Andreas Reichlin von Meldegg

Andreas Reichlin von Meldegg, auch Andreas Reichlin der Ältere oder Andreas von Überlingen (* um 1402; † 27. Juli 1477 im Kloster Salem), war ein Konstanzer Patrizier, der am Bodensee als Arzt und Apotheker arbeitete.

Wappen der Familie

Leben

Nach seinem Studium 1416 in Heidelberg und 1423 in Padua arbeitete Andreas Reichlin 1433 als physicus juratus (Amtsarzt bzw. Stadtphysicus) in Konstanz, als Konzilsarzt beim Konzil von Basel und als Leibarzt des Kaisers Friedrich III. und des Papstes Pius II.

Das Reichlin-von-Meldegg-Haus

1455 zog Andreas Reichlin nach Überlingen, heiratete in eine dortige Ratsfamilie, erhielt 1456 das Überlinger Bürgerrecht und eröffnete im selben Jahr eine Apotheke. Er ließ 1462 das heute Reichlin-von-Meldegg-Haus genannte Gebäude im damals hochmodernen florentinischen Frührenaissance-Stil errichten, welches heute das städtische Museum beherbergt.

Die Familie von Meldegg soll aus dem Kanton St. Gallen stammen. Um 1400 soll der letzte männliche Spross Hans von Meldegg das Familienwappen seinem Freund Jodokus Reichlin übertragen haben, wodurch der Doppelname des schwäbischen Adelsgeschlechts entstanden ist. 1465 ließ sich Andreas Reichlin durch Kaiser Friedrich III.[1] das Meldeggische Wappen bestätigen.

Andreas Reichlin war dreimal verheiratet und hatte fünf Kinder. Als Stadtarzt von Überlingen folgte ihm sein Sohn Matthias († 1510). Sein Sohn Georg († 1487) wurde Stadtamtmann von Überlingen. Und sein Sohn Klemens († 1516) wurde 1484 Bürgermeister von Überlingen, ist ab 1497 als Teilhaber der Großen Ravensburger Handelsgesellschaft genannt[2] und 1498/1500 Bundesrat des Schwäbischen Bundes.[3][4]

Philosophische Prägung

Andreas Reichlin von Meldegg war mit Nikolaus von Kues befreundet.[5]

Tod

Andreas Reichlin von Meldegg ist im Bruderchor des Salemer Münsters beigesetzt.[6]

Werke

  • Regierung und Ordnung wider die Pestilenz
  • Pestilenz Büchlein, erschienen um 1450, Neuauflage 1512

Literatur

  • Günther Thömmes: Das Erbe des Bierzauberers: Historischer Kriminalroman. Gmeiner-Verlag, 2009, ISBN 978-3-8392-3422-8, S. 211 (google.com [abgerufen am 8. Januar 2013]).
  • Hartmut Boockmann: Die Stadt im späten Mittelalter. C.H.Beck, 1986, ISBN 978-3-406-31565-7, S. 315 (google.com [abgerufen am 8. Januar 2013]).
  • Marion Harder-Merkelbach: Der Medicus vom Bodensee. Edition Isele, Eggingen, 2008, ISBN 978-3-86142-457-4. (historischer Roman)
  • Gundolf Keil: Reichlin, Andreas d. Ä. (Andreas von Überlingen). In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1228 f.
  • Oswald Burger: Die Pesttraktate der Ärzte Reichlin von Meldegg. Vom Leben und Wirken einer Überlinger Arztfamilie in früheren pandemischen Zeiten. In: Leben am See. Das Jahrbuch des Bodenseekreises Band 39. Verlag Senn Tettnang 2021. ISBN 978-3-88812-551-5. S. 310–318

Einzelnachweise

  1. Gundolf Keil: Reichlin [...]. 2005, S. 1228.
  2. Aloys Schulte: Geschichte der grossen Ravensburger Handelsgesellschaft. In: Deutsche Handelsakten des Mittelalters und der Neuzeit. Band 3. Deutsche Verlagsanstalt, 1923, S. 195, 196.
  3. http://www.genealogy.net/privat/schifferdecker/reichlin.htm
  4. Horst Carl: Der Schwäbische Bund 1488-1534: Landfrieden und Genossenschaft im Übergang vom Spätmittelalter zur Reformation. DRW-Verlag, 2000, ISBN 978-3-87181-424-2 (google.de [abgerufen am 30. November 2022]).
  5. Promiarzt und Vordenker - Andreas Reichlin von Meldegg. In: Dominik Gügel: 50 x Bodensee. Silberburg Verlag Tübingen, 2020. ISBN 978-3-8425-2198-8. S. 56–57.
  6. Promiarzt und Vordenker - Andreas Reichlin von Meldegg. In: Dominik Gügel: 50 x Bodensee. Silberburg Verlag Tübingen, 2020. ISBN 978-3-8425-2198-8. S. 56–57.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.