: ocula.com. Abgerufen am 9. Dezember 2022.
  28. Andreas Schmitten – Skulpturen. Skulpturenpark Waldfrieden, abgerufen am 9. Dezember 2022.
  29. Andreas Schmitten. Einst, den Anderen... Schönewald Kunsthandel, Düsseldorf, abgerufen am 11. Dezember 2022.
  30. Vitrinen. g2-leipzig.de, abgerufen am 9. Februar 2024.
  31. Andreas Schmitten. Zeichnungen. Abgerufen am 9. Februar 2024.
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